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Page 1: beliveau krebszellen CS55.indd 1 21.08.2014 07:06:44 · 2016-04-25 · Dr. med. Denis Gingras Krebszellen mögen keine Himbeeren Nahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem stärken

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Buch

Prof Dr med Richard Beacuteliveau und Dr med Denis Gingras haben

den Zusammenhang von Ernaumlhrung und Krebs erforscht und kom-

men zu dem revolutionaumlren Ergebnis dass der Verzehr bestimmter

Lebensmittel ein Schluumlsselfaktor zur Reduzierung des Krebsrisikos ist

und sogar das Wachstum von Mikrotumoren stoppen kann

Die international fuumlhrenden Krebsforscher und Molekularmediziner

fuumlhren leicht verstaumlndlich in die komplexen Ablaumlufe der Krankheit

und die verschiedenen Praumlventions- und Therapiemoumlglichkeiten ein

Uumlbersichtlich stellen sie Nahrungsmittel Getraumlnke und Gewuumlrze wie

Himbeeren Brokkoli gruumlnen Tee oder Kurkuma vor die groszlige Men-

gen an krebshemmenden Inhaltsstoffen enthalten Wichtige Hin-

weise zum Verzehr und der Wirkungsweise geben verlaumlssliche An-

haltspunkte fuumlr die taumlgliche Ernaumlhrung Mit einer einfachen Umstel-

lung der Essgewohnheiten kann man der Krankheit wirkungsvoll

vorbeugen und die Behandlung auf natuumlrliche Weise unterstuumltzen

Autoren

Prof Dr med Richard Beacuteliveau zaumlhlt zu den fuumlhrenden Medizinern im

Bereich der Krebsforschung Er ist Professor fuumlr Biochemie und In-

haber des Lehrstuhls fuumlr Krebspraumlvention und -behandlung an der

Universiteacute du Queacutebec in Montreal Auszligerdem ist er Professor an der

medizinischen Fakultaumlt der Universiteacute de Montreacuteal und Inhaber des

Claude-Bertrand-Lehrstuhls fuumlr Neurochirurgie sowie Leiter des La-

bors fuumlr Molekularmedizin im Krebsforschungszentrum Charles Bru-

neau des Hocircpital Sainte-Justine Montreal

Dr med Denis Gingras ist Krebsforscher am Labor fuumlr Molekularme-

dizin des Hocircpital Sainte-Justine Montreal

Von den beiden Autoren ist auszligerdem das Buch raquoKrebszellen moumlgen

keine Himbeeren Das Kochbuchlaquo auf deutsch erschienen

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Prof Dr med Richard BeacuteliveauDr med Denis Gingras

Krebszellen moumlgen keine Himbeeren

Nahrungsmittel gegen Krebs

Das Immunsystem staumlrken und gezielt vorbeugen

Aus dem Franzoumlsischen von Hanna van Laak

Labor fuumlr Molekularmedizin

Hocircpital Sainte-Justine und

Universiteacute du Queacutebec in Montreacuteal

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Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100

Das fuumlr dieses Buch verwendete FSCreg-zertifizierte Papier

Profibulk von Sappi liefert IGEPA

12 Auflage

Vollstaumlndige Taschenbuchausgabe April 2010

Wilhelm Goldmann Verlag Muumlnchen

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Originaltitel Les aliments contre le cancer

Copyright copy 2005 Eacuteditions du Treacutecarreacute

Published under arrangement with Eacuteditions du Treacutecarreacute

une division de Queacutebeacutecor Meacutedia Inc Outremont Qc Canada

Copyright copy fuumlr die deutsche Ausgabe 2007

Koumlsel-Verlag Muumlnchen in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Umschlaggestaltung Uno Werbeagentur Muumlnchen ndash

nach Vorlage der Originalausgabe Cyclone design communications

Grafische Konzeption Cyclone design communications

Umschlagmotiv copy Fine Pic

Fotos S 15 96 114115 154 178 190 280 299 326327 328 Tango

Satz Barbara Rabus

Druck und Bindung Těsınskaacute Tiskaacuterna Česky Těsın

MV Herstellung IH

Printed in the Czech Republic

ISBN 978-3-442-17126-2

wwwgoldmann-verlagde

Die Ratschlaumlge in diesem Buch wurden von den Autoren und

vom Verlag sorgfaumlltig erwogen und gepruumlft dennoch kann

eine Garantie nicht uumlbernommen werden Eine Haftung der

Autoren bzw des Verlags und seiner Beauftragten fuumlr Perso-

nen- Sach- und Vermoumlgensschaumlden ist ausgeschlossen

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Dieses Buch ist allen Kindern gewidmet

die an Krebs leiden

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Inhalt

Vorwort (Pierre Bruneau) 9

Vorwort (William W Li) 11

Einleitung 14

T E I L I Krebs ein schrecklicher Feind 17

1 Die Geiszligel Krebs 19

2 Was ist Krebs 41

3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung

die Angiogenese 59

4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung 73

5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe

ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller 99

T E I L I I Nutrazeutika krebshemmende Nahrungsmittel 117

6 Krebszellen verabscheuen Kohl 119

7 Knoblauch und Zwiebeln oder

Wie man den Krebs in die Flucht schlaumlgt 139

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8 Soja ndash nichts Unbekanntes mehr 155

9 Kurkuma die Entdeckung eines

krebshemmenden Gewuumlrzes 179

10 Gruumlner Tee Balsam fuumlr die Seele und

Waffe gegen Krebs 191

11 Die Liebe zu den Beeren 207

12 Die Omega-3-Fettsaumluren

endlich gute Fette 227

13 Die Tomate die beste Freundin

der Prostata 239

14 Zitrusfruumlchte Anti-Krebs-Molekuumlle

in der Schale 249

15 In vino veritas 259

16 Schokolade eine gesunde Leidenschaft 281

T E I L I I I Nutratherapie im Alltagsleben 291

17 Nahrungsergaumlnzungsmittel ndash

ein Mehr an Problemen 293

18 Auf den Speiseplan Kampf dem Krebs 301

Danksagungen 329

Bibliographie 331

Register 342

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Kohl

Knoblauch

Mango

Apfel

Tee

Heidelbeere

Getreide

Zitrone

Broccoli

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9

Vorwort

Dieses Buch ist ein unverzichtbares Werk fuumlr all diejenigen die

sich mehr oder minder intensiv mit Krebs beschaumlftigen Unver-

zichtbar weil es uns vielleicht zum ersten Mal die Moumlglichkeit

bietet die Sichtweise von Forschern kennenzulernen die in der

Krebsforschung aktiv sind weil es uns in die Lage versetzt die

erreichten Fortschritte zu beurteilen und was noch wichtiger

ist zu erfahren mit welchen Mitteln diese schreckliche Krank-

heit ihrer Ansicht nach am besten zu bekaumlmpfen ist Waumlhrend

wir von einer Flut von widerspruumlchlichen Informationen uumlber

Krebs uumlberschwemmt werden schenkt dieses Buch der breiten

Oumlffentlichkeit einen wahren Schatz an fundiertem Wissen das

uns endlich ein klares Urteil ermoumlglicht

Ob wir nun direkt von Krebs betroffen sind oder nicht Wir

muumlssen zugeben dass diese Krankheit uns alle beunruhigt hellip

Was koumlnnen wir tun wie koumlnnen wir vorbeugen Wenn wir per-

soumlnlich betroffen sind sagen wir uns dass man alles versuchen

muss um die Krankheit zu heilen Ich selbst habe das mit mei-

nem Sohn Charles erlebt Bei Ausbruch der Krankheit fragten

wir uns ob wir nicht doch mehr haumltten tun koumlnnen

Dieses Buch ist weit mehr als eine populaumlrwissenschaftliche

Abhandlung vielmehr stellt es tiefgreifende Uumlberlegungen dar-

uumlber an welche Auswirkungen unsere Lebensweise besonders

die in den Industrielaumlndern vorherrschende auf das Risiko einer

Krebserkrankung hat Haben wir im Zeitalter der beispiellosen

technischen Moumlglichkeiten in dem wir all unsere Hoffnungen

und Energie auf die Entdeckung neuer Medikamente gegen

den Krebs setzen wirklich daruumlber nachgedacht was wir selbst

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Vorwort

10

unternehmen koumlnnen um diese Krankheit zu verhindern

Koumlnnte die immer noch anhaltende Zunahme bestimmter

Krebsarten die in den letzten Jahren zu beobachten war mit

gravierenden Veraumlnderungen unserer Lebensweise zusammen-

haumlngen Nutzen wir wirklich alle verfuumlgbaren Mittel um diese

Krankheit zu bekaumlmpfen Meiner Ansicht nach leistet dieses

Buch in dieser Hinsicht einen herausragenden Beitrag zu unse-

rer Wahrnehmung von Krebs Denn den Krebs bekaumlmpfen be-

deutet nicht nur dass wir die Tumoren besiegen die sich in un-

serem Koumlrper entwickelt haben sondern auch dass wir alles

tun damit diese Tumoren sich erst gar nicht entwickeln koumlnnen

Wir houmlren oft dass Wissenschaftler betonen welch groszlige Be-

deutung eine gesunde Ernaumlhrung fuumlr unsere koumlrperliche Fitness

hat Dieses Buch geht jedoch viel weiter denn es zeigt dass

scheinbar so banale Lebensmittel wie Kohl Knoblauch oder

auch unsere koumlstlichen Sommerbeeren hochwirksame Mole-

kuumlle enthalten die den Krebs bekaumlmpfen indem sie am Ur-

sprung der Krankheit selbst ansetzen das heiszligt indem sie de-

ren Entwicklung verhindern Was wir essen bleibt nicht ohne

Folgen Ganz im Gegenteil ndash Essen ist ohne Zweifel die ein-

fachste und natuumlrlichste Methode um sich aktiv gegen einen so

furchterregenden Feind wie den Krebs zu schuumltzen

Dieses auszligergewoumlhnliche wundervoll illustrierte Buch ver-

eint die wissenschaftliche Strenge des Themas mit Geschichte

Literatur und sogar Poesie und ist dabei zugleich ein praktisch

orientierter und knapper Ratgeber Ich bin uumlberzeugt dass es

Ihre Wahrnehmung von Krebs und der Maszlignahmen die wir zu

seiner Bekaumlmpfung ergreifen muumlssen unwiderruflich veraumln-

dern wird

Pierre Bruneau

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11

Vorwort

Der Mensch genieszligt als einziges Lebewesen das Privileg dass er

seine Nahrung ein wesentliches Element seiner Existenz selbst

auswaumlhlen zusammenstellen und veraumlndern kann Schon die

alten Kulturen entwickelten Traditionen die sich die gesund-

heitsfoumlrdernde Wirkung bestimmter Bestandteile der Nahrung

zunutze machen Zusammen mit Gemuumlse Obst Huumllsenfruumlch-

ten und Gewuumlrzen haben sie sie zum Wohle der Menschheit in

die alltaumlgliche Ernaumlhrung miteinbezogen Die moderne Medizin

hingegen sieht die Ernaumlhrungsgewohnheiten absurderweise

aus einer umgekehrten Perspektive Gewoumlhnlich erhalten die

Patienten erst dann Ratschlaumlge hinsichtlich ihrer Ernaumlhrung

wenn eine Krankheit bereits ihren Koumlrper befallen hat Dabei

sind die erteilten Ratschlaumlge beinahe immer negativer Art Ver-

meiden Sie dies verzichten Sie auf jenes kein Fett kein Zucker

kein Fleisch kein Alkohol kein Koffein usw Die Mehrheit der

Aumlrzte ist uumlber die wissenschaftlichen Grundlagen der Beziehung

zwischen Ernaumlhrungsweise und Gesundheit wenig informiert

und kennt sie kaum Doch die Patienten und die Oumlffentlichkeit

im Allgemeinen verlangen nach dieser Aufklaumlrung und ver-

schlingen jede Information uumlber Antioxidantien sekundaumlre

Pflanzeninhaltsstoffe und andere in der Nahrung enthaltene

Substanzen

Die Aumlrzte Dr Richard Beacuteliveau und Dr Denis Gingras legen in

diesem groszligartigen gerade zur rechten Zeit erschienenen Buch

bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Er-

naumlhrungsweise dar Sie bringen sie uns auf eine bemerkens-

werte leicht verstaumlndliche Weise nahe die sich an unterschied-

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Vorwort

12

liche Leser wendet Diese beiden international anerkannten

Krebsforscher erlaumlutern sachkundig den geschichtlichen Hinter-

grund vor dem Nahrungsmittel Gewuumlrze und Getraumlnke wie

beispielsweise der gruumlne Tee Kurkuma Beeren und sogar Scho-

kolade einzuordnen sind Sie entfuumlhren den Leser auf eine Zeit-

reise auf der ihm vergangenes Wissen wie auch die neuesten

wissenschaftlichen Erkenntnisse uumlber Ernaumlhrung nahegebracht

werden Im Mittelpunkt ihrer Ausfuumlhrungen steht der Krebs so-

wie die Frage wie durch die Einbeziehung von ernaumlhrungswis-

senschaftlichen Erkenntnissen ins alltaumlgliche Leben Praumlvention

und Unterdruumlckung der Krankheit moumlglich sind Die Autoren

die beide auf eine jahrzehntelange Erfahrung zuruumlckgreifen

koumlnnen erklaumlren wie das Zusammenwirken von genetischen

Faktoren und zellulaumlren Ursachen Krebs hervorruft und wie

durch die Bildung von Metastasen im menschlichen Koumlrper

seine Ausbreitung moumlglich wird Anschlieszligend schildern sie in-

wiefern natuumlrliche Inhaltsstoffe von Nahrungsmitteln die bio-

chemische Faumlhigkeit besitzen den Mechanismen die die Ent-

wicklung dieser Krankheit im Organismus foumlrdern vorzubeu-

gen entgegenzuwirken und ihre Wirkung umzukehren

Vor allem aber zeigt dieses Buch zum ersten Mal wie die An-

giogenese von Tumoren das heiszligt das Wachstum neuer Blutge-

faumlszlige die die Krebszellen ernaumlhren durch die Ernaumlhrung ge-

hemmt werden kann Das Laboratorium von Dr Beacuteliveau in

Montreacuteal war bahnbrechend bei der Entwicklung moderner

Methoden mit denen der Zusammenhang zwischen Ernaumlh-

rungsweise und Angiogenese detailliert und nach streng wissen-

schaftlichen Kriterien untersucht werden kann Richard Beacuteliveau

ist selbst einer der visionaumlren Erfinder dieser neuen Ernaumlhrungs-

wissenschaft Waumlhrend die Unternehmen der Biotechnologie

hektisch an der Entwicklung von speziellen Krebsmedikamen-

ten arbeiten erfahren die Leser dieses Buches wie bestimmte

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Vorwort

13

Optionen in ihrer eigenen Ernaumlhrung die Entwicklung von Tu-

moren beeinflussen und unterdruumlcken koumlnnen Auch wenn die

Medizin des 21 Jahrhunderts das Raumltsel vieler Krankheiten louml-

sen mag so liegen einige Antworten bezuumlglich Krebs moumlgli-

cherweise in unserer Ernaumlhrungsweise Dieses Buch mit der Bot-

schaft raquoNahrungsmittel gegen Krebslaquo ist das Werk zweier Wis-

senschaftler die zu den innovativsten Forschern weltweit gehouml-

ren Sie eroumlffnen dem Leser einen gaumlnzlich neuen Blick auf die

Gesundheit und bieten ihm ein aumlrztliches Rezept das er nicht

etwa in einem Krankenhaus oder einer Apotheke einloumlsen kann

sondern auf dem Lebensmittelmarkt und in seinem Teller

William W Li M D

Praumlsident und medizinischer Direktor

The Angiogenesis Foundation

Cambridge Massachusetts USA

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14

Einleitung

Der Krebs trotzt weiterhin dem Fortschritt der modernen Medi-

zin und bleibt auch nach vierzig Jahren intensiver Forschung

eine raumltselhafte Krankheit der jedes Jahr Millionen von Men-

schen vorzeitig zum Opfer fallen Zwar koumlnnen manche Krebsar-

ten heute erfolgreich behandelt werden doch viele andere sind

noch immer aumluszligerst schwer zu bekaumlmpfen und bilden eine der

Haupttodesursachen in der erwerbstaumltigen Bevoumllkerung Damit

kommt der Entdeckung neuer Methoden zur Effektivitaumltssteige-

rung gaumlngiger Krebstherapien mehr denn je eine entschei-

dende Bedeutung zu

Ziel dieses Buches ist es die aktuell verfuumlgbaren wissen-

schaftlichen Erkenntnisse zusammenzufassen Diese zeigen

dass wir gegen mehrere Arten von Krebs vorbeugen koumlnnen

wenn wir unsere Ernaumlhrungsgewohnheiten umstellen und Nah-

rungsmittel miteinbeziehen die den Tumor an der Wurzel be-

kaumlmpfen und seine Entwicklung verhindern koumlnnen Die Natur

haumllt eine Fuumllle von Lebensmitteln mit hoch effektiven Molekuuml-

len bereit die die Krankheit wirkungsvoll bekaumlmpfen koumlnnen

ohne schaumldliche Nebenwirkungen hervorzurufen Diese Nah-

rungsmittel besitzen in mehrfacher Hinsicht therapeutische Ei-

genschaften die denen von synthetisch hergestellten Medika-

menten entsprechen wir schlagen daher vor sie mit dem Be-

griff Nutrazeutika zu bezeichnen um diese Eigenschaften zu

veranschaulichen Wir haben die Moumlglichkeit dieses Arsenal an

Wortzusammensetzung aus nutrition engl Ernaumlhrung und pharmaceuticals

engl Arzneimittel entsprechend dem englischen Originalbegriff nutraceuti-

cals bzw der franzoumlsischen Wortschoumlpfung alicaments (Anm d Uuml)

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Einleitung

krebshemmenden Inhaltsstoffen die auf natuumlrliche Weise in

verschiedenen Nahrungsmitteln enthalten sind nutzbringend

als wesentliche Ergaumlnzung der derzeit verfuumlgbaren Therapien

einzusetzen Wir sollten diese Moumlglichkeit nutzen um die Wahr-

scheinlichkeit zu unseren Gunsten zu beeinflussen denn durch

eine Ernaumlhrung auf der Grundlage einer konstanten Zufuhr von

Nutrazeutika koumlnnen wir tatsaumlchlich das Auftreten vieler Krebs-

arten verhindern

Die Autoren Richard Beacuteliveau und Denis Gingras

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TE I L I

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Krebs ein schrecklicher Feind

1 Die Geiszligel Krebs

2 Was ist Krebs

3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung die Angiogenese

4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung

5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller

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Fast alle Ungluumlcksschlaumlge unseres Lebens ruumlhren von den falschen Vorstellungen die wir uns uumlber das machen was uns zustoumlszligt

Stendhal Tagebuch (1801ndash1805)

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19

Kapitel 1

Die Geiszligel Krebs

Der Krebs in Zahlen

Manche Menschen haben eine Heidenangst vor dem Fliegen

andere leben in panischer Angst vor Haifischen oder Blitzschlauml-

gen Die Furcht vor den unheilvollen Folgen von Ereignissen die

sich unserer Kontrolle entziehen scheint eine typisch menschli-

che Eigenheit zu sein Dabei sind die realen Risiken eines Tages

Opfer einer solchen Ausnahmekatastrophe zu werden relativ

gering im Vergleich zu denen die unmittelbar mit dem Alltags-

leben verbunden sind (Abbildung 1) So haben beispielsweise

Uumlbergewichtige ein beinahe um eine Million houmlheres Risiko

vorzeitig an ihrer Fettleibigkeit zu sterben als durch einen Flug-

zeugabsturz und jeder von uns hat eine fuumlnfzigtausend Mal houml-

here Chance an Krebs zu erkranken als vom Blitz getroffen zu

werden diese Chance erhoumlht sich noch deutlich wenn ein Risi-

kofaktor wie das Rauchen hinzukommt

Unter all den realistischen Gefahren denen wir ausgesetzt

sind stellt der Krebs eine sehr reale Bedrohung dar Die Krank-

heit trifft ein Drittel der Bevoumllkerung bis zum Alter von 75 Jah-

ren und ein Viertel erliegt schlieszliglich den Folgen einer Krebs-

erkrankung Jedes Jahr erkranken 10 Millionen Menschen auf

der Welt an Krebs und sieben Millionen Todesfaumllle gehen auf

das Konto dieser Krankheit ndash das entspricht 12 Prozent der welt-

weit registrierten Sterbefaumllle Und es sind keine Anzeichen einer

Besserung zu erkennen denn die gegenwaumlrtigen Schaumltzungen

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

20

gehen davon aus dass man aufgrund der immer aumllter werden-

den Bevoumllkerung zukuumlnftig 15 Millionen neue Krebserkrankun-

gen pro Jahr diagnostizieren wird Um das Ausmaszlig der Tragoumldie

zu begreifen muumlssen Sie sich vorstellen dass Sie taumlglich in den

Nachrichten vom Absturz von vier vollbesetzten Boeing 747

oder dreimal pro Woche vom Einsturz der Zwillingstuumlrme des

World Trade Center houmlren hellip Hinzu kommen die immensen Be-

handlungskosten von Krebskranken die jaumlhrlich schaumltzungs-

weise in 3-stellige Milliardenbetraumlge gehen und in den naumlchs-

ten Jahren unaufhoumlrlich steigen werden All das verdeutlicht die

Dimension der durch Krebs verursachten Probleme im Gesund-

Die groszligen Aumlngste hellip und die Realitaumlt

Aumlngste Reale Risiken

Terrorangriff Zu gering um berechenbar zu sein

Tod durch einen Haifischangriff 1 280 Millionen

Tod durch einen Flugzeugabsturz 1 3 Millionen

Tod durch Blitzschlag 1 350 000

Tod durch Verkehrsunfall 1 7000

Lebensmittelvergiftung 1 7

Herz- und Gefaumlszligkrankheiten 1 4

Vorzeitiger Tod wegenUumlbergewichtKrebserkrankung

1 41 3

Tod durch Rauchen 1 2

Abbildung 1Q

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

21

heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden

um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-

schaft zu reduzieren

Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine

menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-

stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-

bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem

Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-

ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und

Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung

eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und

vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur

die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel

in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen

Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt

sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen

die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr

diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-

mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-

geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-

sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der

Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-

zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige

Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-

wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-

heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-

kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-

naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-

nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die

Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-

tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-

scheinlich oder unmoumlglich haumllt

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

22

Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst

ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-

sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-

denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist

mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-

miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-

nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als

krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat

Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man

fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch

Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle

entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine

bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-

doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-

gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders

Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-

mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-

sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die

Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-

gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-

schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und

Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent

der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-

len Rolle als Krebsausloumlser

Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser

Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat

gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf

die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im

Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-

zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-

suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen

Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

23

Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-

lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen

der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist

uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund

einer minimalen Menge von Pestiziden

Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-

trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-

zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-

zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-

gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-

weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-

mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der

Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung

Abbildung 2

Ernaumlhrungsdefizite30

Rauchen30

Andere 1 Umweltverschmutzung 2

Drogen 2

UV-Strahlen 2

Alkohol 3

Infektionen 5

Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5

Berufsbedingte Risiken 5

GenetischeFaktoren

15

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

24

uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der

Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung

Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber

krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden

wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern

und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei

Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren

verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-

wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-

ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-

krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise

veraumlndern

Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten

Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird

eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung

von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-

saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel

Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation

veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-

garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000

Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den

westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-

ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern

Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger

und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des

Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen

Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

25

einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-

figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten

Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-

kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-

schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-

ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs

in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an

waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen

Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-

krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und

West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der

Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-

krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das

Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-

onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart

Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz

Abbildung 3

Qu

elle

GLO

BO

CA

N 2

00

2

Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)

lt 109

lt 146

lt 191

lt 261

lt 406

beliveau_krebszellen_CS55indd 25 21082014 070723

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

26

betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger

ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-

geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar

hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen

Hemisphaumlre sind davon betroffen

Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass

diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-

tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern

vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten

verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-

ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In

dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-

kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-

nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der

der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung

verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-

pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart

bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und

naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-

nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-

panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion

mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert

sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene

kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen

Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen

wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-

dert

Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-

fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-

pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll

nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-

keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-

beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

27

voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-

rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich

bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung

als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-

rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs

das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil

die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-

patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Japan

Hawaii

Japaner Weiszlige

Speiseroumlhre 131 46 75

Magen 1311 397 217

Dickdarm 83 371 368

Rektum 93 297 204

Lunge 268 379 962

Prostata 14 154 343

Brust 315 1221 1869

Gebaumlrmutterhals 364 149 243

Gebaumlrmutter 26 407 714

Eierstock 53 160 274

Tabelle 1

Qu

elle

Do

ll R

un

d P

eto

R (

19

81

) J

Na

tl C

an

cer

Inst

66

11

96

ndash1

30

5

beliveau_krebszellen_CS55indd 27 21082014 070723

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

28

keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung

praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend

sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-

voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind

aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-

baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen

nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern

sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Ibadan

Vereinigte Staaten

Schwarze Weiszlige

Dickdarm 34 351 315

Rektum 34 204 225

Leber 272 77 36

Bauchspeicheldruumlse 55 225 124

Kehlkopf 37 193 141

Prostata 134 651 275

Lunge 27 1532 981

Brust 337 1187 1650

Gebaumlrmutter 42 407 714

Malignes Lymphom 133 7 4

Tabelle 2

Qu

elle

Do

ll R

un

d P

eto

R (

19

81

) J

Na

tl C

an

cer

Inst

66

11

96

ndash1

30

5

beliveau_krebszellen_CS55indd 28 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

29

Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit

spielen

Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-

fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben

dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt

Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig

auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-

granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die

schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In

den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen

Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-

derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit

einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-

muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-

gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen

und Fetten

Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der

Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-

deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der

Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen

Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch

vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten

Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die

Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den

westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant

wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-

chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit

der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-

gen ist

beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

30

Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs

Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit

der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser

enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-

mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen

keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das

Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-

gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt

haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen

Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-

teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto

der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-

intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu

90 Prozent betragen

Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-

scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-

flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle

doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung

zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und

einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-

nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-

erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen

dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst

und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-

ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-

erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-

chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit

dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-

pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-

kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst

und Gemuumlse

beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

31

Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch

eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist

legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit

eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-

ten spielt unter denen der Westen besonders leidet

Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs

Untersuchtes

Nahrungsmittel

Beobachtete

Risiko-

reduktion

Gesamtzahl

der Untersu-

chungen

Prozentsatz () an

Untersuchungen

die auf eine Verrin-

gerung des Risikos

hindeuten

Gemuumlse allgemein 59 74 80

Obst allgemein 36 56 64

Rohes Gemuumlse 40 46 87

Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)

38 55 69

Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)

27 35 77

Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77

Karotten 59 72 81

Tomaten 36 51 71

Zitrusfruumlchte 27 41 66

Tabelle 3

Qu

elle

Wo

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Ca

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r R

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un

dA

me

rica

n In

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ute

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r C

an

cer

Re

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rch

19

97

beliveau_krebszellen_CS55indd 31 21082014 070723

UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE

Richard Beacuteliveau Denis Gingras

Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen

Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2

Goldmann

Erscheinungstermin Maumlrz 2010

Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht

Page 2: beliveau krebszellen CS55.indd 1 21.08.2014 07:06:44 · 2016-04-25 · Dr. med. Denis Gingras Krebszellen mögen keine Himbeeren Nahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem stärken

Buch

Prof Dr med Richard Beacuteliveau und Dr med Denis Gingras haben

den Zusammenhang von Ernaumlhrung und Krebs erforscht und kom-

men zu dem revolutionaumlren Ergebnis dass der Verzehr bestimmter

Lebensmittel ein Schluumlsselfaktor zur Reduzierung des Krebsrisikos ist

und sogar das Wachstum von Mikrotumoren stoppen kann

Die international fuumlhrenden Krebsforscher und Molekularmediziner

fuumlhren leicht verstaumlndlich in die komplexen Ablaumlufe der Krankheit

und die verschiedenen Praumlventions- und Therapiemoumlglichkeiten ein

Uumlbersichtlich stellen sie Nahrungsmittel Getraumlnke und Gewuumlrze wie

Himbeeren Brokkoli gruumlnen Tee oder Kurkuma vor die groszlige Men-

gen an krebshemmenden Inhaltsstoffen enthalten Wichtige Hin-

weise zum Verzehr und der Wirkungsweise geben verlaumlssliche An-

haltspunkte fuumlr die taumlgliche Ernaumlhrung Mit einer einfachen Umstel-

lung der Essgewohnheiten kann man der Krankheit wirkungsvoll

vorbeugen und die Behandlung auf natuumlrliche Weise unterstuumltzen

Autoren

Prof Dr med Richard Beacuteliveau zaumlhlt zu den fuumlhrenden Medizinern im

Bereich der Krebsforschung Er ist Professor fuumlr Biochemie und In-

haber des Lehrstuhls fuumlr Krebspraumlvention und -behandlung an der

Universiteacute du Queacutebec in Montreal Auszligerdem ist er Professor an der

medizinischen Fakultaumlt der Universiteacute de Montreacuteal und Inhaber des

Claude-Bertrand-Lehrstuhls fuumlr Neurochirurgie sowie Leiter des La-

bors fuumlr Molekularmedizin im Krebsforschungszentrum Charles Bru-

neau des Hocircpital Sainte-Justine Montreal

Dr med Denis Gingras ist Krebsforscher am Labor fuumlr Molekularme-

dizin des Hocircpital Sainte-Justine Montreal

Von den beiden Autoren ist auszligerdem das Buch raquoKrebszellen moumlgen

keine Himbeeren Das Kochbuchlaquo auf deutsch erschienen

beliveau_krebszellen_CS55indd 2 21082014 070644

Prof Dr med Richard BeacuteliveauDr med Denis Gingras

Krebszellen moumlgen keine Himbeeren

Nahrungsmittel gegen Krebs

Das Immunsystem staumlrken und gezielt vorbeugen

Aus dem Franzoumlsischen von Hanna van Laak

Labor fuumlr Molekularmedizin

Hocircpital Sainte-Justine und

Universiteacute du Queacutebec in Montreacuteal

beliveau_krebszellen_CS55indd 3 21082014 070644

Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100

Das fuumlr dieses Buch verwendete FSCreg-zertifizierte Papier

Profibulk von Sappi liefert IGEPA

12 Auflage

Vollstaumlndige Taschenbuchausgabe April 2010

Wilhelm Goldmann Verlag Muumlnchen

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Originaltitel Les aliments contre le cancer

Copyright copy 2005 Eacuteditions du Treacutecarreacute

Published under arrangement with Eacuteditions du Treacutecarreacute

une division de Queacutebeacutecor Meacutedia Inc Outremont Qc Canada

Copyright copy fuumlr die deutsche Ausgabe 2007

Koumlsel-Verlag Muumlnchen in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Umschlaggestaltung Uno Werbeagentur Muumlnchen ndash

nach Vorlage der Originalausgabe Cyclone design communications

Grafische Konzeption Cyclone design communications

Umschlagmotiv copy Fine Pic

Fotos S 15 96 114115 154 178 190 280 299 326327 328 Tango

Satz Barbara Rabus

Druck und Bindung Těsınskaacute Tiskaacuterna Česky Těsın

MV Herstellung IH

Printed in the Czech Republic

ISBN 978-3-442-17126-2

wwwgoldmann-verlagde

Die Ratschlaumlge in diesem Buch wurden von den Autoren und

vom Verlag sorgfaumlltig erwogen und gepruumlft dennoch kann

eine Garantie nicht uumlbernommen werden Eine Haftung der

Autoren bzw des Verlags und seiner Beauftragten fuumlr Perso-

nen- Sach- und Vermoumlgensschaumlden ist ausgeschlossen

beliveau_krebszellen_CS55indd 4 21082014 070645

Dieses Buch ist allen Kindern gewidmet

die an Krebs leiden

beliveau_krebszellen_CS55indd 5 21082014 070645

Inhalt

Vorwort (Pierre Bruneau) 9

Vorwort (William W Li) 11

Einleitung 14

T E I L I Krebs ein schrecklicher Feind 17

1 Die Geiszligel Krebs 19

2 Was ist Krebs 41

3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung

die Angiogenese 59

4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung 73

5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe

ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller 99

T E I L I I Nutrazeutika krebshemmende Nahrungsmittel 117

6 Krebszellen verabscheuen Kohl 119

7 Knoblauch und Zwiebeln oder

Wie man den Krebs in die Flucht schlaumlgt 139

beliveau_krebszellen_CS55indd 6 21082014 070650

8 Soja ndash nichts Unbekanntes mehr 155

9 Kurkuma die Entdeckung eines

krebshemmenden Gewuumlrzes 179

10 Gruumlner Tee Balsam fuumlr die Seele und

Waffe gegen Krebs 191

11 Die Liebe zu den Beeren 207

12 Die Omega-3-Fettsaumluren

endlich gute Fette 227

13 Die Tomate die beste Freundin

der Prostata 239

14 Zitrusfruumlchte Anti-Krebs-Molekuumlle

in der Schale 249

15 In vino veritas 259

16 Schokolade eine gesunde Leidenschaft 281

T E I L I I I Nutratherapie im Alltagsleben 291

17 Nahrungsergaumlnzungsmittel ndash

ein Mehr an Problemen 293

18 Auf den Speiseplan Kampf dem Krebs 301

Danksagungen 329

Bibliographie 331

Register 342

beliveau_krebszellen_CS55indd 7 21082014 070651

Kohl

Knoblauch

Mango

Apfel

Tee

Heidelbeere

Getreide

Zitrone

Broccoli

beliveau_krebszellen_CS55indd 8 21082014 070707

9

Vorwort

Dieses Buch ist ein unverzichtbares Werk fuumlr all diejenigen die

sich mehr oder minder intensiv mit Krebs beschaumlftigen Unver-

zichtbar weil es uns vielleicht zum ersten Mal die Moumlglichkeit

bietet die Sichtweise von Forschern kennenzulernen die in der

Krebsforschung aktiv sind weil es uns in die Lage versetzt die

erreichten Fortschritte zu beurteilen und was noch wichtiger

ist zu erfahren mit welchen Mitteln diese schreckliche Krank-

heit ihrer Ansicht nach am besten zu bekaumlmpfen ist Waumlhrend

wir von einer Flut von widerspruumlchlichen Informationen uumlber

Krebs uumlberschwemmt werden schenkt dieses Buch der breiten

Oumlffentlichkeit einen wahren Schatz an fundiertem Wissen das

uns endlich ein klares Urteil ermoumlglicht

Ob wir nun direkt von Krebs betroffen sind oder nicht Wir

muumlssen zugeben dass diese Krankheit uns alle beunruhigt hellip

Was koumlnnen wir tun wie koumlnnen wir vorbeugen Wenn wir per-

soumlnlich betroffen sind sagen wir uns dass man alles versuchen

muss um die Krankheit zu heilen Ich selbst habe das mit mei-

nem Sohn Charles erlebt Bei Ausbruch der Krankheit fragten

wir uns ob wir nicht doch mehr haumltten tun koumlnnen

Dieses Buch ist weit mehr als eine populaumlrwissenschaftliche

Abhandlung vielmehr stellt es tiefgreifende Uumlberlegungen dar-

uumlber an welche Auswirkungen unsere Lebensweise besonders

die in den Industrielaumlndern vorherrschende auf das Risiko einer

Krebserkrankung hat Haben wir im Zeitalter der beispiellosen

technischen Moumlglichkeiten in dem wir all unsere Hoffnungen

und Energie auf die Entdeckung neuer Medikamente gegen

den Krebs setzen wirklich daruumlber nachgedacht was wir selbst

beliveau_krebszellen_CS55indd 9 21082014 070709

Vorwort

10

unternehmen koumlnnen um diese Krankheit zu verhindern

Koumlnnte die immer noch anhaltende Zunahme bestimmter

Krebsarten die in den letzten Jahren zu beobachten war mit

gravierenden Veraumlnderungen unserer Lebensweise zusammen-

haumlngen Nutzen wir wirklich alle verfuumlgbaren Mittel um diese

Krankheit zu bekaumlmpfen Meiner Ansicht nach leistet dieses

Buch in dieser Hinsicht einen herausragenden Beitrag zu unse-

rer Wahrnehmung von Krebs Denn den Krebs bekaumlmpfen be-

deutet nicht nur dass wir die Tumoren besiegen die sich in un-

serem Koumlrper entwickelt haben sondern auch dass wir alles

tun damit diese Tumoren sich erst gar nicht entwickeln koumlnnen

Wir houmlren oft dass Wissenschaftler betonen welch groszlige Be-

deutung eine gesunde Ernaumlhrung fuumlr unsere koumlrperliche Fitness

hat Dieses Buch geht jedoch viel weiter denn es zeigt dass

scheinbar so banale Lebensmittel wie Kohl Knoblauch oder

auch unsere koumlstlichen Sommerbeeren hochwirksame Mole-

kuumlle enthalten die den Krebs bekaumlmpfen indem sie am Ur-

sprung der Krankheit selbst ansetzen das heiszligt indem sie de-

ren Entwicklung verhindern Was wir essen bleibt nicht ohne

Folgen Ganz im Gegenteil ndash Essen ist ohne Zweifel die ein-

fachste und natuumlrlichste Methode um sich aktiv gegen einen so

furchterregenden Feind wie den Krebs zu schuumltzen

Dieses auszligergewoumlhnliche wundervoll illustrierte Buch ver-

eint die wissenschaftliche Strenge des Themas mit Geschichte

Literatur und sogar Poesie und ist dabei zugleich ein praktisch

orientierter und knapper Ratgeber Ich bin uumlberzeugt dass es

Ihre Wahrnehmung von Krebs und der Maszlignahmen die wir zu

seiner Bekaumlmpfung ergreifen muumlssen unwiderruflich veraumln-

dern wird

Pierre Bruneau

beliveau_krebszellen_CS55indd 10 21082014 070709

11

Vorwort

Der Mensch genieszligt als einziges Lebewesen das Privileg dass er

seine Nahrung ein wesentliches Element seiner Existenz selbst

auswaumlhlen zusammenstellen und veraumlndern kann Schon die

alten Kulturen entwickelten Traditionen die sich die gesund-

heitsfoumlrdernde Wirkung bestimmter Bestandteile der Nahrung

zunutze machen Zusammen mit Gemuumlse Obst Huumllsenfruumlch-

ten und Gewuumlrzen haben sie sie zum Wohle der Menschheit in

die alltaumlgliche Ernaumlhrung miteinbezogen Die moderne Medizin

hingegen sieht die Ernaumlhrungsgewohnheiten absurderweise

aus einer umgekehrten Perspektive Gewoumlhnlich erhalten die

Patienten erst dann Ratschlaumlge hinsichtlich ihrer Ernaumlhrung

wenn eine Krankheit bereits ihren Koumlrper befallen hat Dabei

sind die erteilten Ratschlaumlge beinahe immer negativer Art Ver-

meiden Sie dies verzichten Sie auf jenes kein Fett kein Zucker

kein Fleisch kein Alkohol kein Koffein usw Die Mehrheit der

Aumlrzte ist uumlber die wissenschaftlichen Grundlagen der Beziehung

zwischen Ernaumlhrungsweise und Gesundheit wenig informiert

und kennt sie kaum Doch die Patienten und die Oumlffentlichkeit

im Allgemeinen verlangen nach dieser Aufklaumlrung und ver-

schlingen jede Information uumlber Antioxidantien sekundaumlre

Pflanzeninhaltsstoffe und andere in der Nahrung enthaltene

Substanzen

Die Aumlrzte Dr Richard Beacuteliveau und Dr Denis Gingras legen in

diesem groszligartigen gerade zur rechten Zeit erschienenen Buch

bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Er-

naumlhrungsweise dar Sie bringen sie uns auf eine bemerkens-

werte leicht verstaumlndliche Weise nahe die sich an unterschied-

beliveau_krebszellen_CS55indd 11 21082014 070709

Vorwort

12

liche Leser wendet Diese beiden international anerkannten

Krebsforscher erlaumlutern sachkundig den geschichtlichen Hinter-

grund vor dem Nahrungsmittel Gewuumlrze und Getraumlnke wie

beispielsweise der gruumlne Tee Kurkuma Beeren und sogar Scho-

kolade einzuordnen sind Sie entfuumlhren den Leser auf eine Zeit-

reise auf der ihm vergangenes Wissen wie auch die neuesten

wissenschaftlichen Erkenntnisse uumlber Ernaumlhrung nahegebracht

werden Im Mittelpunkt ihrer Ausfuumlhrungen steht der Krebs so-

wie die Frage wie durch die Einbeziehung von ernaumlhrungswis-

senschaftlichen Erkenntnissen ins alltaumlgliche Leben Praumlvention

und Unterdruumlckung der Krankheit moumlglich sind Die Autoren

die beide auf eine jahrzehntelange Erfahrung zuruumlckgreifen

koumlnnen erklaumlren wie das Zusammenwirken von genetischen

Faktoren und zellulaumlren Ursachen Krebs hervorruft und wie

durch die Bildung von Metastasen im menschlichen Koumlrper

seine Ausbreitung moumlglich wird Anschlieszligend schildern sie in-

wiefern natuumlrliche Inhaltsstoffe von Nahrungsmitteln die bio-

chemische Faumlhigkeit besitzen den Mechanismen die die Ent-

wicklung dieser Krankheit im Organismus foumlrdern vorzubeu-

gen entgegenzuwirken und ihre Wirkung umzukehren

Vor allem aber zeigt dieses Buch zum ersten Mal wie die An-

giogenese von Tumoren das heiszligt das Wachstum neuer Blutge-

faumlszlige die die Krebszellen ernaumlhren durch die Ernaumlhrung ge-

hemmt werden kann Das Laboratorium von Dr Beacuteliveau in

Montreacuteal war bahnbrechend bei der Entwicklung moderner

Methoden mit denen der Zusammenhang zwischen Ernaumlh-

rungsweise und Angiogenese detailliert und nach streng wissen-

schaftlichen Kriterien untersucht werden kann Richard Beacuteliveau

ist selbst einer der visionaumlren Erfinder dieser neuen Ernaumlhrungs-

wissenschaft Waumlhrend die Unternehmen der Biotechnologie

hektisch an der Entwicklung von speziellen Krebsmedikamen-

ten arbeiten erfahren die Leser dieses Buches wie bestimmte

beliveau_krebszellen_CS55indd 12 21082014 070709

Vorwort

13

Optionen in ihrer eigenen Ernaumlhrung die Entwicklung von Tu-

moren beeinflussen und unterdruumlcken koumlnnen Auch wenn die

Medizin des 21 Jahrhunderts das Raumltsel vieler Krankheiten louml-

sen mag so liegen einige Antworten bezuumlglich Krebs moumlgli-

cherweise in unserer Ernaumlhrungsweise Dieses Buch mit der Bot-

schaft raquoNahrungsmittel gegen Krebslaquo ist das Werk zweier Wis-

senschaftler die zu den innovativsten Forschern weltweit gehouml-

ren Sie eroumlffnen dem Leser einen gaumlnzlich neuen Blick auf die

Gesundheit und bieten ihm ein aumlrztliches Rezept das er nicht

etwa in einem Krankenhaus oder einer Apotheke einloumlsen kann

sondern auf dem Lebensmittelmarkt und in seinem Teller

William W Li M D

Praumlsident und medizinischer Direktor

The Angiogenesis Foundation

Cambridge Massachusetts USA

beliveau_krebszellen_CS55indd 13 21082014 070709

14

Einleitung

Der Krebs trotzt weiterhin dem Fortschritt der modernen Medi-

zin und bleibt auch nach vierzig Jahren intensiver Forschung

eine raumltselhafte Krankheit der jedes Jahr Millionen von Men-

schen vorzeitig zum Opfer fallen Zwar koumlnnen manche Krebsar-

ten heute erfolgreich behandelt werden doch viele andere sind

noch immer aumluszligerst schwer zu bekaumlmpfen und bilden eine der

Haupttodesursachen in der erwerbstaumltigen Bevoumllkerung Damit

kommt der Entdeckung neuer Methoden zur Effektivitaumltssteige-

rung gaumlngiger Krebstherapien mehr denn je eine entschei-

dende Bedeutung zu

Ziel dieses Buches ist es die aktuell verfuumlgbaren wissen-

schaftlichen Erkenntnisse zusammenzufassen Diese zeigen

dass wir gegen mehrere Arten von Krebs vorbeugen koumlnnen

wenn wir unsere Ernaumlhrungsgewohnheiten umstellen und Nah-

rungsmittel miteinbeziehen die den Tumor an der Wurzel be-

kaumlmpfen und seine Entwicklung verhindern koumlnnen Die Natur

haumllt eine Fuumllle von Lebensmitteln mit hoch effektiven Molekuuml-

len bereit die die Krankheit wirkungsvoll bekaumlmpfen koumlnnen

ohne schaumldliche Nebenwirkungen hervorzurufen Diese Nah-

rungsmittel besitzen in mehrfacher Hinsicht therapeutische Ei-

genschaften die denen von synthetisch hergestellten Medika-

menten entsprechen wir schlagen daher vor sie mit dem Be-

griff Nutrazeutika zu bezeichnen um diese Eigenschaften zu

veranschaulichen Wir haben die Moumlglichkeit dieses Arsenal an

Wortzusammensetzung aus nutrition engl Ernaumlhrung und pharmaceuticals

engl Arzneimittel entsprechend dem englischen Originalbegriff nutraceuti-

cals bzw der franzoumlsischen Wortschoumlpfung alicaments (Anm d Uuml)

beliveau_krebszellen_CS55indd 14 21082014 070709

Einleitung

krebshemmenden Inhaltsstoffen die auf natuumlrliche Weise in

verschiedenen Nahrungsmitteln enthalten sind nutzbringend

als wesentliche Ergaumlnzung der derzeit verfuumlgbaren Therapien

einzusetzen Wir sollten diese Moumlglichkeit nutzen um die Wahr-

scheinlichkeit zu unseren Gunsten zu beeinflussen denn durch

eine Ernaumlhrung auf der Grundlage einer konstanten Zufuhr von

Nutrazeutika koumlnnen wir tatsaumlchlich das Auftreten vieler Krebs-

arten verhindern

Die Autoren Richard Beacuteliveau und Denis Gingras

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TE I L I

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Krebs ein schrecklicher Feind

1 Die Geiszligel Krebs

2 Was ist Krebs

3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung die Angiogenese

4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung

5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller

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Fast alle Ungluumlcksschlaumlge unseres Lebens ruumlhren von den falschen Vorstellungen die wir uns uumlber das machen was uns zustoumlszligt

Stendhal Tagebuch (1801ndash1805)

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19

Kapitel 1

Die Geiszligel Krebs

Der Krebs in Zahlen

Manche Menschen haben eine Heidenangst vor dem Fliegen

andere leben in panischer Angst vor Haifischen oder Blitzschlauml-

gen Die Furcht vor den unheilvollen Folgen von Ereignissen die

sich unserer Kontrolle entziehen scheint eine typisch menschli-

che Eigenheit zu sein Dabei sind die realen Risiken eines Tages

Opfer einer solchen Ausnahmekatastrophe zu werden relativ

gering im Vergleich zu denen die unmittelbar mit dem Alltags-

leben verbunden sind (Abbildung 1) So haben beispielsweise

Uumlbergewichtige ein beinahe um eine Million houmlheres Risiko

vorzeitig an ihrer Fettleibigkeit zu sterben als durch einen Flug-

zeugabsturz und jeder von uns hat eine fuumlnfzigtausend Mal houml-

here Chance an Krebs zu erkranken als vom Blitz getroffen zu

werden diese Chance erhoumlht sich noch deutlich wenn ein Risi-

kofaktor wie das Rauchen hinzukommt

Unter all den realistischen Gefahren denen wir ausgesetzt

sind stellt der Krebs eine sehr reale Bedrohung dar Die Krank-

heit trifft ein Drittel der Bevoumllkerung bis zum Alter von 75 Jah-

ren und ein Viertel erliegt schlieszliglich den Folgen einer Krebs-

erkrankung Jedes Jahr erkranken 10 Millionen Menschen auf

der Welt an Krebs und sieben Millionen Todesfaumllle gehen auf

das Konto dieser Krankheit ndash das entspricht 12 Prozent der welt-

weit registrierten Sterbefaumllle Und es sind keine Anzeichen einer

Besserung zu erkennen denn die gegenwaumlrtigen Schaumltzungen

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

20

gehen davon aus dass man aufgrund der immer aumllter werden-

den Bevoumllkerung zukuumlnftig 15 Millionen neue Krebserkrankun-

gen pro Jahr diagnostizieren wird Um das Ausmaszlig der Tragoumldie

zu begreifen muumlssen Sie sich vorstellen dass Sie taumlglich in den

Nachrichten vom Absturz von vier vollbesetzten Boeing 747

oder dreimal pro Woche vom Einsturz der Zwillingstuumlrme des

World Trade Center houmlren hellip Hinzu kommen die immensen Be-

handlungskosten von Krebskranken die jaumlhrlich schaumltzungs-

weise in 3-stellige Milliardenbetraumlge gehen und in den naumlchs-

ten Jahren unaufhoumlrlich steigen werden All das verdeutlicht die

Dimension der durch Krebs verursachten Probleme im Gesund-

Die groszligen Aumlngste hellip und die Realitaumlt

Aumlngste Reale Risiken

Terrorangriff Zu gering um berechenbar zu sein

Tod durch einen Haifischangriff 1 280 Millionen

Tod durch einen Flugzeugabsturz 1 3 Millionen

Tod durch Blitzschlag 1 350 000

Tod durch Verkehrsunfall 1 7000

Lebensmittelvergiftung 1 7

Herz- und Gefaumlszligkrankheiten 1 4

Vorzeitiger Tod wegenUumlbergewichtKrebserkrankung

1 41 3

Tod durch Rauchen 1 2

Abbildung 1Q

uel

le T

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ma

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zin

e

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

21

heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden

um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-

schaft zu reduzieren

Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine

menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-

stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-

bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem

Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-

ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und

Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung

eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und

vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur

die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel

in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen

Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt

sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen

die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr

diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-

mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-

geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-

sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der

Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-

zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige

Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-

wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-

heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-

kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-

naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-

nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die

Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-

tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-

scheinlich oder unmoumlglich haumllt

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

22

Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst

ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-

sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-

denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist

mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-

miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-

nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als

krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat

Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man

fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch

Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle

entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine

bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-

doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-

gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders

Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-

mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-

sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die

Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-

gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-

schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und

Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent

der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-

len Rolle als Krebsausloumlser

Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser

Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat

gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf

die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im

Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-

zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-

suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen

Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

23

Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-

lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen

der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist

uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund

einer minimalen Menge von Pestiziden

Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-

trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-

zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-

zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-

gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-

weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-

mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der

Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung

Abbildung 2

Ernaumlhrungsdefizite30

Rauchen30

Andere 1 Umweltverschmutzung 2

Drogen 2

UV-Strahlen 2

Alkohol 3

Infektionen 5

Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5

Berufsbedingte Risiken 5

GenetischeFaktoren

15

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

24

uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der

Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung

Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber

krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden

wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern

und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei

Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren

verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-

wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-

ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-

krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise

veraumlndern

Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten

Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird

eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung

von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-

saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel

Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation

veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-

garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000

Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den

westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-

ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern

Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger

und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des

Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen

Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

25

einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-

figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten

Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-

kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-

schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-

ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs

in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an

waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen

Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-

krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und

West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der

Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-

krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das

Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-

onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart

Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz

Abbildung 3

Qu

elle

GLO

BO

CA

N 2

00

2

Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)

lt 109

lt 146

lt 191

lt 261

lt 406

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

26

betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger

ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-

geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar

hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen

Hemisphaumlre sind davon betroffen

Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass

diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-

tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern

vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten

verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-

ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In

dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-

kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-

nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der

der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung

verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-

pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart

bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und

naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-

nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-

panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion

mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert

sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene

kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen

Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen

wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-

dert

Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-

fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-

pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll

nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-

keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

27

voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-

rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich

bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung

als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-

rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs

das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil

die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-

patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Japan

Hawaii

Japaner Weiszlige

Speiseroumlhre 131 46 75

Magen 1311 397 217

Dickdarm 83 371 368

Rektum 93 297 204

Lunge 268 379 962

Prostata 14 154 343

Brust 315 1221 1869

Gebaumlrmutterhals 364 149 243

Gebaumlrmutter 26 407 714

Eierstock 53 160 274

Tabelle 1

Qu

elle

Do

ll R

un

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81

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tl C

an

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Inst

66

11

96

ndash1

30

5

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

28

keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung

praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend

sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-

voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind

aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-

baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen

nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern

sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Ibadan

Vereinigte Staaten

Schwarze Weiszlige

Dickdarm 34 351 315

Rektum 34 204 225

Leber 272 77 36

Bauchspeicheldruumlse 55 225 124

Kehlkopf 37 193 141

Prostata 134 651 275

Lunge 27 1532 981

Brust 337 1187 1650

Gebaumlrmutter 42 407 714

Malignes Lymphom 133 7 4

Tabelle 2

Qu

elle

Do

ll R

un

d P

eto

R (

19

81

) J

Na

tl C

an

cer

Inst

66

11

96

ndash1

30

5

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

29

Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit

spielen

Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-

fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben

dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt

Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig

auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-

granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die

schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In

den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen

Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-

derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit

einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-

muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-

gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen

und Fetten

Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der

Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-

deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der

Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen

Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch

vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten

Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die

Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den

westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant

wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-

chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit

der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-

gen ist

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

30

Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs

Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit

der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser

enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-

mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen

keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das

Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-

gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt

haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen

Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-

teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto

der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-

intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu

90 Prozent betragen

Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-

scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-

flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle

doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung

zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und

einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-

nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-

erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen

dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst

und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-

ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-

erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-

chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit

dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-

pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-

kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst

und Gemuumlse

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

31

Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch

eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist

legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit

eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-

ten spielt unter denen der Westen besonders leidet

Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs

Untersuchtes

Nahrungsmittel

Beobachtete

Risiko-

reduktion

Gesamtzahl

der Untersu-

chungen

Prozentsatz () an

Untersuchungen

die auf eine Verrin-

gerung des Risikos

hindeuten

Gemuumlse allgemein 59 74 80

Obst allgemein 36 56 64

Rohes Gemuumlse 40 46 87

Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)

38 55 69

Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)

27 35 77

Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77

Karotten 59 72 81

Tomaten 36 51 71

Zitrusfruumlchte 27 41 66

Tabelle 3

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elle

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97

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UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE

Richard Beacuteliveau Denis Gingras

Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen

Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2

Goldmann

Erscheinungstermin Maumlrz 2010

Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht

Page 3: beliveau krebszellen CS55.indd 1 21.08.2014 07:06:44 · 2016-04-25 · Dr. med. Denis Gingras Krebszellen mögen keine Himbeeren Nahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem stärken

Prof Dr med Richard BeacuteliveauDr med Denis Gingras

Krebszellen moumlgen keine Himbeeren

Nahrungsmittel gegen Krebs

Das Immunsystem staumlrken und gezielt vorbeugen

Aus dem Franzoumlsischen von Hanna van Laak

Labor fuumlr Molekularmedizin

Hocircpital Sainte-Justine und

Universiteacute du Queacutebec in Montreacuteal

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Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100

Das fuumlr dieses Buch verwendete FSCreg-zertifizierte Papier

Profibulk von Sappi liefert IGEPA

12 Auflage

Vollstaumlndige Taschenbuchausgabe April 2010

Wilhelm Goldmann Verlag Muumlnchen

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Originaltitel Les aliments contre le cancer

Copyright copy 2005 Eacuteditions du Treacutecarreacute

Published under arrangement with Eacuteditions du Treacutecarreacute

une division de Queacutebeacutecor Meacutedia Inc Outremont Qc Canada

Copyright copy fuumlr die deutsche Ausgabe 2007

Koumlsel-Verlag Muumlnchen in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Umschlaggestaltung Uno Werbeagentur Muumlnchen ndash

nach Vorlage der Originalausgabe Cyclone design communications

Grafische Konzeption Cyclone design communications

Umschlagmotiv copy Fine Pic

Fotos S 15 96 114115 154 178 190 280 299 326327 328 Tango

Satz Barbara Rabus

Druck und Bindung Těsınskaacute Tiskaacuterna Česky Těsın

MV Herstellung IH

Printed in the Czech Republic

ISBN 978-3-442-17126-2

wwwgoldmann-verlagde

Die Ratschlaumlge in diesem Buch wurden von den Autoren und

vom Verlag sorgfaumlltig erwogen und gepruumlft dennoch kann

eine Garantie nicht uumlbernommen werden Eine Haftung der

Autoren bzw des Verlags und seiner Beauftragten fuumlr Perso-

nen- Sach- und Vermoumlgensschaumlden ist ausgeschlossen

beliveau_krebszellen_CS55indd 4 21082014 070645

Dieses Buch ist allen Kindern gewidmet

die an Krebs leiden

beliveau_krebszellen_CS55indd 5 21082014 070645

Inhalt

Vorwort (Pierre Bruneau) 9

Vorwort (William W Li) 11

Einleitung 14

T E I L I Krebs ein schrecklicher Feind 17

1 Die Geiszligel Krebs 19

2 Was ist Krebs 41

3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung

die Angiogenese 59

4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung 73

5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe

ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller 99

T E I L I I Nutrazeutika krebshemmende Nahrungsmittel 117

6 Krebszellen verabscheuen Kohl 119

7 Knoblauch und Zwiebeln oder

Wie man den Krebs in die Flucht schlaumlgt 139

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8 Soja ndash nichts Unbekanntes mehr 155

9 Kurkuma die Entdeckung eines

krebshemmenden Gewuumlrzes 179

10 Gruumlner Tee Balsam fuumlr die Seele und

Waffe gegen Krebs 191

11 Die Liebe zu den Beeren 207

12 Die Omega-3-Fettsaumluren

endlich gute Fette 227

13 Die Tomate die beste Freundin

der Prostata 239

14 Zitrusfruumlchte Anti-Krebs-Molekuumlle

in der Schale 249

15 In vino veritas 259

16 Schokolade eine gesunde Leidenschaft 281

T E I L I I I Nutratherapie im Alltagsleben 291

17 Nahrungsergaumlnzungsmittel ndash

ein Mehr an Problemen 293

18 Auf den Speiseplan Kampf dem Krebs 301

Danksagungen 329

Bibliographie 331

Register 342

beliveau_krebszellen_CS55indd 7 21082014 070651

Kohl

Knoblauch

Mango

Apfel

Tee

Heidelbeere

Getreide

Zitrone

Broccoli

beliveau_krebszellen_CS55indd 8 21082014 070707

9

Vorwort

Dieses Buch ist ein unverzichtbares Werk fuumlr all diejenigen die

sich mehr oder minder intensiv mit Krebs beschaumlftigen Unver-

zichtbar weil es uns vielleicht zum ersten Mal die Moumlglichkeit

bietet die Sichtweise von Forschern kennenzulernen die in der

Krebsforschung aktiv sind weil es uns in die Lage versetzt die

erreichten Fortschritte zu beurteilen und was noch wichtiger

ist zu erfahren mit welchen Mitteln diese schreckliche Krank-

heit ihrer Ansicht nach am besten zu bekaumlmpfen ist Waumlhrend

wir von einer Flut von widerspruumlchlichen Informationen uumlber

Krebs uumlberschwemmt werden schenkt dieses Buch der breiten

Oumlffentlichkeit einen wahren Schatz an fundiertem Wissen das

uns endlich ein klares Urteil ermoumlglicht

Ob wir nun direkt von Krebs betroffen sind oder nicht Wir

muumlssen zugeben dass diese Krankheit uns alle beunruhigt hellip

Was koumlnnen wir tun wie koumlnnen wir vorbeugen Wenn wir per-

soumlnlich betroffen sind sagen wir uns dass man alles versuchen

muss um die Krankheit zu heilen Ich selbst habe das mit mei-

nem Sohn Charles erlebt Bei Ausbruch der Krankheit fragten

wir uns ob wir nicht doch mehr haumltten tun koumlnnen

Dieses Buch ist weit mehr als eine populaumlrwissenschaftliche

Abhandlung vielmehr stellt es tiefgreifende Uumlberlegungen dar-

uumlber an welche Auswirkungen unsere Lebensweise besonders

die in den Industrielaumlndern vorherrschende auf das Risiko einer

Krebserkrankung hat Haben wir im Zeitalter der beispiellosen

technischen Moumlglichkeiten in dem wir all unsere Hoffnungen

und Energie auf die Entdeckung neuer Medikamente gegen

den Krebs setzen wirklich daruumlber nachgedacht was wir selbst

beliveau_krebszellen_CS55indd 9 21082014 070709

Vorwort

10

unternehmen koumlnnen um diese Krankheit zu verhindern

Koumlnnte die immer noch anhaltende Zunahme bestimmter

Krebsarten die in den letzten Jahren zu beobachten war mit

gravierenden Veraumlnderungen unserer Lebensweise zusammen-

haumlngen Nutzen wir wirklich alle verfuumlgbaren Mittel um diese

Krankheit zu bekaumlmpfen Meiner Ansicht nach leistet dieses

Buch in dieser Hinsicht einen herausragenden Beitrag zu unse-

rer Wahrnehmung von Krebs Denn den Krebs bekaumlmpfen be-

deutet nicht nur dass wir die Tumoren besiegen die sich in un-

serem Koumlrper entwickelt haben sondern auch dass wir alles

tun damit diese Tumoren sich erst gar nicht entwickeln koumlnnen

Wir houmlren oft dass Wissenschaftler betonen welch groszlige Be-

deutung eine gesunde Ernaumlhrung fuumlr unsere koumlrperliche Fitness

hat Dieses Buch geht jedoch viel weiter denn es zeigt dass

scheinbar so banale Lebensmittel wie Kohl Knoblauch oder

auch unsere koumlstlichen Sommerbeeren hochwirksame Mole-

kuumlle enthalten die den Krebs bekaumlmpfen indem sie am Ur-

sprung der Krankheit selbst ansetzen das heiszligt indem sie de-

ren Entwicklung verhindern Was wir essen bleibt nicht ohne

Folgen Ganz im Gegenteil ndash Essen ist ohne Zweifel die ein-

fachste und natuumlrlichste Methode um sich aktiv gegen einen so

furchterregenden Feind wie den Krebs zu schuumltzen

Dieses auszligergewoumlhnliche wundervoll illustrierte Buch ver-

eint die wissenschaftliche Strenge des Themas mit Geschichte

Literatur und sogar Poesie und ist dabei zugleich ein praktisch

orientierter und knapper Ratgeber Ich bin uumlberzeugt dass es

Ihre Wahrnehmung von Krebs und der Maszlignahmen die wir zu

seiner Bekaumlmpfung ergreifen muumlssen unwiderruflich veraumln-

dern wird

Pierre Bruneau

beliveau_krebszellen_CS55indd 10 21082014 070709

11

Vorwort

Der Mensch genieszligt als einziges Lebewesen das Privileg dass er

seine Nahrung ein wesentliches Element seiner Existenz selbst

auswaumlhlen zusammenstellen und veraumlndern kann Schon die

alten Kulturen entwickelten Traditionen die sich die gesund-

heitsfoumlrdernde Wirkung bestimmter Bestandteile der Nahrung

zunutze machen Zusammen mit Gemuumlse Obst Huumllsenfruumlch-

ten und Gewuumlrzen haben sie sie zum Wohle der Menschheit in

die alltaumlgliche Ernaumlhrung miteinbezogen Die moderne Medizin

hingegen sieht die Ernaumlhrungsgewohnheiten absurderweise

aus einer umgekehrten Perspektive Gewoumlhnlich erhalten die

Patienten erst dann Ratschlaumlge hinsichtlich ihrer Ernaumlhrung

wenn eine Krankheit bereits ihren Koumlrper befallen hat Dabei

sind die erteilten Ratschlaumlge beinahe immer negativer Art Ver-

meiden Sie dies verzichten Sie auf jenes kein Fett kein Zucker

kein Fleisch kein Alkohol kein Koffein usw Die Mehrheit der

Aumlrzte ist uumlber die wissenschaftlichen Grundlagen der Beziehung

zwischen Ernaumlhrungsweise und Gesundheit wenig informiert

und kennt sie kaum Doch die Patienten und die Oumlffentlichkeit

im Allgemeinen verlangen nach dieser Aufklaumlrung und ver-

schlingen jede Information uumlber Antioxidantien sekundaumlre

Pflanzeninhaltsstoffe und andere in der Nahrung enthaltene

Substanzen

Die Aumlrzte Dr Richard Beacuteliveau und Dr Denis Gingras legen in

diesem groszligartigen gerade zur rechten Zeit erschienenen Buch

bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Er-

naumlhrungsweise dar Sie bringen sie uns auf eine bemerkens-

werte leicht verstaumlndliche Weise nahe die sich an unterschied-

beliveau_krebszellen_CS55indd 11 21082014 070709

Vorwort

12

liche Leser wendet Diese beiden international anerkannten

Krebsforscher erlaumlutern sachkundig den geschichtlichen Hinter-

grund vor dem Nahrungsmittel Gewuumlrze und Getraumlnke wie

beispielsweise der gruumlne Tee Kurkuma Beeren und sogar Scho-

kolade einzuordnen sind Sie entfuumlhren den Leser auf eine Zeit-

reise auf der ihm vergangenes Wissen wie auch die neuesten

wissenschaftlichen Erkenntnisse uumlber Ernaumlhrung nahegebracht

werden Im Mittelpunkt ihrer Ausfuumlhrungen steht der Krebs so-

wie die Frage wie durch die Einbeziehung von ernaumlhrungswis-

senschaftlichen Erkenntnissen ins alltaumlgliche Leben Praumlvention

und Unterdruumlckung der Krankheit moumlglich sind Die Autoren

die beide auf eine jahrzehntelange Erfahrung zuruumlckgreifen

koumlnnen erklaumlren wie das Zusammenwirken von genetischen

Faktoren und zellulaumlren Ursachen Krebs hervorruft und wie

durch die Bildung von Metastasen im menschlichen Koumlrper

seine Ausbreitung moumlglich wird Anschlieszligend schildern sie in-

wiefern natuumlrliche Inhaltsstoffe von Nahrungsmitteln die bio-

chemische Faumlhigkeit besitzen den Mechanismen die die Ent-

wicklung dieser Krankheit im Organismus foumlrdern vorzubeu-

gen entgegenzuwirken und ihre Wirkung umzukehren

Vor allem aber zeigt dieses Buch zum ersten Mal wie die An-

giogenese von Tumoren das heiszligt das Wachstum neuer Blutge-

faumlszlige die die Krebszellen ernaumlhren durch die Ernaumlhrung ge-

hemmt werden kann Das Laboratorium von Dr Beacuteliveau in

Montreacuteal war bahnbrechend bei der Entwicklung moderner

Methoden mit denen der Zusammenhang zwischen Ernaumlh-

rungsweise und Angiogenese detailliert und nach streng wissen-

schaftlichen Kriterien untersucht werden kann Richard Beacuteliveau

ist selbst einer der visionaumlren Erfinder dieser neuen Ernaumlhrungs-

wissenschaft Waumlhrend die Unternehmen der Biotechnologie

hektisch an der Entwicklung von speziellen Krebsmedikamen-

ten arbeiten erfahren die Leser dieses Buches wie bestimmte

beliveau_krebszellen_CS55indd 12 21082014 070709

Vorwort

13

Optionen in ihrer eigenen Ernaumlhrung die Entwicklung von Tu-

moren beeinflussen und unterdruumlcken koumlnnen Auch wenn die

Medizin des 21 Jahrhunderts das Raumltsel vieler Krankheiten louml-

sen mag so liegen einige Antworten bezuumlglich Krebs moumlgli-

cherweise in unserer Ernaumlhrungsweise Dieses Buch mit der Bot-

schaft raquoNahrungsmittel gegen Krebslaquo ist das Werk zweier Wis-

senschaftler die zu den innovativsten Forschern weltweit gehouml-

ren Sie eroumlffnen dem Leser einen gaumlnzlich neuen Blick auf die

Gesundheit und bieten ihm ein aumlrztliches Rezept das er nicht

etwa in einem Krankenhaus oder einer Apotheke einloumlsen kann

sondern auf dem Lebensmittelmarkt und in seinem Teller

William W Li M D

Praumlsident und medizinischer Direktor

The Angiogenesis Foundation

Cambridge Massachusetts USA

beliveau_krebszellen_CS55indd 13 21082014 070709

14

Einleitung

Der Krebs trotzt weiterhin dem Fortschritt der modernen Medi-

zin und bleibt auch nach vierzig Jahren intensiver Forschung

eine raumltselhafte Krankheit der jedes Jahr Millionen von Men-

schen vorzeitig zum Opfer fallen Zwar koumlnnen manche Krebsar-

ten heute erfolgreich behandelt werden doch viele andere sind

noch immer aumluszligerst schwer zu bekaumlmpfen und bilden eine der

Haupttodesursachen in der erwerbstaumltigen Bevoumllkerung Damit

kommt der Entdeckung neuer Methoden zur Effektivitaumltssteige-

rung gaumlngiger Krebstherapien mehr denn je eine entschei-

dende Bedeutung zu

Ziel dieses Buches ist es die aktuell verfuumlgbaren wissen-

schaftlichen Erkenntnisse zusammenzufassen Diese zeigen

dass wir gegen mehrere Arten von Krebs vorbeugen koumlnnen

wenn wir unsere Ernaumlhrungsgewohnheiten umstellen und Nah-

rungsmittel miteinbeziehen die den Tumor an der Wurzel be-

kaumlmpfen und seine Entwicklung verhindern koumlnnen Die Natur

haumllt eine Fuumllle von Lebensmitteln mit hoch effektiven Molekuuml-

len bereit die die Krankheit wirkungsvoll bekaumlmpfen koumlnnen

ohne schaumldliche Nebenwirkungen hervorzurufen Diese Nah-

rungsmittel besitzen in mehrfacher Hinsicht therapeutische Ei-

genschaften die denen von synthetisch hergestellten Medika-

menten entsprechen wir schlagen daher vor sie mit dem Be-

griff Nutrazeutika zu bezeichnen um diese Eigenschaften zu

veranschaulichen Wir haben die Moumlglichkeit dieses Arsenal an

Wortzusammensetzung aus nutrition engl Ernaumlhrung und pharmaceuticals

engl Arzneimittel entsprechend dem englischen Originalbegriff nutraceuti-

cals bzw der franzoumlsischen Wortschoumlpfung alicaments (Anm d Uuml)

beliveau_krebszellen_CS55indd 14 21082014 070709

Einleitung

krebshemmenden Inhaltsstoffen die auf natuumlrliche Weise in

verschiedenen Nahrungsmitteln enthalten sind nutzbringend

als wesentliche Ergaumlnzung der derzeit verfuumlgbaren Therapien

einzusetzen Wir sollten diese Moumlglichkeit nutzen um die Wahr-

scheinlichkeit zu unseren Gunsten zu beeinflussen denn durch

eine Ernaumlhrung auf der Grundlage einer konstanten Zufuhr von

Nutrazeutika koumlnnen wir tatsaumlchlich das Auftreten vieler Krebs-

arten verhindern

Die Autoren Richard Beacuteliveau und Denis Gingras

beliveau_krebszellen_CS55indd 15 21082014 070714

TE I L I

beliveau_krebszellen_CS55indd 16 21082014 070717

Krebs ein schrecklicher Feind

1 Die Geiszligel Krebs

2 Was ist Krebs

3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung die Angiogenese

4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung

5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller

beliveau_krebszellen_CS55indd 17 21082014 070718

Fast alle Ungluumlcksschlaumlge unseres Lebens ruumlhren von den falschen Vorstellungen die wir uns uumlber das machen was uns zustoumlszligt

Stendhal Tagebuch (1801ndash1805)

beliveau_krebszellen_CS55indd 18 21082014 070721

19

Kapitel 1

Die Geiszligel Krebs

Der Krebs in Zahlen

Manche Menschen haben eine Heidenangst vor dem Fliegen

andere leben in panischer Angst vor Haifischen oder Blitzschlauml-

gen Die Furcht vor den unheilvollen Folgen von Ereignissen die

sich unserer Kontrolle entziehen scheint eine typisch menschli-

che Eigenheit zu sein Dabei sind die realen Risiken eines Tages

Opfer einer solchen Ausnahmekatastrophe zu werden relativ

gering im Vergleich zu denen die unmittelbar mit dem Alltags-

leben verbunden sind (Abbildung 1) So haben beispielsweise

Uumlbergewichtige ein beinahe um eine Million houmlheres Risiko

vorzeitig an ihrer Fettleibigkeit zu sterben als durch einen Flug-

zeugabsturz und jeder von uns hat eine fuumlnfzigtausend Mal houml-

here Chance an Krebs zu erkranken als vom Blitz getroffen zu

werden diese Chance erhoumlht sich noch deutlich wenn ein Risi-

kofaktor wie das Rauchen hinzukommt

Unter all den realistischen Gefahren denen wir ausgesetzt

sind stellt der Krebs eine sehr reale Bedrohung dar Die Krank-

heit trifft ein Drittel der Bevoumllkerung bis zum Alter von 75 Jah-

ren und ein Viertel erliegt schlieszliglich den Folgen einer Krebs-

erkrankung Jedes Jahr erkranken 10 Millionen Menschen auf

der Welt an Krebs und sieben Millionen Todesfaumllle gehen auf

das Konto dieser Krankheit ndash das entspricht 12 Prozent der welt-

weit registrierten Sterbefaumllle Und es sind keine Anzeichen einer

Besserung zu erkennen denn die gegenwaumlrtigen Schaumltzungen

beliveau_krebszellen_CS55indd 19 21082014 070721

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

20

gehen davon aus dass man aufgrund der immer aumllter werden-

den Bevoumllkerung zukuumlnftig 15 Millionen neue Krebserkrankun-

gen pro Jahr diagnostizieren wird Um das Ausmaszlig der Tragoumldie

zu begreifen muumlssen Sie sich vorstellen dass Sie taumlglich in den

Nachrichten vom Absturz von vier vollbesetzten Boeing 747

oder dreimal pro Woche vom Einsturz der Zwillingstuumlrme des

World Trade Center houmlren hellip Hinzu kommen die immensen Be-

handlungskosten von Krebskranken die jaumlhrlich schaumltzungs-

weise in 3-stellige Milliardenbetraumlge gehen und in den naumlchs-

ten Jahren unaufhoumlrlich steigen werden All das verdeutlicht die

Dimension der durch Krebs verursachten Probleme im Gesund-

Die groszligen Aumlngste hellip und die Realitaumlt

Aumlngste Reale Risiken

Terrorangriff Zu gering um berechenbar zu sein

Tod durch einen Haifischangriff 1 280 Millionen

Tod durch einen Flugzeugabsturz 1 3 Millionen

Tod durch Blitzschlag 1 350 000

Tod durch Verkehrsunfall 1 7000

Lebensmittelvergiftung 1 7

Herz- und Gefaumlszligkrankheiten 1 4

Vorzeitiger Tod wegenUumlbergewichtKrebserkrankung

1 41 3

Tod durch Rauchen 1 2

Abbildung 1Q

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zin

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

21

heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden

um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-

schaft zu reduzieren

Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine

menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-

stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-

bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem

Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-

ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und

Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung

eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und

vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur

die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel

in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen

Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt

sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen

die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr

diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-

mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-

geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-

sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der

Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-

zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige

Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-

wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-

heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-

kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-

naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-

nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die

Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-

tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-

scheinlich oder unmoumlglich haumllt

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

22

Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst

ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-

sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-

denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist

mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-

miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-

nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als

krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat

Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man

fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch

Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle

entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine

bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-

doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-

gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders

Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-

mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-

sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die

Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-

gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-

schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und

Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent

der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-

len Rolle als Krebsausloumlser

Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser

Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat

gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf

die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im

Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-

zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-

suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen

Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

23

Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-

lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen

der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist

uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund

einer minimalen Menge von Pestiziden

Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-

trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-

zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-

zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-

gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-

weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-

mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der

Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung

Abbildung 2

Ernaumlhrungsdefizite30

Rauchen30

Andere 1 Umweltverschmutzung 2

Drogen 2

UV-Strahlen 2

Alkohol 3

Infektionen 5

Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5

Berufsbedingte Risiken 5

GenetischeFaktoren

15

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

24

uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der

Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung

Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber

krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden

wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern

und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei

Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren

verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-

wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-

ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-

krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise

veraumlndern

Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten

Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird

eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung

von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-

saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel

Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation

veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-

garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000

Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den

westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-

ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern

Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger

und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des

Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen

Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man

beliveau_krebszellen_CS55indd 24 21082014 070722

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

25

einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-

figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten

Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-

kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-

schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-

ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs

in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an

waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen

Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-

krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und

West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der

Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-

krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das

Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-

onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart

Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz

Abbildung 3

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N 2

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2

Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)

lt 109

lt 146

lt 191

lt 261

lt 406

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

26

betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger

ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-

geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar

hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen

Hemisphaumlre sind davon betroffen

Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass

diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-

tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern

vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten

verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-

ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In

dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-

kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-

nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der

der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung

verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-

pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart

bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und

naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-

nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-

panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion

mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert

sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene

kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen

Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen

wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-

dert

Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-

fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-

pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll

nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-

keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-

beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

27

voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-

rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich

bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung

als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-

rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs

das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil

die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-

patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Japan

Hawaii

Japaner Weiszlige

Speiseroumlhre 131 46 75

Magen 1311 397 217

Dickdarm 83 371 368

Rektum 93 297 204

Lunge 268 379 962

Prostata 14 154 343

Brust 315 1221 1869

Gebaumlrmutterhals 364 149 243

Gebaumlrmutter 26 407 714

Eierstock 53 160 274

Tabelle 1

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elle

Do

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

28

keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung

praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend

sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-

voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind

aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-

baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen

nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern

sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Ibadan

Vereinigte Staaten

Schwarze Weiszlige

Dickdarm 34 351 315

Rektum 34 204 225

Leber 272 77 36

Bauchspeicheldruumlse 55 225 124

Kehlkopf 37 193 141

Prostata 134 651 275

Lunge 27 1532 981

Brust 337 1187 1650

Gebaumlrmutter 42 407 714

Malignes Lymphom 133 7 4

Tabelle 2

Qu

elle

Do

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

29

Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit

spielen

Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-

fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben

dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt

Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig

auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-

granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die

schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In

den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen

Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-

derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit

einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-

muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-

gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen

und Fetten

Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der

Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-

deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der

Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen

Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch

vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten

Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die

Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den

westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant

wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-

chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit

der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-

gen ist

beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

30

Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs

Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit

der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser

enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-

mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen

keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das

Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-

gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt

haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen

Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-

teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto

der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-

intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu

90 Prozent betragen

Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-

scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-

flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle

doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung

zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und

einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-

nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-

erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen

dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst

und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-

ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-

erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-

chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit

dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-

pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-

kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst

und Gemuumlse

beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

31

Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch

eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist

legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit

eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-

ten spielt unter denen der Westen besonders leidet

Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs

Untersuchtes

Nahrungsmittel

Beobachtete

Risiko-

reduktion

Gesamtzahl

der Untersu-

chungen

Prozentsatz () an

Untersuchungen

die auf eine Verrin-

gerung des Risikos

hindeuten

Gemuumlse allgemein 59 74 80

Obst allgemein 36 56 64

Rohes Gemuumlse 40 46 87

Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)

38 55 69

Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)

27 35 77

Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77

Karotten 59 72 81

Tomaten 36 51 71

Zitrusfruumlchte 27 41 66

Tabelle 3

Qu

elle

Wo

rld

Ca

nce

r R

ese

arc

h F

un

dA

me

rica

n In

stit

ute

fo

r C

an

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Re

sea

rch

19

97

beliveau_krebszellen_CS55indd 31 21082014 070723

UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE

Richard Beacuteliveau Denis Gingras

Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen

Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2

Goldmann

Erscheinungstermin Maumlrz 2010

Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht

Page 4: beliveau krebszellen CS55.indd 1 21.08.2014 07:06:44 · 2016-04-25 · Dr. med. Denis Gingras Krebszellen mögen keine Himbeeren Nahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem stärken

Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100

Das fuumlr dieses Buch verwendete FSCreg-zertifizierte Papier

Profibulk von Sappi liefert IGEPA

12 Auflage

Vollstaumlndige Taschenbuchausgabe April 2010

Wilhelm Goldmann Verlag Muumlnchen

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Originaltitel Les aliments contre le cancer

Copyright copy 2005 Eacuteditions du Treacutecarreacute

Published under arrangement with Eacuteditions du Treacutecarreacute

une division de Queacutebeacutecor Meacutedia Inc Outremont Qc Canada

Copyright copy fuumlr die deutsche Ausgabe 2007

Koumlsel-Verlag Muumlnchen in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Umschlaggestaltung Uno Werbeagentur Muumlnchen ndash

nach Vorlage der Originalausgabe Cyclone design communications

Grafische Konzeption Cyclone design communications

Umschlagmotiv copy Fine Pic

Fotos S 15 96 114115 154 178 190 280 299 326327 328 Tango

Satz Barbara Rabus

Druck und Bindung Těsınskaacute Tiskaacuterna Česky Těsın

MV Herstellung IH

Printed in the Czech Republic

ISBN 978-3-442-17126-2

wwwgoldmann-verlagde

Die Ratschlaumlge in diesem Buch wurden von den Autoren und

vom Verlag sorgfaumlltig erwogen und gepruumlft dennoch kann

eine Garantie nicht uumlbernommen werden Eine Haftung der

Autoren bzw des Verlags und seiner Beauftragten fuumlr Perso-

nen- Sach- und Vermoumlgensschaumlden ist ausgeschlossen

beliveau_krebszellen_CS55indd 4 21082014 070645

Dieses Buch ist allen Kindern gewidmet

die an Krebs leiden

beliveau_krebszellen_CS55indd 5 21082014 070645

Inhalt

Vorwort (Pierre Bruneau) 9

Vorwort (William W Li) 11

Einleitung 14

T E I L I Krebs ein schrecklicher Feind 17

1 Die Geiszligel Krebs 19

2 Was ist Krebs 41

3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung

die Angiogenese 59

4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung 73

5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe

ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller 99

T E I L I I Nutrazeutika krebshemmende Nahrungsmittel 117

6 Krebszellen verabscheuen Kohl 119

7 Knoblauch und Zwiebeln oder

Wie man den Krebs in die Flucht schlaumlgt 139

beliveau_krebszellen_CS55indd 6 21082014 070650

8 Soja ndash nichts Unbekanntes mehr 155

9 Kurkuma die Entdeckung eines

krebshemmenden Gewuumlrzes 179

10 Gruumlner Tee Balsam fuumlr die Seele und

Waffe gegen Krebs 191

11 Die Liebe zu den Beeren 207

12 Die Omega-3-Fettsaumluren

endlich gute Fette 227

13 Die Tomate die beste Freundin

der Prostata 239

14 Zitrusfruumlchte Anti-Krebs-Molekuumlle

in der Schale 249

15 In vino veritas 259

16 Schokolade eine gesunde Leidenschaft 281

T E I L I I I Nutratherapie im Alltagsleben 291

17 Nahrungsergaumlnzungsmittel ndash

ein Mehr an Problemen 293

18 Auf den Speiseplan Kampf dem Krebs 301

Danksagungen 329

Bibliographie 331

Register 342

beliveau_krebszellen_CS55indd 7 21082014 070651

Kohl

Knoblauch

Mango

Apfel

Tee

Heidelbeere

Getreide

Zitrone

Broccoli

beliveau_krebszellen_CS55indd 8 21082014 070707

9

Vorwort

Dieses Buch ist ein unverzichtbares Werk fuumlr all diejenigen die

sich mehr oder minder intensiv mit Krebs beschaumlftigen Unver-

zichtbar weil es uns vielleicht zum ersten Mal die Moumlglichkeit

bietet die Sichtweise von Forschern kennenzulernen die in der

Krebsforschung aktiv sind weil es uns in die Lage versetzt die

erreichten Fortschritte zu beurteilen und was noch wichtiger

ist zu erfahren mit welchen Mitteln diese schreckliche Krank-

heit ihrer Ansicht nach am besten zu bekaumlmpfen ist Waumlhrend

wir von einer Flut von widerspruumlchlichen Informationen uumlber

Krebs uumlberschwemmt werden schenkt dieses Buch der breiten

Oumlffentlichkeit einen wahren Schatz an fundiertem Wissen das

uns endlich ein klares Urteil ermoumlglicht

Ob wir nun direkt von Krebs betroffen sind oder nicht Wir

muumlssen zugeben dass diese Krankheit uns alle beunruhigt hellip

Was koumlnnen wir tun wie koumlnnen wir vorbeugen Wenn wir per-

soumlnlich betroffen sind sagen wir uns dass man alles versuchen

muss um die Krankheit zu heilen Ich selbst habe das mit mei-

nem Sohn Charles erlebt Bei Ausbruch der Krankheit fragten

wir uns ob wir nicht doch mehr haumltten tun koumlnnen

Dieses Buch ist weit mehr als eine populaumlrwissenschaftliche

Abhandlung vielmehr stellt es tiefgreifende Uumlberlegungen dar-

uumlber an welche Auswirkungen unsere Lebensweise besonders

die in den Industrielaumlndern vorherrschende auf das Risiko einer

Krebserkrankung hat Haben wir im Zeitalter der beispiellosen

technischen Moumlglichkeiten in dem wir all unsere Hoffnungen

und Energie auf die Entdeckung neuer Medikamente gegen

den Krebs setzen wirklich daruumlber nachgedacht was wir selbst

beliveau_krebszellen_CS55indd 9 21082014 070709

Vorwort

10

unternehmen koumlnnen um diese Krankheit zu verhindern

Koumlnnte die immer noch anhaltende Zunahme bestimmter

Krebsarten die in den letzten Jahren zu beobachten war mit

gravierenden Veraumlnderungen unserer Lebensweise zusammen-

haumlngen Nutzen wir wirklich alle verfuumlgbaren Mittel um diese

Krankheit zu bekaumlmpfen Meiner Ansicht nach leistet dieses

Buch in dieser Hinsicht einen herausragenden Beitrag zu unse-

rer Wahrnehmung von Krebs Denn den Krebs bekaumlmpfen be-

deutet nicht nur dass wir die Tumoren besiegen die sich in un-

serem Koumlrper entwickelt haben sondern auch dass wir alles

tun damit diese Tumoren sich erst gar nicht entwickeln koumlnnen

Wir houmlren oft dass Wissenschaftler betonen welch groszlige Be-

deutung eine gesunde Ernaumlhrung fuumlr unsere koumlrperliche Fitness

hat Dieses Buch geht jedoch viel weiter denn es zeigt dass

scheinbar so banale Lebensmittel wie Kohl Knoblauch oder

auch unsere koumlstlichen Sommerbeeren hochwirksame Mole-

kuumlle enthalten die den Krebs bekaumlmpfen indem sie am Ur-

sprung der Krankheit selbst ansetzen das heiszligt indem sie de-

ren Entwicklung verhindern Was wir essen bleibt nicht ohne

Folgen Ganz im Gegenteil ndash Essen ist ohne Zweifel die ein-

fachste und natuumlrlichste Methode um sich aktiv gegen einen so

furchterregenden Feind wie den Krebs zu schuumltzen

Dieses auszligergewoumlhnliche wundervoll illustrierte Buch ver-

eint die wissenschaftliche Strenge des Themas mit Geschichte

Literatur und sogar Poesie und ist dabei zugleich ein praktisch

orientierter und knapper Ratgeber Ich bin uumlberzeugt dass es

Ihre Wahrnehmung von Krebs und der Maszlignahmen die wir zu

seiner Bekaumlmpfung ergreifen muumlssen unwiderruflich veraumln-

dern wird

Pierre Bruneau

beliveau_krebszellen_CS55indd 10 21082014 070709

11

Vorwort

Der Mensch genieszligt als einziges Lebewesen das Privileg dass er

seine Nahrung ein wesentliches Element seiner Existenz selbst

auswaumlhlen zusammenstellen und veraumlndern kann Schon die

alten Kulturen entwickelten Traditionen die sich die gesund-

heitsfoumlrdernde Wirkung bestimmter Bestandteile der Nahrung

zunutze machen Zusammen mit Gemuumlse Obst Huumllsenfruumlch-

ten und Gewuumlrzen haben sie sie zum Wohle der Menschheit in

die alltaumlgliche Ernaumlhrung miteinbezogen Die moderne Medizin

hingegen sieht die Ernaumlhrungsgewohnheiten absurderweise

aus einer umgekehrten Perspektive Gewoumlhnlich erhalten die

Patienten erst dann Ratschlaumlge hinsichtlich ihrer Ernaumlhrung

wenn eine Krankheit bereits ihren Koumlrper befallen hat Dabei

sind die erteilten Ratschlaumlge beinahe immer negativer Art Ver-

meiden Sie dies verzichten Sie auf jenes kein Fett kein Zucker

kein Fleisch kein Alkohol kein Koffein usw Die Mehrheit der

Aumlrzte ist uumlber die wissenschaftlichen Grundlagen der Beziehung

zwischen Ernaumlhrungsweise und Gesundheit wenig informiert

und kennt sie kaum Doch die Patienten und die Oumlffentlichkeit

im Allgemeinen verlangen nach dieser Aufklaumlrung und ver-

schlingen jede Information uumlber Antioxidantien sekundaumlre

Pflanzeninhaltsstoffe und andere in der Nahrung enthaltene

Substanzen

Die Aumlrzte Dr Richard Beacuteliveau und Dr Denis Gingras legen in

diesem groszligartigen gerade zur rechten Zeit erschienenen Buch

bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Er-

naumlhrungsweise dar Sie bringen sie uns auf eine bemerkens-

werte leicht verstaumlndliche Weise nahe die sich an unterschied-

beliveau_krebszellen_CS55indd 11 21082014 070709

Vorwort

12

liche Leser wendet Diese beiden international anerkannten

Krebsforscher erlaumlutern sachkundig den geschichtlichen Hinter-

grund vor dem Nahrungsmittel Gewuumlrze und Getraumlnke wie

beispielsweise der gruumlne Tee Kurkuma Beeren und sogar Scho-

kolade einzuordnen sind Sie entfuumlhren den Leser auf eine Zeit-

reise auf der ihm vergangenes Wissen wie auch die neuesten

wissenschaftlichen Erkenntnisse uumlber Ernaumlhrung nahegebracht

werden Im Mittelpunkt ihrer Ausfuumlhrungen steht der Krebs so-

wie die Frage wie durch die Einbeziehung von ernaumlhrungswis-

senschaftlichen Erkenntnissen ins alltaumlgliche Leben Praumlvention

und Unterdruumlckung der Krankheit moumlglich sind Die Autoren

die beide auf eine jahrzehntelange Erfahrung zuruumlckgreifen

koumlnnen erklaumlren wie das Zusammenwirken von genetischen

Faktoren und zellulaumlren Ursachen Krebs hervorruft und wie

durch die Bildung von Metastasen im menschlichen Koumlrper

seine Ausbreitung moumlglich wird Anschlieszligend schildern sie in-

wiefern natuumlrliche Inhaltsstoffe von Nahrungsmitteln die bio-

chemische Faumlhigkeit besitzen den Mechanismen die die Ent-

wicklung dieser Krankheit im Organismus foumlrdern vorzubeu-

gen entgegenzuwirken und ihre Wirkung umzukehren

Vor allem aber zeigt dieses Buch zum ersten Mal wie die An-

giogenese von Tumoren das heiszligt das Wachstum neuer Blutge-

faumlszlige die die Krebszellen ernaumlhren durch die Ernaumlhrung ge-

hemmt werden kann Das Laboratorium von Dr Beacuteliveau in

Montreacuteal war bahnbrechend bei der Entwicklung moderner

Methoden mit denen der Zusammenhang zwischen Ernaumlh-

rungsweise und Angiogenese detailliert und nach streng wissen-

schaftlichen Kriterien untersucht werden kann Richard Beacuteliveau

ist selbst einer der visionaumlren Erfinder dieser neuen Ernaumlhrungs-

wissenschaft Waumlhrend die Unternehmen der Biotechnologie

hektisch an der Entwicklung von speziellen Krebsmedikamen-

ten arbeiten erfahren die Leser dieses Buches wie bestimmte

beliveau_krebszellen_CS55indd 12 21082014 070709

Vorwort

13

Optionen in ihrer eigenen Ernaumlhrung die Entwicklung von Tu-

moren beeinflussen und unterdruumlcken koumlnnen Auch wenn die

Medizin des 21 Jahrhunderts das Raumltsel vieler Krankheiten louml-

sen mag so liegen einige Antworten bezuumlglich Krebs moumlgli-

cherweise in unserer Ernaumlhrungsweise Dieses Buch mit der Bot-

schaft raquoNahrungsmittel gegen Krebslaquo ist das Werk zweier Wis-

senschaftler die zu den innovativsten Forschern weltweit gehouml-

ren Sie eroumlffnen dem Leser einen gaumlnzlich neuen Blick auf die

Gesundheit und bieten ihm ein aumlrztliches Rezept das er nicht

etwa in einem Krankenhaus oder einer Apotheke einloumlsen kann

sondern auf dem Lebensmittelmarkt und in seinem Teller

William W Li M D

Praumlsident und medizinischer Direktor

The Angiogenesis Foundation

Cambridge Massachusetts USA

beliveau_krebszellen_CS55indd 13 21082014 070709

14

Einleitung

Der Krebs trotzt weiterhin dem Fortschritt der modernen Medi-

zin und bleibt auch nach vierzig Jahren intensiver Forschung

eine raumltselhafte Krankheit der jedes Jahr Millionen von Men-

schen vorzeitig zum Opfer fallen Zwar koumlnnen manche Krebsar-

ten heute erfolgreich behandelt werden doch viele andere sind

noch immer aumluszligerst schwer zu bekaumlmpfen und bilden eine der

Haupttodesursachen in der erwerbstaumltigen Bevoumllkerung Damit

kommt der Entdeckung neuer Methoden zur Effektivitaumltssteige-

rung gaumlngiger Krebstherapien mehr denn je eine entschei-

dende Bedeutung zu

Ziel dieses Buches ist es die aktuell verfuumlgbaren wissen-

schaftlichen Erkenntnisse zusammenzufassen Diese zeigen

dass wir gegen mehrere Arten von Krebs vorbeugen koumlnnen

wenn wir unsere Ernaumlhrungsgewohnheiten umstellen und Nah-

rungsmittel miteinbeziehen die den Tumor an der Wurzel be-

kaumlmpfen und seine Entwicklung verhindern koumlnnen Die Natur

haumllt eine Fuumllle von Lebensmitteln mit hoch effektiven Molekuuml-

len bereit die die Krankheit wirkungsvoll bekaumlmpfen koumlnnen

ohne schaumldliche Nebenwirkungen hervorzurufen Diese Nah-

rungsmittel besitzen in mehrfacher Hinsicht therapeutische Ei-

genschaften die denen von synthetisch hergestellten Medika-

menten entsprechen wir schlagen daher vor sie mit dem Be-

griff Nutrazeutika zu bezeichnen um diese Eigenschaften zu

veranschaulichen Wir haben die Moumlglichkeit dieses Arsenal an

Wortzusammensetzung aus nutrition engl Ernaumlhrung und pharmaceuticals

engl Arzneimittel entsprechend dem englischen Originalbegriff nutraceuti-

cals bzw der franzoumlsischen Wortschoumlpfung alicaments (Anm d Uuml)

beliveau_krebszellen_CS55indd 14 21082014 070709

Einleitung

krebshemmenden Inhaltsstoffen die auf natuumlrliche Weise in

verschiedenen Nahrungsmitteln enthalten sind nutzbringend

als wesentliche Ergaumlnzung der derzeit verfuumlgbaren Therapien

einzusetzen Wir sollten diese Moumlglichkeit nutzen um die Wahr-

scheinlichkeit zu unseren Gunsten zu beeinflussen denn durch

eine Ernaumlhrung auf der Grundlage einer konstanten Zufuhr von

Nutrazeutika koumlnnen wir tatsaumlchlich das Auftreten vieler Krebs-

arten verhindern

Die Autoren Richard Beacuteliveau und Denis Gingras

beliveau_krebszellen_CS55indd 15 21082014 070714

TE I L I

beliveau_krebszellen_CS55indd 16 21082014 070717

Krebs ein schrecklicher Feind

1 Die Geiszligel Krebs

2 Was ist Krebs

3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung die Angiogenese

4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung

5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller

beliveau_krebszellen_CS55indd 17 21082014 070718

Fast alle Ungluumlcksschlaumlge unseres Lebens ruumlhren von den falschen Vorstellungen die wir uns uumlber das machen was uns zustoumlszligt

Stendhal Tagebuch (1801ndash1805)

beliveau_krebszellen_CS55indd 18 21082014 070721

19

Kapitel 1

Die Geiszligel Krebs

Der Krebs in Zahlen

Manche Menschen haben eine Heidenangst vor dem Fliegen

andere leben in panischer Angst vor Haifischen oder Blitzschlauml-

gen Die Furcht vor den unheilvollen Folgen von Ereignissen die

sich unserer Kontrolle entziehen scheint eine typisch menschli-

che Eigenheit zu sein Dabei sind die realen Risiken eines Tages

Opfer einer solchen Ausnahmekatastrophe zu werden relativ

gering im Vergleich zu denen die unmittelbar mit dem Alltags-

leben verbunden sind (Abbildung 1) So haben beispielsweise

Uumlbergewichtige ein beinahe um eine Million houmlheres Risiko

vorzeitig an ihrer Fettleibigkeit zu sterben als durch einen Flug-

zeugabsturz und jeder von uns hat eine fuumlnfzigtausend Mal houml-

here Chance an Krebs zu erkranken als vom Blitz getroffen zu

werden diese Chance erhoumlht sich noch deutlich wenn ein Risi-

kofaktor wie das Rauchen hinzukommt

Unter all den realistischen Gefahren denen wir ausgesetzt

sind stellt der Krebs eine sehr reale Bedrohung dar Die Krank-

heit trifft ein Drittel der Bevoumllkerung bis zum Alter von 75 Jah-

ren und ein Viertel erliegt schlieszliglich den Folgen einer Krebs-

erkrankung Jedes Jahr erkranken 10 Millionen Menschen auf

der Welt an Krebs und sieben Millionen Todesfaumllle gehen auf

das Konto dieser Krankheit ndash das entspricht 12 Prozent der welt-

weit registrierten Sterbefaumllle Und es sind keine Anzeichen einer

Besserung zu erkennen denn die gegenwaumlrtigen Schaumltzungen

beliveau_krebszellen_CS55indd 19 21082014 070721

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

20

gehen davon aus dass man aufgrund der immer aumllter werden-

den Bevoumllkerung zukuumlnftig 15 Millionen neue Krebserkrankun-

gen pro Jahr diagnostizieren wird Um das Ausmaszlig der Tragoumldie

zu begreifen muumlssen Sie sich vorstellen dass Sie taumlglich in den

Nachrichten vom Absturz von vier vollbesetzten Boeing 747

oder dreimal pro Woche vom Einsturz der Zwillingstuumlrme des

World Trade Center houmlren hellip Hinzu kommen die immensen Be-

handlungskosten von Krebskranken die jaumlhrlich schaumltzungs-

weise in 3-stellige Milliardenbetraumlge gehen und in den naumlchs-

ten Jahren unaufhoumlrlich steigen werden All das verdeutlicht die

Dimension der durch Krebs verursachten Probleme im Gesund-

Die groszligen Aumlngste hellip und die Realitaumlt

Aumlngste Reale Risiken

Terrorangriff Zu gering um berechenbar zu sein

Tod durch einen Haifischangriff 1 280 Millionen

Tod durch einen Flugzeugabsturz 1 3 Millionen

Tod durch Blitzschlag 1 350 000

Tod durch Verkehrsunfall 1 7000

Lebensmittelvergiftung 1 7

Herz- und Gefaumlszligkrankheiten 1 4

Vorzeitiger Tod wegenUumlbergewichtKrebserkrankung

1 41 3

Tod durch Rauchen 1 2

Abbildung 1Q

uel

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zin

e

beliveau_krebszellen_CS55indd 20 21082014 070721

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

21

heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden

um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-

schaft zu reduzieren

Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine

menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-

stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-

bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem

Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-

ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und

Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung

eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und

vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur

die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel

in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen

Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt

sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen

die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr

diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-

mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-

geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-

sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der

Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-

zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige

Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-

wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-

heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-

kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-

naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-

nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die

Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-

tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-

scheinlich oder unmoumlglich haumllt

beliveau_krebszellen_CS55indd 21 21082014 070721

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

22

Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst

ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-

sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-

denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist

mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-

miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-

nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als

krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat

Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man

fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch

Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle

entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine

bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-

doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-

gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders

Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-

mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-

sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die

Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-

gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-

schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und

Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent

der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-

len Rolle als Krebsausloumlser

Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser

Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat

gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf

die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im

Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-

zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-

suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen

Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und

beliveau_krebszellen_CS55indd 22 21082014 070721

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

23

Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-

lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen

der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist

uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund

einer minimalen Menge von Pestiziden

Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-

trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-

zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-

zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-

gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-

weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-

mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der

Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung

Abbildung 2

Ernaumlhrungsdefizite30

Rauchen30

Andere 1 Umweltverschmutzung 2

Drogen 2

UV-Strahlen 2

Alkohol 3

Infektionen 5

Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5

Berufsbedingte Risiken 5

GenetischeFaktoren

15

beliveau_krebszellen_CS55indd 23 21082014 070722

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

24

uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der

Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung

Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber

krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden

wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern

und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei

Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren

verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-

wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-

ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-

krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise

veraumlndern

Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten

Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird

eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung

von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-

saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel

Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation

veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-

garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000

Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den

westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-

ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern

Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger

und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des

Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen

Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man

beliveau_krebszellen_CS55indd 24 21082014 070722

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

25

einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-

figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten

Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-

kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-

schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-

ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs

in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an

waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen

Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-

krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und

West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der

Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-

krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das

Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-

onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart

Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz

Abbildung 3

Qu

elle

GLO

BO

CA

N 2

00

2

Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)

lt 109

lt 146

lt 191

lt 261

lt 406

beliveau_krebszellen_CS55indd 25 21082014 070723

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

26

betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger

ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-

geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar

hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen

Hemisphaumlre sind davon betroffen

Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass

diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-

tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern

vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten

verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-

ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In

dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-

kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-

nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der

der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung

verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-

pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart

bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und

naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-

nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-

panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion

mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert

sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene

kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen

Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen

wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-

dert

Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-

fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-

pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll

nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-

keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-

beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

27

voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-

rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich

bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung

als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-

rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs

das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil

die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-

patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Japan

Hawaii

Japaner Weiszlige

Speiseroumlhre 131 46 75

Magen 1311 397 217

Dickdarm 83 371 368

Rektum 93 297 204

Lunge 268 379 962

Prostata 14 154 343

Brust 315 1221 1869

Gebaumlrmutterhals 364 149 243

Gebaumlrmutter 26 407 714

Eierstock 53 160 274

Tabelle 1

Qu

elle

Do

ll R

un

d P

eto

R (

19

81

) J

Na

tl C

an

cer

Inst

66

11

96

ndash1

30

5

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

28

keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung

praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend

sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-

voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind

aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-

baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen

nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern

sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Ibadan

Vereinigte Staaten

Schwarze Weiszlige

Dickdarm 34 351 315

Rektum 34 204 225

Leber 272 77 36

Bauchspeicheldruumlse 55 225 124

Kehlkopf 37 193 141

Prostata 134 651 275

Lunge 27 1532 981

Brust 337 1187 1650

Gebaumlrmutter 42 407 714

Malignes Lymphom 133 7 4

Tabelle 2

Qu

elle

Do

ll R

un

d P

eto

R (

19

81

) J

Na

tl C

an

cer

Inst

66

11

96

ndash1

30

5

beliveau_krebszellen_CS55indd 28 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

29

Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit

spielen

Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-

fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben

dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt

Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig

auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-

granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die

schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In

den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen

Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-

derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit

einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-

muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-

gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen

und Fetten

Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der

Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-

deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der

Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen

Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch

vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten

Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die

Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den

westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant

wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-

chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit

der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-

gen ist

beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

30

Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs

Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit

der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser

enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-

mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen

keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das

Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-

gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt

haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen

Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-

teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto

der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-

intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu

90 Prozent betragen

Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-

scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-

flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle

doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung

zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und

einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-

nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-

erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen

dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst

und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-

ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-

erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-

chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit

dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-

pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-

kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst

und Gemuumlse

beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

31

Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch

eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist

legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit

eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-

ten spielt unter denen der Westen besonders leidet

Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs

Untersuchtes

Nahrungsmittel

Beobachtete

Risiko-

reduktion

Gesamtzahl

der Untersu-

chungen

Prozentsatz () an

Untersuchungen

die auf eine Verrin-

gerung des Risikos

hindeuten

Gemuumlse allgemein 59 74 80

Obst allgemein 36 56 64

Rohes Gemuumlse 40 46 87

Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)

38 55 69

Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)

27 35 77

Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77

Karotten 59 72 81

Tomaten 36 51 71

Zitrusfruumlchte 27 41 66

Tabelle 3

Qu

elle

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Ca

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19

97

beliveau_krebszellen_CS55indd 31 21082014 070723

UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE

Richard Beacuteliveau Denis Gingras

Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen

Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2

Goldmann

Erscheinungstermin Maumlrz 2010

Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht

Page 5: beliveau krebszellen CS55.indd 1 21.08.2014 07:06:44 · 2016-04-25 · Dr. med. Denis Gingras Krebszellen mögen keine Himbeeren Nahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem stärken

Dieses Buch ist allen Kindern gewidmet

die an Krebs leiden

beliveau_krebszellen_CS55indd 5 21082014 070645

Inhalt

Vorwort (Pierre Bruneau) 9

Vorwort (William W Li) 11

Einleitung 14

T E I L I Krebs ein schrecklicher Feind 17

1 Die Geiszligel Krebs 19

2 Was ist Krebs 41

3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung

die Angiogenese 59

4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung 73

5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe

ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller 99

T E I L I I Nutrazeutika krebshemmende Nahrungsmittel 117

6 Krebszellen verabscheuen Kohl 119

7 Knoblauch und Zwiebeln oder

Wie man den Krebs in die Flucht schlaumlgt 139

beliveau_krebszellen_CS55indd 6 21082014 070650

8 Soja ndash nichts Unbekanntes mehr 155

9 Kurkuma die Entdeckung eines

krebshemmenden Gewuumlrzes 179

10 Gruumlner Tee Balsam fuumlr die Seele und

Waffe gegen Krebs 191

11 Die Liebe zu den Beeren 207

12 Die Omega-3-Fettsaumluren

endlich gute Fette 227

13 Die Tomate die beste Freundin

der Prostata 239

14 Zitrusfruumlchte Anti-Krebs-Molekuumlle

in der Schale 249

15 In vino veritas 259

16 Schokolade eine gesunde Leidenschaft 281

T E I L I I I Nutratherapie im Alltagsleben 291

17 Nahrungsergaumlnzungsmittel ndash

ein Mehr an Problemen 293

18 Auf den Speiseplan Kampf dem Krebs 301

Danksagungen 329

Bibliographie 331

Register 342

beliveau_krebszellen_CS55indd 7 21082014 070651

Kohl

Knoblauch

Mango

Apfel

Tee

Heidelbeere

Getreide

Zitrone

Broccoli

beliveau_krebszellen_CS55indd 8 21082014 070707

9

Vorwort

Dieses Buch ist ein unverzichtbares Werk fuumlr all diejenigen die

sich mehr oder minder intensiv mit Krebs beschaumlftigen Unver-

zichtbar weil es uns vielleicht zum ersten Mal die Moumlglichkeit

bietet die Sichtweise von Forschern kennenzulernen die in der

Krebsforschung aktiv sind weil es uns in die Lage versetzt die

erreichten Fortschritte zu beurteilen und was noch wichtiger

ist zu erfahren mit welchen Mitteln diese schreckliche Krank-

heit ihrer Ansicht nach am besten zu bekaumlmpfen ist Waumlhrend

wir von einer Flut von widerspruumlchlichen Informationen uumlber

Krebs uumlberschwemmt werden schenkt dieses Buch der breiten

Oumlffentlichkeit einen wahren Schatz an fundiertem Wissen das

uns endlich ein klares Urteil ermoumlglicht

Ob wir nun direkt von Krebs betroffen sind oder nicht Wir

muumlssen zugeben dass diese Krankheit uns alle beunruhigt hellip

Was koumlnnen wir tun wie koumlnnen wir vorbeugen Wenn wir per-

soumlnlich betroffen sind sagen wir uns dass man alles versuchen

muss um die Krankheit zu heilen Ich selbst habe das mit mei-

nem Sohn Charles erlebt Bei Ausbruch der Krankheit fragten

wir uns ob wir nicht doch mehr haumltten tun koumlnnen

Dieses Buch ist weit mehr als eine populaumlrwissenschaftliche

Abhandlung vielmehr stellt es tiefgreifende Uumlberlegungen dar-

uumlber an welche Auswirkungen unsere Lebensweise besonders

die in den Industrielaumlndern vorherrschende auf das Risiko einer

Krebserkrankung hat Haben wir im Zeitalter der beispiellosen

technischen Moumlglichkeiten in dem wir all unsere Hoffnungen

und Energie auf die Entdeckung neuer Medikamente gegen

den Krebs setzen wirklich daruumlber nachgedacht was wir selbst

beliveau_krebszellen_CS55indd 9 21082014 070709

Vorwort

10

unternehmen koumlnnen um diese Krankheit zu verhindern

Koumlnnte die immer noch anhaltende Zunahme bestimmter

Krebsarten die in den letzten Jahren zu beobachten war mit

gravierenden Veraumlnderungen unserer Lebensweise zusammen-

haumlngen Nutzen wir wirklich alle verfuumlgbaren Mittel um diese

Krankheit zu bekaumlmpfen Meiner Ansicht nach leistet dieses

Buch in dieser Hinsicht einen herausragenden Beitrag zu unse-

rer Wahrnehmung von Krebs Denn den Krebs bekaumlmpfen be-

deutet nicht nur dass wir die Tumoren besiegen die sich in un-

serem Koumlrper entwickelt haben sondern auch dass wir alles

tun damit diese Tumoren sich erst gar nicht entwickeln koumlnnen

Wir houmlren oft dass Wissenschaftler betonen welch groszlige Be-

deutung eine gesunde Ernaumlhrung fuumlr unsere koumlrperliche Fitness

hat Dieses Buch geht jedoch viel weiter denn es zeigt dass

scheinbar so banale Lebensmittel wie Kohl Knoblauch oder

auch unsere koumlstlichen Sommerbeeren hochwirksame Mole-

kuumlle enthalten die den Krebs bekaumlmpfen indem sie am Ur-

sprung der Krankheit selbst ansetzen das heiszligt indem sie de-

ren Entwicklung verhindern Was wir essen bleibt nicht ohne

Folgen Ganz im Gegenteil ndash Essen ist ohne Zweifel die ein-

fachste und natuumlrlichste Methode um sich aktiv gegen einen so

furchterregenden Feind wie den Krebs zu schuumltzen

Dieses auszligergewoumlhnliche wundervoll illustrierte Buch ver-

eint die wissenschaftliche Strenge des Themas mit Geschichte

Literatur und sogar Poesie und ist dabei zugleich ein praktisch

orientierter und knapper Ratgeber Ich bin uumlberzeugt dass es

Ihre Wahrnehmung von Krebs und der Maszlignahmen die wir zu

seiner Bekaumlmpfung ergreifen muumlssen unwiderruflich veraumln-

dern wird

Pierre Bruneau

beliveau_krebszellen_CS55indd 10 21082014 070709

11

Vorwort

Der Mensch genieszligt als einziges Lebewesen das Privileg dass er

seine Nahrung ein wesentliches Element seiner Existenz selbst

auswaumlhlen zusammenstellen und veraumlndern kann Schon die

alten Kulturen entwickelten Traditionen die sich die gesund-

heitsfoumlrdernde Wirkung bestimmter Bestandteile der Nahrung

zunutze machen Zusammen mit Gemuumlse Obst Huumllsenfruumlch-

ten und Gewuumlrzen haben sie sie zum Wohle der Menschheit in

die alltaumlgliche Ernaumlhrung miteinbezogen Die moderne Medizin

hingegen sieht die Ernaumlhrungsgewohnheiten absurderweise

aus einer umgekehrten Perspektive Gewoumlhnlich erhalten die

Patienten erst dann Ratschlaumlge hinsichtlich ihrer Ernaumlhrung

wenn eine Krankheit bereits ihren Koumlrper befallen hat Dabei

sind die erteilten Ratschlaumlge beinahe immer negativer Art Ver-

meiden Sie dies verzichten Sie auf jenes kein Fett kein Zucker

kein Fleisch kein Alkohol kein Koffein usw Die Mehrheit der

Aumlrzte ist uumlber die wissenschaftlichen Grundlagen der Beziehung

zwischen Ernaumlhrungsweise und Gesundheit wenig informiert

und kennt sie kaum Doch die Patienten und die Oumlffentlichkeit

im Allgemeinen verlangen nach dieser Aufklaumlrung und ver-

schlingen jede Information uumlber Antioxidantien sekundaumlre

Pflanzeninhaltsstoffe und andere in der Nahrung enthaltene

Substanzen

Die Aumlrzte Dr Richard Beacuteliveau und Dr Denis Gingras legen in

diesem groszligartigen gerade zur rechten Zeit erschienenen Buch

bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Er-

naumlhrungsweise dar Sie bringen sie uns auf eine bemerkens-

werte leicht verstaumlndliche Weise nahe die sich an unterschied-

beliveau_krebszellen_CS55indd 11 21082014 070709

Vorwort

12

liche Leser wendet Diese beiden international anerkannten

Krebsforscher erlaumlutern sachkundig den geschichtlichen Hinter-

grund vor dem Nahrungsmittel Gewuumlrze und Getraumlnke wie

beispielsweise der gruumlne Tee Kurkuma Beeren und sogar Scho-

kolade einzuordnen sind Sie entfuumlhren den Leser auf eine Zeit-

reise auf der ihm vergangenes Wissen wie auch die neuesten

wissenschaftlichen Erkenntnisse uumlber Ernaumlhrung nahegebracht

werden Im Mittelpunkt ihrer Ausfuumlhrungen steht der Krebs so-

wie die Frage wie durch die Einbeziehung von ernaumlhrungswis-

senschaftlichen Erkenntnissen ins alltaumlgliche Leben Praumlvention

und Unterdruumlckung der Krankheit moumlglich sind Die Autoren

die beide auf eine jahrzehntelange Erfahrung zuruumlckgreifen

koumlnnen erklaumlren wie das Zusammenwirken von genetischen

Faktoren und zellulaumlren Ursachen Krebs hervorruft und wie

durch die Bildung von Metastasen im menschlichen Koumlrper

seine Ausbreitung moumlglich wird Anschlieszligend schildern sie in-

wiefern natuumlrliche Inhaltsstoffe von Nahrungsmitteln die bio-

chemische Faumlhigkeit besitzen den Mechanismen die die Ent-

wicklung dieser Krankheit im Organismus foumlrdern vorzubeu-

gen entgegenzuwirken und ihre Wirkung umzukehren

Vor allem aber zeigt dieses Buch zum ersten Mal wie die An-

giogenese von Tumoren das heiszligt das Wachstum neuer Blutge-

faumlszlige die die Krebszellen ernaumlhren durch die Ernaumlhrung ge-

hemmt werden kann Das Laboratorium von Dr Beacuteliveau in

Montreacuteal war bahnbrechend bei der Entwicklung moderner

Methoden mit denen der Zusammenhang zwischen Ernaumlh-

rungsweise und Angiogenese detailliert und nach streng wissen-

schaftlichen Kriterien untersucht werden kann Richard Beacuteliveau

ist selbst einer der visionaumlren Erfinder dieser neuen Ernaumlhrungs-

wissenschaft Waumlhrend die Unternehmen der Biotechnologie

hektisch an der Entwicklung von speziellen Krebsmedikamen-

ten arbeiten erfahren die Leser dieses Buches wie bestimmte

beliveau_krebszellen_CS55indd 12 21082014 070709

Vorwort

13

Optionen in ihrer eigenen Ernaumlhrung die Entwicklung von Tu-

moren beeinflussen und unterdruumlcken koumlnnen Auch wenn die

Medizin des 21 Jahrhunderts das Raumltsel vieler Krankheiten louml-

sen mag so liegen einige Antworten bezuumlglich Krebs moumlgli-

cherweise in unserer Ernaumlhrungsweise Dieses Buch mit der Bot-

schaft raquoNahrungsmittel gegen Krebslaquo ist das Werk zweier Wis-

senschaftler die zu den innovativsten Forschern weltweit gehouml-

ren Sie eroumlffnen dem Leser einen gaumlnzlich neuen Blick auf die

Gesundheit und bieten ihm ein aumlrztliches Rezept das er nicht

etwa in einem Krankenhaus oder einer Apotheke einloumlsen kann

sondern auf dem Lebensmittelmarkt und in seinem Teller

William W Li M D

Praumlsident und medizinischer Direktor

The Angiogenesis Foundation

Cambridge Massachusetts USA

beliveau_krebszellen_CS55indd 13 21082014 070709

14

Einleitung

Der Krebs trotzt weiterhin dem Fortschritt der modernen Medi-

zin und bleibt auch nach vierzig Jahren intensiver Forschung

eine raumltselhafte Krankheit der jedes Jahr Millionen von Men-

schen vorzeitig zum Opfer fallen Zwar koumlnnen manche Krebsar-

ten heute erfolgreich behandelt werden doch viele andere sind

noch immer aumluszligerst schwer zu bekaumlmpfen und bilden eine der

Haupttodesursachen in der erwerbstaumltigen Bevoumllkerung Damit

kommt der Entdeckung neuer Methoden zur Effektivitaumltssteige-

rung gaumlngiger Krebstherapien mehr denn je eine entschei-

dende Bedeutung zu

Ziel dieses Buches ist es die aktuell verfuumlgbaren wissen-

schaftlichen Erkenntnisse zusammenzufassen Diese zeigen

dass wir gegen mehrere Arten von Krebs vorbeugen koumlnnen

wenn wir unsere Ernaumlhrungsgewohnheiten umstellen und Nah-

rungsmittel miteinbeziehen die den Tumor an der Wurzel be-

kaumlmpfen und seine Entwicklung verhindern koumlnnen Die Natur

haumllt eine Fuumllle von Lebensmitteln mit hoch effektiven Molekuuml-

len bereit die die Krankheit wirkungsvoll bekaumlmpfen koumlnnen

ohne schaumldliche Nebenwirkungen hervorzurufen Diese Nah-

rungsmittel besitzen in mehrfacher Hinsicht therapeutische Ei-

genschaften die denen von synthetisch hergestellten Medika-

menten entsprechen wir schlagen daher vor sie mit dem Be-

griff Nutrazeutika zu bezeichnen um diese Eigenschaften zu

veranschaulichen Wir haben die Moumlglichkeit dieses Arsenal an

Wortzusammensetzung aus nutrition engl Ernaumlhrung und pharmaceuticals

engl Arzneimittel entsprechend dem englischen Originalbegriff nutraceuti-

cals bzw der franzoumlsischen Wortschoumlpfung alicaments (Anm d Uuml)

beliveau_krebszellen_CS55indd 14 21082014 070709

Einleitung

krebshemmenden Inhaltsstoffen die auf natuumlrliche Weise in

verschiedenen Nahrungsmitteln enthalten sind nutzbringend

als wesentliche Ergaumlnzung der derzeit verfuumlgbaren Therapien

einzusetzen Wir sollten diese Moumlglichkeit nutzen um die Wahr-

scheinlichkeit zu unseren Gunsten zu beeinflussen denn durch

eine Ernaumlhrung auf der Grundlage einer konstanten Zufuhr von

Nutrazeutika koumlnnen wir tatsaumlchlich das Auftreten vieler Krebs-

arten verhindern

Die Autoren Richard Beacuteliveau und Denis Gingras

beliveau_krebszellen_CS55indd 15 21082014 070714

TE I L I

beliveau_krebszellen_CS55indd 16 21082014 070717

Krebs ein schrecklicher Feind

1 Die Geiszligel Krebs

2 Was ist Krebs

3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung die Angiogenese

4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung

5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller

beliveau_krebszellen_CS55indd 17 21082014 070718

Fast alle Ungluumlcksschlaumlge unseres Lebens ruumlhren von den falschen Vorstellungen die wir uns uumlber das machen was uns zustoumlszligt

Stendhal Tagebuch (1801ndash1805)

beliveau_krebszellen_CS55indd 18 21082014 070721

19

Kapitel 1

Die Geiszligel Krebs

Der Krebs in Zahlen

Manche Menschen haben eine Heidenangst vor dem Fliegen

andere leben in panischer Angst vor Haifischen oder Blitzschlauml-

gen Die Furcht vor den unheilvollen Folgen von Ereignissen die

sich unserer Kontrolle entziehen scheint eine typisch menschli-

che Eigenheit zu sein Dabei sind die realen Risiken eines Tages

Opfer einer solchen Ausnahmekatastrophe zu werden relativ

gering im Vergleich zu denen die unmittelbar mit dem Alltags-

leben verbunden sind (Abbildung 1) So haben beispielsweise

Uumlbergewichtige ein beinahe um eine Million houmlheres Risiko

vorzeitig an ihrer Fettleibigkeit zu sterben als durch einen Flug-

zeugabsturz und jeder von uns hat eine fuumlnfzigtausend Mal houml-

here Chance an Krebs zu erkranken als vom Blitz getroffen zu

werden diese Chance erhoumlht sich noch deutlich wenn ein Risi-

kofaktor wie das Rauchen hinzukommt

Unter all den realistischen Gefahren denen wir ausgesetzt

sind stellt der Krebs eine sehr reale Bedrohung dar Die Krank-

heit trifft ein Drittel der Bevoumllkerung bis zum Alter von 75 Jah-

ren und ein Viertel erliegt schlieszliglich den Folgen einer Krebs-

erkrankung Jedes Jahr erkranken 10 Millionen Menschen auf

der Welt an Krebs und sieben Millionen Todesfaumllle gehen auf

das Konto dieser Krankheit ndash das entspricht 12 Prozent der welt-

weit registrierten Sterbefaumllle Und es sind keine Anzeichen einer

Besserung zu erkennen denn die gegenwaumlrtigen Schaumltzungen

beliveau_krebszellen_CS55indd 19 21082014 070721

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

20

gehen davon aus dass man aufgrund der immer aumllter werden-

den Bevoumllkerung zukuumlnftig 15 Millionen neue Krebserkrankun-

gen pro Jahr diagnostizieren wird Um das Ausmaszlig der Tragoumldie

zu begreifen muumlssen Sie sich vorstellen dass Sie taumlglich in den

Nachrichten vom Absturz von vier vollbesetzten Boeing 747

oder dreimal pro Woche vom Einsturz der Zwillingstuumlrme des

World Trade Center houmlren hellip Hinzu kommen die immensen Be-

handlungskosten von Krebskranken die jaumlhrlich schaumltzungs-

weise in 3-stellige Milliardenbetraumlge gehen und in den naumlchs-

ten Jahren unaufhoumlrlich steigen werden All das verdeutlicht die

Dimension der durch Krebs verursachten Probleme im Gesund-

Die groszligen Aumlngste hellip und die Realitaumlt

Aumlngste Reale Risiken

Terrorangriff Zu gering um berechenbar zu sein

Tod durch einen Haifischangriff 1 280 Millionen

Tod durch einen Flugzeugabsturz 1 3 Millionen

Tod durch Blitzschlag 1 350 000

Tod durch Verkehrsunfall 1 7000

Lebensmittelvergiftung 1 7

Herz- und Gefaumlszligkrankheiten 1 4

Vorzeitiger Tod wegenUumlbergewichtKrebserkrankung

1 41 3

Tod durch Rauchen 1 2

Abbildung 1Q

uel

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ma

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zin

e

beliveau_krebszellen_CS55indd 20 21082014 070721

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

21

heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden

um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-

schaft zu reduzieren

Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine

menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-

stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-

bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem

Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-

ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und

Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung

eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und

vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur

die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel

in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen

Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt

sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen

die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr

diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-

mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-

geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-

sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der

Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-

zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige

Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-

wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-

heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-

kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-

naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-

nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die

Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-

tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-

scheinlich oder unmoumlglich haumllt

beliveau_krebszellen_CS55indd 21 21082014 070721

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

22

Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst

ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-

sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-

denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist

mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-

miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-

nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als

krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat

Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man

fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch

Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle

entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine

bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-

doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-

gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders

Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-

mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-

sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die

Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-

gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-

schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und

Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent

der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-

len Rolle als Krebsausloumlser

Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser

Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat

gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf

die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im

Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-

zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-

suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen

Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

23

Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-

lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen

der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist

uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund

einer minimalen Menge von Pestiziden

Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-

trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-

zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-

zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-

gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-

weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-

mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der

Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung

Abbildung 2

Ernaumlhrungsdefizite30

Rauchen30

Andere 1 Umweltverschmutzung 2

Drogen 2

UV-Strahlen 2

Alkohol 3

Infektionen 5

Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5

Berufsbedingte Risiken 5

GenetischeFaktoren

15

beliveau_krebszellen_CS55indd 23 21082014 070722

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

24

uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der

Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung

Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber

krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden

wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern

und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei

Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren

verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-

wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-

ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-

krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise

veraumlndern

Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten

Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird

eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung

von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-

saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel

Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation

veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-

garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000

Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den

westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-

ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern

Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger

und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des

Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen

Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man

beliveau_krebszellen_CS55indd 24 21082014 070722

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

25

einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-

figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten

Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-

kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-

schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-

ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs

in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an

waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen

Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-

krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und

West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der

Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-

krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das

Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-

onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart

Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz

Abbildung 3

Qu

elle

GLO

BO

CA

N 2

00

2

Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)

lt 109

lt 146

lt 191

lt 261

lt 406

beliveau_krebszellen_CS55indd 25 21082014 070723

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

26

betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger

ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-

geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar

hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen

Hemisphaumlre sind davon betroffen

Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass

diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-

tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern

vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten

verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-

ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In

dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-

kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-

nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der

der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung

verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-

pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart

bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und

naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-

nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-

panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion

mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert

sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene

kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen

Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen

wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-

dert

Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-

fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-

pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll

nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-

keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-

beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

27

voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-

rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich

bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung

als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-

rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs

das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil

die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-

patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Japan

Hawaii

Japaner Weiszlige

Speiseroumlhre 131 46 75

Magen 1311 397 217

Dickdarm 83 371 368

Rektum 93 297 204

Lunge 268 379 962

Prostata 14 154 343

Brust 315 1221 1869

Gebaumlrmutterhals 364 149 243

Gebaumlrmutter 26 407 714

Eierstock 53 160 274

Tabelle 1

Qu

elle

Do

ll R

un

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R (

19

81

) J

Na

tl C

an

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Inst

66

11

96

ndash1

30

5

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

28

keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung

praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend

sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-

voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind

aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-

baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen

nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern

sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Ibadan

Vereinigte Staaten

Schwarze Weiszlige

Dickdarm 34 351 315

Rektum 34 204 225

Leber 272 77 36

Bauchspeicheldruumlse 55 225 124

Kehlkopf 37 193 141

Prostata 134 651 275

Lunge 27 1532 981

Brust 337 1187 1650

Gebaumlrmutter 42 407 714

Malignes Lymphom 133 7 4

Tabelle 2

Qu

elle

Do

ll R

un

d P

eto

R (

19

81

) J

Na

tl C

an

cer

Inst

66

11

96

ndash1

30

5

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

29

Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit

spielen

Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-

fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben

dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt

Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig

auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-

granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die

schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In

den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen

Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-

derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit

einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-

muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-

gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen

und Fetten

Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der

Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-

deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der

Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen

Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch

vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten

Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die

Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den

westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant

wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-

chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit

der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-

gen ist

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

30

Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs

Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit

der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser

enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-

mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen

keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das

Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-

gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt

haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen

Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-

teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto

der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-

intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu

90 Prozent betragen

Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-

scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-

flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle

doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung

zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und

einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-

nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-

erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen

dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst

und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-

ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-

erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-

chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit

dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-

pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-

kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst

und Gemuumlse

beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

31

Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch

eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist

legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit

eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-

ten spielt unter denen der Westen besonders leidet

Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs

Untersuchtes

Nahrungsmittel

Beobachtete

Risiko-

reduktion

Gesamtzahl

der Untersu-

chungen

Prozentsatz () an

Untersuchungen

die auf eine Verrin-

gerung des Risikos

hindeuten

Gemuumlse allgemein 59 74 80

Obst allgemein 36 56 64

Rohes Gemuumlse 40 46 87

Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)

38 55 69

Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)

27 35 77

Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77

Karotten 59 72 81

Tomaten 36 51 71

Zitrusfruumlchte 27 41 66

Tabelle 3

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97

beliveau_krebszellen_CS55indd 31 21082014 070723

UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE

Richard Beacuteliveau Denis Gingras

Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen

Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2

Goldmann

Erscheinungstermin Maumlrz 2010

Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht

Page 6: beliveau krebszellen CS55.indd 1 21.08.2014 07:06:44 · 2016-04-25 · Dr. med. Denis Gingras Krebszellen mögen keine Himbeeren Nahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem stärken

Inhalt

Vorwort (Pierre Bruneau) 9

Vorwort (William W Li) 11

Einleitung 14

T E I L I Krebs ein schrecklicher Feind 17

1 Die Geiszligel Krebs 19

2 Was ist Krebs 41

3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung

die Angiogenese 59

4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung 73

5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe

ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller 99

T E I L I I Nutrazeutika krebshemmende Nahrungsmittel 117

6 Krebszellen verabscheuen Kohl 119

7 Knoblauch und Zwiebeln oder

Wie man den Krebs in die Flucht schlaumlgt 139

beliveau_krebszellen_CS55indd 6 21082014 070650

8 Soja ndash nichts Unbekanntes mehr 155

9 Kurkuma die Entdeckung eines

krebshemmenden Gewuumlrzes 179

10 Gruumlner Tee Balsam fuumlr die Seele und

Waffe gegen Krebs 191

11 Die Liebe zu den Beeren 207

12 Die Omega-3-Fettsaumluren

endlich gute Fette 227

13 Die Tomate die beste Freundin

der Prostata 239

14 Zitrusfruumlchte Anti-Krebs-Molekuumlle

in der Schale 249

15 In vino veritas 259

16 Schokolade eine gesunde Leidenschaft 281

T E I L I I I Nutratherapie im Alltagsleben 291

17 Nahrungsergaumlnzungsmittel ndash

ein Mehr an Problemen 293

18 Auf den Speiseplan Kampf dem Krebs 301

Danksagungen 329

Bibliographie 331

Register 342

beliveau_krebszellen_CS55indd 7 21082014 070651

Kohl

Knoblauch

Mango

Apfel

Tee

Heidelbeere

Getreide

Zitrone

Broccoli

beliveau_krebszellen_CS55indd 8 21082014 070707

9

Vorwort

Dieses Buch ist ein unverzichtbares Werk fuumlr all diejenigen die

sich mehr oder minder intensiv mit Krebs beschaumlftigen Unver-

zichtbar weil es uns vielleicht zum ersten Mal die Moumlglichkeit

bietet die Sichtweise von Forschern kennenzulernen die in der

Krebsforschung aktiv sind weil es uns in die Lage versetzt die

erreichten Fortschritte zu beurteilen und was noch wichtiger

ist zu erfahren mit welchen Mitteln diese schreckliche Krank-

heit ihrer Ansicht nach am besten zu bekaumlmpfen ist Waumlhrend

wir von einer Flut von widerspruumlchlichen Informationen uumlber

Krebs uumlberschwemmt werden schenkt dieses Buch der breiten

Oumlffentlichkeit einen wahren Schatz an fundiertem Wissen das

uns endlich ein klares Urteil ermoumlglicht

Ob wir nun direkt von Krebs betroffen sind oder nicht Wir

muumlssen zugeben dass diese Krankheit uns alle beunruhigt hellip

Was koumlnnen wir tun wie koumlnnen wir vorbeugen Wenn wir per-

soumlnlich betroffen sind sagen wir uns dass man alles versuchen

muss um die Krankheit zu heilen Ich selbst habe das mit mei-

nem Sohn Charles erlebt Bei Ausbruch der Krankheit fragten

wir uns ob wir nicht doch mehr haumltten tun koumlnnen

Dieses Buch ist weit mehr als eine populaumlrwissenschaftliche

Abhandlung vielmehr stellt es tiefgreifende Uumlberlegungen dar-

uumlber an welche Auswirkungen unsere Lebensweise besonders

die in den Industrielaumlndern vorherrschende auf das Risiko einer

Krebserkrankung hat Haben wir im Zeitalter der beispiellosen

technischen Moumlglichkeiten in dem wir all unsere Hoffnungen

und Energie auf die Entdeckung neuer Medikamente gegen

den Krebs setzen wirklich daruumlber nachgedacht was wir selbst

beliveau_krebszellen_CS55indd 9 21082014 070709

Vorwort

10

unternehmen koumlnnen um diese Krankheit zu verhindern

Koumlnnte die immer noch anhaltende Zunahme bestimmter

Krebsarten die in den letzten Jahren zu beobachten war mit

gravierenden Veraumlnderungen unserer Lebensweise zusammen-

haumlngen Nutzen wir wirklich alle verfuumlgbaren Mittel um diese

Krankheit zu bekaumlmpfen Meiner Ansicht nach leistet dieses

Buch in dieser Hinsicht einen herausragenden Beitrag zu unse-

rer Wahrnehmung von Krebs Denn den Krebs bekaumlmpfen be-

deutet nicht nur dass wir die Tumoren besiegen die sich in un-

serem Koumlrper entwickelt haben sondern auch dass wir alles

tun damit diese Tumoren sich erst gar nicht entwickeln koumlnnen

Wir houmlren oft dass Wissenschaftler betonen welch groszlige Be-

deutung eine gesunde Ernaumlhrung fuumlr unsere koumlrperliche Fitness

hat Dieses Buch geht jedoch viel weiter denn es zeigt dass

scheinbar so banale Lebensmittel wie Kohl Knoblauch oder

auch unsere koumlstlichen Sommerbeeren hochwirksame Mole-

kuumlle enthalten die den Krebs bekaumlmpfen indem sie am Ur-

sprung der Krankheit selbst ansetzen das heiszligt indem sie de-

ren Entwicklung verhindern Was wir essen bleibt nicht ohne

Folgen Ganz im Gegenteil ndash Essen ist ohne Zweifel die ein-

fachste und natuumlrlichste Methode um sich aktiv gegen einen so

furchterregenden Feind wie den Krebs zu schuumltzen

Dieses auszligergewoumlhnliche wundervoll illustrierte Buch ver-

eint die wissenschaftliche Strenge des Themas mit Geschichte

Literatur und sogar Poesie und ist dabei zugleich ein praktisch

orientierter und knapper Ratgeber Ich bin uumlberzeugt dass es

Ihre Wahrnehmung von Krebs und der Maszlignahmen die wir zu

seiner Bekaumlmpfung ergreifen muumlssen unwiderruflich veraumln-

dern wird

Pierre Bruneau

beliveau_krebszellen_CS55indd 10 21082014 070709

11

Vorwort

Der Mensch genieszligt als einziges Lebewesen das Privileg dass er

seine Nahrung ein wesentliches Element seiner Existenz selbst

auswaumlhlen zusammenstellen und veraumlndern kann Schon die

alten Kulturen entwickelten Traditionen die sich die gesund-

heitsfoumlrdernde Wirkung bestimmter Bestandteile der Nahrung

zunutze machen Zusammen mit Gemuumlse Obst Huumllsenfruumlch-

ten und Gewuumlrzen haben sie sie zum Wohle der Menschheit in

die alltaumlgliche Ernaumlhrung miteinbezogen Die moderne Medizin

hingegen sieht die Ernaumlhrungsgewohnheiten absurderweise

aus einer umgekehrten Perspektive Gewoumlhnlich erhalten die

Patienten erst dann Ratschlaumlge hinsichtlich ihrer Ernaumlhrung

wenn eine Krankheit bereits ihren Koumlrper befallen hat Dabei

sind die erteilten Ratschlaumlge beinahe immer negativer Art Ver-

meiden Sie dies verzichten Sie auf jenes kein Fett kein Zucker

kein Fleisch kein Alkohol kein Koffein usw Die Mehrheit der

Aumlrzte ist uumlber die wissenschaftlichen Grundlagen der Beziehung

zwischen Ernaumlhrungsweise und Gesundheit wenig informiert

und kennt sie kaum Doch die Patienten und die Oumlffentlichkeit

im Allgemeinen verlangen nach dieser Aufklaumlrung und ver-

schlingen jede Information uumlber Antioxidantien sekundaumlre

Pflanzeninhaltsstoffe und andere in der Nahrung enthaltene

Substanzen

Die Aumlrzte Dr Richard Beacuteliveau und Dr Denis Gingras legen in

diesem groszligartigen gerade zur rechten Zeit erschienenen Buch

bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Er-

naumlhrungsweise dar Sie bringen sie uns auf eine bemerkens-

werte leicht verstaumlndliche Weise nahe die sich an unterschied-

beliveau_krebszellen_CS55indd 11 21082014 070709

Vorwort

12

liche Leser wendet Diese beiden international anerkannten

Krebsforscher erlaumlutern sachkundig den geschichtlichen Hinter-

grund vor dem Nahrungsmittel Gewuumlrze und Getraumlnke wie

beispielsweise der gruumlne Tee Kurkuma Beeren und sogar Scho-

kolade einzuordnen sind Sie entfuumlhren den Leser auf eine Zeit-

reise auf der ihm vergangenes Wissen wie auch die neuesten

wissenschaftlichen Erkenntnisse uumlber Ernaumlhrung nahegebracht

werden Im Mittelpunkt ihrer Ausfuumlhrungen steht der Krebs so-

wie die Frage wie durch die Einbeziehung von ernaumlhrungswis-

senschaftlichen Erkenntnissen ins alltaumlgliche Leben Praumlvention

und Unterdruumlckung der Krankheit moumlglich sind Die Autoren

die beide auf eine jahrzehntelange Erfahrung zuruumlckgreifen

koumlnnen erklaumlren wie das Zusammenwirken von genetischen

Faktoren und zellulaumlren Ursachen Krebs hervorruft und wie

durch die Bildung von Metastasen im menschlichen Koumlrper

seine Ausbreitung moumlglich wird Anschlieszligend schildern sie in-

wiefern natuumlrliche Inhaltsstoffe von Nahrungsmitteln die bio-

chemische Faumlhigkeit besitzen den Mechanismen die die Ent-

wicklung dieser Krankheit im Organismus foumlrdern vorzubeu-

gen entgegenzuwirken und ihre Wirkung umzukehren

Vor allem aber zeigt dieses Buch zum ersten Mal wie die An-

giogenese von Tumoren das heiszligt das Wachstum neuer Blutge-

faumlszlige die die Krebszellen ernaumlhren durch die Ernaumlhrung ge-

hemmt werden kann Das Laboratorium von Dr Beacuteliveau in

Montreacuteal war bahnbrechend bei der Entwicklung moderner

Methoden mit denen der Zusammenhang zwischen Ernaumlh-

rungsweise und Angiogenese detailliert und nach streng wissen-

schaftlichen Kriterien untersucht werden kann Richard Beacuteliveau

ist selbst einer der visionaumlren Erfinder dieser neuen Ernaumlhrungs-

wissenschaft Waumlhrend die Unternehmen der Biotechnologie

hektisch an der Entwicklung von speziellen Krebsmedikamen-

ten arbeiten erfahren die Leser dieses Buches wie bestimmte

beliveau_krebszellen_CS55indd 12 21082014 070709

Vorwort

13

Optionen in ihrer eigenen Ernaumlhrung die Entwicklung von Tu-

moren beeinflussen und unterdruumlcken koumlnnen Auch wenn die

Medizin des 21 Jahrhunderts das Raumltsel vieler Krankheiten louml-

sen mag so liegen einige Antworten bezuumlglich Krebs moumlgli-

cherweise in unserer Ernaumlhrungsweise Dieses Buch mit der Bot-

schaft raquoNahrungsmittel gegen Krebslaquo ist das Werk zweier Wis-

senschaftler die zu den innovativsten Forschern weltweit gehouml-

ren Sie eroumlffnen dem Leser einen gaumlnzlich neuen Blick auf die

Gesundheit und bieten ihm ein aumlrztliches Rezept das er nicht

etwa in einem Krankenhaus oder einer Apotheke einloumlsen kann

sondern auf dem Lebensmittelmarkt und in seinem Teller

William W Li M D

Praumlsident und medizinischer Direktor

The Angiogenesis Foundation

Cambridge Massachusetts USA

beliveau_krebszellen_CS55indd 13 21082014 070709

14

Einleitung

Der Krebs trotzt weiterhin dem Fortschritt der modernen Medi-

zin und bleibt auch nach vierzig Jahren intensiver Forschung

eine raumltselhafte Krankheit der jedes Jahr Millionen von Men-

schen vorzeitig zum Opfer fallen Zwar koumlnnen manche Krebsar-

ten heute erfolgreich behandelt werden doch viele andere sind

noch immer aumluszligerst schwer zu bekaumlmpfen und bilden eine der

Haupttodesursachen in der erwerbstaumltigen Bevoumllkerung Damit

kommt der Entdeckung neuer Methoden zur Effektivitaumltssteige-

rung gaumlngiger Krebstherapien mehr denn je eine entschei-

dende Bedeutung zu

Ziel dieses Buches ist es die aktuell verfuumlgbaren wissen-

schaftlichen Erkenntnisse zusammenzufassen Diese zeigen

dass wir gegen mehrere Arten von Krebs vorbeugen koumlnnen

wenn wir unsere Ernaumlhrungsgewohnheiten umstellen und Nah-

rungsmittel miteinbeziehen die den Tumor an der Wurzel be-

kaumlmpfen und seine Entwicklung verhindern koumlnnen Die Natur

haumllt eine Fuumllle von Lebensmitteln mit hoch effektiven Molekuuml-

len bereit die die Krankheit wirkungsvoll bekaumlmpfen koumlnnen

ohne schaumldliche Nebenwirkungen hervorzurufen Diese Nah-

rungsmittel besitzen in mehrfacher Hinsicht therapeutische Ei-

genschaften die denen von synthetisch hergestellten Medika-

menten entsprechen wir schlagen daher vor sie mit dem Be-

griff Nutrazeutika zu bezeichnen um diese Eigenschaften zu

veranschaulichen Wir haben die Moumlglichkeit dieses Arsenal an

Wortzusammensetzung aus nutrition engl Ernaumlhrung und pharmaceuticals

engl Arzneimittel entsprechend dem englischen Originalbegriff nutraceuti-

cals bzw der franzoumlsischen Wortschoumlpfung alicaments (Anm d Uuml)

beliveau_krebszellen_CS55indd 14 21082014 070709

Einleitung

krebshemmenden Inhaltsstoffen die auf natuumlrliche Weise in

verschiedenen Nahrungsmitteln enthalten sind nutzbringend

als wesentliche Ergaumlnzung der derzeit verfuumlgbaren Therapien

einzusetzen Wir sollten diese Moumlglichkeit nutzen um die Wahr-

scheinlichkeit zu unseren Gunsten zu beeinflussen denn durch

eine Ernaumlhrung auf der Grundlage einer konstanten Zufuhr von

Nutrazeutika koumlnnen wir tatsaumlchlich das Auftreten vieler Krebs-

arten verhindern

Die Autoren Richard Beacuteliveau und Denis Gingras

beliveau_krebszellen_CS55indd 15 21082014 070714

TE I L I

beliveau_krebszellen_CS55indd 16 21082014 070717

Krebs ein schrecklicher Feind

1 Die Geiszligel Krebs

2 Was ist Krebs

3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung die Angiogenese

4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung

5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller

beliveau_krebszellen_CS55indd 17 21082014 070718

Fast alle Ungluumlcksschlaumlge unseres Lebens ruumlhren von den falschen Vorstellungen die wir uns uumlber das machen was uns zustoumlszligt

Stendhal Tagebuch (1801ndash1805)

beliveau_krebszellen_CS55indd 18 21082014 070721

19

Kapitel 1

Die Geiszligel Krebs

Der Krebs in Zahlen

Manche Menschen haben eine Heidenangst vor dem Fliegen

andere leben in panischer Angst vor Haifischen oder Blitzschlauml-

gen Die Furcht vor den unheilvollen Folgen von Ereignissen die

sich unserer Kontrolle entziehen scheint eine typisch menschli-

che Eigenheit zu sein Dabei sind die realen Risiken eines Tages

Opfer einer solchen Ausnahmekatastrophe zu werden relativ

gering im Vergleich zu denen die unmittelbar mit dem Alltags-

leben verbunden sind (Abbildung 1) So haben beispielsweise

Uumlbergewichtige ein beinahe um eine Million houmlheres Risiko

vorzeitig an ihrer Fettleibigkeit zu sterben als durch einen Flug-

zeugabsturz und jeder von uns hat eine fuumlnfzigtausend Mal houml-

here Chance an Krebs zu erkranken als vom Blitz getroffen zu

werden diese Chance erhoumlht sich noch deutlich wenn ein Risi-

kofaktor wie das Rauchen hinzukommt

Unter all den realistischen Gefahren denen wir ausgesetzt

sind stellt der Krebs eine sehr reale Bedrohung dar Die Krank-

heit trifft ein Drittel der Bevoumllkerung bis zum Alter von 75 Jah-

ren und ein Viertel erliegt schlieszliglich den Folgen einer Krebs-

erkrankung Jedes Jahr erkranken 10 Millionen Menschen auf

der Welt an Krebs und sieben Millionen Todesfaumllle gehen auf

das Konto dieser Krankheit ndash das entspricht 12 Prozent der welt-

weit registrierten Sterbefaumllle Und es sind keine Anzeichen einer

Besserung zu erkennen denn die gegenwaumlrtigen Schaumltzungen

beliveau_krebszellen_CS55indd 19 21082014 070721

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

20

gehen davon aus dass man aufgrund der immer aumllter werden-

den Bevoumllkerung zukuumlnftig 15 Millionen neue Krebserkrankun-

gen pro Jahr diagnostizieren wird Um das Ausmaszlig der Tragoumldie

zu begreifen muumlssen Sie sich vorstellen dass Sie taumlglich in den

Nachrichten vom Absturz von vier vollbesetzten Boeing 747

oder dreimal pro Woche vom Einsturz der Zwillingstuumlrme des

World Trade Center houmlren hellip Hinzu kommen die immensen Be-

handlungskosten von Krebskranken die jaumlhrlich schaumltzungs-

weise in 3-stellige Milliardenbetraumlge gehen und in den naumlchs-

ten Jahren unaufhoumlrlich steigen werden All das verdeutlicht die

Dimension der durch Krebs verursachten Probleme im Gesund-

Die groszligen Aumlngste hellip und die Realitaumlt

Aumlngste Reale Risiken

Terrorangriff Zu gering um berechenbar zu sein

Tod durch einen Haifischangriff 1 280 Millionen

Tod durch einen Flugzeugabsturz 1 3 Millionen

Tod durch Blitzschlag 1 350 000

Tod durch Verkehrsunfall 1 7000

Lebensmittelvergiftung 1 7

Herz- und Gefaumlszligkrankheiten 1 4

Vorzeitiger Tod wegenUumlbergewichtKrebserkrankung

1 41 3

Tod durch Rauchen 1 2

Abbildung 1Q

uel

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zin

e

beliveau_krebszellen_CS55indd 20 21082014 070721

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

21

heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden

um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-

schaft zu reduzieren

Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine

menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-

stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-

bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem

Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-

ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und

Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung

eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und

vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur

die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel

in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen

Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt

sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen

die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr

diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-

mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-

geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-

sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der

Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-

zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige

Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-

wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-

heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-

kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-

naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-

nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die

Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-

tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-

scheinlich oder unmoumlglich haumllt

beliveau_krebszellen_CS55indd 21 21082014 070721

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

22

Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst

ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-

sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-

denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist

mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-

miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-

nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als

krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat

Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man

fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch

Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle

entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine

bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-

doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-

gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders

Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-

mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-

sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die

Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-

gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-

schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und

Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent

der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-

len Rolle als Krebsausloumlser

Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser

Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat

gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf

die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im

Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-

zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-

suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen

Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und

beliveau_krebszellen_CS55indd 22 21082014 070721

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

23

Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-

lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen

der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist

uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund

einer minimalen Menge von Pestiziden

Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-

trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-

zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-

zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-

gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-

weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-

mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der

Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung

Abbildung 2

Ernaumlhrungsdefizite30

Rauchen30

Andere 1 Umweltverschmutzung 2

Drogen 2

UV-Strahlen 2

Alkohol 3

Infektionen 5

Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5

Berufsbedingte Risiken 5

GenetischeFaktoren

15

beliveau_krebszellen_CS55indd 23 21082014 070722

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

24

uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der

Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung

Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber

krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden

wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern

und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei

Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren

verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-

wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-

ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-

krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise

veraumlndern

Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten

Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird

eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung

von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-

saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel

Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation

veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-

garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000

Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den

westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-

ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern

Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger

und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des

Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen

Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man

beliveau_krebszellen_CS55indd 24 21082014 070722

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

25

einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-

figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten

Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-

kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-

schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-

ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs

in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an

waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen

Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-

krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und

West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der

Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-

krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das

Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-

onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart

Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz

Abbildung 3

Qu

elle

GLO

BO

CA

N 2

00

2

Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)

lt 109

lt 146

lt 191

lt 261

lt 406

beliveau_krebszellen_CS55indd 25 21082014 070723

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

26

betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger

ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-

geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar

hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen

Hemisphaumlre sind davon betroffen

Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass

diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-

tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern

vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten

verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-

ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In

dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-

kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-

nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der

der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung

verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-

pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart

bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und

naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-

nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-

panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion

mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert

sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene

kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen

Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen

wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-

dert

Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-

fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-

pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll

nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-

keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-

beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

27

voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-

rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich

bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung

als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-

rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs

das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil

die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-

patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Japan

Hawaii

Japaner Weiszlige

Speiseroumlhre 131 46 75

Magen 1311 397 217

Dickdarm 83 371 368

Rektum 93 297 204

Lunge 268 379 962

Prostata 14 154 343

Brust 315 1221 1869

Gebaumlrmutterhals 364 149 243

Gebaumlrmutter 26 407 714

Eierstock 53 160 274

Tabelle 1

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elle

Do

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

28

keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung

praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend

sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-

voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind

aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-

baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen

nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern

sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Ibadan

Vereinigte Staaten

Schwarze Weiszlige

Dickdarm 34 351 315

Rektum 34 204 225

Leber 272 77 36

Bauchspeicheldruumlse 55 225 124

Kehlkopf 37 193 141

Prostata 134 651 275

Lunge 27 1532 981

Brust 337 1187 1650

Gebaumlrmutter 42 407 714

Malignes Lymphom 133 7 4

Tabelle 2

Qu

elle

Do

ll R

un

d P

eto

R (

19

81

) J

Na

tl C

an

cer

Inst

66

11

96

ndash1

30

5

beliveau_krebszellen_CS55indd 28 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

29

Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit

spielen

Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-

fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben

dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt

Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig

auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-

granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die

schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In

den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen

Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-

derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit

einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-

muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-

gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen

und Fetten

Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der

Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-

deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der

Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen

Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch

vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten

Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die

Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den

westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant

wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-

chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit

der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-

gen ist

beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

30

Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs

Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit

der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser

enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-

mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen

keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das

Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-

gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt

haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen

Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-

teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto

der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-

intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu

90 Prozent betragen

Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-

scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-

flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle

doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung

zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und

einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-

nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-

erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen

dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst

und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-

ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-

erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-

chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit

dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-

pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-

kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst

und Gemuumlse

beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

31

Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch

eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist

legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit

eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-

ten spielt unter denen der Westen besonders leidet

Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs

Untersuchtes

Nahrungsmittel

Beobachtete

Risiko-

reduktion

Gesamtzahl

der Untersu-

chungen

Prozentsatz () an

Untersuchungen

die auf eine Verrin-

gerung des Risikos

hindeuten

Gemuumlse allgemein 59 74 80

Obst allgemein 36 56 64

Rohes Gemuumlse 40 46 87

Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)

38 55 69

Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)

27 35 77

Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77

Karotten 59 72 81

Tomaten 36 51 71

Zitrusfruumlchte 27 41 66

Tabelle 3

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elle

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UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE

Richard Beacuteliveau Denis Gingras

Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen

Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2

Goldmann

Erscheinungstermin Maumlrz 2010

Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht

Page 7: beliveau krebszellen CS55.indd 1 21.08.2014 07:06:44 · 2016-04-25 · Dr. med. Denis Gingras Krebszellen mögen keine Himbeeren Nahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem stärken

8 Soja ndash nichts Unbekanntes mehr 155

9 Kurkuma die Entdeckung eines

krebshemmenden Gewuumlrzes 179

10 Gruumlner Tee Balsam fuumlr die Seele und

Waffe gegen Krebs 191

11 Die Liebe zu den Beeren 207

12 Die Omega-3-Fettsaumluren

endlich gute Fette 227

13 Die Tomate die beste Freundin

der Prostata 239

14 Zitrusfruumlchte Anti-Krebs-Molekuumlle

in der Schale 249

15 In vino veritas 259

16 Schokolade eine gesunde Leidenschaft 281

T E I L I I I Nutratherapie im Alltagsleben 291

17 Nahrungsergaumlnzungsmittel ndash

ein Mehr an Problemen 293

18 Auf den Speiseplan Kampf dem Krebs 301

Danksagungen 329

Bibliographie 331

Register 342

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Kohl

Knoblauch

Mango

Apfel

Tee

Heidelbeere

Getreide

Zitrone

Broccoli

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9

Vorwort

Dieses Buch ist ein unverzichtbares Werk fuumlr all diejenigen die

sich mehr oder minder intensiv mit Krebs beschaumlftigen Unver-

zichtbar weil es uns vielleicht zum ersten Mal die Moumlglichkeit

bietet die Sichtweise von Forschern kennenzulernen die in der

Krebsforschung aktiv sind weil es uns in die Lage versetzt die

erreichten Fortschritte zu beurteilen und was noch wichtiger

ist zu erfahren mit welchen Mitteln diese schreckliche Krank-

heit ihrer Ansicht nach am besten zu bekaumlmpfen ist Waumlhrend

wir von einer Flut von widerspruumlchlichen Informationen uumlber

Krebs uumlberschwemmt werden schenkt dieses Buch der breiten

Oumlffentlichkeit einen wahren Schatz an fundiertem Wissen das

uns endlich ein klares Urteil ermoumlglicht

Ob wir nun direkt von Krebs betroffen sind oder nicht Wir

muumlssen zugeben dass diese Krankheit uns alle beunruhigt hellip

Was koumlnnen wir tun wie koumlnnen wir vorbeugen Wenn wir per-

soumlnlich betroffen sind sagen wir uns dass man alles versuchen

muss um die Krankheit zu heilen Ich selbst habe das mit mei-

nem Sohn Charles erlebt Bei Ausbruch der Krankheit fragten

wir uns ob wir nicht doch mehr haumltten tun koumlnnen

Dieses Buch ist weit mehr als eine populaumlrwissenschaftliche

Abhandlung vielmehr stellt es tiefgreifende Uumlberlegungen dar-

uumlber an welche Auswirkungen unsere Lebensweise besonders

die in den Industrielaumlndern vorherrschende auf das Risiko einer

Krebserkrankung hat Haben wir im Zeitalter der beispiellosen

technischen Moumlglichkeiten in dem wir all unsere Hoffnungen

und Energie auf die Entdeckung neuer Medikamente gegen

den Krebs setzen wirklich daruumlber nachgedacht was wir selbst

beliveau_krebszellen_CS55indd 9 21082014 070709

Vorwort

10

unternehmen koumlnnen um diese Krankheit zu verhindern

Koumlnnte die immer noch anhaltende Zunahme bestimmter

Krebsarten die in den letzten Jahren zu beobachten war mit

gravierenden Veraumlnderungen unserer Lebensweise zusammen-

haumlngen Nutzen wir wirklich alle verfuumlgbaren Mittel um diese

Krankheit zu bekaumlmpfen Meiner Ansicht nach leistet dieses

Buch in dieser Hinsicht einen herausragenden Beitrag zu unse-

rer Wahrnehmung von Krebs Denn den Krebs bekaumlmpfen be-

deutet nicht nur dass wir die Tumoren besiegen die sich in un-

serem Koumlrper entwickelt haben sondern auch dass wir alles

tun damit diese Tumoren sich erst gar nicht entwickeln koumlnnen

Wir houmlren oft dass Wissenschaftler betonen welch groszlige Be-

deutung eine gesunde Ernaumlhrung fuumlr unsere koumlrperliche Fitness

hat Dieses Buch geht jedoch viel weiter denn es zeigt dass

scheinbar so banale Lebensmittel wie Kohl Knoblauch oder

auch unsere koumlstlichen Sommerbeeren hochwirksame Mole-

kuumlle enthalten die den Krebs bekaumlmpfen indem sie am Ur-

sprung der Krankheit selbst ansetzen das heiszligt indem sie de-

ren Entwicklung verhindern Was wir essen bleibt nicht ohne

Folgen Ganz im Gegenteil ndash Essen ist ohne Zweifel die ein-

fachste und natuumlrlichste Methode um sich aktiv gegen einen so

furchterregenden Feind wie den Krebs zu schuumltzen

Dieses auszligergewoumlhnliche wundervoll illustrierte Buch ver-

eint die wissenschaftliche Strenge des Themas mit Geschichte

Literatur und sogar Poesie und ist dabei zugleich ein praktisch

orientierter und knapper Ratgeber Ich bin uumlberzeugt dass es

Ihre Wahrnehmung von Krebs und der Maszlignahmen die wir zu

seiner Bekaumlmpfung ergreifen muumlssen unwiderruflich veraumln-

dern wird

Pierre Bruneau

beliveau_krebszellen_CS55indd 10 21082014 070709

11

Vorwort

Der Mensch genieszligt als einziges Lebewesen das Privileg dass er

seine Nahrung ein wesentliches Element seiner Existenz selbst

auswaumlhlen zusammenstellen und veraumlndern kann Schon die

alten Kulturen entwickelten Traditionen die sich die gesund-

heitsfoumlrdernde Wirkung bestimmter Bestandteile der Nahrung

zunutze machen Zusammen mit Gemuumlse Obst Huumllsenfruumlch-

ten und Gewuumlrzen haben sie sie zum Wohle der Menschheit in

die alltaumlgliche Ernaumlhrung miteinbezogen Die moderne Medizin

hingegen sieht die Ernaumlhrungsgewohnheiten absurderweise

aus einer umgekehrten Perspektive Gewoumlhnlich erhalten die

Patienten erst dann Ratschlaumlge hinsichtlich ihrer Ernaumlhrung

wenn eine Krankheit bereits ihren Koumlrper befallen hat Dabei

sind die erteilten Ratschlaumlge beinahe immer negativer Art Ver-

meiden Sie dies verzichten Sie auf jenes kein Fett kein Zucker

kein Fleisch kein Alkohol kein Koffein usw Die Mehrheit der

Aumlrzte ist uumlber die wissenschaftlichen Grundlagen der Beziehung

zwischen Ernaumlhrungsweise und Gesundheit wenig informiert

und kennt sie kaum Doch die Patienten und die Oumlffentlichkeit

im Allgemeinen verlangen nach dieser Aufklaumlrung und ver-

schlingen jede Information uumlber Antioxidantien sekundaumlre

Pflanzeninhaltsstoffe und andere in der Nahrung enthaltene

Substanzen

Die Aumlrzte Dr Richard Beacuteliveau und Dr Denis Gingras legen in

diesem groszligartigen gerade zur rechten Zeit erschienenen Buch

bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Er-

naumlhrungsweise dar Sie bringen sie uns auf eine bemerkens-

werte leicht verstaumlndliche Weise nahe die sich an unterschied-

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Vorwort

12

liche Leser wendet Diese beiden international anerkannten

Krebsforscher erlaumlutern sachkundig den geschichtlichen Hinter-

grund vor dem Nahrungsmittel Gewuumlrze und Getraumlnke wie

beispielsweise der gruumlne Tee Kurkuma Beeren und sogar Scho-

kolade einzuordnen sind Sie entfuumlhren den Leser auf eine Zeit-

reise auf der ihm vergangenes Wissen wie auch die neuesten

wissenschaftlichen Erkenntnisse uumlber Ernaumlhrung nahegebracht

werden Im Mittelpunkt ihrer Ausfuumlhrungen steht der Krebs so-

wie die Frage wie durch die Einbeziehung von ernaumlhrungswis-

senschaftlichen Erkenntnissen ins alltaumlgliche Leben Praumlvention

und Unterdruumlckung der Krankheit moumlglich sind Die Autoren

die beide auf eine jahrzehntelange Erfahrung zuruumlckgreifen

koumlnnen erklaumlren wie das Zusammenwirken von genetischen

Faktoren und zellulaumlren Ursachen Krebs hervorruft und wie

durch die Bildung von Metastasen im menschlichen Koumlrper

seine Ausbreitung moumlglich wird Anschlieszligend schildern sie in-

wiefern natuumlrliche Inhaltsstoffe von Nahrungsmitteln die bio-

chemische Faumlhigkeit besitzen den Mechanismen die die Ent-

wicklung dieser Krankheit im Organismus foumlrdern vorzubeu-

gen entgegenzuwirken und ihre Wirkung umzukehren

Vor allem aber zeigt dieses Buch zum ersten Mal wie die An-

giogenese von Tumoren das heiszligt das Wachstum neuer Blutge-

faumlszlige die die Krebszellen ernaumlhren durch die Ernaumlhrung ge-

hemmt werden kann Das Laboratorium von Dr Beacuteliveau in

Montreacuteal war bahnbrechend bei der Entwicklung moderner

Methoden mit denen der Zusammenhang zwischen Ernaumlh-

rungsweise und Angiogenese detailliert und nach streng wissen-

schaftlichen Kriterien untersucht werden kann Richard Beacuteliveau

ist selbst einer der visionaumlren Erfinder dieser neuen Ernaumlhrungs-

wissenschaft Waumlhrend die Unternehmen der Biotechnologie

hektisch an der Entwicklung von speziellen Krebsmedikamen-

ten arbeiten erfahren die Leser dieses Buches wie bestimmte

beliveau_krebszellen_CS55indd 12 21082014 070709

Vorwort

13

Optionen in ihrer eigenen Ernaumlhrung die Entwicklung von Tu-

moren beeinflussen und unterdruumlcken koumlnnen Auch wenn die

Medizin des 21 Jahrhunderts das Raumltsel vieler Krankheiten louml-

sen mag so liegen einige Antworten bezuumlglich Krebs moumlgli-

cherweise in unserer Ernaumlhrungsweise Dieses Buch mit der Bot-

schaft raquoNahrungsmittel gegen Krebslaquo ist das Werk zweier Wis-

senschaftler die zu den innovativsten Forschern weltweit gehouml-

ren Sie eroumlffnen dem Leser einen gaumlnzlich neuen Blick auf die

Gesundheit und bieten ihm ein aumlrztliches Rezept das er nicht

etwa in einem Krankenhaus oder einer Apotheke einloumlsen kann

sondern auf dem Lebensmittelmarkt und in seinem Teller

William W Li M D

Praumlsident und medizinischer Direktor

The Angiogenesis Foundation

Cambridge Massachusetts USA

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14

Einleitung

Der Krebs trotzt weiterhin dem Fortschritt der modernen Medi-

zin und bleibt auch nach vierzig Jahren intensiver Forschung

eine raumltselhafte Krankheit der jedes Jahr Millionen von Men-

schen vorzeitig zum Opfer fallen Zwar koumlnnen manche Krebsar-

ten heute erfolgreich behandelt werden doch viele andere sind

noch immer aumluszligerst schwer zu bekaumlmpfen und bilden eine der

Haupttodesursachen in der erwerbstaumltigen Bevoumllkerung Damit

kommt der Entdeckung neuer Methoden zur Effektivitaumltssteige-

rung gaumlngiger Krebstherapien mehr denn je eine entschei-

dende Bedeutung zu

Ziel dieses Buches ist es die aktuell verfuumlgbaren wissen-

schaftlichen Erkenntnisse zusammenzufassen Diese zeigen

dass wir gegen mehrere Arten von Krebs vorbeugen koumlnnen

wenn wir unsere Ernaumlhrungsgewohnheiten umstellen und Nah-

rungsmittel miteinbeziehen die den Tumor an der Wurzel be-

kaumlmpfen und seine Entwicklung verhindern koumlnnen Die Natur

haumllt eine Fuumllle von Lebensmitteln mit hoch effektiven Molekuuml-

len bereit die die Krankheit wirkungsvoll bekaumlmpfen koumlnnen

ohne schaumldliche Nebenwirkungen hervorzurufen Diese Nah-

rungsmittel besitzen in mehrfacher Hinsicht therapeutische Ei-

genschaften die denen von synthetisch hergestellten Medika-

menten entsprechen wir schlagen daher vor sie mit dem Be-

griff Nutrazeutika zu bezeichnen um diese Eigenschaften zu

veranschaulichen Wir haben die Moumlglichkeit dieses Arsenal an

Wortzusammensetzung aus nutrition engl Ernaumlhrung und pharmaceuticals

engl Arzneimittel entsprechend dem englischen Originalbegriff nutraceuti-

cals bzw der franzoumlsischen Wortschoumlpfung alicaments (Anm d Uuml)

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Einleitung

krebshemmenden Inhaltsstoffen die auf natuumlrliche Weise in

verschiedenen Nahrungsmitteln enthalten sind nutzbringend

als wesentliche Ergaumlnzung der derzeit verfuumlgbaren Therapien

einzusetzen Wir sollten diese Moumlglichkeit nutzen um die Wahr-

scheinlichkeit zu unseren Gunsten zu beeinflussen denn durch

eine Ernaumlhrung auf der Grundlage einer konstanten Zufuhr von

Nutrazeutika koumlnnen wir tatsaumlchlich das Auftreten vieler Krebs-

arten verhindern

Die Autoren Richard Beacuteliveau und Denis Gingras

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TE I L I

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Krebs ein schrecklicher Feind

1 Die Geiszligel Krebs

2 Was ist Krebs

3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung die Angiogenese

4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung

5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller

beliveau_krebszellen_CS55indd 17 21082014 070718

Fast alle Ungluumlcksschlaumlge unseres Lebens ruumlhren von den falschen Vorstellungen die wir uns uumlber das machen was uns zustoumlszligt

Stendhal Tagebuch (1801ndash1805)

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19

Kapitel 1

Die Geiszligel Krebs

Der Krebs in Zahlen

Manche Menschen haben eine Heidenangst vor dem Fliegen

andere leben in panischer Angst vor Haifischen oder Blitzschlauml-

gen Die Furcht vor den unheilvollen Folgen von Ereignissen die

sich unserer Kontrolle entziehen scheint eine typisch menschli-

che Eigenheit zu sein Dabei sind die realen Risiken eines Tages

Opfer einer solchen Ausnahmekatastrophe zu werden relativ

gering im Vergleich zu denen die unmittelbar mit dem Alltags-

leben verbunden sind (Abbildung 1) So haben beispielsweise

Uumlbergewichtige ein beinahe um eine Million houmlheres Risiko

vorzeitig an ihrer Fettleibigkeit zu sterben als durch einen Flug-

zeugabsturz und jeder von uns hat eine fuumlnfzigtausend Mal houml-

here Chance an Krebs zu erkranken als vom Blitz getroffen zu

werden diese Chance erhoumlht sich noch deutlich wenn ein Risi-

kofaktor wie das Rauchen hinzukommt

Unter all den realistischen Gefahren denen wir ausgesetzt

sind stellt der Krebs eine sehr reale Bedrohung dar Die Krank-

heit trifft ein Drittel der Bevoumllkerung bis zum Alter von 75 Jah-

ren und ein Viertel erliegt schlieszliglich den Folgen einer Krebs-

erkrankung Jedes Jahr erkranken 10 Millionen Menschen auf

der Welt an Krebs und sieben Millionen Todesfaumllle gehen auf

das Konto dieser Krankheit ndash das entspricht 12 Prozent der welt-

weit registrierten Sterbefaumllle Und es sind keine Anzeichen einer

Besserung zu erkennen denn die gegenwaumlrtigen Schaumltzungen

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

20

gehen davon aus dass man aufgrund der immer aumllter werden-

den Bevoumllkerung zukuumlnftig 15 Millionen neue Krebserkrankun-

gen pro Jahr diagnostizieren wird Um das Ausmaszlig der Tragoumldie

zu begreifen muumlssen Sie sich vorstellen dass Sie taumlglich in den

Nachrichten vom Absturz von vier vollbesetzten Boeing 747

oder dreimal pro Woche vom Einsturz der Zwillingstuumlrme des

World Trade Center houmlren hellip Hinzu kommen die immensen Be-

handlungskosten von Krebskranken die jaumlhrlich schaumltzungs-

weise in 3-stellige Milliardenbetraumlge gehen und in den naumlchs-

ten Jahren unaufhoumlrlich steigen werden All das verdeutlicht die

Dimension der durch Krebs verursachten Probleme im Gesund-

Die groszligen Aumlngste hellip und die Realitaumlt

Aumlngste Reale Risiken

Terrorangriff Zu gering um berechenbar zu sein

Tod durch einen Haifischangriff 1 280 Millionen

Tod durch einen Flugzeugabsturz 1 3 Millionen

Tod durch Blitzschlag 1 350 000

Tod durch Verkehrsunfall 1 7000

Lebensmittelvergiftung 1 7

Herz- und Gefaumlszligkrankheiten 1 4

Vorzeitiger Tod wegenUumlbergewichtKrebserkrankung

1 41 3

Tod durch Rauchen 1 2

Abbildung 1Q

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

21

heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden

um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-

schaft zu reduzieren

Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine

menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-

stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-

bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem

Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-

ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und

Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung

eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und

vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur

die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel

in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen

Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt

sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen

die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr

diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-

mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-

geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-

sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der

Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-

zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige

Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-

wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-

heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-

kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-

naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-

nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die

Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-

tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-

scheinlich oder unmoumlglich haumllt

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

22

Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst

ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-

sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-

denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist

mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-

miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-

nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als

krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat

Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man

fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch

Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle

entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine

bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-

doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-

gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders

Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-

mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-

sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die

Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-

gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-

schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und

Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent

der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-

len Rolle als Krebsausloumlser

Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser

Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat

gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf

die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im

Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-

zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-

suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen

Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

23

Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-

lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen

der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist

uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund

einer minimalen Menge von Pestiziden

Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-

trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-

zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-

zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-

gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-

weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-

mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der

Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung

Abbildung 2

Ernaumlhrungsdefizite30

Rauchen30

Andere 1 Umweltverschmutzung 2

Drogen 2

UV-Strahlen 2

Alkohol 3

Infektionen 5

Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5

Berufsbedingte Risiken 5

GenetischeFaktoren

15

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

24

uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der

Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung

Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber

krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden

wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern

und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei

Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren

verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-

wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-

ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-

krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise

veraumlndern

Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten

Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird

eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung

von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-

saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel

Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation

veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-

garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000

Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den

westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-

ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern

Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger

und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des

Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen

Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

25

einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-

figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten

Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-

kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-

schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-

ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs

in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an

waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen

Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-

krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und

West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der

Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-

krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das

Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-

onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart

Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz

Abbildung 3

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Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)

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lt 406

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

26

betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger

ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-

geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar

hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen

Hemisphaumlre sind davon betroffen

Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass

diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-

tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern

vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten

verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-

ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In

dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-

kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-

nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der

der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung

verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-

pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart

bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und

naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-

nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-

panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion

mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert

sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene

kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen

Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen

wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-

dert

Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-

fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-

pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll

nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-

keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

27

voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-

rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich

bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung

als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-

rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs

das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil

die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-

patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Japan

Hawaii

Japaner Weiszlige

Speiseroumlhre 131 46 75

Magen 1311 397 217

Dickdarm 83 371 368

Rektum 93 297 204

Lunge 268 379 962

Prostata 14 154 343

Brust 315 1221 1869

Gebaumlrmutterhals 364 149 243

Gebaumlrmutter 26 407 714

Eierstock 53 160 274

Tabelle 1

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

28

keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung

praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend

sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-

voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind

aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-

baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen

nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern

sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Ibadan

Vereinigte Staaten

Schwarze Weiszlige

Dickdarm 34 351 315

Rektum 34 204 225

Leber 272 77 36

Bauchspeicheldruumlse 55 225 124

Kehlkopf 37 193 141

Prostata 134 651 275

Lunge 27 1532 981

Brust 337 1187 1650

Gebaumlrmutter 42 407 714

Malignes Lymphom 133 7 4

Tabelle 2

Qu

elle

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19

81

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66

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ndash1

30

5

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

29

Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit

spielen

Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-

fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben

dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt

Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig

auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-

granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die

schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In

den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen

Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-

derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit

einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-

muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-

gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen

und Fetten

Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der

Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-

deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der

Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen

Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch

vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten

Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die

Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den

westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant

wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-

chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit

der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-

gen ist

beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

30

Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs

Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit

der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser

enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-

mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen

keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das

Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-

gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt

haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen

Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-

teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto

der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-

intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu

90 Prozent betragen

Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-

scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-

flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle

doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung

zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und

einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-

nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-

erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen

dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst

und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-

ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-

erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-

chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit

dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-

pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-

kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst

und Gemuumlse

beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

31

Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch

eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist

legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit

eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-

ten spielt unter denen der Westen besonders leidet

Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs

Untersuchtes

Nahrungsmittel

Beobachtete

Risiko-

reduktion

Gesamtzahl

der Untersu-

chungen

Prozentsatz () an

Untersuchungen

die auf eine Verrin-

gerung des Risikos

hindeuten

Gemuumlse allgemein 59 74 80

Obst allgemein 36 56 64

Rohes Gemuumlse 40 46 87

Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)

38 55 69

Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)

27 35 77

Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77

Karotten 59 72 81

Tomaten 36 51 71

Zitrusfruumlchte 27 41 66

Tabelle 3

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UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE

Richard Beacuteliveau Denis Gingras

Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen

Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2

Goldmann

Erscheinungstermin Maumlrz 2010

Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht

Page 8: beliveau krebszellen CS55.indd 1 21.08.2014 07:06:44 · 2016-04-25 · Dr. med. Denis Gingras Krebszellen mögen keine Himbeeren Nahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem stärken

Kohl

Knoblauch

Mango

Apfel

Tee

Heidelbeere

Getreide

Zitrone

Broccoli

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9

Vorwort

Dieses Buch ist ein unverzichtbares Werk fuumlr all diejenigen die

sich mehr oder minder intensiv mit Krebs beschaumlftigen Unver-

zichtbar weil es uns vielleicht zum ersten Mal die Moumlglichkeit

bietet die Sichtweise von Forschern kennenzulernen die in der

Krebsforschung aktiv sind weil es uns in die Lage versetzt die

erreichten Fortschritte zu beurteilen und was noch wichtiger

ist zu erfahren mit welchen Mitteln diese schreckliche Krank-

heit ihrer Ansicht nach am besten zu bekaumlmpfen ist Waumlhrend

wir von einer Flut von widerspruumlchlichen Informationen uumlber

Krebs uumlberschwemmt werden schenkt dieses Buch der breiten

Oumlffentlichkeit einen wahren Schatz an fundiertem Wissen das

uns endlich ein klares Urteil ermoumlglicht

Ob wir nun direkt von Krebs betroffen sind oder nicht Wir

muumlssen zugeben dass diese Krankheit uns alle beunruhigt hellip

Was koumlnnen wir tun wie koumlnnen wir vorbeugen Wenn wir per-

soumlnlich betroffen sind sagen wir uns dass man alles versuchen

muss um die Krankheit zu heilen Ich selbst habe das mit mei-

nem Sohn Charles erlebt Bei Ausbruch der Krankheit fragten

wir uns ob wir nicht doch mehr haumltten tun koumlnnen

Dieses Buch ist weit mehr als eine populaumlrwissenschaftliche

Abhandlung vielmehr stellt es tiefgreifende Uumlberlegungen dar-

uumlber an welche Auswirkungen unsere Lebensweise besonders

die in den Industrielaumlndern vorherrschende auf das Risiko einer

Krebserkrankung hat Haben wir im Zeitalter der beispiellosen

technischen Moumlglichkeiten in dem wir all unsere Hoffnungen

und Energie auf die Entdeckung neuer Medikamente gegen

den Krebs setzen wirklich daruumlber nachgedacht was wir selbst

beliveau_krebszellen_CS55indd 9 21082014 070709

Vorwort

10

unternehmen koumlnnen um diese Krankheit zu verhindern

Koumlnnte die immer noch anhaltende Zunahme bestimmter

Krebsarten die in den letzten Jahren zu beobachten war mit

gravierenden Veraumlnderungen unserer Lebensweise zusammen-

haumlngen Nutzen wir wirklich alle verfuumlgbaren Mittel um diese

Krankheit zu bekaumlmpfen Meiner Ansicht nach leistet dieses

Buch in dieser Hinsicht einen herausragenden Beitrag zu unse-

rer Wahrnehmung von Krebs Denn den Krebs bekaumlmpfen be-

deutet nicht nur dass wir die Tumoren besiegen die sich in un-

serem Koumlrper entwickelt haben sondern auch dass wir alles

tun damit diese Tumoren sich erst gar nicht entwickeln koumlnnen

Wir houmlren oft dass Wissenschaftler betonen welch groszlige Be-

deutung eine gesunde Ernaumlhrung fuumlr unsere koumlrperliche Fitness

hat Dieses Buch geht jedoch viel weiter denn es zeigt dass

scheinbar so banale Lebensmittel wie Kohl Knoblauch oder

auch unsere koumlstlichen Sommerbeeren hochwirksame Mole-

kuumlle enthalten die den Krebs bekaumlmpfen indem sie am Ur-

sprung der Krankheit selbst ansetzen das heiszligt indem sie de-

ren Entwicklung verhindern Was wir essen bleibt nicht ohne

Folgen Ganz im Gegenteil ndash Essen ist ohne Zweifel die ein-

fachste und natuumlrlichste Methode um sich aktiv gegen einen so

furchterregenden Feind wie den Krebs zu schuumltzen

Dieses auszligergewoumlhnliche wundervoll illustrierte Buch ver-

eint die wissenschaftliche Strenge des Themas mit Geschichte

Literatur und sogar Poesie und ist dabei zugleich ein praktisch

orientierter und knapper Ratgeber Ich bin uumlberzeugt dass es

Ihre Wahrnehmung von Krebs und der Maszlignahmen die wir zu

seiner Bekaumlmpfung ergreifen muumlssen unwiderruflich veraumln-

dern wird

Pierre Bruneau

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11

Vorwort

Der Mensch genieszligt als einziges Lebewesen das Privileg dass er

seine Nahrung ein wesentliches Element seiner Existenz selbst

auswaumlhlen zusammenstellen und veraumlndern kann Schon die

alten Kulturen entwickelten Traditionen die sich die gesund-

heitsfoumlrdernde Wirkung bestimmter Bestandteile der Nahrung

zunutze machen Zusammen mit Gemuumlse Obst Huumllsenfruumlch-

ten und Gewuumlrzen haben sie sie zum Wohle der Menschheit in

die alltaumlgliche Ernaumlhrung miteinbezogen Die moderne Medizin

hingegen sieht die Ernaumlhrungsgewohnheiten absurderweise

aus einer umgekehrten Perspektive Gewoumlhnlich erhalten die

Patienten erst dann Ratschlaumlge hinsichtlich ihrer Ernaumlhrung

wenn eine Krankheit bereits ihren Koumlrper befallen hat Dabei

sind die erteilten Ratschlaumlge beinahe immer negativer Art Ver-

meiden Sie dies verzichten Sie auf jenes kein Fett kein Zucker

kein Fleisch kein Alkohol kein Koffein usw Die Mehrheit der

Aumlrzte ist uumlber die wissenschaftlichen Grundlagen der Beziehung

zwischen Ernaumlhrungsweise und Gesundheit wenig informiert

und kennt sie kaum Doch die Patienten und die Oumlffentlichkeit

im Allgemeinen verlangen nach dieser Aufklaumlrung und ver-

schlingen jede Information uumlber Antioxidantien sekundaumlre

Pflanzeninhaltsstoffe und andere in der Nahrung enthaltene

Substanzen

Die Aumlrzte Dr Richard Beacuteliveau und Dr Denis Gingras legen in

diesem groszligartigen gerade zur rechten Zeit erschienenen Buch

bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Er-

naumlhrungsweise dar Sie bringen sie uns auf eine bemerkens-

werte leicht verstaumlndliche Weise nahe die sich an unterschied-

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Vorwort

12

liche Leser wendet Diese beiden international anerkannten

Krebsforscher erlaumlutern sachkundig den geschichtlichen Hinter-

grund vor dem Nahrungsmittel Gewuumlrze und Getraumlnke wie

beispielsweise der gruumlne Tee Kurkuma Beeren und sogar Scho-

kolade einzuordnen sind Sie entfuumlhren den Leser auf eine Zeit-

reise auf der ihm vergangenes Wissen wie auch die neuesten

wissenschaftlichen Erkenntnisse uumlber Ernaumlhrung nahegebracht

werden Im Mittelpunkt ihrer Ausfuumlhrungen steht der Krebs so-

wie die Frage wie durch die Einbeziehung von ernaumlhrungswis-

senschaftlichen Erkenntnissen ins alltaumlgliche Leben Praumlvention

und Unterdruumlckung der Krankheit moumlglich sind Die Autoren

die beide auf eine jahrzehntelange Erfahrung zuruumlckgreifen

koumlnnen erklaumlren wie das Zusammenwirken von genetischen

Faktoren und zellulaumlren Ursachen Krebs hervorruft und wie

durch die Bildung von Metastasen im menschlichen Koumlrper

seine Ausbreitung moumlglich wird Anschlieszligend schildern sie in-

wiefern natuumlrliche Inhaltsstoffe von Nahrungsmitteln die bio-

chemische Faumlhigkeit besitzen den Mechanismen die die Ent-

wicklung dieser Krankheit im Organismus foumlrdern vorzubeu-

gen entgegenzuwirken und ihre Wirkung umzukehren

Vor allem aber zeigt dieses Buch zum ersten Mal wie die An-

giogenese von Tumoren das heiszligt das Wachstum neuer Blutge-

faumlszlige die die Krebszellen ernaumlhren durch die Ernaumlhrung ge-

hemmt werden kann Das Laboratorium von Dr Beacuteliveau in

Montreacuteal war bahnbrechend bei der Entwicklung moderner

Methoden mit denen der Zusammenhang zwischen Ernaumlh-

rungsweise und Angiogenese detailliert und nach streng wissen-

schaftlichen Kriterien untersucht werden kann Richard Beacuteliveau

ist selbst einer der visionaumlren Erfinder dieser neuen Ernaumlhrungs-

wissenschaft Waumlhrend die Unternehmen der Biotechnologie

hektisch an der Entwicklung von speziellen Krebsmedikamen-

ten arbeiten erfahren die Leser dieses Buches wie bestimmte

beliveau_krebszellen_CS55indd 12 21082014 070709

Vorwort

13

Optionen in ihrer eigenen Ernaumlhrung die Entwicklung von Tu-

moren beeinflussen und unterdruumlcken koumlnnen Auch wenn die

Medizin des 21 Jahrhunderts das Raumltsel vieler Krankheiten louml-

sen mag so liegen einige Antworten bezuumlglich Krebs moumlgli-

cherweise in unserer Ernaumlhrungsweise Dieses Buch mit der Bot-

schaft raquoNahrungsmittel gegen Krebslaquo ist das Werk zweier Wis-

senschaftler die zu den innovativsten Forschern weltweit gehouml-

ren Sie eroumlffnen dem Leser einen gaumlnzlich neuen Blick auf die

Gesundheit und bieten ihm ein aumlrztliches Rezept das er nicht

etwa in einem Krankenhaus oder einer Apotheke einloumlsen kann

sondern auf dem Lebensmittelmarkt und in seinem Teller

William W Li M D

Praumlsident und medizinischer Direktor

The Angiogenesis Foundation

Cambridge Massachusetts USA

beliveau_krebszellen_CS55indd 13 21082014 070709

14

Einleitung

Der Krebs trotzt weiterhin dem Fortschritt der modernen Medi-

zin und bleibt auch nach vierzig Jahren intensiver Forschung

eine raumltselhafte Krankheit der jedes Jahr Millionen von Men-

schen vorzeitig zum Opfer fallen Zwar koumlnnen manche Krebsar-

ten heute erfolgreich behandelt werden doch viele andere sind

noch immer aumluszligerst schwer zu bekaumlmpfen und bilden eine der

Haupttodesursachen in der erwerbstaumltigen Bevoumllkerung Damit

kommt der Entdeckung neuer Methoden zur Effektivitaumltssteige-

rung gaumlngiger Krebstherapien mehr denn je eine entschei-

dende Bedeutung zu

Ziel dieses Buches ist es die aktuell verfuumlgbaren wissen-

schaftlichen Erkenntnisse zusammenzufassen Diese zeigen

dass wir gegen mehrere Arten von Krebs vorbeugen koumlnnen

wenn wir unsere Ernaumlhrungsgewohnheiten umstellen und Nah-

rungsmittel miteinbeziehen die den Tumor an der Wurzel be-

kaumlmpfen und seine Entwicklung verhindern koumlnnen Die Natur

haumllt eine Fuumllle von Lebensmitteln mit hoch effektiven Molekuuml-

len bereit die die Krankheit wirkungsvoll bekaumlmpfen koumlnnen

ohne schaumldliche Nebenwirkungen hervorzurufen Diese Nah-

rungsmittel besitzen in mehrfacher Hinsicht therapeutische Ei-

genschaften die denen von synthetisch hergestellten Medika-

menten entsprechen wir schlagen daher vor sie mit dem Be-

griff Nutrazeutika zu bezeichnen um diese Eigenschaften zu

veranschaulichen Wir haben die Moumlglichkeit dieses Arsenal an

Wortzusammensetzung aus nutrition engl Ernaumlhrung und pharmaceuticals

engl Arzneimittel entsprechend dem englischen Originalbegriff nutraceuti-

cals bzw der franzoumlsischen Wortschoumlpfung alicaments (Anm d Uuml)

beliveau_krebszellen_CS55indd 14 21082014 070709

Einleitung

krebshemmenden Inhaltsstoffen die auf natuumlrliche Weise in

verschiedenen Nahrungsmitteln enthalten sind nutzbringend

als wesentliche Ergaumlnzung der derzeit verfuumlgbaren Therapien

einzusetzen Wir sollten diese Moumlglichkeit nutzen um die Wahr-

scheinlichkeit zu unseren Gunsten zu beeinflussen denn durch

eine Ernaumlhrung auf der Grundlage einer konstanten Zufuhr von

Nutrazeutika koumlnnen wir tatsaumlchlich das Auftreten vieler Krebs-

arten verhindern

Die Autoren Richard Beacuteliveau und Denis Gingras

beliveau_krebszellen_CS55indd 15 21082014 070714

TE I L I

beliveau_krebszellen_CS55indd 16 21082014 070717

Krebs ein schrecklicher Feind

1 Die Geiszligel Krebs

2 Was ist Krebs

3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung die Angiogenese

4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung

5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller

beliveau_krebszellen_CS55indd 17 21082014 070718

Fast alle Ungluumlcksschlaumlge unseres Lebens ruumlhren von den falschen Vorstellungen die wir uns uumlber das machen was uns zustoumlszligt

Stendhal Tagebuch (1801ndash1805)

beliveau_krebszellen_CS55indd 18 21082014 070721

19

Kapitel 1

Die Geiszligel Krebs

Der Krebs in Zahlen

Manche Menschen haben eine Heidenangst vor dem Fliegen

andere leben in panischer Angst vor Haifischen oder Blitzschlauml-

gen Die Furcht vor den unheilvollen Folgen von Ereignissen die

sich unserer Kontrolle entziehen scheint eine typisch menschli-

che Eigenheit zu sein Dabei sind die realen Risiken eines Tages

Opfer einer solchen Ausnahmekatastrophe zu werden relativ

gering im Vergleich zu denen die unmittelbar mit dem Alltags-

leben verbunden sind (Abbildung 1) So haben beispielsweise

Uumlbergewichtige ein beinahe um eine Million houmlheres Risiko

vorzeitig an ihrer Fettleibigkeit zu sterben als durch einen Flug-

zeugabsturz und jeder von uns hat eine fuumlnfzigtausend Mal houml-

here Chance an Krebs zu erkranken als vom Blitz getroffen zu

werden diese Chance erhoumlht sich noch deutlich wenn ein Risi-

kofaktor wie das Rauchen hinzukommt

Unter all den realistischen Gefahren denen wir ausgesetzt

sind stellt der Krebs eine sehr reale Bedrohung dar Die Krank-

heit trifft ein Drittel der Bevoumllkerung bis zum Alter von 75 Jah-

ren und ein Viertel erliegt schlieszliglich den Folgen einer Krebs-

erkrankung Jedes Jahr erkranken 10 Millionen Menschen auf

der Welt an Krebs und sieben Millionen Todesfaumllle gehen auf

das Konto dieser Krankheit ndash das entspricht 12 Prozent der welt-

weit registrierten Sterbefaumllle Und es sind keine Anzeichen einer

Besserung zu erkennen denn die gegenwaumlrtigen Schaumltzungen

beliveau_krebszellen_CS55indd 19 21082014 070721

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

20

gehen davon aus dass man aufgrund der immer aumllter werden-

den Bevoumllkerung zukuumlnftig 15 Millionen neue Krebserkrankun-

gen pro Jahr diagnostizieren wird Um das Ausmaszlig der Tragoumldie

zu begreifen muumlssen Sie sich vorstellen dass Sie taumlglich in den

Nachrichten vom Absturz von vier vollbesetzten Boeing 747

oder dreimal pro Woche vom Einsturz der Zwillingstuumlrme des

World Trade Center houmlren hellip Hinzu kommen die immensen Be-

handlungskosten von Krebskranken die jaumlhrlich schaumltzungs-

weise in 3-stellige Milliardenbetraumlge gehen und in den naumlchs-

ten Jahren unaufhoumlrlich steigen werden All das verdeutlicht die

Dimension der durch Krebs verursachten Probleme im Gesund-

Die groszligen Aumlngste hellip und die Realitaumlt

Aumlngste Reale Risiken

Terrorangriff Zu gering um berechenbar zu sein

Tod durch einen Haifischangriff 1 280 Millionen

Tod durch einen Flugzeugabsturz 1 3 Millionen

Tod durch Blitzschlag 1 350 000

Tod durch Verkehrsunfall 1 7000

Lebensmittelvergiftung 1 7

Herz- und Gefaumlszligkrankheiten 1 4

Vorzeitiger Tod wegenUumlbergewichtKrebserkrankung

1 41 3

Tod durch Rauchen 1 2

Abbildung 1Q

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beliveau_krebszellen_CS55indd 20 21082014 070721

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

21

heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden

um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-

schaft zu reduzieren

Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine

menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-

stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-

bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem

Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-

ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und

Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung

eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und

vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur

die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel

in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen

Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt

sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen

die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr

diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-

mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-

geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-

sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der

Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-

zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige

Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-

wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-

heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-

kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-

naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-

nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die

Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-

tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-

scheinlich oder unmoumlglich haumllt

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

22

Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst

ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-

sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-

denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist

mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-

miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-

nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als

krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat

Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man

fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch

Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle

entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine

bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-

doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-

gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders

Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-

mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-

sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die

Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-

gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-

schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und

Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent

der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-

len Rolle als Krebsausloumlser

Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser

Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat

gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf

die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im

Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-

zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-

suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen

Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

23

Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-

lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen

der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist

uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund

einer minimalen Menge von Pestiziden

Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-

trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-

zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-

zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-

gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-

weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-

mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der

Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung

Abbildung 2

Ernaumlhrungsdefizite30

Rauchen30

Andere 1 Umweltverschmutzung 2

Drogen 2

UV-Strahlen 2

Alkohol 3

Infektionen 5

Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5

Berufsbedingte Risiken 5

GenetischeFaktoren

15

beliveau_krebszellen_CS55indd 23 21082014 070722

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

24

uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der

Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung

Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber

krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden

wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern

und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei

Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren

verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-

wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-

ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-

krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise

veraumlndern

Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten

Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird

eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung

von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-

saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel

Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation

veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-

garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000

Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den

westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-

ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern

Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger

und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des

Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen

Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man

beliveau_krebszellen_CS55indd 24 21082014 070722

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

25

einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-

figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten

Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-

kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-

schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-

ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs

in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an

waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen

Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-

krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und

West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der

Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-

krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das

Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-

onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart

Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz

Abbildung 3

Qu

elle

GLO

BO

CA

N 2

00

2

Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)

lt 109

lt 146

lt 191

lt 261

lt 406

beliveau_krebszellen_CS55indd 25 21082014 070723

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

26

betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger

ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-

geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar

hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen

Hemisphaumlre sind davon betroffen

Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass

diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-

tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern

vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten

verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-

ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In

dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-

kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-

nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der

der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung

verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-

pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart

bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und

naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-

nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-

panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion

mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert

sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene

kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen

Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen

wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-

dert

Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-

fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-

pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll

nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-

keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-

beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

27

voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-

rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich

bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung

als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-

rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs

das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil

die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-

patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Japan

Hawaii

Japaner Weiszlige

Speiseroumlhre 131 46 75

Magen 1311 397 217

Dickdarm 83 371 368

Rektum 93 297 204

Lunge 268 379 962

Prostata 14 154 343

Brust 315 1221 1869

Gebaumlrmutterhals 364 149 243

Gebaumlrmutter 26 407 714

Eierstock 53 160 274

Tabelle 1

Qu

elle

Do

ll R

un

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R (

19

81

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Na

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an

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66

11

96

ndash1

30

5

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

28

keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung

praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend

sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-

voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind

aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-

baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen

nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern

sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Ibadan

Vereinigte Staaten

Schwarze Weiszlige

Dickdarm 34 351 315

Rektum 34 204 225

Leber 272 77 36

Bauchspeicheldruumlse 55 225 124

Kehlkopf 37 193 141

Prostata 134 651 275

Lunge 27 1532 981

Brust 337 1187 1650

Gebaumlrmutter 42 407 714

Malignes Lymphom 133 7 4

Tabelle 2

Qu

elle

Do

ll R

un

d P

eto

R (

19

81

) J

Na

tl C

an

cer

Inst

66

11

96

ndash1

30

5

beliveau_krebszellen_CS55indd 28 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

29

Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit

spielen

Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-

fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben

dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt

Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig

auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-

granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die

schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In

den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen

Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-

derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit

einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-

muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-

gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen

und Fetten

Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der

Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-

deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der

Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen

Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch

vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten

Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die

Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den

westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant

wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-

chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit

der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-

gen ist

beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

30

Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs

Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit

der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser

enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-

mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen

keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das

Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-

gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt

haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen

Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-

teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto

der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-

intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu

90 Prozent betragen

Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-

scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-

flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle

doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung

zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und

einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-

nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-

erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen

dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst

und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-

ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-

erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-

chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit

dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-

pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-

kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst

und Gemuumlse

beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

31

Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch

eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist

legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit

eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-

ten spielt unter denen der Westen besonders leidet

Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs

Untersuchtes

Nahrungsmittel

Beobachtete

Risiko-

reduktion

Gesamtzahl

der Untersu-

chungen

Prozentsatz () an

Untersuchungen

die auf eine Verrin-

gerung des Risikos

hindeuten

Gemuumlse allgemein 59 74 80

Obst allgemein 36 56 64

Rohes Gemuumlse 40 46 87

Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)

38 55 69

Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)

27 35 77

Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77

Karotten 59 72 81

Tomaten 36 51 71

Zitrusfruumlchte 27 41 66

Tabelle 3

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19

97

beliveau_krebszellen_CS55indd 31 21082014 070723

UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE

Richard Beacuteliveau Denis Gingras

Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen

Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2

Goldmann

Erscheinungstermin Maumlrz 2010

Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht

Page 9: beliveau krebszellen CS55.indd 1 21.08.2014 07:06:44 · 2016-04-25 · Dr. med. Denis Gingras Krebszellen mögen keine Himbeeren Nahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem stärken

9

Vorwort

Dieses Buch ist ein unverzichtbares Werk fuumlr all diejenigen die

sich mehr oder minder intensiv mit Krebs beschaumlftigen Unver-

zichtbar weil es uns vielleicht zum ersten Mal die Moumlglichkeit

bietet die Sichtweise von Forschern kennenzulernen die in der

Krebsforschung aktiv sind weil es uns in die Lage versetzt die

erreichten Fortschritte zu beurteilen und was noch wichtiger

ist zu erfahren mit welchen Mitteln diese schreckliche Krank-

heit ihrer Ansicht nach am besten zu bekaumlmpfen ist Waumlhrend

wir von einer Flut von widerspruumlchlichen Informationen uumlber

Krebs uumlberschwemmt werden schenkt dieses Buch der breiten

Oumlffentlichkeit einen wahren Schatz an fundiertem Wissen das

uns endlich ein klares Urteil ermoumlglicht

Ob wir nun direkt von Krebs betroffen sind oder nicht Wir

muumlssen zugeben dass diese Krankheit uns alle beunruhigt hellip

Was koumlnnen wir tun wie koumlnnen wir vorbeugen Wenn wir per-

soumlnlich betroffen sind sagen wir uns dass man alles versuchen

muss um die Krankheit zu heilen Ich selbst habe das mit mei-

nem Sohn Charles erlebt Bei Ausbruch der Krankheit fragten

wir uns ob wir nicht doch mehr haumltten tun koumlnnen

Dieses Buch ist weit mehr als eine populaumlrwissenschaftliche

Abhandlung vielmehr stellt es tiefgreifende Uumlberlegungen dar-

uumlber an welche Auswirkungen unsere Lebensweise besonders

die in den Industrielaumlndern vorherrschende auf das Risiko einer

Krebserkrankung hat Haben wir im Zeitalter der beispiellosen

technischen Moumlglichkeiten in dem wir all unsere Hoffnungen

und Energie auf die Entdeckung neuer Medikamente gegen

den Krebs setzen wirklich daruumlber nachgedacht was wir selbst

beliveau_krebszellen_CS55indd 9 21082014 070709

Vorwort

10

unternehmen koumlnnen um diese Krankheit zu verhindern

Koumlnnte die immer noch anhaltende Zunahme bestimmter

Krebsarten die in den letzten Jahren zu beobachten war mit

gravierenden Veraumlnderungen unserer Lebensweise zusammen-

haumlngen Nutzen wir wirklich alle verfuumlgbaren Mittel um diese

Krankheit zu bekaumlmpfen Meiner Ansicht nach leistet dieses

Buch in dieser Hinsicht einen herausragenden Beitrag zu unse-

rer Wahrnehmung von Krebs Denn den Krebs bekaumlmpfen be-

deutet nicht nur dass wir die Tumoren besiegen die sich in un-

serem Koumlrper entwickelt haben sondern auch dass wir alles

tun damit diese Tumoren sich erst gar nicht entwickeln koumlnnen

Wir houmlren oft dass Wissenschaftler betonen welch groszlige Be-

deutung eine gesunde Ernaumlhrung fuumlr unsere koumlrperliche Fitness

hat Dieses Buch geht jedoch viel weiter denn es zeigt dass

scheinbar so banale Lebensmittel wie Kohl Knoblauch oder

auch unsere koumlstlichen Sommerbeeren hochwirksame Mole-

kuumlle enthalten die den Krebs bekaumlmpfen indem sie am Ur-

sprung der Krankheit selbst ansetzen das heiszligt indem sie de-

ren Entwicklung verhindern Was wir essen bleibt nicht ohne

Folgen Ganz im Gegenteil ndash Essen ist ohne Zweifel die ein-

fachste und natuumlrlichste Methode um sich aktiv gegen einen so

furchterregenden Feind wie den Krebs zu schuumltzen

Dieses auszligergewoumlhnliche wundervoll illustrierte Buch ver-

eint die wissenschaftliche Strenge des Themas mit Geschichte

Literatur und sogar Poesie und ist dabei zugleich ein praktisch

orientierter und knapper Ratgeber Ich bin uumlberzeugt dass es

Ihre Wahrnehmung von Krebs und der Maszlignahmen die wir zu

seiner Bekaumlmpfung ergreifen muumlssen unwiderruflich veraumln-

dern wird

Pierre Bruneau

beliveau_krebszellen_CS55indd 10 21082014 070709

11

Vorwort

Der Mensch genieszligt als einziges Lebewesen das Privileg dass er

seine Nahrung ein wesentliches Element seiner Existenz selbst

auswaumlhlen zusammenstellen und veraumlndern kann Schon die

alten Kulturen entwickelten Traditionen die sich die gesund-

heitsfoumlrdernde Wirkung bestimmter Bestandteile der Nahrung

zunutze machen Zusammen mit Gemuumlse Obst Huumllsenfruumlch-

ten und Gewuumlrzen haben sie sie zum Wohle der Menschheit in

die alltaumlgliche Ernaumlhrung miteinbezogen Die moderne Medizin

hingegen sieht die Ernaumlhrungsgewohnheiten absurderweise

aus einer umgekehrten Perspektive Gewoumlhnlich erhalten die

Patienten erst dann Ratschlaumlge hinsichtlich ihrer Ernaumlhrung

wenn eine Krankheit bereits ihren Koumlrper befallen hat Dabei

sind die erteilten Ratschlaumlge beinahe immer negativer Art Ver-

meiden Sie dies verzichten Sie auf jenes kein Fett kein Zucker

kein Fleisch kein Alkohol kein Koffein usw Die Mehrheit der

Aumlrzte ist uumlber die wissenschaftlichen Grundlagen der Beziehung

zwischen Ernaumlhrungsweise und Gesundheit wenig informiert

und kennt sie kaum Doch die Patienten und die Oumlffentlichkeit

im Allgemeinen verlangen nach dieser Aufklaumlrung und ver-

schlingen jede Information uumlber Antioxidantien sekundaumlre

Pflanzeninhaltsstoffe und andere in der Nahrung enthaltene

Substanzen

Die Aumlrzte Dr Richard Beacuteliveau und Dr Denis Gingras legen in

diesem groszligartigen gerade zur rechten Zeit erschienenen Buch

bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Er-

naumlhrungsweise dar Sie bringen sie uns auf eine bemerkens-

werte leicht verstaumlndliche Weise nahe die sich an unterschied-

beliveau_krebszellen_CS55indd 11 21082014 070709

Vorwort

12

liche Leser wendet Diese beiden international anerkannten

Krebsforscher erlaumlutern sachkundig den geschichtlichen Hinter-

grund vor dem Nahrungsmittel Gewuumlrze und Getraumlnke wie

beispielsweise der gruumlne Tee Kurkuma Beeren und sogar Scho-

kolade einzuordnen sind Sie entfuumlhren den Leser auf eine Zeit-

reise auf der ihm vergangenes Wissen wie auch die neuesten

wissenschaftlichen Erkenntnisse uumlber Ernaumlhrung nahegebracht

werden Im Mittelpunkt ihrer Ausfuumlhrungen steht der Krebs so-

wie die Frage wie durch die Einbeziehung von ernaumlhrungswis-

senschaftlichen Erkenntnissen ins alltaumlgliche Leben Praumlvention

und Unterdruumlckung der Krankheit moumlglich sind Die Autoren

die beide auf eine jahrzehntelange Erfahrung zuruumlckgreifen

koumlnnen erklaumlren wie das Zusammenwirken von genetischen

Faktoren und zellulaumlren Ursachen Krebs hervorruft und wie

durch die Bildung von Metastasen im menschlichen Koumlrper

seine Ausbreitung moumlglich wird Anschlieszligend schildern sie in-

wiefern natuumlrliche Inhaltsstoffe von Nahrungsmitteln die bio-

chemische Faumlhigkeit besitzen den Mechanismen die die Ent-

wicklung dieser Krankheit im Organismus foumlrdern vorzubeu-

gen entgegenzuwirken und ihre Wirkung umzukehren

Vor allem aber zeigt dieses Buch zum ersten Mal wie die An-

giogenese von Tumoren das heiszligt das Wachstum neuer Blutge-

faumlszlige die die Krebszellen ernaumlhren durch die Ernaumlhrung ge-

hemmt werden kann Das Laboratorium von Dr Beacuteliveau in

Montreacuteal war bahnbrechend bei der Entwicklung moderner

Methoden mit denen der Zusammenhang zwischen Ernaumlh-

rungsweise und Angiogenese detailliert und nach streng wissen-

schaftlichen Kriterien untersucht werden kann Richard Beacuteliveau

ist selbst einer der visionaumlren Erfinder dieser neuen Ernaumlhrungs-

wissenschaft Waumlhrend die Unternehmen der Biotechnologie

hektisch an der Entwicklung von speziellen Krebsmedikamen-

ten arbeiten erfahren die Leser dieses Buches wie bestimmte

beliveau_krebszellen_CS55indd 12 21082014 070709

Vorwort

13

Optionen in ihrer eigenen Ernaumlhrung die Entwicklung von Tu-

moren beeinflussen und unterdruumlcken koumlnnen Auch wenn die

Medizin des 21 Jahrhunderts das Raumltsel vieler Krankheiten louml-

sen mag so liegen einige Antworten bezuumlglich Krebs moumlgli-

cherweise in unserer Ernaumlhrungsweise Dieses Buch mit der Bot-

schaft raquoNahrungsmittel gegen Krebslaquo ist das Werk zweier Wis-

senschaftler die zu den innovativsten Forschern weltweit gehouml-

ren Sie eroumlffnen dem Leser einen gaumlnzlich neuen Blick auf die

Gesundheit und bieten ihm ein aumlrztliches Rezept das er nicht

etwa in einem Krankenhaus oder einer Apotheke einloumlsen kann

sondern auf dem Lebensmittelmarkt und in seinem Teller

William W Li M D

Praumlsident und medizinischer Direktor

The Angiogenesis Foundation

Cambridge Massachusetts USA

beliveau_krebszellen_CS55indd 13 21082014 070709

14

Einleitung

Der Krebs trotzt weiterhin dem Fortschritt der modernen Medi-

zin und bleibt auch nach vierzig Jahren intensiver Forschung

eine raumltselhafte Krankheit der jedes Jahr Millionen von Men-

schen vorzeitig zum Opfer fallen Zwar koumlnnen manche Krebsar-

ten heute erfolgreich behandelt werden doch viele andere sind

noch immer aumluszligerst schwer zu bekaumlmpfen und bilden eine der

Haupttodesursachen in der erwerbstaumltigen Bevoumllkerung Damit

kommt der Entdeckung neuer Methoden zur Effektivitaumltssteige-

rung gaumlngiger Krebstherapien mehr denn je eine entschei-

dende Bedeutung zu

Ziel dieses Buches ist es die aktuell verfuumlgbaren wissen-

schaftlichen Erkenntnisse zusammenzufassen Diese zeigen

dass wir gegen mehrere Arten von Krebs vorbeugen koumlnnen

wenn wir unsere Ernaumlhrungsgewohnheiten umstellen und Nah-

rungsmittel miteinbeziehen die den Tumor an der Wurzel be-

kaumlmpfen und seine Entwicklung verhindern koumlnnen Die Natur

haumllt eine Fuumllle von Lebensmitteln mit hoch effektiven Molekuuml-

len bereit die die Krankheit wirkungsvoll bekaumlmpfen koumlnnen

ohne schaumldliche Nebenwirkungen hervorzurufen Diese Nah-

rungsmittel besitzen in mehrfacher Hinsicht therapeutische Ei-

genschaften die denen von synthetisch hergestellten Medika-

menten entsprechen wir schlagen daher vor sie mit dem Be-

griff Nutrazeutika zu bezeichnen um diese Eigenschaften zu

veranschaulichen Wir haben die Moumlglichkeit dieses Arsenal an

Wortzusammensetzung aus nutrition engl Ernaumlhrung und pharmaceuticals

engl Arzneimittel entsprechend dem englischen Originalbegriff nutraceuti-

cals bzw der franzoumlsischen Wortschoumlpfung alicaments (Anm d Uuml)

beliveau_krebszellen_CS55indd 14 21082014 070709

Einleitung

krebshemmenden Inhaltsstoffen die auf natuumlrliche Weise in

verschiedenen Nahrungsmitteln enthalten sind nutzbringend

als wesentliche Ergaumlnzung der derzeit verfuumlgbaren Therapien

einzusetzen Wir sollten diese Moumlglichkeit nutzen um die Wahr-

scheinlichkeit zu unseren Gunsten zu beeinflussen denn durch

eine Ernaumlhrung auf der Grundlage einer konstanten Zufuhr von

Nutrazeutika koumlnnen wir tatsaumlchlich das Auftreten vieler Krebs-

arten verhindern

Die Autoren Richard Beacuteliveau und Denis Gingras

beliveau_krebszellen_CS55indd 15 21082014 070714

TE I L I

beliveau_krebszellen_CS55indd 16 21082014 070717

Krebs ein schrecklicher Feind

1 Die Geiszligel Krebs

2 Was ist Krebs

3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung die Angiogenese

4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung

5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller

beliveau_krebszellen_CS55indd 17 21082014 070718

Fast alle Ungluumlcksschlaumlge unseres Lebens ruumlhren von den falschen Vorstellungen die wir uns uumlber das machen was uns zustoumlszligt

Stendhal Tagebuch (1801ndash1805)

beliveau_krebszellen_CS55indd 18 21082014 070721

19

Kapitel 1

Die Geiszligel Krebs

Der Krebs in Zahlen

Manche Menschen haben eine Heidenangst vor dem Fliegen

andere leben in panischer Angst vor Haifischen oder Blitzschlauml-

gen Die Furcht vor den unheilvollen Folgen von Ereignissen die

sich unserer Kontrolle entziehen scheint eine typisch menschli-

che Eigenheit zu sein Dabei sind die realen Risiken eines Tages

Opfer einer solchen Ausnahmekatastrophe zu werden relativ

gering im Vergleich zu denen die unmittelbar mit dem Alltags-

leben verbunden sind (Abbildung 1) So haben beispielsweise

Uumlbergewichtige ein beinahe um eine Million houmlheres Risiko

vorzeitig an ihrer Fettleibigkeit zu sterben als durch einen Flug-

zeugabsturz und jeder von uns hat eine fuumlnfzigtausend Mal houml-

here Chance an Krebs zu erkranken als vom Blitz getroffen zu

werden diese Chance erhoumlht sich noch deutlich wenn ein Risi-

kofaktor wie das Rauchen hinzukommt

Unter all den realistischen Gefahren denen wir ausgesetzt

sind stellt der Krebs eine sehr reale Bedrohung dar Die Krank-

heit trifft ein Drittel der Bevoumllkerung bis zum Alter von 75 Jah-

ren und ein Viertel erliegt schlieszliglich den Folgen einer Krebs-

erkrankung Jedes Jahr erkranken 10 Millionen Menschen auf

der Welt an Krebs und sieben Millionen Todesfaumllle gehen auf

das Konto dieser Krankheit ndash das entspricht 12 Prozent der welt-

weit registrierten Sterbefaumllle Und es sind keine Anzeichen einer

Besserung zu erkennen denn die gegenwaumlrtigen Schaumltzungen

beliveau_krebszellen_CS55indd 19 21082014 070721

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

20

gehen davon aus dass man aufgrund der immer aumllter werden-

den Bevoumllkerung zukuumlnftig 15 Millionen neue Krebserkrankun-

gen pro Jahr diagnostizieren wird Um das Ausmaszlig der Tragoumldie

zu begreifen muumlssen Sie sich vorstellen dass Sie taumlglich in den

Nachrichten vom Absturz von vier vollbesetzten Boeing 747

oder dreimal pro Woche vom Einsturz der Zwillingstuumlrme des

World Trade Center houmlren hellip Hinzu kommen die immensen Be-

handlungskosten von Krebskranken die jaumlhrlich schaumltzungs-

weise in 3-stellige Milliardenbetraumlge gehen und in den naumlchs-

ten Jahren unaufhoumlrlich steigen werden All das verdeutlicht die

Dimension der durch Krebs verursachten Probleme im Gesund-

Die groszligen Aumlngste hellip und die Realitaumlt

Aumlngste Reale Risiken

Terrorangriff Zu gering um berechenbar zu sein

Tod durch einen Haifischangriff 1 280 Millionen

Tod durch einen Flugzeugabsturz 1 3 Millionen

Tod durch Blitzschlag 1 350 000

Tod durch Verkehrsunfall 1 7000

Lebensmittelvergiftung 1 7

Herz- und Gefaumlszligkrankheiten 1 4

Vorzeitiger Tod wegenUumlbergewichtKrebserkrankung

1 41 3

Tod durch Rauchen 1 2

Abbildung 1Q

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beliveau_krebszellen_CS55indd 20 21082014 070721

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

21

heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden

um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-

schaft zu reduzieren

Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine

menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-

stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-

bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem

Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-

ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und

Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung

eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und

vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur

die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel

in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen

Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt

sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen

die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr

diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-

mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-

geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-

sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der

Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-

zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige

Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-

wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-

heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-

kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-

naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-

nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die

Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-

tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-

scheinlich oder unmoumlglich haumllt

beliveau_krebszellen_CS55indd 21 21082014 070721

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

22

Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst

ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-

sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-

denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist

mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-

miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-

nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als

krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat

Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man

fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch

Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle

entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine

bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-

doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-

gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders

Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-

mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-

sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die

Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-

gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-

schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und

Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent

der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-

len Rolle als Krebsausloumlser

Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser

Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat

gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf

die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im

Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-

zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-

suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen

Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und

beliveau_krebszellen_CS55indd 22 21082014 070721

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

23

Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-

lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen

der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist

uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund

einer minimalen Menge von Pestiziden

Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-

trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-

zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-

zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-

gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-

weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-

mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der

Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung

Abbildung 2

Ernaumlhrungsdefizite30

Rauchen30

Andere 1 Umweltverschmutzung 2

Drogen 2

UV-Strahlen 2

Alkohol 3

Infektionen 5

Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5

Berufsbedingte Risiken 5

GenetischeFaktoren

15

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

24

uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der

Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung

Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber

krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden

wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern

und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei

Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren

verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-

wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-

ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-

krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise

veraumlndern

Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten

Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird

eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung

von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-

saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel

Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation

veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-

garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000

Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den

westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-

ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern

Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger

und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des

Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen

Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man

beliveau_krebszellen_CS55indd 24 21082014 070722

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

25

einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-

figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten

Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-

kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-

schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-

ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs

in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an

waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen

Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-

krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und

West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der

Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-

krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das

Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-

onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart

Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz

Abbildung 3

Qu

elle

GLO

BO

CA

N 2

00

2

Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)

lt 109

lt 146

lt 191

lt 261

lt 406

beliveau_krebszellen_CS55indd 25 21082014 070723

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

26

betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger

ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-

geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar

hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen

Hemisphaumlre sind davon betroffen

Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass

diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-

tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern

vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten

verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-

ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In

dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-

kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-

nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der

der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung

verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-

pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart

bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und

naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-

nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-

panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion

mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert

sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene

kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen

Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen

wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-

dert

Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-

fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-

pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll

nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-

keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-

beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

27

voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-

rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich

bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung

als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-

rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs

das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil

die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-

patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Japan

Hawaii

Japaner Weiszlige

Speiseroumlhre 131 46 75

Magen 1311 397 217

Dickdarm 83 371 368

Rektum 93 297 204

Lunge 268 379 962

Prostata 14 154 343

Brust 315 1221 1869

Gebaumlrmutterhals 364 149 243

Gebaumlrmutter 26 407 714

Eierstock 53 160 274

Tabelle 1

Qu

elle

Do

ll R

un

d P

eto

R (

19

81

) J

Na

tl C

an

cer

Inst

66

11

96

ndash1

30

5

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

28

keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung

praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend

sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-

voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind

aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-

baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen

nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern

sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Ibadan

Vereinigte Staaten

Schwarze Weiszlige

Dickdarm 34 351 315

Rektum 34 204 225

Leber 272 77 36

Bauchspeicheldruumlse 55 225 124

Kehlkopf 37 193 141

Prostata 134 651 275

Lunge 27 1532 981

Brust 337 1187 1650

Gebaumlrmutter 42 407 714

Malignes Lymphom 133 7 4

Tabelle 2

Qu

elle

Do

ll R

un

d P

eto

R (

19

81

) J

Na

tl C

an

cer

Inst

66

11

96

ndash1

30

5

beliveau_krebszellen_CS55indd 28 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

29

Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit

spielen

Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-

fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben

dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt

Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig

auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-

granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die

schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In

den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen

Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-

derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit

einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-

muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-

gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen

und Fetten

Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der

Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-

deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der

Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen

Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch

vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten

Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die

Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den

westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant

wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-

chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit

der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-

gen ist

beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

30

Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs

Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit

der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser

enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-

mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen

keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das

Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-

gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt

haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen

Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-

teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto

der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-

intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu

90 Prozent betragen

Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-

scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-

flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle

doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung

zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und

einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-

nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-

erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen

dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst

und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-

ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-

erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-

chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit

dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-

pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-

kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst

und Gemuumlse

beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

31

Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch

eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist

legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit

eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-

ten spielt unter denen der Westen besonders leidet

Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs

Untersuchtes

Nahrungsmittel

Beobachtete

Risiko-

reduktion

Gesamtzahl

der Untersu-

chungen

Prozentsatz () an

Untersuchungen

die auf eine Verrin-

gerung des Risikos

hindeuten

Gemuumlse allgemein 59 74 80

Obst allgemein 36 56 64

Rohes Gemuumlse 40 46 87

Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)

38 55 69

Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)

27 35 77

Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77

Karotten 59 72 81

Tomaten 36 51 71

Zitrusfruumlchte 27 41 66

Tabelle 3

Qu

elle

Wo

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19

97

beliveau_krebszellen_CS55indd 31 21082014 070723

UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE

Richard Beacuteliveau Denis Gingras

Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen

Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2

Goldmann

Erscheinungstermin Maumlrz 2010

Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht

Page 10: beliveau krebszellen CS55.indd 1 21.08.2014 07:06:44 · 2016-04-25 · Dr. med. Denis Gingras Krebszellen mögen keine Himbeeren Nahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem stärken

Vorwort

10

unternehmen koumlnnen um diese Krankheit zu verhindern

Koumlnnte die immer noch anhaltende Zunahme bestimmter

Krebsarten die in den letzten Jahren zu beobachten war mit

gravierenden Veraumlnderungen unserer Lebensweise zusammen-

haumlngen Nutzen wir wirklich alle verfuumlgbaren Mittel um diese

Krankheit zu bekaumlmpfen Meiner Ansicht nach leistet dieses

Buch in dieser Hinsicht einen herausragenden Beitrag zu unse-

rer Wahrnehmung von Krebs Denn den Krebs bekaumlmpfen be-

deutet nicht nur dass wir die Tumoren besiegen die sich in un-

serem Koumlrper entwickelt haben sondern auch dass wir alles

tun damit diese Tumoren sich erst gar nicht entwickeln koumlnnen

Wir houmlren oft dass Wissenschaftler betonen welch groszlige Be-

deutung eine gesunde Ernaumlhrung fuumlr unsere koumlrperliche Fitness

hat Dieses Buch geht jedoch viel weiter denn es zeigt dass

scheinbar so banale Lebensmittel wie Kohl Knoblauch oder

auch unsere koumlstlichen Sommerbeeren hochwirksame Mole-

kuumlle enthalten die den Krebs bekaumlmpfen indem sie am Ur-

sprung der Krankheit selbst ansetzen das heiszligt indem sie de-

ren Entwicklung verhindern Was wir essen bleibt nicht ohne

Folgen Ganz im Gegenteil ndash Essen ist ohne Zweifel die ein-

fachste und natuumlrlichste Methode um sich aktiv gegen einen so

furchterregenden Feind wie den Krebs zu schuumltzen

Dieses auszligergewoumlhnliche wundervoll illustrierte Buch ver-

eint die wissenschaftliche Strenge des Themas mit Geschichte

Literatur und sogar Poesie und ist dabei zugleich ein praktisch

orientierter und knapper Ratgeber Ich bin uumlberzeugt dass es

Ihre Wahrnehmung von Krebs und der Maszlignahmen die wir zu

seiner Bekaumlmpfung ergreifen muumlssen unwiderruflich veraumln-

dern wird

Pierre Bruneau

beliveau_krebszellen_CS55indd 10 21082014 070709

11

Vorwort

Der Mensch genieszligt als einziges Lebewesen das Privileg dass er

seine Nahrung ein wesentliches Element seiner Existenz selbst

auswaumlhlen zusammenstellen und veraumlndern kann Schon die

alten Kulturen entwickelten Traditionen die sich die gesund-

heitsfoumlrdernde Wirkung bestimmter Bestandteile der Nahrung

zunutze machen Zusammen mit Gemuumlse Obst Huumllsenfruumlch-

ten und Gewuumlrzen haben sie sie zum Wohle der Menschheit in

die alltaumlgliche Ernaumlhrung miteinbezogen Die moderne Medizin

hingegen sieht die Ernaumlhrungsgewohnheiten absurderweise

aus einer umgekehrten Perspektive Gewoumlhnlich erhalten die

Patienten erst dann Ratschlaumlge hinsichtlich ihrer Ernaumlhrung

wenn eine Krankheit bereits ihren Koumlrper befallen hat Dabei

sind die erteilten Ratschlaumlge beinahe immer negativer Art Ver-

meiden Sie dies verzichten Sie auf jenes kein Fett kein Zucker

kein Fleisch kein Alkohol kein Koffein usw Die Mehrheit der

Aumlrzte ist uumlber die wissenschaftlichen Grundlagen der Beziehung

zwischen Ernaumlhrungsweise und Gesundheit wenig informiert

und kennt sie kaum Doch die Patienten und die Oumlffentlichkeit

im Allgemeinen verlangen nach dieser Aufklaumlrung und ver-

schlingen jede Information uumlber Antioxidantien sekundaumlre

Pflanzeninhaltsstoffe und andere in der Nahrung enthaltene

Substanzen

Die Aumlrzte Dr Richard Beacuteliveau und Dr Denis Gingras legen in

diesem groszligartigen gerade zur rechten Zeit erschienenen Buch

bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Er-

naumlhrungsweise dar Sie bringen sie uns auf eine bemerkens-

werte leicht verstaumlndliche Weise nahe die sich an unterschied-

beliveau_krebszellen_CS55indd 11 21082014 070709

Vorwort

12

liche Leser wendet Diese beiden international anerkannten

Krebsforscher erlaumlutern sachkundig den geschichtlichen Hinter-

grund vor dem Nahrungsmittel Gewuumlrze und Getraumlnke wie

beispielsweise der gruumlne Tee Kurkuma Beeren und sogar Scho-

kolade einzuordnen sind Sie entfuumlhren den Leser auf eine Zeit-

reise auf der ihm vergangenes Wissen wie auch die neuesten

wissenschaftlichen Erkenntnisse uumlber Ernaumlhrung nahegebracht

werden Im Mittelpunkt ihrer Ausfuumlhrungen steht der Krebs so-

wie die Frage wie durch die Einbeziehung von ernaumlhrungswis-

senschaftlichen Erkenntnissen ins alltaumlgliche Leben Praumlvention

und Unterdruumlckung der Krankheit moumlglich sind Die Autoren

die beide auf eine jahrzehntelange Erfahrung zuruumlckgreifen

koumlnnen erklaumlren wie das Zusammenwirken von genetischen

Faktoren und zellulaumlren Ursachen Krebs hervorruft und wie

durch die Bildung von Metastasen im menschlichen Koumlrper

seine Ausbreitung moumlglich wird Anschlieszligend schildern sie in-

wiefern natuumlrliche Inhaltsstoffe von Nahrungsmitteln die bio-

chemische Faumlhigkeit besitzen den Mechanismen die die Ent-

wicklung dieser Krankheit im Organismus foumlrdern vorzubeu-

gen entgegenzuwirken und ihre Wirkung umzukehren

Vor allem aber zeigt dieses Buch zum ersten Mal wie die An-

giogenese von Tumoren das heiszligt das Wachstum neuer Blutge-

faumlszlige die die Krebszellen ernaumlhren durch die Ernaumlhrung ge-

hemmt werden kann Das Laboratorium von Dr Beacuteliveau in

Montreacuteal war bahnbrechend bei der Entwicklung moderner

Methoden mit denen der Zusammenhang zwischen Ernaumlh-

rungsweise und Angiogenese detailliert und nach streng wissen-

schaftlichen Kriterien untersucht werden kann Richard Beacuteliveau

ist selbst einer der visionaumlren Erfinder dieser neuen Ernaumlhrungs-

wissenschaft Waumlhrend die Unternehmen der Biotechnologie

hektisch an der Entwicklung von speziellen Krebsmedikamen-

ten arbeiten erfahren die Leser dieses Buches wie bestimmte

beliveau_krebszellen_CS55indd 12 21082014 070709

Vorwort

13

Optionen in ihrer eigenen Ernaumlhrung die Entwicklung von Tu-

moren beeinflussen und unterdruumlcken koumlnnen Auch wenn die

Medizin des 21 Jahrhunderts das Raumltsel vieler Krankheiten louml-

sen mag so liegen einige Antworten bezuumlglich Krebs moumlgli-

cherweise in unserer Ernaumlhrungsweise Dieses Buch mit der Bot-

schaft raquoNahrungsmittel gegen Krebslaquo ist das Werk zweier Wis-

senschaftler die zu den innovativsten Forschern weltweit gehouml-

ren Sie eroumlffnen dem Leser einen gaumlnzlich neuen Blick auf die

Gesundheit und bieten ihm ein aumlrztliches Rezept das er nicht

etwa in einem Krankenhaus oder einer Apotheke einloumlsen kann

sondern auf dem Lebensmittelmarkt und in seinem Teller

William W Li M D

Praumlsident und medizinischer Direktor

The Angiogenesis Foundation

Cambridge Massachusetts USA

beliveau_krebszellen_CS55indd 13 21082014 070709

14

Einleitung

Der Krebs trotzt weiterhin dem Fortschritt der modernen Medi-

zin und bleibt auch nach vierzig Jahren intensiver Forschung

eine raumltselhafte Krankheit der jedes Jahr Millionen von Men-

schen vorzeitig zum Opfer fallen Zwar koumlnnen manche Krebsar-

ten heute erfolgreich behandelt werden doch viele andere sind

noch immer aumluszligerst schwer zu bekaumlmpfen und bilden eine der

Haupttodesursachen in der erwerbstaumltigen Bevoumllkerung Damit

kommt der Entdeckung neuer Methoden zur Effektivitaumltssteige-

rung gaumlngiger Krebstherapien mehr denn je eine entschei-

dende Bedeutung zu

Ziel dieses Buches ist es die aktuell verfuumlgbaren wissen-

schaftlichen Erkenntnisse zusammenzufassen Diese zeigen

dass wir gegen mehrere Arten von Krebs vorbeugen koumlnnen

wenn wir unsere Ernaumlhrungsgewohnheiten umstellen und Nah-

rungsmittel miteinbeziehen die den Tumor an der Wurzel be-

kaumlmpfen und seine Entwicklung verhindern koumlnnen Die Natur

haumllt eine Fuumllle von Lebensmitteln mit hoch effektiven Molekuuml-

len bereit die die Krankheit wirkungsvoll bekaumlmpfen koumlnnen

ohne schaumldliche Nebenwirkungen hervorzurufen Diese Nah-

rungsmittel besitzen in mehrfacher Hinsicht therapeutische Ei-

genschaften die denen von synthetisch hergestellten Medika-

menten entsprechen wir schlagen daher vor sie mit dem Be-

griff Nutrazeutika zu bezeichnen um diese Eigenschaften zu

veranschaulichen Wir haben die Moumlglichkeit dieses Arsenal an

Wortzusammensetzung aus nutrition engl Ernaumlhrung und pharmaceuticals

engl Arzneimittel entsprechend dem englischen Originalbegriff nutraceuti-

cals bzw der franzoumlsischen Wortschoumlpfung alicaments (Anm d Uuml)

beliveau_krebszellen_CS55indd 14 21082014 070709

Einleitung

krebshemmenden Inhaltsstoffen die auf natuumlrliche Weise in

verschiedenen Nahrungsmitteln enthalten sind nutzbringend

als wesentliche Ergaumlnzung der derzeit verfuumlgbaren Therapien

einzusetzen Wir sollten diese Moumlglichkeit nutzen um die Wahr-

scheinlichkeit zu unseren Gunsten zu beeinflussen denn durch

eine Ernaumlhrung auf der Grundlage einer konstanten Zufuhr von

Nutrazeutika koumlnnen wir tatsaumlchlich das Auftreten vieler Krebs-

arten verhindern

Die Autoren Richard Beacuteliveau und Denis Gingras

beliveau_krebszellen_CS55indd 15 21082014 070714

TE I L I

beliveau_krebszellen_CS55indd 16 21082014 070717

Krebs ein schrecklicher Feind

1 Die Geiszligel Krebs

2 Was ist Krebs

3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung die Angiogenese

4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung

5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller

beliveau_krebszellen_CS55indd 17 21082014 070718

Fast alle Ungluumlcksschlaumlge unseres Lebens ruumlhren von den falschen Vorstellungen die wir uns uumlber das machen was uns zustoumlszligt

Stendhal Tagebuch (1801ndash1805)

beliveau_krebszellen_CS55indd 18 21082014 070721

19

Kapitel 1

Die Geiszligel Krebs

Der Krebs in Zahlen

Manche Menschen haben eine Heidenangst vor dem Fliegen

andere leben in panischer Angst vor Haifischen oder Blitzschlauml-

gen Die Furcht vor den unheilvollen Folgen von Ereignissen die

sich unserer Kontrolle entziehen scheint eine typisch menschli-

che Eigenheit zu sein Dabei sind die realen Risiken eines Tages

Opfer einer solchen Ausnahmekatastrophe zu werden relativ

gering im Vergleich zu denen die unmittelbar mit dem Alltags-

leben verbunden sind (Abbildung 1) So haben beispielsweise

Uumlbergewichtige ein beinahe um eine Million houmlheres Risiko

vorzeitig an ihrer Fettleibigkeit zu sterben als durch einen Flug-

zeugabsturz und jeder von uns hat eine fuumlnfzigtausend Mal houml-

here Chance an Krebs zu erkranken als vom Blitz getroffen zu

werden diese Chance erhoumlht sich noch deutlich wenn ein Risi-

kofaktor wie das Rauchen hinzukommt

Unter all den realistischen Gefahren denen wir ausgesetzt

sind stellt der Krebs eine sehr reale Bedrohung dar Die Krank-

heit trifft ein Drittel der Bevoumllkerung bis zum Alter von 75 Jah-

ren und ein Viertel erliegt schlieszliglich den Folgen einer Krebs-

erkrankung Jedes Jahr erkranken 10 Millionen Menschen auf

der Welt an Krebs und sieben Millionen Todesfaumllle gehen auf

das Konto dieser Krankheit ndash das entspricht 12 Prozent der welt-

weit registrierten Sterbefaumllle Und es sind keine Anzeichen einer

Besserung zu erkennen denn die gegenwaumlrtigen Schaumltzungen

beliveau_krebszellen_CS55indd 19 21082014 070721

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

20

gehen davon aus dass man aufgrund der immer aumllter werden-

den Bevoumllkerung zukuumlnftig 15 Millionen neue Krebserkrankun-

gen pro Jahr diagnostizieren wird Um das Ausmaszlig der Tragoumldie

zu begreifen muumlssen Sie sich vorstellen dass Sie taumlglich in den

Nachrichten vom Absturz von vier vollbesetzten Boeing 747

oder dreimal pro Woche vom Einsturz der Zwillingstuumlrme des

World Trade Center houmlren hellip Hinzu kommen die immensen Be-

handlungskosten von Krebskranken die jaumlhrlich schaumltzungs-

weise in 3-stellige Milliardenbetraumlge gehen und in den naumlchs-

ten Jahren unaufhoumlrlich steigen werden All das verdeutlicht die

Dimension der durch Krebs verursachten Probleme im Gesund-

Die groszligen Aumlngste hellip und die Realitaumlt

Aumlngste Reale Risiken

Terrorangriff Zu gering um berechenbar zu sein

Tod durch einen Haifischangriff 1 280 Millionen

Tod durch einen Flugzeugabsturz 1 3 Millionen

Tod durch Blitzschlag 1 350 000

Tod durch Verkehrsunfall 1 7000

Lebensmittelvergiftung 1 7

Herz- und Gefaumlszligkrankheiten 1 4

Vorzeitiger Tod wegenUumlbergewichtKrebserkrankung

1 41 3

Tod durch Rauchen 1 2

Abbildung 1Q

uel

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ma

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zin

e

beliveau_krebszellen_CS55indd 20 21082014 070721

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

21

heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden

um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-

schaft zu reduzieren

Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine

menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-

stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-

bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem

Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-

ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und

Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung

eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und

vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur

die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel

in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen

Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt

sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen

die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr

diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-

mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-

geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-

sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der

Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-

zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige

Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-

wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-

heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-

kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-

naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-

nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die

Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-

tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-

scheinlich oder unmoumlglich haumllt

beliveau_krebszellen_CS55indd 21 21082014 070721

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

22

Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst

ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-

sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-

denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist

mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-

miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-

nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als

krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat

Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man

fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch

Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle

entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine

bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-

doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-

gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders

Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-

mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-

sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die

Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-

gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-

schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und

Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent

der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-

len Rolle als Krebsausloumlser

Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser

Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat

gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf

die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im

Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-

zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-

suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen

Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

23

Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-

lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen

der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist

uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund

einer minimalen Menge von Pestiziden

Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-

trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-

zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-

zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-

gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-

weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-

mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der

Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung

Abbildung 2

Ernaumlhrungsdefizite30

Rauchen30

Andere 1 Umweltverschmutzung 2

Drogen 2

UV-Strahlen 2

Alkohol 3

Infektionen 5

Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5

Berufsbedingte Risiken 5

GenetischeFaktoren

15

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

24

uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der

Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung

Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber

krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden

wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern

und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei

Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren

verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-

wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-

ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-

krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise

veraumlndern

Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten

Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird

eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung

von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-

saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel

Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation

veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-

garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000

Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den

westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-

ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern

Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger

und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des

Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen

Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man

beliveau_krebszellen_CS55indd 24 21082014 070722

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

25

einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-

figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten

Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-

kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-

schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-

ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs

in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an

waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen

Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-

krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und

West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der

Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-

krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das

Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-

onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart

Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz

Abbildung 3

Qu

elle

GLO

BO

CA

N 2

00

2

Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)

lt 109

lt 146

lt 191

lt 261

lt 406

beliveau_krebszellen_CS55indd 25 21082014 070723

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

26

betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger

ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-

geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar

hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen

Hemisphaumlre sind davon betroffen

Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass

diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-

tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern

vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten

verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-

ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In

dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-

kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-

nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der

der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung

verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-

pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart

bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und

naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-

nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-

panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion

mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert

sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene

kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen

Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen

wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-

dert

Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-

fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-

pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll

nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-

keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

27

voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-

rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich

bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung

als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-

rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs

das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil

die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-

patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Japan

Hawaii

Japaner Weiszlige

Speiseroumlhre 131 46 75

Magen 1311 397 217

Dickdarm 83 371 368

Rektum 93 297 204

Lunge 268 379 962

Prostata 14 154 343

Brust 315 1221 1869

Gebaumlrmutterhals 364 149 243

Gebaumlrmutter 26 407 714

Eierstock 53 160 274

Tabelle 1

Qu

elle

Do

ll R

un

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19

81

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66

11

96

ndash1

30

5

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

28

keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung

praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend

sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-

voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind

aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-

baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen

nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern

sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Ibadan

Vereinigte Staaten

Schwarze Weiszlige

Dickdarm 34 351 315

Rektum 34 204 225

Leber 272 77 36

Bauchspeicheldruumlse 55 225 124

Kehlkopf 37 193 141

Prostata 134 651 275

Lunge 27 1532 981

Brust 337 1187 1650

Gebaumlrmutter 42 407 714

Malignes Lymphom 133 7 4

Tabelle 2

Qu

elle

Do

ll R

un

d P

eto

R (

19

81

) J

Na

tl C

an

cer

Inst

66

11

96

ndash1

30

5

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

29

Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit

spielen

Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-

fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben

dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt

Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig

auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-

granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die

schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In

den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen

Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-

derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit

einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-

muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-

gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen

und Fetten

Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der

Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-

deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der

Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen

Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch

vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten

Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die

Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den

westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant

wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-

chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit

der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-

gen ist

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

30

Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs

Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit

der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser

enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-

mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen

keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das

Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-

gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt

haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen

Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-

teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto

der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-

intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu

90 Prozent betragen

Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-

scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-

flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle

doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung

zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und

einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-

nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-

erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen

dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst

und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-

ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-

erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-

chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit

dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-

pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-

kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst

und Gemuumlse

beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

31

Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch

eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist

legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit

eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-

ten spielt unter denen der Westen besonders leidet

Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs

Untersuchtes

Nahrungsmittel

Beobachtete

Risiko-

reduktion

Gesamtzahl

der Untersu-

chungen

Prozentsatz () an

Untersuchungen

die auf eine Verrin-

gerung des Risikos

hindeuten

Gemuumlse allgemein 59 74 80

Obst allgemein 36 56 64

Rohes Gemuumlse 40 46 87

Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)

38 55 69

Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)

27 35 77

Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77

Karotten 59 72 81

Tomaten 36 51 71

Zitrusfruumlchte 27 41 66

Tabelle 3

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97

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UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE

Richard Beacuteliveau Denis Gingras

Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen

Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2

Goldmann

Erscheinungstermin Maumlrz 2010

Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht

Page 11: beliveau krebszellen CS55.indd 1 21.08.2014 07:06:44 · 2016-04-25 · Dr. med. Denis Gingras Krebszellen mögen keine Himbeeren Nahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem stärken

11

Vorwort

Der Mensch genieszligt als einziges Lebewesen das Privileg dass er

seine Nahrung ein wesentliches Element seiner Existenz selbst

auswaumlhlen zusammenstellen und veraumlndern kann Schon die

alten Kulturen entwickelten Traditionen die sich die gesund-

heitsfoumlrdernde Wirkung bestimmter Bestandteile der Nahrung

zunutze machen Zusammen mit Gemuumlse Obst Huumllsenfruumlch-

ten und Gewuumlrzen haben sie sie zum Wohle der Menschheit in

die alltaumlgliche Ernaumlhrung miteinbezogen Die moderne Medizin

hingegen sieht die Ernaumlhrungsgewohnheiten absurderweise

aus einer umgekehrten Perspektive Gewoumlhnlich erhalten die

Patienten erst dann Ratschlaumlge hinsichtlich ihrer Ernaumlhrung

wenn eine Krankheit bereits ihren Koumlrper befallen hat Dabei

sind die erteilten Ratschlaumlge beinahe immer negativer Art Ver-

meiden Sie dies verzichten Sie auf jenes kein Fett kein Zucker

kein Fleisch kein Alkohol kein Koffein usw Die Mehrheit der

Aumlrzte ist uumlber die wissenschaftlichen Grundlagen der Beziehung

zwischen Ernaumlhrungsweise und Gesundheit wenig informiert

und kennt sie kaum Doch die Patienten und die Oumlffentlichkeit

im Allgemeinen verlangen nach dieser Aufklaumlrung und ver-

schlingen jede Information uumlber Antioxidantien sekundaumlre

Pflanzeninhaltsstoffe und andere in der Nahrung enthaltene

Substanzen

Die Aumlrzte Dr Richard Beacuteliveau und Dr Denis Gingras legen in

diesem groszligartigen gerade zur rechten Zeit erschienenen Buch

bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Er-

naumlhrungsweise dar Sie bringen sie uns auf eine bemerkens-

werte leicht verstaumlndliche Weise nahe die sich an unterschied-

beliveau_krebszellen_CS55indd 11 21082014 070709

Vorwort

12

liche Leser wendet Diese beiden international anerkannten

Krebsforscher erlaumlutern sachkundig den geschichtlichen Hinter-

grund vor dem Nahrungsmittel Gewuumlrze und Getraumlnke wie

beispielsweise der gruumlne Tee Kurkuma Beeren und sogar Scho-

kolade einzuordnen sind Sie entfuumlhren den Leser auf eine Zeit-

reise auf der ihm vergangenes Wissen wie auch die neuesten

wissenschaftlichen Erkenntnisse uumlber Ernaumlhrung nahegebracht

werden Im Mittelpunkt ihrer Ausfuumlhrungen steht der Krebs so-

wie die Frage wie durch die Einbeziehung von ernaumlhrungswis-

senschaftlichen Erkenntnissen ins alltaumlgliche Leben Praumlvention

und Unterdruumlckung der Krankheit moumlglich sind Die Autoren

die beide auf eine jahrzehntelange Erfahrung zuruumlckgreifen

koumlnnen erklaumlren wie das Zusammenwirken von genetischen

Faktoren und zellulaumlren Ursachen Krebs hervorruft und wie

durch die Bildung von Metastasen im menschlichen Koumlrper

seine Ausbreitung moumlglich wird Anschlieszligend schildern sie in-

wiefern natuumlrliche Inhaltsstoffe von Nahrungsmitteln die bio-

chemische Faumlhigkeit besitzen den Mechanismen die die Ent-

wicklung dieser Krankheit im Organismus foumlrdern vorzubeu-

gen entgegenzuwirken und ihre Wirkung umzukehren

Vor allem aber zeigt dieses Buch zum ersten Mal wie die An-

giogenese von Tumoren das heiszligt das Wachstum neuer Blutge-

faumlszlige die die Krebszellen ernaumlhren durch die Ernaumlhrung ge-

hemmt werden kann Das Laboratorium von Dr Beacuteliveau in

Montreacuteal war bahnbrechend bei der Entwicklung moderner

Methoden mit denen der Zusammenhang zwischen Ernaumlh-

rungsweise und Angiogenese detailliert und nach streng wissen-

schaftlichen Kriterien untersucht werden kann Richard Beacuteliveau

ist selbst einer der visionaumlren Erfinder dieser neuen Ernaumlhrungs-

wissenschaft Waumlhrend die Unternehmen der Biotechnologie

hektisch an der Entwicklung von speziellen Krebsmedikamen-

ten arbeiten erfahren die Leser dieses Buches wie bestimmte

beliveau_krebszellen_CS55indd 12 21082014 070709

Vorwort

13

Optionen in ihrer eigenen Ernaumlhrung die Entwicklung von Tu-

moren beeinflussen und unterdruumlcken koumlnnen Auch wenn die

Medizin des 21 Jahrhunderts das Raumltsel vieler Krankheiten louml-

sen mag so liegen einige Antworten bezuumlglich Krebs moumlgli-

cherweise in unserer Ernaumlhrungsweise Dieses Buch mit der Bot-

schaft raquoNahrungsmittel gegen Krebslaquo ist das Werk zweier Wis-

senschaftler die zu den innovativsten Forschern weltweit gehouml-

ren Sie eroumlffnen dem Leser einen gaumlnzlich neuen Blick auf die

Gesundheit und bieten ihm ein aumlrztliches Rezept das er nicht

etwa in einem Krankenhaus oder einer Apotheke einloumlsen kann

sondern auf dem Lebensmittelmarkt und in seinem Teller

William W Li M D

Praumlsident und medizinischer Direktor

The Angiogenesis Foundation

Cambridge Massachusetts USA

beliveau_krebszellen_CS55indd 13 21082014 070709

14

Einleitung

Der Krebs trotzt weiterhin dem Fortschritt der modernen Medi-

zin und bleibt auch nach vierzig Jahren intensiver Forschung

eine raumltselhafte Krankheit der jedes Jahr Millionen von Men-

schen vorzeitig zum Opfer fallen Zwar koumlnnen manche Krebsar-

ten heute erfolgreich behandelt werden doch viele andere sind

noch immer aumluszligerst schwer zu bekaumlmpfen und bilden eine der

Haupttodesursachen in der erwerbstaumltigen Bevoumllkerung Damit

kommt der Entdeckung neuer Methoden zur Effektivitaumltssteige-

rung gaumlngiger Krebstherapien mehr denn je eine entschei-

dende Bedeutung zu

Ziel dieses Buches ist es die aktuell verfuumlgbaren wissen-

schaftlichen Erkenntnisse zusammenzufassen Diese zeigen

dass wir gegen mehrere Arten von Krebs vorbeugen koumlnnen

wenn wir unsere Ernaumlhrungsgewohnheiten umstellen und Nah-

rungsmittel miteinbeziehen die den Tumor an der Wurzel be-

kaumlmpfen und seine Entwicklung verhindern koumlnnen Die Natur

haumllt eine Fuumllle von Lebensmitteln mit hoch effektiven Molekuuml-

len bereit die die Krankheit wirkungsvoll bekaumlmpfen koumlnnen

ohne schaumldliche Nebenwirkungen hervorzurufen Diese Nah-

rungsmittel besitzen in mehrfacher Hinsicht therapeutische Ei-

genschaften die denen von synthetisch hergestellten Medika-

menten entsprechen wir schlagen daher vor sie mit dem Be-

griff Nutrazeutika zu bezeichnen um diese Eigenschaften zu

veranschaulichen Wir haben die Moumlglichkeit dieses Arsenal an

Wortzusammensetzung aus nutrition engl Ernaumlhrung und pharmaceuticals

engl Arzneimittel entsprechend dem englischen Originalbegriff nutraceuti-

cals bzw der franzoumlsischen Wortschoumlpfung alicaments (Anm d Uuml)

beliveau_krebszellen_CS55indd 14 21082014 070709

Einleitung

krebshemmenden Inhaltsstoffen die auf natuumlrliche Weise in

verschiedenen Nahrungsmitteln enthalten sind nutzbringend

als wesentliche Ergaumlnzung der derzeit verfuumlgbaren Therapien

einzusetzen Wir sollten diese Moumlglichkeit nutzen um die Wahr-

scheinlichkeit zu unseren Gunsten zu beeinflussen denn durch

eine Ernaumlhrung auf der Grundlage einer konstanten Zufuhr von

Nutrazeutika koumlnnen wir tatsaumlchlich das Auftreten vieler Krebs-

arten verhindern

Die Autoren Richard Beacuteliveau und Denis Gingras

beliveau_krebszellen_CS55indd 15 21082014 070714

TE I L I

beliveau_krebszellen_CS55indd 16 21082014 070717

Krebs ein schrecklicher Feind

1 Die Geiszligel Krebs

2 Was ist Krebs

3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung die Angiogenese

4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung

5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller

beliveau_krebszellen_CS55indd 17 21082014 070718

Fast alle Ungluumlcksschlaumlge unseres Lebens ruumlhren von den falschen Vorstellungen die wir uns uumlber das machen was uns zustoumlszligt

Stendhal Tagebuch (1801ndash1805)

beliveau_krebszellen_CS55indd 18 21082014 070721

19

Kapitel 1

Die Geiszligel Krebs

Der Krebs in Zahlen

Manche Menschen haben eine Heidenangst vor dem Fliegen

andere leben in panischer Angst vor Haifischen oder Blitzschlauml-

gen Die Furcht vor den unheilvollen Folgen von Ereignissen die

sich unserer Kontrolle entziehen scheint eine typisch menschli-

che Eigenheit zu sein Dabei sind die realen Risiken eines Tages

Opfer einer solchen Ausnahmekatastrophe zu werden relativ

gering im Vergleich zu denen die unmittelbar mit dem Alltags-

leben verbunden sind (Abbildung 1) So haben beispielsweise

Uumlbergewichtige ein beinahe um eine Million houmlheres Risiko

vorzeitig an ihrer Fettleibigkeit zu sterben als durch einen Flug-

zeugabsturz und jeder von uns hat eine fuumlnfzigtausend Mal houml-

here Chance an Krebs zu erkranken als vom Blitz getroffen zu

werden diese Chance erhoumlht sich noch deutlich wenn ein Risi-

kofaktor wie das Rauchen hinzukommt

Unter all den realistischen Gefahren denen wir ausgesetzt

sind stellt der Krebs eine sehr reale Bedrohung dar Die Krank-

heit trifft ein Drittel der Bevoumllkerung bis zum Alter von 75 Jah-

ren und ein Viertel erliegt schlieszliglich den Folgen einer Krebs-

erkrankung Jedes Jahr erkranken 10 Millionen Menschen auf

der Welt an Krebs und sieben Millionen Todesfaumllle gehen auf

das Konto dieser Krankheit ndash das entspricht 12 Prozent der welt-

weit registrierten Sterbefaumllle Und es sind keine Anzeichen einer

Besserung zu erkennen denn die gegenwaumlrtigen Schaumltzungen

beliveau_krebszellen_CS55indd 19 21082014 070721

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

20

gehen davon aus dass man aufgrund der immer aumllter werden-

den Bevoumllkerung zukuumlnftig 15 Millionen neue Krebserkrankun-

gen pro Jahr diagnostizieren wird Um das Ausmaszlig der Tragoumldie

zu begreifen muumlssen Sie sich vorstellen dass Sie taumlglich in den

Nachrichten vom Absturz von vier vollbesetzten Boeing 747

oder dreimal pro Woche vom Einsturz der Zwillingstuumlrme des

World Trade Center houmlren hellip Hinzu kommen die immensen Be-

handlungskosten von Krebskranken die jaumlhrlich schaumltzungs-

weise in 3-stellige Milliardenbetraumlge gehen und in den naumlchs-

ten Jahren unaufhoumlrlich steigen werden All das verdeutlicht die

Dimension der durch Krebs verursachten Probleme im Gesund-

Die groszligen Aumlngste hellip und die Realitaumlt

Aumlngste Reale Risiken

Terrorangriff Zu gering um berechenbar zu sein

Tod durch einen Haifischangriff 1 280 Millionen

Tod durch einen Flugzeugabsturz 1 3 Millionen

Tod durch Blitzschlag 1 350 000

Tod durch Verkehrsunfall 1 7000

Lebensmittelvergiftung 1 7

Herz- und Gefaumlszligkrankheiten 1 4

Vorzeitiger Tod wegenUumlbergewichtKrebserkrankung

1 41 3

Tod durch Rauchen 1 2

Abbildung 1Q

uel

le T

ime

ma

ga

zin

e

beliveau_krebszellen_CS55indd 20 21082014 070721

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

21

heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden

um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-

schaft zu reduzieren

Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine

menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-

stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-

bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem

Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-

ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und

Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung

eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und

vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur

die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel

in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen

Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt

sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen

die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr

diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-

mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-

geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-

sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der

Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-

zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige

Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-

wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-

heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-

kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-

naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-

nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die

Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-

tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-

scheinlich oder unmoumlglich haumllt

beliveau_krebszellen_CS55indd 21 21082014 070721

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

22

Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst

ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-

sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-

denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist

mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-

miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-

nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als

krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat

Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man

fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch

Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle

entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine

bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-

doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-

gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders

Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-

mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-

sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die

Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-

gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-

schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und

Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent

der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-

len Rolle als Krebsausloumlser

Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser

Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat

gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf

die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im

Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-

zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-

suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen

Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und

beliveau_krebszellen_CS55indd 22 21082014 070721

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

23

Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-

lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen

der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist

uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund

einer minimalen Menge von Pestiziden

Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-

trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-

zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-

zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-

gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-

weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-

mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der

Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung

Abbildung 2

Ernaumlhrungsdefizite30

Rauchen30

Andere 1 Umweltverschmutzung 2

Drogen 2

UV-Strahlen 2

Alkohol 3

Infektionen 5

Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5

Berufsbedingte Risiken 5

GenetischeFaktoren

15

beliveau_krebszellen_CS55indd 23 21082014 070722

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

24

uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der

Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung

Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber

krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden

wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern

und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei

Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren

verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-

wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-

ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-

krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise

veraumlndern

Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten

Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird

eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung

von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-

saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel

Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation

veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-

garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000

Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den

westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-

ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern

Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger

und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des

Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen

Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man

beliveau_krebszellen_CS55indd 24 21082014 070722

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

25

einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-

figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten

Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-

kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-

schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-

ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs

in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an

waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen

Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-

krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und

West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der

Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-

krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das

Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-

onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart

Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz

Abbildung 3

Qu

elle

GLO

BO

CA

N 2

00

2

Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)

lt 109

lt 146

lt 191

lt 261

lt 406

beliveau_krebszellen_CS55indd 25 21082014 070723

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

26

betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger

ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-

geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar

hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen

Hemisphaumlre sind davon betroffen

Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass

diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-

tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern

vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten

verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-

ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In

dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-

kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-

nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der

der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung

verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-

pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart

bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und

naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-

nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-

panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion

mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert

sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene

kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen

Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen

wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-

dert

Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-

fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-

pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll

nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-

keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-

beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

27

voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-

rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich

bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung

als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-

rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs

das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil

die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-

patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Japan

Hawaii

Japaner Weiszlige

Speiseroumlhre 131 46 75

Magen 1311 397 217

Dickdarm 83 371 368

Rektum 93 297 204

Lunge 268 379 962

Prostata 14 154 343

Brust 315 1221 1869

Gebaumlrmutterhals 364 149 243

Gebaumlrmutter 26 407 714

Eierstock 53 160 274

Tabelle 1

Qu

elle

Do

ll R

un

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eto

R (

19

81

) J

Na

tl C

an

cer

Inst

66

11

96

ndash1

30

5

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

28

keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung

praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend

sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-

voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind

aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-

baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen

nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern

sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Ibadan

Vereinigte Staaten

Schwarze Weiszlige

Dickdarm 34 351 315

Rektum 34 204 225

Leber 272 77 36

Bauchspeicheldruumlse 55 225 124

Kehlkopf 37 193 141

Prostata 134 651 275

Lunge 27 1532 981

Brust 337 1187 1650

Gebaumlrmutter 42 407 714

Malignes Lymphom 133 7 4

Tabelle 2

Qu

elle

Do

ll R

un

d P

eto

R (

19

81

) J

Na

tl C

an

cer

Inst

66

11

96

ndash1

30

5

beliveau_krebszellen_CS55indd 28 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

29

Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit

spielen

Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-

fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben

dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt

Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig

auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-

granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die

schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In

den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen

Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-

derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit

einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-

muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-

gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen

und Fetten

Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der

Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-

deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der

Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen

Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch

vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten

Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die

Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den

westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant

wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-

chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit

der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-

gen ist

beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

30

Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs

Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit

der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser

enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-

mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen

keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das

Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-

gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt

haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen

Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-

teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto

der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-

intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu

90 Prozent betragen

Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-

scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-

flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle

doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung

zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und

einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-

nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-

erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen

dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst

und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-

ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-

erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-

chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit

dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-

pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-

kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst

und Gemuumlse

beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

31

Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch

eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist

legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit

eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-

ten spielt unter denen der Westen besonders leidet

Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs

Untersuchtes

Nahrungsmittel

Beobachtete

Risiko-

reduktion

Gesamtzahl

der Untersu-

chungen

Prozentsatz () an

Untersuchungen

die auf eine Verrin-

gerung des Risikos

hindeuten

Gemuumlse allgemein 59 74 80

Obst allgemein 36 56 64

Rohes Gemuumlse 40 46 87

Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)

38 55 69

Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)

27 35 77

Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77

Karotten 59 72 81

Tomaten 36 51 71

Zitrusfruumlchte 27 41 66

Tabelle 3

Qu

elle

Wo

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97

beliveau_krebszellen_CS55indd 31 21082014 070723

UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE

Richard Beacuteliveau Denis Gingras

Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen

Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2

Goldmann

Erscheinungstermin Maumlrz 2010

Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht

Page 12: beliveau krebszellen CS55.indd 1 21.08.2014 07:06:44 · 2016-04-25 · Dr. med. Denis Gingras Krebszellen mögen keine Himbeeren Nahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem stärken

Vorwort

12

liche Leser wendet Diese beiden international anerkannten

Krebsforscher erlaumlutern sachkundig den geschichtlichen Hinter-

grund vor dem Nahrungsmittel Gewuumlrze und Getraumlnke wie

beispielsweise der gruumlne Tee Kurkuma Beeren und sogar Scho-

kolade einzuordnen sind Sie entfuumlhren den Leser auf eine Zeit-

reise auf der ihm vergangenes Wissen wie auch die neuesten

wissenschaftlichen Erkenntnisse uumlber Ernaumlhrung nahegebracht

werden Im Mittelpunkt ihrer Ausfuumlhrungen steht der Krebs so-

wie die Frage wie durch die Einbeziehung von ernaumlhrungswis-

senschaftlichen Erkenntnissen ins alltaumlgliche Leben Praumlvention

und Unterdruumlckung der Krankheit moumlglich sind Die Autoren

die beide auf eine jahrzehntelange Erfahrung zuruumlckgreifen

koumlnnen erklaumlren wie das Zusammenwirken von genetischen

Faktoren und zellulaumlren Ursachen Krebs hervorruft und wie

durch die Bildung von Metastasen im menschlichen Koumlrper

seine Ausbreitung moumlglich wird Anschlieszligend schildern sie in-

wiefern natuumlrliche Inhaltsstoffe von Nahrungsmitteln die bio-

chemische Faumlhigkeit besitzen den Mechanismen die die Ent-

wicklung dieser Krankheit im Organismus foumlrdern vorzubeu-

gen entgegenzuwirken und ihre Wirkung umzukehren

Vor allem aber zeigt dieses Buch zum ersten Mal wie die An-

giogenese von Tumoren das heiszligt das Wachstum neuer Blutge-

faumlszlige die die Krebszellen ernaumlhren durch die Ernaumlhrung ge-

hemmt werden kann Das Laboratorium von Dr Beacuteliveau in

Montreacuteal war bahnbrechend bei der Entwicklung moderner

Methoden mit denen der Zusammenhang zwischen Ernaumlh-

rungsweise und Angiogenese detailliert und nach streng wissen-

schaftlichen Kriterien untersucht werden kann Richard Beacuteliveau

ist selbst einer der visionaumlren Erfinder dieser neuen Ernaumlhrungs-

wissenschaft Waumlhrend die Unternehmen der Biotechnologie

hektisch an der Entwicklung von speziellen Krebsmedikamen-

ten arbeiten erfahren die Leser dieses Buches wie bestimmte

beliveau_krebszellen_CS55indd 12 21082014 070709

Vorwort

13

Optionen in ihrer eigenen Ernaumlhrung die Entwicklung von Tu-

moren beeinflussen und unterdruumlcken koumlnnen Auch wenn die

Medizin des 21 Jahrhunderts das Raumltsel vieler Krankheiten louml-

sen mag so liegen einige Antworten bezuumlglich Krebs moumlgli-

cherweise in unserer Ernaumlhrungsweise Dieses Buch mit der Bot-

schaft raquoNahrungsmittel gegen Krebslaquo ist das Werk zweier Wis-

senschaftler die zu den innovativsten Forschern weltweit gehouml-

ren Sie eroumlffnen dem Leser einen gaumlnzlich neuen Blick auf die

Gesundheit und bieten ihm ein aumlrztliches Rezept das er nicht

etwa in einem Krankenhaus oder einer Apotheke einloumlsen kann

sondern auf dem Lebensmittelmarkt und in seinem Teller

William W Li M D

Praumlsident und medizinischer Direktor

The Angiogenesis Foundation

Cambridge Massachusetts USA

beliveau_krebszellen_CS55indd 13 21082014 070709

14

Einleitung

Der Krebs trotzt weiterhin dem Fortschritt der modernen Medi-

zin und bleibt auch nach vierzig Jahren intensiver Forschung

eine raumltselhafte Krankheit der jedes Jahr Millionen von Men-

schen vorzeitig zum Opfer fallen Zwar koumlnnen manche Krebsar-

ten heute erfolgreich behandelt werden doch viele andere sind

noch immer aumluszligerst schwer zu bekaumlmpfen und bilden eine der

Haupttodesursachen in der erwerbstaumltigen Bevoumllkerung Damit

kommt der Entdeckung neuer Methoden zur Effektivitaumltssteige-

rung gaumlngiger Krebstherapien mehr denn je eine entschei-

dende Bedeutung zu

Ziel dieses Buches ist es die aktuell verfuumlgbaren wissen-

schaftlichen Erkenntnisse zusammenzufassen Diese zeigen

dass wir gegen mehrere Arten von Krebs vorbeugen koumlnnen

wenn wir unsere Ernaumlhrungsgewohnheiten umstellen und Nah-

rungsmittel miteinbeziehen die den Tumor an der Wurzel be-

kaumlmpfen und seine Entwicklung verhindern koumlnnen Die Natur

haumllt eine Fuumllle von Lebensmitteln mit hoch effektiven Molekuuml-

len bereit die die Krankheit wirkungsvoll bekaumlmpfen koumlnnen

ohne schaumldliche Nebenwirkungen hervorzurufen Diese Nah-

rungsmittel besitzen in mehrfacher Hinsicht therapeutische Ei-

genschaften die denen von synthetisch hergestellten Medika-

menten entsprechen wir schlagen daher vor sie mit dem Be-

griff Nutrazeutika zu bezeichnen um diese Eigenschaften zu

veranschaulichen Wir haben die Moumlglichkeit dieses Arsenal an

Wortzusammensetzung aus nutrition engl Ernaumlhrung und pharmaceuticals

engl Arzneimittel entsprechend dem englischen Originalbegriff nutraceuti-

cals bzw der franzoumlsischen Wortschoumlpfung alicaments (Anm d Uuml)

beliveau_krebszellen_CS55indd 14 21082014 070709

Einleitung

krebshemmenden Inhaltsstoffen die auf natuumlrliche Weise in

verschiedenen Nahrungsmitteln enthalten sind nutzbringend

als wesentliche Ergaumlnzung der derzeit verfuumlgbaren Therapien

einzusetzen Wir sollten diese Moumlglichkeit nutzen um die Wahr-

scheinlichkeit zu unseren Gunsten zu beeinflussen denn durch

eine Ernaumlhrung auf der Grundlage einer konstanten Zufuhr von

Nutrazeutika koumlnnen wir tatsaumlchlich das Auftreten vieler Krebs-

arten verhindern

Die Autoren Richard Beacuteliveau und Denis Gingras

beliveau_krebszellen_CS55indd 15 21082014 070714

TE I L I

beliveau_krebszellen_CS55indd 16 21082014 070717

Krebs ein schrecklicher Feind

1 Die Geiszligel Krebs

2 Was ist Krebs

3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung die Angiogenese

4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung

5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller

beliveau_krebszellen_CS55indd 17 21082014 070718

Fast alle Ungluumlcksschlaumlge unseres Lebens ruumlhren von den falschen Vorstellungen die wir uns uumlber das machen was uns zustoumlszligt

Stendhal Tagebuch (1801ndash1805)

beliveau_krebszellen_CS55indd 18 21082014 070721

19

Kapitel 1

Die Geiszligel Krebs

Der Krebs in Zahlen

Manche Menschen haben eine Heidenangst vor dem Fliegen

andere leben in panischer Angst vor Haifischen oder Blitzschlauml-

gen Die Furcht vor den unheilvollen Folgen von Ereignissen die

sich unserer Kontrolle entziehen scheint eine typisch menschli-

che Eigenheit zu sein Dabei sind die realen Risiken eines Tages

Opfer einer solchen Ausnahmekatastrophe zu werden relativ

gering im Vergleich zu denen die unmittelbar mit dem Alltags-

leben verbunden sind (Abbildung 1) So haben beispielsweise

Uumlbergewichtige ein beinahe um eine Million houmlheres Risiko

vorzeitig an ihrer Fettleibigkeit zu sterben als durch einen Flug-

zeugabsturz und jeder von uns hat eine fuumlnfzigtausend Mal houml-

here Chance an Krebs zu erkranken als vom Blitz getroffen zu

werden diese Chance erhoumlht sich noch deutlich wenn ein Risi-

kofaktor wie das Rauchen hinzukommt

Unter all den realistischen Gefahren denen wir ausgesetzt

sind stellt der Krebs eine sehr reale Bedrohung dar Die Krank-

heit trifft ein Drittel der Bevoumllkerung bis zum Alter von 75 Jah-

ren und ein Viertel erliegt schlieszliglich den Folgen einer Krebs-

erkrankung Jedes Jahr erkranken 10 Millionen Menschen auf

der Welt an Krebs und sieben Millionen Todesfaumllle gehen auf

das Konto dieser Krankheit ndash das entspricht 12 Prozent der welt-

weit registrierten Sterbefaumllle Und es sind keine Anzeichen einer

Besserung zu erkennen denn die gegenwaumlrtigen Schaumltzungen

beliveau_krebszellen_CS55indd 19 21082014 070721

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

20

gehen davon aus dass man aufgrund der immer aumllter werden-

den Bevoumllkerung zukuumlnftig 15 Millionen neue Krebserkrankun-

gen pro Jahr diagnostizieren wird Um das Ausmaszlig der Tragoumldie

zu begreifen muumlssen Sie sich vorstellen dass Sie taumlglich in den

Nachrichten vom Absturz von vier vollbesetzten Boeing 747

oder dreimal pro Woche vom Einsturz der Zwillingstuumlrme des

World Trade Center houmlren hellip Hinzu kommen die immensen Be-

handlungskosten von Krebskranken die jaumlhrlich schaumltzungs-

weise in 3-stellige Milliardenbetraumlge gehen und in den naumlchs-

ten Jahren unaufhoumlrlich steigen werden All das verdeutlicht die

Dimension der durch Krebs verursachten Probleme im Gesund-

Die groszligen Aumlngste hellip und die Realitaumlt

Aumlngste Reale Risiken

Terrorangriff Zu gering um berechenbar zu sein

Tod durch einen Haifischangriff 1 280 Millionen

Tod durch einen Flugzeugabsturz 1 3 Millionen

Tod durch Blitzschlag 1 350 000

Tod durch Verkehrsunfall 1 7000

Lebensmittelvergiftung 1 7

Herz- und Gefaumlszligkrankheiten 1 4

Vorzeitiger Tod wegenUumlbergewichtKrebserkrankung

1 41 3

Tod durch Rauchen 1 2

Abbildung 1Q

uel

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zin

e

beliveau_krebszellen_CS55indd 20 21082014 070721

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

21

heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden

um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-

schaft zu reduzieren

Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine

menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-

stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-

bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem

Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-

ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und

Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung

eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und

vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur

die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel

in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen

Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt

sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen

die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr

diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-

mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-

geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-

sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der

Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-

zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige

Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-

wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-

heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-

kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-

naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-

nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die

Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-

tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-

scheinlich oder unmoumlglich haumllt

beliveau_krebszellen_CS55indd 21 21082014 070721

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

22

Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst

ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-

sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-

denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist

mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-

miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-

nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als

krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat

Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man

fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch

Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle

entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine

bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-

doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-

gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders

Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-

mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-

sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die

Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-

gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-

schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und

Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent

der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-

len Rolle als Krebsausloumlser

Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser

Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat

gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf

die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im

Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-

zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-

suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen

Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und

beliveau_krebszellen_CS55indd 22 21082014 070721

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

23

Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-

lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen

der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist

uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund

einer minimalen Menge von Pestiziden

Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-

trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-

zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-

zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-

gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-

weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-

mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der

Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung

Abbildung 2

Ernaumlhrungsdefizite30

Rauchen30

Andere 1 Umweltverschmutzung 2

Drogen 2

UV-Strahlen 2

Alkohol 3

Infektionen 5

Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5

Berufsbedingte Risiken 5

GenetischeFaktoren

15

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

24

uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der

Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung

Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber

krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden

wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern

und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei

Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren

verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-

wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-

ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-

krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise

veraumlndern

Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten

Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird

eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung

von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-

saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel

Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation

veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-

garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000

Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den

westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-

ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern

Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger

und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des

Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen

Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man

beliveau_krebszellen_CS55indd 24 21082014 070722

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

25

einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-

figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten

Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-

kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-

schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-

ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs

in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an

waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen

Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-

krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und

West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der

Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-

krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das

Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-

onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart

Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz

Abbildung 3

Qu

elle

GLO

BO

CA

N 2

00

2

Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)

lt 109

lt 146

lt 191

lt 261

lt 406

beliveau_krebszellen_CS55indd 25 21082014 070723

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

26

betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger

ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-

geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar

hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen

Hemisphaumlre sind davon betroffen

Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass

diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-

tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern

vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten

verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-

ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In

dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-

kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-

nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der

der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung

verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-

pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart

bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und

naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-

nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-

panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion

mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert

sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene

kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen

Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen

wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-

dert

Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-

fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-

pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll

nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-

keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-

beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

27

voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-

rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich

bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung

als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-

rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs

das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil

die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-

patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Japan

Hawaii

Japaner Weiszlige

Speiseroumlhre 131 46 75

Magen 1311 397 217

Dickdarm 83 371 368

Rektum 93 297 204

Lunge 268 379 962

Prostata 14 154 343

Brust 315 1221 1869

Gebaumlrmutterhals 364 149 243

Gebaumlrmutter 26 407 714

Eierstock 53 160 274

Tabelle 1

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elle

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5

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

28

keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung

praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend

sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-

voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind

aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-

baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen

nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern

sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Ibadan

Vereinigte Staaten

Schwarze Weiszlige

Dickdarm 34 351 315

Rektum 34 204 225

Leber 272 77 36

Bauchspeicheldruumlse 55 225 124

Kehlkopf 37 193 141

Prostata 134 651 275

Lunge 27 1532 981

Brust 337 1187 1650

Gebaumlrmutter 42 407 714

Malignes Lymphom 133 7 4

Tabelle 2

Qu

elle

Do

ll R

un

d P

eto

R (

19

81

) J

Na

tl C

an

cer

Inst

66

11

96

ndash1

30

5

beliveau_krebszellen_CS55indd 28 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

29

Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit

spielen

Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-

fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben

dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt

Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig

auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-

granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die

schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In

den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen

Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-

derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit

einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-

muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-

gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen

und Fetten

Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der

Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-

deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der

Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen

Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch

vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten

Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die

Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den

westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant

wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-

chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit

der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-

gen ist

beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

30

Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs

Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit

der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser

enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-

mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen

keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das

Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-

gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt

haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen

Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-

teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto

der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-

intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu

90 Prozent betragen

Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-

scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-

flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle

doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung

zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und

einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-

nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-

erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen

dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst

und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-

ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-

erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-

chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit

dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-

pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-

kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst

und Gemuumlse

beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

31

Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch

eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist

legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit

eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-

ten spielt unter denen der Westen besonders leidet

Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs

Untersuchtes

Nahrungsmittel

Beobachtete

Risiko-

reduktion

Gesamtzahl

der Untersu-

chungen

Prozentsatz () an

Untersuchungen

die auf eine Verrin-

gerung des Risikos

hindeuten

Gemuumlse allgemein 59 74 80

Obst allgemein 36 56 64

Rohes Gemuumlse 40 46 87

Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)

38 55 69

Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)

27 35 77

Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77

Karotten 59 72 81

Tomaten 36 51 71

Zitrusfruumlchte 27 41 66

Tabelle 3

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beliveau_krebszellen_CS55indd 31 21082014 070723

UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE

Richard Beacuteliveau Denis Gingras

Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen

Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2

Goldmann

Erscheinungstermin Maumlrz 2010

Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht

Page 13: beliveau krebszellen CS55.indd 1 21.08.2014 07:06:44 · 2016-04-25 · Dr. med. Denis Gingras Krebszellen mögen keine Himbeeren Nahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem stärken

Vorwort

13

Optionen in ihrer eigenen Ernaumlhrung die Entwicklung von Tu-

moren beeinflussen und unterdruumlcken koumlnnen Auch wenn die

Medizin des 21 Jahrhunderts das Raumltsel vieler Krankheiten louml-

sen mag so liegen einige Antworten bezuumlglich Krebs moumlgli-

cherweise in unserer Ernaumlhrungsweise Dieses Buch mit der Bot-

schaft raquoNahrungsmittel gegen Krebslaquo ist das Werk zweier Wis-

senschaftler die zu den innovativsten Forschern weltweit gehouml-

ren Sie eroumlffnen dem Leser einen gaumlnzlich neuen Blick auf die

Gesundheit und bieten ihm ein aumlrztliches Rezept das er nicht

etwa in einem Krankenhaus oder einer Apotheke einloumlsen kann

sondern auf dem Lebensmittelmarkt und in seinem Teller

William W Li M D

Praumlsident und medizinischer Direktor

The Angiogenesis Foundation

Cambridge Massachusetts USA

beliveau_krebszellen_CS55indd 13 21082014 070709

14

Einleitung

Der Krebs trotzt weiterhin dem Fortschritt der modernen Medi-

zin und bleibt auch nach vierzig Jahren intensiver Forschung

eine raumltselhafte Krankheit der jedes Jahr Millionen von Men-

schen vorzeitig zum Opfer fallen Zwar koumlnnen manche Krebsar-

ten heute erfolgreich behandelt werden doch viele andere sind

noch immer aumluszligerst schwer zu bekaumlmpfen und bilden eine der

Haupttodesursachen in der erwerbstaumltigen Bevoumllkerung Damit

kommt der Entdeckung neuer Methoden zur Effektivitaumltssteige-

rung gaumlngiger Krebstherapien mehr denn je eine entschei-

dende Bedeutung zu

Ziel dieses Buches ist es die aktuell verfuumlgbaren wissen-

schaftlichen Erkenntnisse zusammenzufassen Diese zeigen

dass wir gegen mehrere Arten von Krebs vorbeugen koumlnnen

wenn wir unsere Ernaumlhrungsgewohnheiten umstellen und Nah-

rungsmittel miteinbeziehen die den Tumor an der Wurzel be-

kaumlmpfen und seine Entwicklung verhindern koumlnnen Die Natur

haumllt eine Fuumllle von Lebensmitteln mit hoch effektiven Molekuuml-

len bereit die die Krankheit wirkungsvoll bekaumlmpfen koumlnnen

ohne schaumldliche Nebenwirkungen hervorzurufen Diese Nah-

rungsmittel besitzen in mehrfacher Hinsicht therapeutische Ei-

genschaften die denen von synthetisch hergestellten Medika-

menten entsprechen wir schlagen daher vor sie mit dem Be-

griff Nutrazeutika zu bezeichnen um diese Eigenschaften zu

veranschaulichen Wir haben die Moumlglichkeit dieses Arsenal an

Wortzusammensetzung aus nutrition engl Ernaumlhrung und pharmaceuticals

engl Arzneimittel entsprechend dem englischen Originalbegriff nutraceuti-

cals bzw der franzoumlsischen Wortschoumlpfung alicaments (Anm d Uuml)

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Einleitung

krebshemmenden Inhaltsstoffen die auf natuumlrliche Weise in

verschiedenen Nahrungsmitteln enthalten sind nutzbringend

als wesentliche Ergaumlnzung der derzeit verfuumlgbaren Therapien

einzusetzen Wir sollten diese Moumlglichkeit nutzen um die Wahr-

scheinlichkeit zu unseren Gunsten zu beeinflussen denn durch

eine Ernaumlhrung auf der Grundlage einer konstanten Zufuhr von

Nutrazeutika koumlnnen wir tatsaumlchlich das Auftreten vieler Krebs-

arten verhindern

Die Autoren Richard Beacuteliveau und Denis Gingras

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TE I L I

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Krebs ein schrecklicher Feind

1 Die Geiszligel Krebs

2 Was ist Krebs

3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung die Angiogenese

4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung

5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller

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Fast alle Ungluumlcksschlaumlge unseres Lebens ruumlhren von den falschen Vorstellungen die wir uns uumlber das machen was uns zustoumlszligt

Stendhal Tagebuch (1801ndash1805)

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19

Kapitel 1

Die Geiszligel Krebs

Der Krebs in Zahlen

Manche Menschen haben eine Heidenangst vor dem Fliegen

andere leben in panischer Angst vor Haifischen oder Blitzschlauml-

gen Die Furcht vor den unheilvollen Folgen von Ereignissen die

sich unserer Kontrolle entziehen scheint eine typisch menschli-

che Eigenheit zu sein Dabei sind die realen Risiken eines Tages

Opfer einer solchen Ausnahmekatastrophe zu werden relativ

gering im Vergleich zu denen die unmittelbar mit dem Alltags-

leben verbunden sind (Abbildung 1) So haben beispielsweise

Uumlbergewichtige ein beinahe um eine Million houmlheres Risiko

vorzeitig an ihrer Fettleibigkeit zu sterben als durch einen Flug-

zeugabsturz und jeder von uns hat eine fuumlnfzigtausend Mal houml-

here Chance an Krebs zu erkranken als vom Blitz getroffen zu

werden diese Chance erhoumlht sich noch deutlich wenn ein Risi-

kofaktor wie das Rauchen hinzukommt

Unter all den realistischen Gefahren denen wir ausgesetzt

sind stellt der Krebs eine sehr reale Bedrohung dar Die Krank-

heit trifft ein Drittel der Bevoumllkerung bis zum Alter von 75 Jah-

ren und ein Viertel erliegt schlieszliglich den Folgen einer Krebs-

erkrankung Jedes Jahr erkranken 10 Millionen Menschen auf

der Welt an Krebs und sieben Millionen Todesfaumllle gehen auf

das Konto dieser Krankheit ndash das entspricht 12 Prozent der welt-

weit registrierten Sterbefaumllle Und es sind keine Anzeichen einer

Besserung zu erkennen denn die gegenwaumlrtigen Schaumltzungen

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

20

gehen davon aus dass man aufgrund der immer aumllter werden-

den Bevoumllkerung zukuumlnftig 15 Millionen neue Krebserkrankun-

gen pro Jahr diagnostizieren wird Um das Ausmaszlig der Tragoumldie

zu begreifen muumlssen Sie sich vorstellen dass Sie taumlglich in den

Nachrichten vom Absturz von vier vollbesetzten Boeing 747

oder dreimal pro Woche vom Einsturz der Zwillingstuumlrme des

World Trade Center houmlren hellip Hinzu kommen die immensen Be-

handlungskosten von Krebskranken die jaumlhrlich schaumltzungs-

weise in 3-stellige Milliardenbetraumlge gehen und in den naumlchs-

ten Jahren unaufhoumlrlich steigen werden All das verdeutlicht die

Dimension der durch Krebs verursachten Probleme im Gesund-

Die groszligen Aumlngste hellip und die Realitaumlt

Aumlngste Reale Risiken

Terrorangriff Zu gering um berechenbar zu sein

Tod durch einen Haifischangriff 1 280 Millionen

Tod durch einen Flugzeugabsturz 1 3 Millionen

Tod durch Blitzschlag 1 350 000

Tod durch Verkehrsunfall 1 7000

Lebensmittelvergiftung 1 7

Herz- und Gefaumlszligkrankheiten 1 4

Vorzeitiger Tod wegenUumlbergewichtKrebserkrankung

1 41 3

Tod durch Rauchen 1 2

Abbildung 1Q

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

21

heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden

um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-

schaft zu reduzieren

Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine

menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-

stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-

bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem

Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-

ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und

Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung

eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und

vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur

die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel

in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen

Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt

sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen

die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr

diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-

mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-

geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-

sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der

Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-

zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige

Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-

wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-

heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-

kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-

naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-

nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die

Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-

tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-

scheinlich oder unmoumlglich haumllt

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

22

Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst

ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-

sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-

denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist

mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-

miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-

nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als

krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat

Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man

fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch

Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle

entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine

bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-

doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-

gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders

Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-

mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-

sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die

Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-

gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-

schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und

Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent

der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-

len Rolle als Krebsausloumlser

Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser

Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat

gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf

die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im

Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-

zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-

suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen

Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

23

Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-

lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen

der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist

uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund

einer minimalen Menge von Pestiziden

Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-

trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-

zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-

zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-

gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-

weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-

mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der

Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung

Abbildung 2

Ernaumlhrungsdefizite30

Rauchen30

Andere 1 Umweltverschmutzung 2

Drogen 2

UV-Strahlen 2

Alkohol 3

Infektionen 5

Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5

Berufsbedingte Risiken 5

GenetischeFaktoren

15

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

24

uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der

Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung

Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber

krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden

wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern

und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei

Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren

verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-

wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-

ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-

krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise

veraumlndern

Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten

Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird

eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung

von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-

saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel

Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation

veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-

garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000

Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den

westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-

ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern

Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger

und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des

Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen

Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

25

einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-

figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten

Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-

kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-

schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-

ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs

in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an

waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen

Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-

krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und

West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der

Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-

krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das

Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-

onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart

Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz

Abbildung 3

Qu

elle

GLO

BO

CA

N 2

00

2

Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)

lt 109

lt 146

lt 191

lt 261

lt 406

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

26

betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger

ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-

geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar

hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen

Hemisphaumlre sind davon betroffen

Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass

diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-

tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern

vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten

verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-

ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In

dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-

kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-

nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der

der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung

verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-

pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart

bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und

naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-

nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-

panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion

mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert

sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene

kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen

Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen

wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-

dert

Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-

fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-

pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll

nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-

keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

27

voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-

rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich

bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung

als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-

rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs

das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil

die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-

patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Japan

Hawaii

Japaner Weiszlige

Speiseroumlhre 131 46 75

Magen 1311 397 217

Dickdarm 83 371 368

Rektum 93 297 204

Lunge 268 379 962

Prostata 14 154 343

Brust 315 1221 1869

Gebaumlrmutterhals 364 149 243

Gebaumlrmutter 26 407 714

Eierstock 53 160 274

Tabelle 1

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81

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5

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

28

keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung

praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend

sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-

voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind

aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-

baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen

nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern

sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Ibadan

Vereinigte Staaten

Schwarze Weiszlige

Dickdarm 34 351 315

Rektum 34 204 225

Leber 272 77 36

Bauchspeicheldruumlse 55 225 124

Kehlkopf 37 193 141

Prostata 134 651 275

Lunge 27 1532 981

Brust 337 1187 1650

Gebaumlrmutter 42 407 714

Malignes Lymphom 133 7 4

Tabelle 2

Qu

elle

Do

ll R

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19

81

) J

Na

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Inst

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ndash1

30

5

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

29

Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit

spielen

Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-

fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben

dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt

Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig

auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-

granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die

schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In

den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen

Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-

derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit

einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-

muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-

gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen

und Fetten

Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der

Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-

deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der

Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen

Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch

vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten

Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die

Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den

westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant

wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-

chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit

der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-

gen ist

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

30

Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs

Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit

der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser

enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-

mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen

keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das

Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-

gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt

haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen

Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-

teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto

der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-

intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu

90 Prozent betragen

Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-

scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-

flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle

doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung

zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und

einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-

nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-

erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen

dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst

und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-

ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-

erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-

chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit

dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-

pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-

kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst

und Gemuumlse

beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

31

Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch

eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist

legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit

eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-

ten spielt unter denen der Westen besonders leidet

Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs

Untersuchtes

Nahrungsmittel

Beobachtete

Risiko-

reduktion

Gesamtzahl

der Untersu-

chungen

Prozentsatz () an

Untersuchungen

die auf eine Verrin-

gerung des Risikos

hindeuten

Gemuumlse allgemein 59 74 80

Obst allgemein 36 56 64

Rohes Gemuumlse 40 46 87

Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)

38 55 69

Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)

27 35 77

Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77

Karotten 59 72 81

Tomaten 36 51 71

Zitrusfruumlchte 27 41 66

Tabelle 3

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UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE

Richard Beacuteliveau Denis Gingras

Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen

Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2

Goldmann

Erscheinungstermin Maumlrz 2010

Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht

Page 14: beliveau krebszellen CS55.indd 1 21.08.2014 07:06:44 · 2016-04-25 · Dr. med. Denis Gingras Krebszellen mögen keine Himbeeren Nahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem stärken

14

Einleitung

Der Krebs trotzt weiterhin dem Fortschritt der modernen Medi-

zin und bleibt auch nach vierzig Jahren intensiver Forschung

eine raumltselhafte Krankheit der jedes Jahr Millionen von Men-

schen vorzeitig zum Opfer fallen Zwar koumlnnen manche Krebsar-

ten heute erfolgreich behandelt werden doch viele andere sind

noch immer aumluszligerst schwer zu bekaumlmpfen und bilden eine der

Haupttodesursachen in der erwerbstaumltigen Bevoumllkerung Damit

kommt der Entdeckung neuer Methoden zur Effektivitaumltssteige-

rung gaumlngiger Krebstherapien mehr denn je eine entschei-

dende Bedeutung zu

Ziel dieses Buches ist es die aktuell verfuumlgbaren wissen-

schaftlichen Erkenntnisse zusammenzufassen Diese zeigen

dass wir gegen mehrere Arten von Krebs vorbeugen koumlnnen

wenn wir unsere Ernaumlhrungsgewohnheiten umstellen und Nah-

rungsmittel miteinbeziehen die den Tumor an der Wurzel be-

kaumlmpfen und seine Entwicklung verhindern koumlnnen Die Natur

haumllt eine Fuumllle von Lebensmitteln mit hoch effektiven Molekuuml-

len bereit die die Krankheit wirkungsvoll bekaumlmpfen koumlnnen

ohne schaumldliche Nebenwirkungen hervorzurufen Diese Nah-

rungsmittel besitzen in mehrfacher Hinsicht therapeutische Ei-

genschaften die denen von synthetisch hergestellten Medika-

menten entsprechen wir schlagen daher vor sie mit dem Be-

griff Nutrazeutika zu bezeichnen um diese Eigenschaften zu

veranschaulichen Wir haben die Moumlglichkeit dieses Arsenal an

Wortzusammensetzung aus nutrition engl Ernaumlhrung und pharmaceuticals

engl Arzneimittel entsprechend dem englischen Originalbegriff nutraceuti-

cals bzw der franzoumlsischen Wortschoumlpfung alicaments (Anm d Uuml)

beliveau_krebszellen_CS55indd 14 21082014 070709

Einleitung

krebshemmenden Inhaltsstoffen die auf natuumlrliche Weise in

verschiedenen Nahrungsmitteln enthalten sind nutzbringend

als wesentliche Ergaumlnzung der derzeit verfuumlgbaren Therapien

einzusetzen Wir sollten diese Moumlglichkeit nutzen um die Wahr-

scheinlichkeit zu unseren Gunsten zu beeinflussen denn durch

eine Ernaumlhrung auf der Grundlage einer konstanten Zufuhr von

Nutrazeutika koumlnnen wir tatsaumlchlich das Auftreten vieler Krebs-

arten verhindern

Die Autoren Richard Beacuteliveau und Denis Gingras

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TE I L I

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Krebs ein schrecklicher Feind

1 Die Geiszligel Krebs

2 Was ist Krebs

3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung die Angiogenese

4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung

5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller

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Fast alle Ungluumlcksschlaumlge unseres Lebens ruumlhren von den falschen Vorstellungen die wir uns uumlber das machen was uns zustoumlszligt

Stendhal Tagebuch (1801ndash1805)

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Kapitel 1

Die Geiszligel Krebs

Der Krebs in Zahlen

Manche Menschen haben eine Heidenangst vor dem Fliegen

andere leben in panischer Angst vor Haifischen oder Blitzschlauml-

gen Die Furcht vor den unheilvollen Folgen von Ereignissen die

sich unserer Kontrolle entziehen scheint eine typisch menschli-

che Eigenheit zu sein Dabei sind die realen Risiken eines Tages

Opfer einer solchen Ausnahmekatastrophe zu werden relativ

gering im Vergleich zu denen die unmittelbar mit dem Alltags-

leben verbunden sind (Abbildung 1) So haben beispielsweise

Uumlbergewichtige ein beinahe um eine Million houmlheres Risiko

vorzeitig an ihrer Fettleibigkeit zu sterben als durch einen Flug-

zeugabsturz und jeder von uns hat eine fuumlnfzigtausend Mal houml-

here Chance an Krebs zu erkranken als vom Blitz getroffen zu

werden diese Chance erhoumlht sich noch deutlich wenn ein Risi-

kofaktor wie das Rauchen hinzukommt

Unter all den realistischen Gefahren denen wir ausgesetzt

sind stellt der Krebs eine sehr reale Bedrohung dar Die Krank-

heit trifft ein Drittel der Bevoumllkerung bis zum Alter von 75 Jah-

ren und ein Viertel erliegt schlieszliglich den Folgen einer Krebs-

erkrankung Jedes Jahr erkranken 10 Millionen Menschen auf

der Welt an Krebs und sieben Millionen Todesfaumllle gehen auf

das Konto dieser Krankheit ndash das entspricht 12 Prozent der welt-

weit registrierten Sterbefaumllle Und es sind keine Anzeichen einer

Besserung zu erkennen denn die gegenwaumlrtigen Schaumltzungen

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

20

gehen davon aus dass man aufgrund der immer aumllter werden-

den Bevoumllkerung zukuumlnftig 15 Millionen neue Krebserkrankun-

gen pro Jahr diagnostizieren wird Um das Ausmaszlig der Tragoumldie

zu begreifen muumlssen Sie sich vorstellen dass Sie taumlglich in den

Nachrichten vom Absturz von vier vollbesetzten Boeing 747

oder dreimal pro Woche vom Einsturz der Zwillingstuumlrme des

World Trade Center houmlren hellip Hinzu kommen die immensen Be-

handlungskosten von Krebskranken die jaumlhrlich schaumltzungs-

weise in 3-stellige Milliardenbetraumlge gehen und in den naumlchs-

ten Jahren unaufhoumlrlich steigen werden All das verdeutlicht die

Dimension der durch Krebs verursachten Probleme im Gesund-

Die groszligen Aumlngste hellip und die Realitaumlt

Aumlngste Reale Risiken

Terrorangriff Zu gering um berechenbar zu sein

Tod durch einen Haifischangriff 1 280 Millionen

Tod durch einen Flugzeugabsturz 1 3 Millionen

Tod durch Blitzschlag 1 350 000

Tod durch Verkehrsunfall 1 7000

Lebensmittelvergiftung 1 7

Herz- und Gefaumlszligkrankheiten 1 4

Vorzeitiger Tod wegenUumlbergewichtKrebserkrankung

1 41 3

Tod durch Rauchen 1 2

Abbildung 1Q

uel

le T

ime

ma

ga

zin

e

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

21

heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden

um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-

schaft zu reduzieren

Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine

menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-

stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-

bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem

Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-

ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und

Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung

eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und

vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur

die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel

in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen

Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt

sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen

die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr

diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-

mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-

geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-

sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der

Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-

zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige

Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-

wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-

heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-

kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-

naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-

nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die

Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-

tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-

scheinlich oder unmoumlglich haumllt

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

22

Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst

ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-

sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-

denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist

mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-

miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-

nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als

krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat

Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man

fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch

Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle

entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine

bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-

doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-

gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders

Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-

mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-

sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die

Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-

gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-

schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und

Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent

der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-

len Rolle als Krebsausloumlser

Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser

Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat

gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf

die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im

Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-

zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-

suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen

Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und

beliveau_krebszellen_CS55indd 22 21082014 070721

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

23

Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-

lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen

der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist

uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund

einer minimalen Menge von Pestiziden

Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-

trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-

zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-

zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-

gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-

weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-

mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der

Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung

Abbildung 2

Ernaumlhrungsdefizite30

Rauchen30

Andere 1 Umweltverschmutzung 2

Drogen 2

UV-Strahlen 2

Alkohol 3

Infektionen 5

Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5

Berufsbedingte Risiken 5

GenetischeFaktoren

15

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

24

uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der

Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung

Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber

krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden

wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern

und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei

Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren

verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-

wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-

ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-

krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise

veraumlndern

Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten

Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird

eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung

von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-

saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel

Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation

veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-

garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000

Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den

westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-

ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern

Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger

und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des

Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen

Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man

beliveau_krebszellen_CS55indd 24 21082014 070722

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

25

einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-

figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten

Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-

kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-

schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-

ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs

in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an

waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen

Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-

krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und

West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der

Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-

krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das

Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-

onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart

Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz

Abbildung 3

Qu

elle

GLO

BO

CA

N 2

00

2

Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)

lt 109

lt 146

lt 191

lt 261

lt 406

beliveau_krebszellen_CS55indd 25 21082014 070723

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

26

betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger

ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-

geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar

hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen

Hemisphaumlre sind davon betroffen

Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass

diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-

tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern

vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten

verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-

ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In

dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-

kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-

nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der

der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung

verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-

pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart

bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und

naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-

nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-

panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion

mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert

sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene

kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen

Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen

wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-

dert

Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-

fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-

pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll

nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-

keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-

beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

27

voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-

rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich

bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung

als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-

rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs

das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil

die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-

patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Japan

Hawaii

Japaner Weiszlige

Speiseroumlhre 131 46 75

Magen 1311 397 217

Dickdarm 83 371 368

Rektum 93 297 204

Lunge 268 379 962

Prostata 14 154 343

Brust 315 1221 1869

Gebaumlrmutterhals 364 149 243

Gebaumlrmutter 26 407 714

Eierstock 53 160 274

Tabelle 1

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elle

Do

ll R

un

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R (

19

81

) J

Na

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an

cer

Inst

66

11

96

ndash1

30

5

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

28

keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung

praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend

sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-

voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind

aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-

baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen

nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern

sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Ibadan

Vereinigte Staaten

Schwarze Weiszlige

Dickdarm 34 351 315

Rektum 34 204 225

Leber 272 77 36

Bauchspeicheldruumlse 55 225 124

Kehlkopf 37 193 141

Prostata 134 651 275

Lunge 27 1532 981

Brust 337 1187 1650

Gebaumlrmutter 42 407 714

Malignes Lymphom 133 7 4

Tabelle 2

Qu

elle

Do

ll R

un

d P

eto

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19

81

) J

Na

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cer

Inst

66

11

96

ndash1

30

5

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

29

Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit

spielen

Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-

fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben

dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt

Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig

auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-

granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die

schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In

den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen

Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-

derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit

einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-

muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-

gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen

und Fetten

Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der

Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-

deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der

Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen

Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch

vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten

Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die

Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den

westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant

wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-

chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit

der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-

gen ist

beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

30

Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs

Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit

der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser

enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-

mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen

keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das

Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-

gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt

haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen

Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-

teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto

der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-

intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu

90 Prozent betragen

Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-

scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-

flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle

doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung

zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und

einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-

nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-

erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen

dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst

und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-

ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-

erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-

chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit

dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-

pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-

kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst

und Gemuumlse

beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

31

Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch

eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist

legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit

eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-

ten spielt unter denen der Westen besonders leidet

Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs

Untersuchtes

Nahrungsmittel

Beobachtete

Risiko-

reduktion

Gesamtzahl

der Untersu-

chungen

Prozentsatz () an

Untersuchungen

die auf eine Verrin-

gerung des Risikos

hindeuten

Gemuumlse allgemein 59 74 80

Obst allgemein 36 56 64

Rohes Gemuumlse 40 46 87

Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)

38 55 69

Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)

27 35 77

Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77

Karotten 59 72 81

Tomaten 36 51 71

Zitrusfruumlchte 27 41 66

Tabelle 3

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97

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UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE

Richard Beacuteliveau Denis Gingras

Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen

Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2

Goldmann

Erscheinungstermin Maumlrz 2010

Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht

Page 15: beliveau krebszellen CS55.indd 1 21.08.2014 07:06:44 · 2016-04-25 · Dr. med. Denis Gingras Krebszellen mögen keine Himbeeren Nahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem stärken

Einleitung

krebshemmenden Inhaltsstoffen die auf natuumlrliche Weise in

verschiedenen Nahrungsmitteln enthalten sind nutzbringend

als wesentliche Ergaumlnzung der derzeit verfuumlgbaren Therapien

einzusetzen Wir sollten diese Moumlglichkeit nutzen um die Wahr-

scheinlichkeit zu unseren Gunsten zu beeinflussen denn durch

eine Ernaumlhrung auf der Grundlage einer konstanten Zufuhr von

Nutrazeutika koumlnnen wir tatsaumlchlich das Auftreten vieler Krebs-

arten verhindern

Die Autoren Richard Beacuteliveau und Denis Gingras

beliveau_krebszellen_CS55indd 15 21082014 070714

TE I L I

beliveau_krebszellen_CS55indd 16 21082014 070717

Krebs ein schrecklicher Feind

1 Die Geiszligel Krebs

2 Was ist Krebs

3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung die Angiogenese

4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung

5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller

beliveau_krebszellen_CS55indd 17 21082014 070718

Fast alle Ungluumlcksschlaumlge unseres Lebens ruumlhren von den falschen Vorstellungen die wir uns uumlber das machen was uns zustoumlszligt

Stendhal Tagebuch (1801ndash1805)

beliveau_krebszellen_CS55indd 18 21082014 070721

19

Kapitel 1

Die Geiszligel Krebs

Der Krebs in Zahlen

Manche Menschen haben eine Heidenangst vor dem Fliegen

andere leben in panischer Angst vor Haifischen oder Blitzschlauml-

gen Die Furcht vor den unheilvollen Folgen von Ereignissen die

sich unserer Kontrolle entziehen scheint eine typisch menschli-

che Eigenheit zu sein Dabei sind die realen Risiken eines Tages

Opfer einer solchen Ausnahmekatastrophe zu werden relativ

gering im Vergleich zu denen die unmittelbar mit dem Alltags-

leben verbunden sind (Abbildung 1) So haben beispielsweise

Uumlbergewichtige ein beinahe um eine Million houmlheres Risiko

vorzeitig an ihrer Fettleibigkeit zu sterben als durch einen Flug-

zeugabsturz und jeder von uns hat eine fuumlnfzigtausend Mal houml-

here Chance an Krebs zu erkranken als vom Blitz getroffen zu

werden diese Chance erhoumlht sich noch deutlich wenn ein Risi-

kofaktor wie das Rauchen hinzukommt

Unter all den realistischen Gefahren denen wir ausgesetzt

sind stellt der Krebs eine sehr reale Bedrohung dar Die Krank-

heit trifft ein Drittel der Bevoumllkerung bis zum Alter von 75 Jah-

ren und ein Viertel erliegt schlieszliglich den Folgen einer Krebs-

erkrankung Jedes Jahr erkranken 10 Millionen Menschen auf

der Welt an Krebs und sieben Millionen Todesfaumllle gehen auf

das Konto dieser Krankheit ndash das entspricht 12 Prozent der welt-

weit registrierten Sterbefaumllle Und es sind keine Anzeichen einer

Besserung zu erkennen denn die gegenwaumlrtigen Schaumltzungen

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

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gehen davon aus dass man aufgrund der immer aumllter werden-

den Bevoumllkerung zukuumlnftig 15 Millionen neue Krebserkrankun-

gen pro Jahr diagnostizieren wird Um das Ausmaszlig der Tragoumldie

zu begreifen muumlssen Sie sich vorstellen dass Sie taumlglich in den

Nachrichten vom Absturz von vier vollbesetzten Boeing 747

oder dreimal pro Woche vom Einsturz der Zwillingstuumlrme des

World Trade Center houmlren hellip Hinzu kommen die immensen Be-

handlungskosten von Krebskranken die jaumlhrlich schaumltzungs-

weise in 3-stellige Milliardenbetraumlge gehen und in den naumlchs-

ten Jahren unaufhoumlrlich steigen werden All das verdeutlicht die

Dimension der durch Krebs verursachten Probleme im Gesund-

Die groszligen Aumlngste hellip und die Realitaumlt

Aumlngste Reale Risiken

Terrorangriff Zu gering um berechenbar zu sein

Tod durch einen Haifischangriff 1 280 Millionen

Tod durch einen Flugzeugabsturz 1 3 Millionen

Tod durch Blitzschlag 1 350 000

Tod durch Verkehrsunfall 1 7000

Lebensmittelvergiftung 1 7

Herz- und Gefaumlszligkrankheiten 1 4

Vorzeitiger Tod wegenUumlbergewichtKrebserkrankung

1 41 3

Tod durch Rauchen 1 2

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

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heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden

um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-

schaft zu reduzieren

Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine

menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-

stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-

bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem

Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-

ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und

Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung

eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und

vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur

die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel

in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen

Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt

sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen

die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr

diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-

mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-

geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-

sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der

Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-

zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige

Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-

wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-

heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-

kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-

naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-

nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die

Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-

tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-

scheinlich oder unmoumlglich haumllt

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

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Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst

ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-

sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-

denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist

mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-

miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-

nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als

krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat

Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man

fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch

Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle

entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine

bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-

doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-

gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders

Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-

mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-

sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die

Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-

gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-

schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und

Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent

der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-

len Rolle als Krebsausloumlser

Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser

Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat

gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf

die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im

Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-

zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-

suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen

Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und

beliveau_krebszellen_CS55indd 22 21082014 070721

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

23

Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-

lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen

der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist

uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund

einer minimalen Menge von Pestiziden

Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-

trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-

zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-

zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-

gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-

weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-

mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der

Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung

Abbildung 2

Ernaumlhrungsdefizite30

Rauchen30

Andere 1 Umweltverschmutzung 2

Drogen 2

UV-Strahlen 2

Alkohol 3

Infektionen 5

Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5

Berufsbedingte Risiken 5

GenetischeFaktoren

15

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

24

uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der

Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung

Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber

krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden

wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern

und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei

Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren

verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-

wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-

ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-

krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise

veraumlndern

Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten

Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird

eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung

von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-

saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel

Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation

veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-

garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000

Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den

westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-

ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern

Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger

und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des

Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen

Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man

beliveau_krebszellen_CS55indd 24 21082014 070722

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

25

einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-

figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten

Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-

kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-

schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-

ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs

in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an

waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen

Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-

krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und

West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der

Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-

krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das

Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-

onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart

Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz

Abbildung 3

Qu

elle

GLO

BO

CA

N 2

00

2

Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)

lt 109

lt 146

lt 191

lt 261

lt 406

beliveau_krebszellen_CS55indd 25 21082014 070723

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

26

betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger

ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-

geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar

hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen

Hemisphaumlre sind davon betroffen

Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass

diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-

tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern

vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten

verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-

ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In

dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-

kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-

nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der

der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung

verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-

pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart

bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und

naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-

nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-

panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion

mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert

sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene

kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen

Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen

wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-

dert

Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-

fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-

pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll

nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-

keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-

beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

27

voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-

rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich

bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung

als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-

rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs

das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil

die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-

patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Japan

Hawaii

Japaner Weiszlige

Speiseroumlhre 131 46 75

Magen 1311 397 217

Dickdarm 83 371 368

Rektum 93 297 204

Lunge 268 379 962

Prostata 14 154 343

Brust 315 1221 1869

Gebaumlrmutterhals 364 149 243

Gebaumlrmutter 26 407 714

Eierstock 53 160 274

Tabelle 1

Qu

elle

Do

ll R

un

d P

eto

R (

19

81

) J

Na

tl C

an

cer

Inst

66

11

96

ndash1

30

5

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

28

keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung

praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend

sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-

voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind

aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-

baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen

nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern

sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Ibadan

Vereinigte Staaten

Schwarze Weiszlige

Dickdarm 34 351 315

Rektum 34 204 225

Leber 272 77 36

Bauchspeicheldruumlse 55 225 124

Kehlkopf 37 193 141

Prostata 134 651 275

Lunge 27 1532 981

Brust 337 1187 1650

Gebaumlrmutter 42 407 714

Malignes Lymphom 133 7 4

Tabelle 2

Qu

elle

Do

ll R

un

d P

eto

R (

19

81

) J

Na

tl C

an

cer

Inst

66

11

96

ndash1

30

5

beliveau_krebszellen_CS55indd 28 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

29

Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit

spielen

Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-

fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben

dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt

Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig

auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-

granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die

schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In

den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen

Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-

derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit

einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-

muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-

gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen

und Fetten

Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der

Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-

deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der

Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen

Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch

vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten

Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die

Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den

westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant

wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-

chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit

der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-

gen ist

beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

30

Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs

Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit

der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser

enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-

mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen

keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das

Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-

gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt

haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen

Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-

teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto

der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-

intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu

90 Prozent betragen

Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-

scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-

flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle

doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung

zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und

einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-

nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-

erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen

dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst

und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-

ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-

erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-

chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit

dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-

pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-

kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst

und Gemuumlse

beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

31

Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch

eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist

legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit

eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-

ten spielt unter denen der Westen besonders leidet

Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs

Untersuchtes

Nahrungsmittel

Beobachtete

Risiko-

reduktion

Gesamtzahl

der Untersu-

chungen

Prozentsatz () an

Untersuchungen

die auf eine Verrin-

gerung des Risikos

hindeuten

Gemuumlse allgemein 59 74 80

Obst allgemein 36 56 64

Rohes Gemuumlse 40 46 87

Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)

38 55 69

Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)

27 35 77

Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77

Karotten 59 72 81

Tomaten 36 51 71

Zitrusfruumlchte 27 41 66

Tabelle 3

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19

97

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UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE

Richard Beacuteliveau Denis Gingras

Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen

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Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht

Page 16: beliveau krebszellen CS55.indd 1 21.08.2014 07:06:44 · 2016-04-25 · Dr. med. Denis Gingras Krebszellen mögen keine Himbeeren Nahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem stärken

TE I L I

beliveau_krebszellen_CS55indd 16 21082014 070717

Krebs ein schrecklicher Feind

1 Die Geiszligel Krebs

2 Was ist Krebs

3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung die Angiogenese

4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung

5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller

beliveau_krebszellen_CS55indd 17 21082014 070718

Fast alle Ungluumlcksschlaumlge unseres Lebens ruumlhren von den falschen Vorstellungen die wir uns uumlber das machen was uns zustoumlszligt

Stendhal Tagebuch (1801ndash1805)

beliveau_krebszellen_CS55indd 18 21082014 070721

19

Kapitel 1

Die Geiszligel Krebs

Der Krebs in Zahlen

Manche Menschen haben eine Heidenangst vor dem Fliegen

andere leben in panischer Angst vor Haifischen oder Blitzschlauml-

gen Die Furcht vor den unheilvollen Folgen von Ereignissen die

sich unserer Kontrolle entziehen scheint eine typisch menschli-

che Eigenheit zu sein Dabei sind die realen Risiken eines Tages

Opfer einer solchen Ausnahmekatastrophe zu werden relativ

gering im Vergleich zu denen die unmittelbar mit dem Alltags-

leben verbunden sind (Abbildung 1) So haben beispielsweise

Uumlbergewichtige ein beinahe um eine Million houmlheres Risiko

vorzeitig an ihrer Fettleibigkeit zu sterben als durch einen Flug-

zeugabsturz und jeder von uns hat eine fuumlnfzigtausend Mal houml-

here Chance an Krebs zu erkranken als vom Blitz getroffen zu

werden diese Chance erhoumlht sich noch deutlich wenn ein Risi-

kofaktor wie das Rauchen hinzukommt

Unter all den realistischen Gefahren denen wir ausgesetzt

sind stellt der Krebs eine sehr reale Bedrohung dar Die Krank-

heit trifft ein Drittel der Bevoumllkerung bis zum Alter von 75 Jah-

ren und ein Viertel erliegt schlieszliglich den Folgen einer Krebs-

erkrankung Jedes Jahr erkranken 10 Millionen Menschen auf

der Welt an Krebs und sieben Millionen Todesfaumllle gehen auf

das Konto dieser Krankheit ndash das entspricht 12 Prozent der welt-

weit registrierten Sterbefaumllle Und es sind keine Anzeichen einer

Besserung zu erkennen denn die gegenwaumlrtigen Schaumltzungen

beliveau_krebszellen_CS55indd 19 21082014 070721

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

20

gehen davon aus dass man aufgrund der immer aumllter werden-

den Bevoumllkerung zukuumlnftig 15 Millionen neue Krebserkrankun-

gen pro Jahr diagnostizieren wird Um das Ausmaszlig der Tragoumldie

zu begreifen muumlssen Sie sich vorstellen dass Sie taumlglich in den

Nachrichten vom Absturz von vier vollbesetzten Boeing 747

oder dreimal pro Woche vom Einsturz der Zwillingstuumlrme des

World Trade Center houmlren hellip Hinzu kommen die immensen Be-

handlungskosten von Krebskranken die jaumlhrlich schaumltzungs-

weise in 3-stellige Milliardenbetraumlge gehen und in den naumlchs-

ten Jahren unaufhoumlrlich steigen werden All das verdeutlicht die

Dimension der durch Krebs verursachten Probleme im Gesund-

Die groszligen Aumlngste hellip und die Realitaumlt

Aumlngste Reale Risiken

Terrorangriff Zu gering um berechenbar zu sein

Tod durch einen Haifischangriff 1 280 Millionen

Tod durch einen Flugzeugabsturz 1 3 Millionen

Tod durch Blitzschlag 1 350 000

Tod durch Verkehrsunfall 1 7000

Lebensmittelvergiftung 1 7

Herz- und Gefaumlszligkrankheiten 1 4

Vorzeitiger Tod wegenUumlbergewichtKrebserkrankung

1 41 3

Tod durch Rauchen 1 2

Abbildung 1Q

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

21

heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden

um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-

schaft zu reduzieren

Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine

menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-

stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-

bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem

Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-

ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und

Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung

eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und

vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur

die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel

in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen

Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt

sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen

die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr

diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-

mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-

geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-

sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der

Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-

zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige

Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-

wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-

heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-

kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-

naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-

nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die

Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-

tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-

scheinlich oder unmoumlglich haumllt

beliveau_krebszellen_CS55indd 21 21082014 070721

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

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Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst

ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-

sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-

denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist

mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-

miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-

nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als

krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat

Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man

fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch

Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle

entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine

bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-

doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-

gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders

Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-

mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-

sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die

Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-

gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-

schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und

Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent

der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-

len Rolle als Krebsausloumlser

Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser

Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat

gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf

die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im

Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-

zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-

suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen

Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

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Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-

lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen

der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist

uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund

einer minimalen Menge von Pestiziden

Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-

trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-

zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-

zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-

gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-

weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-

mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der

Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung

Abbildung 2

Ernaumlhrungsdefizite30

Rauchen30

Andere 1 Umweltverschmutzung 2

Drogen 2

UV-Strahlen 2

Alkohol 3

Infektionen 5

Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5

Berufsbedingte Risiken 5

GenetischeFaktoren

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uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der

Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung

Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber

krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden

wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern

und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei

Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren

verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-

wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-

ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-

krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise

veraumlndern

Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten

Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird

eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung

von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-

saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel

Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation

veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-

garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000

Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den

westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-

ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern

Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger

und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des

Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen

Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

25

einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-

figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten

Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-

kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-

schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-

ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs

in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an

waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen

Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-

krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und

West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der

Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-

krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das

Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-

onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart

Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz

Abbildung 3

Qu

elle

GLO

BO

CA

N 2

00

2

Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)

lt 109

lt 146

lt 191

lt 261

lt 406

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

26

betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger

ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-

geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar

hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen

Hemisphaumlre sind davon betroffen

Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass

diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-

tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern

vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten

verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-

ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In

dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-

kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-

nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der

der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung

verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-

pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart

bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und

naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-

nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-

panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion

mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert

sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene

kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen

Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen

wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-

dert

Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-

fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-

pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll

nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-

keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

27

voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-

rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich

bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung

als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-

rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs

das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil

die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-

patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Japan

Hawaii

Japaner Weiszlige

Speiseroumlhre 131 46 75

Magen 1311 397 217

Dickdarm 83 371 368

Rektum 93 297 204

Lunge 268 379 962

Prostata 14 154 343

Brust 315 1221 1869

Gebaumlrmutterhals 364 149 243

Gebaumlrmutter 26 407 714

Eierstock 53 160 274

Tabelle 1

Qu

elle

Do

ll R

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eto

R (

19

81

) J

Na

tl C

an

cer

Inst

66

11

96

ndash1

30

5

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

28

keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung

praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend

sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-

voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind

aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-

baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen

nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern

sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Ibadan

Vereinigte Staaten

Schwarze Weiszlige

Dickdarm 34 351 315

Rektum 34 204 225

Leber 272 77 36

Bauchspeicheldruumlse 55 225 124

Kehlkopf 37 193 141

Prostata 134 651 275

Lunge 27 1532 981

Brust 337 1187 1650

Gebaumlrmutter 42 407 714

Malignes Lymphom 133 7 4

Tabelle 2

Qu

elle

Do

ll R

un

d P

eto

R (

19

81

) J

Na

tl C

an

cer

Inst

66

11

96

ndash1

30

5

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

29

Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit

spielen

Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-

fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben

dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt

Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig

auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-

granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die

schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In

den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen

Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-

derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit

einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-

muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-

gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen

und Fetten

Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der

Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-

deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der

Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen

Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch

vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten

Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die

Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den

westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant

wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-

chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit

der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-

gen ist

beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

30

Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs

Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit

der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser

enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-

mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen

keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das

Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-

gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt

haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen

Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-

teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto

der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-

intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu

90 Prozent betragen

Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-

scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-

flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle

doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung

zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und

einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-

nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-

erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen

dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst

und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-

ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-

erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-

chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit

dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-

pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-

kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst

und Gemuumlse

beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

31

Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch

eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist

legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit

eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-

ten spielt unter denen der Westen besonders leidet

Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs

Untersuchtes

Nahrungsmittel

Beobachtete

Risiko-

reduktion

Gesamtzahl

der Untersu-

chungen

Prozentsatz () an

Untersuchungen

die auf eine Verrin-

gerung des Risikos

hindeuten

Gemuumlse allgemein 59 74 80

Obst allgemein 36 56 64

Rohes Gemuumlse 40 46 87

Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)

38 55 69

Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)

27 35 77

Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77

Karotten 59 72 81

Tomaten 36 51 71

Zitrusfruumlchte 27 41 66

Tabelle 3

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97

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UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE

Richard Beacuteliveau Denis Gingras

Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen

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Page 17: beliveau krebszellen CS55.indd 1 21.08.2014 07:06:44 · 2016-04-25 · Dr. med. Denis Gingras Krebszellen mögen keine Himbeeren Nahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem stärken

Krebs ein schrecklicher Feind

1 Die Geiszligel Krebs

2 Was ist Krebs

3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung die Angiogenese

4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung

5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller

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Stendhal Tagebuch (1801ndash1805)

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19

Kapitel 1

Die Geiszligel Krebs

Der Krebs in Zahlen

Manche Menschen haben eine Heidenangst vor dem Fliegen

andere leben in panischer Angst vor Haifischen oder Blitzschlauml-

gen Die Furcht vor den unheilvollen Folgen von Ereignissen die

sich unserer Kontrolle entziehen scheint eine typisch menschli-

che Eigenheit zu sein Dabei sind die realen Risiken eines Tages

Opfer einer solchen Ausnahmekatastrophe zu werden relativ

gering im Vergleich zu denen die unmittelbar mit dem Alltags-

leben verbunden sind (Abbildung 1) So haben beispielsweise

Uumlbergewichtige ein beinahe um eine Million houmlheres Risiko

vorzeitig an ihrer Fettleibigkeit zu sterben als durch einen Flug-

zeugabsturz und jeder von uns hat eine fuumlnfzigtausend Mal houml-

here Chance an Krebs zu erkranken als vom Blitz getroffen zu

werden diese Chance erhoumlht sich noch deutlich wenn ein Risi-

kofaktor wie das Rauchen hinzukommt

Unter all den realistischen Gefahren denen wir ausgesetzt

sind stellt der Krebs eine sehr reale Bedrohung dar Die Krank-

heit trifft ein Drittel der Bevoumllkerung bis zum Alter von 75 Jah-

ren und ein Viertel erliegt schlieszliglich den Folgen einer Krebs-

erkrankung Jedes Jahr erkranken 10 Millionen Menschen auf

der Welt an Krebs und sieben Millionen Todesfaumllle gehen auf

das Konto dieser Krankheit ndash das entspricht 12 Prozent der welt-

weit registrierten Sterbefaumllle Und es sind keine Anzeichen einer

Besserung zu erkennen denn die gegenwaumlrtigen Schaumltzungen

beliveau_krebszellen_CS55indd 19 21082014 070721

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

20

gehen davon aus dass man aufgrund der immer aumllter werden-

den Bevoumllkerung zukuumlnftig 15 Millionen neue Krebserkrankun-

gen pro Jahr diagnostizieren wird Um das Ausmaszlig der Tragoumldie

zu begreifen muumlssen Sie sich vorstellen dass Sie taumlglich in den

Nachrichten vom Absturz von vier vollbesetzten Boeing 747

oder dreimal pro Woche vom Einsturz der Zwillingstuumlrme des

World Trade Center houmlren hellip Hinzu kommen die immensen Be-

handlungskosten von Krebskranken die jaumlhrlich schaumltzungs-

weise in 3-stellige Milliardenbetraumlge gehen und in den naumlchs-

ten Jahren unaufhoumlrlich steigen werden All das verdeutlicht die

Dimension der durch Krebs verursachten Probleme im Gesund-

Die groszligen Aumlngste hellip und die Realitaumlt

Aumlngste Reale Risiken

Terrorangriff Zu gering um berechenbar zu sein

Tod durch einen Haifischangriff 1 280 Millionen

Tod durch einen Flugzeugabsturz 1 3 Millionen

Tod durch Blitzschlag 1 350 000

Tod durch Verkehrsunfall 1 7000

Lebensmittelvergiftung 1 7

Herz- und Gefaumlszligkrankheiten 1 4

Vorzeitiger Tod wegenUumlbergewichtKrebserkrankung

1 41 3

Tod durch Rauchen 1 2

Abbildung 1Q

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

21

heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden

um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-

schaft zu reduzieren

Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine

menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-

stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-

bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem

Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-

ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und

Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung

eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und

vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur

die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel

in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen

Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt

sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen

die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr

diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-

mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-

geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-

sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der

Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-

zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige

Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-

wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-

heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-

kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-

naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-

nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die

Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-

tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-

scheinlich oder unmoumlglich haumllt

beliveau_krebszellen_CS55indd 21 21082014 070721

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

22

Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst

ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-

sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-

denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist

mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-

miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-

nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als

krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat

Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man

fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch

Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle

entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine

bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-

doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-

gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders

Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-

mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-

sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die

Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-

gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-

schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und

Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent

der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-

len Rolle als Krebsausloumlser

Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser

Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat

gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf

die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im

Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-

zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-

suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen

Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und

beliveau_krebszellen_CS55indd 22 21082014 070721

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

23

Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-

lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen

der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist

uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund

einer minimalen Menge von Pestiziden

Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-

trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-

zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-

zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-

gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-

weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-

mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der

Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung

Abbildung 2

Ernaumlhrungsdefizite30

Rauchen30

Andere 1 Umweltverschmutzung 2

Drogen 2

UV-Strahlen 2

Alkohol 3

Infektionen 5

Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5

Berufsbedingte Risiken 5

GenetischeFaktoren

15

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

24

uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der

Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung

Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber

krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden

wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern

und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei

Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren

verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-

wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-

ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-

krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise

veraumlndern

Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten

Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird

eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung

von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-

saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel

Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation

veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-

garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000

Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den

westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-

ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern

Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger

und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des

Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen

Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

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einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-

figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten

Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-

kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-

schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-

ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs

in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an

waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen

Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-

krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und

West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der

Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-

krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das

Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-

onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart

Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz

Abbildung 3

Qu

elle

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CA

N 2

00

2

Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)

lt 109

lt 146

lt 191

lt 261

lt 406

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

26

betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger

ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-

geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar

hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen

Hemisphaumlre sind davon betroffen

Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass

diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-

tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern

vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten

verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-

ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In

dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-

kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-

nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der

der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung

verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-

pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart

bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und

naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-

nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-

panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion

mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert

sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene

kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen

Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen

wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-

dert

Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-

fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-

pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll

nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-

keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

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voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-

rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich

bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung

als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-

rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs

das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil

die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-

patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Japan

Hawaii

Japaner Weiszlige

Speiseroumlhre 131 46 75

Magen 1311 397 217

Dickdarm 83 371 368

Rektum 93 297 204

Lunge 268 379 962

Prostata 14 154 343

Brust 315 1221 1869

Gebaumlrmutterhals 364 149 243

Gebaumlrmutter 26 407 714

Eierstock 53 160 274

Tabelle 1

Qu

elle

Do

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un

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19

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) J

Na

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5

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

28

keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung

praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend

sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-

voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind

aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-

baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen

nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern

sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Ibadan

Vereinigte Staaten

Schwarze Weiszlige

Dickdarm 34 351 315

Rektum 34 204 225

Leber 272 77 36

Bauchspeicheldruumlse 55 225 124

Kehlkopf 37 193 141

Prostata 134 651 275

Lunge 27 1532 981

Brust 337 1187 1650

Gebaumlrmutter 42 407 714

Malignes Lymphom 133 7 4

Tabelle 2

Qu

elle

Do

ll R

un

d P

eto

R (

19

81

) J

Na

tl C

an

cer

Inst

66

11

96

ndash1

30

5

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

29

Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit

spielen

Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-

fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben

dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt

Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig

auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-

granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die

schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In

den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen

Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-

derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit

einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-

muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-

gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen

und Fetten

Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der

Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-

deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der

Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen

Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch

vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten

Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die

Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den

westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant

wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-

chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit

der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-

gen ist

beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

30

Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs

Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit

der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser

enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-

mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen

keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das

Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-

gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt

haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen

Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-

teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto

der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-

intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu

90 Prozent betragen

Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-

scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-

flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle

doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung

zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und

einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-

nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-

erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen

dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst

und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-

ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-

erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-

chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit

dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-

pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-

kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst

und Gemuumlse

beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

31

Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch

eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist

legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit

eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-

ten spielt unter denen der Westen besonders leidet

Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs

Untersuchtes

Nahrungsmittel

Beobachtete

Risiko-

reduktion

Gesamtzahl

der Untersu-

chungen

Prozentsatz () an

Untersuchungen

die auf eine Verrin-

gerung des Risikos

hindeuten

Gemuumlse allgemein 59 74 80

Obst allgemein 36 56 64

Rohes Gemuumlse 40 46 87

Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)

38 55 69

Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)

27 35 77

Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77

Karotten 59 72 81

Tomaten 36 51 71

Zitrusfruumlchte 27 41 66

Tabelle 3

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elle

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97

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UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE

Richard Beacuteliveau Denis Gingras

Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen

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Erscheinungstermin Maumlrz 2010

Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht

Page 18: beliveau krebszellen CS55.indd 1 21.08.2014 07:06:44 · 2016-04-25 · Dr. med. Denis Gingras Krebszellen mögen keine Himbeeren Nahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem stärken

Fast alle Ungluumlcksschlaumlge unseres Lebens ruumlhren von den falschen Vorstellungen die wir uns uumlber das machen was uns zustoumlszligt

Stendhal Tagebuch (1801ndash1805)

beliveau_krebszellen_CS55indd 18 21082014 070721

19

Kapitel 1

Die Geiszligel Krebs

Der Krebs in Zahlen

Manche Menschen haben eine Heidenangst vor dem Fliegen

andere leben in panischer Angst vor Haifischen oder Blitzschlauml-

gen Die Furcht vor den unheilvollen Folgen von Ereignissen die

sich unserer Kontrolle entziehen scheint eine typisch menschli-

che Eigenheit zu sein Dabei sind die realen Risiken eines Tages

Opfer einer solchen Ausnahmekatastrophe zu werden relativ

gering im Vergleich zu denen die unmittelbar mit dem Alltags-

leben verbunden sind (Abbildung 1) So haben beispielsweise

Uumlbergewichtige ein beinahe um eine Million houmlheres Risiko

vorzeitig an ihrer Fettleibigkeit zu sterben als durch einen Flug-

zeugabsturz und jeder von uns hat eine fuumlnfzigtausend Mal houml-

here Chance an Krebs zu erkranken als vom Blitz getroffen zu

werden diese Chance erhoumlht sich noch deutlich wenn ein Risi-

kofaktor wie das Rauchen hinzukommt

Unter all den realistischen Gefahren denen wir ausgesetzt

sind stellt der Krebs eine sehr reale Bedrohung dar Die Krank-

heit trifft ein Drittel der Bevoumllkerung bis zum Alter von 75 Jah-

ren und ein Viertel erliegt schlieszliglich den Folgen einer Krebs-

erkrankung Jedes Jahr erkranken 10 Millionen Menschen auf

der Welt an Krebs und sieben Millionen Todesfaumllle gehen auf

das Konto dieser Krankheit ndash das entspricht 12 Prozent der welt-

weit registrierten Sterbefaumllle Und es sind keine Anzeichen einer

Besserung zu erkennen denn die gegenwaumlrtigen Schaumltzungen

beliveau_krebszellen_CS55indd 19 21082014 070721

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

20

gehen davon aus dass man aufgrund der immer aumllter werden-

den Bevoumllkerung zukuumlnftig 15 Millionen neue Krebserkrankun-

gen pro Jahr diagnostizieren wird Um das Ausmaszlig der Tragoumldie

zu begreifen muumlssen Sie sich vorstellen dass Sie taumlglich in den

Nachrichten vom Absturz von vier vollbesetzten Boeing 747

oder dreimal pro Woche vom Einsturz der Zwillingstuumlrme des

World Trade Center houmlren hellip Hinzu kommen die immensen Be-

handlungskosten von Krebskranken die jaumlhrlich schaumltzungs-

weise in 3-stellige Milliardenbetraumlge gehen und in den naumlchs-

ten Jahren unaufhoumlrlich steigen werden All das verdeutlicht die

Dimension der durch Krebs verursachten Probleme im Gesund-

Die groszligen Aumlngste hellip und die Realitaumlt

Aumlngste Reale Risiken

Terrorangriff Zu gering um berechenbar zu sein

Tod durch einen Haifischangriff 1 280 Millionen

Tod durch einen Flugzeugabsturz 1 3 Millionen

Tod durch Blitzschlag 1 350 000

Tod durch Verkehrsunfall 1 7000

Lebensmittelvergiftung 1 7

Herz- und Gefaumlszligkrankheiten 1 4

Vorzeitiger Tod wegenUumlbergewichtKrebserkrankung

1 41 3

Tod durch Rauchen 1 2

Abbildung 1Q

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e

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

21

heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden

um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-

schaft zu reduzieren

Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine

menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-

stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-

bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem

Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-

ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und

Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung

eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und

vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur

die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel

in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen

Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt

sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen

die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr

diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-

mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-

geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-

sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der

Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-

zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige

Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-

wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-

heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-

kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-

naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-

nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die

Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-

tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-

scheinlich oder unmoumlglich haumllt

beliveau_krebszellen_CS55indd 21 21082014 070721

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

22

Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst

ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-

sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-

denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist

mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-

miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-

nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als

krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat

Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man

fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch

Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle

entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine

bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-

doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-

gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders

Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-

mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-

sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die

Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-

gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-

schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und

Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent

der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-

len Rolle als Krebsausloumlser

Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser

Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat

gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf

die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im

Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-

zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-

suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen

Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und

beliveau_krebszellen_CS55indd 22 21082014 070721

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

23

Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-

lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen

der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist

uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund

einer minimalen Menge von Pestiziden

Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-

trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-

zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-

zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-

gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-

weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-

mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der

Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung

Abbildung 2

Ernaumlhrungsdefizite30

Rauchen30

Andere 1 Umweltverschmutzung 2

Drogen 2

UV-Strahlen 2

Alkohol 3

Infektionen 5

Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5

Berufsbedingte Risiken 5

GenetischeFaktoren

15

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

24

uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der

Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung

Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber

krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden

wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern

und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei

Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren

verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-

wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-

ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-

krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise

veraumlndern

Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten

Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird

eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung

von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-

saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel

Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation

veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-

garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000

Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den

westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-

ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern

Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger

und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des

Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen

Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man

beliveau_krebszellen_CS55indd 24 21082014 070722

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

25

einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-

figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten

Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-

kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-

schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-

ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs

in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an

waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen

Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-

krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und

West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der

Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-

krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das

Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-

onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart

Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz

Abbildung 3

Qu

elle

GLO

BO

CA

N 2

00

2

Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)

lt 109

lt 146

lt 191

lt 261

lt 406

beliveau_krebszellen_CS55indd 25 21082014 070723

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

26

betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger

ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-

geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar

hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen

Hemisphaumlre sind davon betroffen

Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass

diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-

tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern

vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten

verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-

ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In

dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-

kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-

nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der

der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung

verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-

pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart

bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und

naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-

nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-

panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion

mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert

sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene

kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen

Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen

wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-

dert

Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-

fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-

pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll

nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-

keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-

beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

27

voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-

rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich

bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung

als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-

rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs

das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil

die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-

patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Japan

Hawaii

Japaner Weiszlige

Speiseroumlhre 131 46 75

Magen 1311 397 217

Dickdarm 83 371 368

Rektum 93 297 204

Lunge 268 379 962

Prostata 14 154 343

Brust 315 1221 1869

Gebaumlrmutterhals 364 149 243

Gebaumlrmutter 26 407 714

Eierstock 53 160 274

Tabelle 1

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

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keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung

praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend

sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-

voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind

aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-

baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen

nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern

sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Ibadan

Vereinigte Staaten

Schwarze Weiszlige

Dickdarm 34 351 315

Rektum 34 204 225

Leber 272 77 36

Bauchspeicheldruumlse 55 225 124

Kehlkopf 37 193 141

Prostata 134 651 275

Lunge 27 1532 981

Brust 337 1187 1650

Gebaumlrmutter 42 407 714

Malignes Lymphom 133 7 4

Tabelle 2

Qu

elle

Do

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

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Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit

spielen

Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-

fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben

dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt

Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig

auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-

granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die

schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In

den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen

Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-

derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit

einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-

muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-

gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen

und Fetten

Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der

Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-

deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der

Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen

Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch

vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten

Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die

Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den

westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant

wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-

chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit

der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-

gen ist

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

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Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs

Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit

der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser

enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-

mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen

keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das

Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-

gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt

haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen

Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-

teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto

der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-

intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu

90 Prozent betragen

Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-

scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-

flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle

doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung

zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und

einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-

nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-

erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen

dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst

und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-

ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-

erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-

chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit

dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-

pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-

kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst

und Gemuumlse

beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

31

Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch

eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist

legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit

eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-

ten spielt unter denen der Westen besonders leidet

Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs

Untersuchtes

Nahrungsmittel

Beobachtete

Risiko-

reduktion

Gesamtzahl

der Untersu-

chungen

Prozentsatz () an

Untersuchungen

die auf eine Verrin-

gerung des Risikos

hindeuten

Gemuumlse allgemein 59 74 80

Obst allgemein 36 56 64

Rohes Gemuumlse 40 46 87

Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)

38 55 69

Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)

27 35 77

Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77

Karotten 59 72 81

Tomaten 36 51 71

Zitrusfruumlchte 27 41 66

Tabelle 3

Qu

elle

Wo

rld

Ca

nce

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ese

arc

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un

dA

me

rica

n In

stit

ute

fo

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an

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Re

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19

97

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UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE

Richard Beacuteliveau Denis Gingras

Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen

Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2

Goldmann

Erscheinungstermin Maumlrz 2010

Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht

Page 19: beliveau krebszellen CS55.indd 1 21.08.2014 07:06:44 · 2016-04-25 · Dr. med. Denis Gingras Krebszellen mögen keine Himbeeren Nahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem stärken

19

Kapitel 1

Die Geiszligel Krebs

Der Krebs in Zahlen

Manche Menschen haben eine Heidenangst vor dem Fliegen

andere leben in panischer Angst vor Haifischen oder Blitzschlauml-

gen Die Furcht vor den unheilvollen Folgen von Ereignissen die

sich unserer Kontrolle entziehen scheint eine typisch menschli-

che Eigenheit zu sein Dabei sind die realen Risiken eines Tages

Opfer einer solchen Ausnahmekatastrophe zu werden relativ

gering im Vergleich zu denen die unmittelbar mit dem Alltags-

leben verbunden sind (Abbildung 1) So haben beispielsweise

Uumlbergewichtige ein beinahe um eine Million houmlheres Risiko

vorzeitig an ihrer Fettleibigkeit zu sterben als durch einen Flug-

zeugabsturz und jeder von uns hat eine fuumlnfzigtausend Mal houml-

here Chance an Krebs zu erkranken als vom Blitz getroffen zu

werden diese Chance erhoumlht sich noch deutlich wenn ein Risi-

kofaktor wie das Rauchen hinzukommt

Unter all den realistischen Gefahren denen wir ausgesetzt

sind stellt der Krebs eine sehr reale Bedrohung dar Die Krank-

heit trifft ein Drittel der Bevoumllkerung bis zum Alter von 75 Jah-

ren und ein Viertel erliegt schlieszliglich den Folgen einer Krebs-

erkrankung Jedes Jahr erkranken 10 Millionen Menschen auf

der Welt an Krebs und sieben Millionen Todesfaumllle gehen auf

das Konto dieser Krankheit ndash das entspricht 12 Prozent der welt-

weit registrierten Sterbefaumllle Und es sind keine Anzeichen einer

Besserung zu erkennen denn die gegenwaumlrtigen Schaumltzungen

beliveau_krebszellen_CS55indd 19 21082014 070721

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

20

gehen davon aus dass man aufgrund der immer aumllter werden-

den Bevoumllkerung zukuumlnftig 15 Millionen neue Krebserkrankun-

gen pro Jahr diagnostizieren wird Um das Ausmaszlig der Tragoumldie

zu begreifen muumlssen Sie sich vorstellen dass Sie taumlglich in den

Nachrichten vom Absturz von vier vollbesetzten Boeing 747

oder dreimal pro Woche vom Einsturz der Zwillingstuumlrme des

World Trade Center houmlren hellip Hinzu kommen die immensen Be-

handlungskosten von Krebskranken die jaumlhrlich schaumltzungs-

weise in 3-stellige Milliardenbetraumlge gehen und in den naumlchs-

ten Jahren unaufhoumlrlich steigen werden All das verdeutlicht die

Dimension der durch Krebs verursachten Probleme im Gesund-

Die groszligen Aumlngste hellip und die Realitaumlt

Aumlngste Reale Risiken

Terrorangriff Zu gering um berechenbar zu sein

Tod durch einen Haifischangriff 1 280 Millionen

Tod durch einen Flugzeugabsturz 1 3 Millionen

Tod durch Blitzschlag 1 350 000

Tod durch Verkehrsunfall 1 7000

Lebensmittelvergiftung 1 7

Herz- und Gefaumlszligkrankheiten 1 4

Vorzeitiger Tod wegenUumlbergewichtKrebserkrankung

1 41 3

Tod durch Rauchen 1 2

Abbildung 1Q

uel

le T

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ma

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zin

e

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

21

heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden

um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-

schaft zu reduzieren

Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine

menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-

stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-

bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem

Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-

ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und

Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung

eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und

vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur

die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel

in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen

Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt

sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen

die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr

diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-

mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-

geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-

sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der

Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-

zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige

Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-

wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-

heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-

kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-

naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-

nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die

Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-

tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-

scheinlich oder unmoumlglich haumllt

beliveau_krebszellen_CS55indd 21 21082014 070721

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

22

Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst

ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-

sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-

denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist

mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-

miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-

nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als

krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat

Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man

fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch

Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle

entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine

bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-

doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-

gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders

Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-

mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-

sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die

Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-

gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-

schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und

Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent

der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-

len Rolle als Krebsausloumlser

Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser

Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat

gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf

die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im

Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-

zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-

suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen

Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und

beliveau_krebszellen_CS55indd 22 21082014 070721

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

23

Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-

lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen

der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist

uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund

einer minimalen Menge von Pestiziden

Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-

trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-

zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-

zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-

gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-

weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-

mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der

Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung

Abbildung 2

Ernaumlhrungsdefizite30

Rauchen30

Andere 1 Umweltverschmutzung 2

Drogen 2

UV-Strahlen 2

Alkohol 3

Infektionen 5

Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5

Berufsbedingte Risiken 5

GenetischeFaktoren

15

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

24

uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der

Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung

Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber

krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden

wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern

und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei

Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren

verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-

wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-

ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-

krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise

veraumlndern

Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten

Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird

eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung

von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-

saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel

Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation

veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-

garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000

Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den

westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-

ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern

Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger

und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des

Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen

Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man

beliveau_krebszellen_CS55indd 24 21082014 070722

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

25

einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-

figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten

Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-

kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-

schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-

ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs

in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an

waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen

Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-

krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und

West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der

Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-

krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das

Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-

onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart

Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz

Abbildung 3

Qu

elle

GLO

BO

CA

N 2

00

2

Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)

lt 109

lt 146

lt 191

lt 261

lt 406

beliveau_krebszellen_CS55indd 25 21082014 070723

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

26

betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger

ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-

geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar

hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen

Hemisphaumlre sind davon betroffen

Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass

diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-

tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern

vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten

verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-

ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In

dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-

kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-

nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der

der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung

verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-

pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart

bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und

naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-

nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-

panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion

mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert

sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene

kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen

Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen

wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-

dert

Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-

fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-

pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll

nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-

keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-

beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

27

voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-

rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich

bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung

als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-

rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs

das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil

die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-

patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Japan

Hawaii

Japaner Weiszlige

Speiseroumlhre 131 46 75

Magen 1311 397 217

Dickdarm 83 371 368

Rektum 93 297 204

Lunge 268 379 962

Prostata 14 154 343

Brust 315 1221 1869

Gebaumlrmutterhals 364 149 243

Gebaumlrmutter 26 407 714

Eierstock 53 160 274

Tabelle 1

Qu

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Do

ll R

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

28

keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung

praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend

sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-

voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind

aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-

baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen

nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern

sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Ibadan

Vereinigte Staaten

Schwarze Weiszlige

Dickdarm 34 351 315

Rektum 34 204 225

Leber 272 77 36

Bauchspeicheldruumlse 55 225 124

Kehlkopf 37 193 141

Prostata 134 651 275

Lunge 27 1532 981

Brust 337 1187 1650

Gebaumlrmutter 42 407 714

Malignes Lymphom 133 7 4

Tabelle 2

Qu

elle

Do

ll R

un

d P

eto

R (

19

81

) J

Na

tl C

an

cer

Inst

66

11

96

ndash1

30

5

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

29

Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit

spielen

Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-

fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben

dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt

Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig

auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-

granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die

schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In

den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen

Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-

derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit

einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-

muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-

gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen

und Fetten

Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der

Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-

deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der

Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen

Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch

vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten

Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die

Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den

westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant

wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-

chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit

der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-

gen ist

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

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Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs

Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit

der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser

enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-

mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen

keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das

Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-

gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt

haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen

Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-

teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto

der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-

intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu

90 Prozent betragen

Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-

scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-

flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle

doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung

zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und

einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-

nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-

erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen

dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst

und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-

ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-

erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-

chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit

dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-

pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-

kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst

und Gemuumlse

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

31

Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch

eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist

legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit

eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-

ten spielt unter denen der Westen besonders leidet

Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs

Untersuchtes

Nahrungsmittel

Beobachtete

Risiko-

reduktion

Gesamtzahl

der Untersu-

chungen

Prozentsatz () an

Untersuchungen

die auf eine Verrin-

gerung des Risikos

hindeuten

Gemuumlse allgemein 59 74 80

Obst allgemein 36 56 64

Rohes Gemuumlse 40 46 87

Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)

38 55 69

Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)

27 35 77

Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77

Karotten 59 72 81

Tomaten 36 51 71

Zitrusfruumlchte 27 41 66

Tabelle 3

Qu

elle

Wo

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UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE

Richard Beacuteliveau Denis Gingras

Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen

Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2

Goldmann

Erscheinungstermin Maumlrz 2010

Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht

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gehen davon aus dass man aufgrund der immer aumllter werden-

den Bevoumllkerung zukuumlnftig 15 Millionen neue Krebserkrankun-

gen pro Jahr diagnostizieren wird Um das Ausmaszlig der Tragoumldie

zu begreifen muumlssen Sie sich vorstellen dass Sie taumlglich in den

Nachrichten vom Absturz von vier vollbesetzten Boeing 747

oder dreimal pro Woche vom Einsturz der Zwillingstuumlrme des

World Trade Center houmlren hellip Hinzu kommen die immensen Be-

handlungskosten von Krebskranken die jaumlhrlich schaumltzungs-

weise in 3-stellige Milliardenbetraumlge gehen und in den naumlchs-

ten Jahren unaufhoumlrlich steigen werden All das verdeutlicht die

Dimension der durch Krebs verursachten Probleme im Gesund-

Die groszligen Aumlngste hellip und die Realitaumlt

Aumlngste Reale Risiken

Terrorangriff Zu gering um berechenbar zu sein

Tod durch einen Haifischangriff 1 280 Millionen

Tod durch einen Flugzeugabsturz 1 3 Millionen

Tod durch Blitzschlag 1 350 000

Tod durch Verkehrsunfall 1 7000

Lebensmittelvergiftung 1 7

Herz- und Gefaumlszligkrankheiten 1 4

Vorzeitiger Tod wegenUumlbergewichtKrebserkrankung

1 41 3

Tod durch Rauchen 1 2

Abbildung 1Q

uel

le T

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zin

e

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

21

heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden

um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-

schaft zu reduzieren

Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine

menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-

stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-

bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem

Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-

ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und

Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung

eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und

vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur

die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel

in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen

Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt

sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen

die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr

diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-

mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-

geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-

sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der

Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-

zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige

Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-

wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-

heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-

kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-

naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-

nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die

Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-

tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-

scheinlich oder unmoumlglich haumllt

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

22

Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst

ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-

sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-

denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist

mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-

miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-

nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als

krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat

Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man

fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch

Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle

entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine

bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-

doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-

gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders

Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-

mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-

sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die

Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-

gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-

schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und

Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent

der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-

len Rolle als Krebsausloumlser

Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser

Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat

gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf

die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im

Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-

zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-

suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen

Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

23

Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-

lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen

der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist

uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund

einer minimalen Menge von Pestiziden

Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-

trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-

zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-

zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-

gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-

weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-

mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der

Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung

Abbildung 2

Ernaumlhrungsdefizite30

Rauchen30

Andere 1 Umweltverschmutzung 2

Drogen 2

UV-Strahlen 2

Alkohol 3

Infektionen 5

Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5

Berufsbedingte Risiken 5

GenetischeFaktoren

15

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

24

uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der

Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung

Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber

krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden

wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern

und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei

Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren

verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-

wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-

ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-

krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise

veraumlndern

Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten

Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird

eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung

von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-

saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel

Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation

veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-

garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000

Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den

westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-

ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern

Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger

und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des

Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen

Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

25

einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-

figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten

Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-

kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-

schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-

ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs

in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an

waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen

Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-

krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und

West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der

Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-

krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das

Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-

onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart

Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz

Abbildung 3

Qu

elle

GLO

BO

CA

N 2

00

2

Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)

lt 109

lt 146

lt 191

lt 261

lt 406

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

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betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger

ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-

geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar

hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen

Hemisphaumlre sind davon betroffen

Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass

diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-

tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern

vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten

verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-

ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In

dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-

kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-

nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der

der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung

verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-

pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart

bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und

naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-

nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-

panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion

mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert

sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene

kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen

Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen

wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-

dert

Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-

fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-

pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll

nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-

keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

27

voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-

rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich

bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung

als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-

rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs

das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil

die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-

patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Japan

Hawaii

Japaner Weiszlige

Speiseroumlhre 131 46 75

Magen 1311 397 217

Dickdarm 83 371 368

Rektum 93 297 204

Lunge 268 379 962

Prostata 14 154 343

Brust 315 1221 1869

Gebaumlrmutterhals 364 149 243

Gebaumlrmutter 26 407 714

Eierstock 53 160 274

Tabelle 1

Qu

elle

Do

ll R

un

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eto

R (

19

81

) J

Na

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an

cer

Inst

66

11

96

ndash1

30

5

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

28

keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung

praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend

sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-

voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind

aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-

baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen

nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern

sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Ibadan

Vereinigte Staaten

Schwarze Weiszlige

Dickdarm 34 351 315

Rektum 34 204 225

Leber 272 77 36

Bauchspeicheldruumlse 55 225 124

Kehlkopf 37 193 141

Prostata 134 651 275

Lunge 27 1532 981

Brust 337 1187 1650

Gebaumlrmutter 42 407 714

Malignes Lymphom 133 7 4

Tabelle 2

Qu

elle

Do

ll R

un

d P

eto

R (

19

81

) J

Na

tl C

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Inst

66

11

96

ndash1

30

5

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

29

Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit

spielen

Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-

fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben

dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt

Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig

auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-

granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die

schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In

den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen

Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-

derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit

einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-

muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-

gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen

und Fetten

Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der

Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-

deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der

Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen

Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch

vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten

Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die

Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den

westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant

wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-

chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit

der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-

gen ist

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

30

Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs

Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit

der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser

enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-

mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen

keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das

Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-

gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt

haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen

Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-

teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto

der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-

intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu

90 Prozent betragen

Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-

scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-

flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle

doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung

zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und

einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-

nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-

erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen

dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst

und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-

ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-

erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-

chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit

dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-

pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-

kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst

und Gemuumlse

beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

31

Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch

eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist

legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit

eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-

ten spielt unter denen der Westen besonders leidet

Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs

Untersuchtes

Nahrungsmittel

Beobachtete

Risiko-

reduktion

Gesamtzahl

der Untersu-

chungen

Prozentsatz () an

Untersuchungen

die auf eine Verrin-

gerung des Risikos

hindeuten

Gemuumlse allgemein 59 74 80

Obst allgemein 36 56 64

Rohes Gemuumlse 40 46 87

Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)

38 55 69

Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)

27 35 77

Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77

Karotten 59 72 81

Tomaten 36 51 71

Zitrusfruumlchte 27 41 66

Tabelle 3

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Richard Beacuteliveau Denis Gingras

Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen

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Goldmann

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Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht

Page 21: beliveau krebszellen CS55.indd 1 21.08.2014 07:06:44 · 2016-04-25 · Dr. med. Denis Gingras Krebszellen mögen keine Himbeeren Nahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem stärken

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

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heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden

um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-

schaft zu reduzieren

Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine

menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-

stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-

bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem

Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-

ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und

Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung

eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und

vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur

die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel

in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen

Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt

sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen

die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr

diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-

mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-

geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-

sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der

Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-

zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige

Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-

wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-

heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-

kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-

naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-

nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die

Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-

tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-

scheinlich oder unmoumlglich haumllt

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Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst

ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-

sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-

denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist

mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-

miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-

nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als

krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat

Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man

fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch

Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle

entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine

bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-

doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-

gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders

Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-

mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-

sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die

Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-

gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-

schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und

Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent

der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-

len Rolle als Krebsausloumlser

Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser

Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat

gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf

die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im

Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-

zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-

suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen

Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

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Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-

lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen

der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist

uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund

einer minimalen Menge von Pestiziden

Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-

trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-

zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-

zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-

gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-

weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-

mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der

Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung

Abbildung 2

Ernaumlhrungsdefizite30

Rauchen30

Andere 1 Umweltverschmutzung 2

Drogen 2

UV-Strahlen 2

Alkohol 3

Infektionen 5

Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5

Berufsbedingte Risiken 5

GenetischeFaktoren

15

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

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uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der

Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung

Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber

krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden

wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern

und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei

Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren

verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-

wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-

ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-

krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise

veraumlndern

Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten

Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird

eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung

von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-

saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel

Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation

veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-

garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000

Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den

westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-

ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern

Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger

und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des

Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen

Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

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einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-

figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten

Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-

kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-

schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-

ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs

in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an

waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen

Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-

krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und

West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der

Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-

krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das

Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-

onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart

Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz

Abbildung 3

Qu

elle

GLO

BO

CA

N 2

00

2

Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

26

betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger

ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-

geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar

hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen

Hemisphaumlre sind davon betroffen

Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass

diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-

tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern

vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten

verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-

ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In

dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-

kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-

nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der

der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung

verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-

pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart

bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und

naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-

nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-

panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion

mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert

sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene

kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen

Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen

wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-

dert

Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-

fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-

pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll

nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-

keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-

beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

27

voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-

rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich

bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung

als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-

rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs

das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil

die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-

patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Japan

Hawaii

Japaner Weiszlige

Speiseroumlhre 131 46 75

Magen 1311 397 217

Dickdarm 83 371 368

Rektum 93 297 204

Lunge 268 379 962

Prostata 14 154 343

Brust 315 1221 1869

Gebaumlrmutterhals 364 149 243

Gebaumlrmutter 26 407 714

Eierstock 53 160 274

Tabelle 1

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

28

keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung

praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend

sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-

voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind

aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-

baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen

nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern

sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Ibadan

Vereinigte Staaten

Schwarze Weiszlige

Dickdarm 34 351 315

Rektum 34 204 225

Leber 272 77 36

Bauchspeicheldruumlse 55 225 124

Kehlkopf 37 193 141

Prostata 134 651 275

Lunge 27 1532 981

Brust 337 1187 1650

Gebaumlrmutter 42 407 714

Malignes Lymphom 133 7 4

Tabelle 2

Qu

elle

Do

ll R

un

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) J

Na

tl C

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

29

Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit

spielen

Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-

fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben

dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt

Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig

auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-

granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die

schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In

den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen

Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-

derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit

einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-

muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-

gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen

und Fetten

Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der

Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-

deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der

Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen

Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch

vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten

Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die

Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den

westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant

wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-

chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit

der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-

gen ist

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

30

Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs

Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit

der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser

enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-

mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen

keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das

Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-

gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt

haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen

Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-

teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto

der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-

intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu

90 Prozent betragen

Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-

scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-

flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle

doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung

zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und

einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-

nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-

erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen

dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst

und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-

ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-

erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-

chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit

dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-

pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-

kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst

und Gemuumlse

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

31

Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch

eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist

legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit

eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-

ten spielt unter denen der Westen besonders leidet

Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs

Untersuchtes

Nahrungsmittel

Beobachtete

Risiko-

reduktion

Gesamtzahl

der Untersu-

chungen

Prozentsatz () an

Untersuchungen

die auf eine Verrin-

gerung des Risikos

hindeuten

Gemuumlse allgemein 59 74 80

Obst allgemein 36 56 64

Rohes Gemuumlse 40 46 87

Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)

38 55 69

Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)

27 35 77

Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77

Karotten 59 72 81

Tomaten 36 51 71

Zitrusfruumlchte 27 41 66

Tabelle 3

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UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE

Richard Beacuteliveau Denis Gingras

Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen

Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2

Goldmann

Erscheinungstermin Maumlrz 2010

Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht

Page 22: beliveau krebszellen CS55.indd 1 21.08.2014 07:06:44 · 2016-04-25 · Dr. med. Denis Gingras Krebszellen mögen keine Himbeeren Nahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem stärken

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

22

Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst

ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-

sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-

denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist

mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-

miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-

nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als

krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat

Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man

fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch

Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle

entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine

bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-

doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-

gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders

Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-

mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-

sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die

Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-

gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-

schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und

Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent

der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-

len Rolle als Krebsausloumlser

Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser

Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat

gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf

die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im

Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-

zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-

suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen

Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

23

Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-

lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen

der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist

uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund

einer minimalen Menge von Pestiziden

Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-

trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-

zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-

zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-

gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-

weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-

mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der

Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung

Abbildung 2

Ernaumlhrungsdefizite30

Rauchen30

Andere 1 Umweltverschmutzung 2

Drogen 2

UV-Strahlen 2

Alkohol 3

Infektionen 5

Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5

Berufsbedingte Risiken 5

GenetischeFaktoren

15

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

24

uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der

Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung

Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber

krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden

wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern

und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei

Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren

verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-

wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-

ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-

krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise

veraumlndern

Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten

Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird

eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung

von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-

saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel

Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation

veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-

garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000

Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den

westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-

ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern

Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger

und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des

Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen

Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man

beliveau_krebszellen_CS55indd 24 21082014 070722

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

25

einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-

figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten

Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-

kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-

schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-

ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs

in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an

waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen

Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-

krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und

West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der

Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-

krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das

Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-

onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart

Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz

Abbildung 3

Qu

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Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)

lt 109

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lt 406

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

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betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger

ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-

geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar

hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen

Hemisphaumlre sind davon betroffen

Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass

diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-

tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern

vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten

verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-

ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In

dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-

kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-

nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der

der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung

verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-

pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart

bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und

naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-

nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-

panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion

mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert

sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene

kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen

Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen

wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-

dert

Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-

fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-

pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll

nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-

keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

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voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-

rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich

bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung

als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-

rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs

das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil

die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-

patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Japan

Hawaii

Japaner Weiszlige

Speiseroumlhre 131 46 75

Magen 1311 397 217

Dickdarm 83 371 368

Rektum 93 297 204

Lunge 268 379 962

Prostata 14 154 343

Brust 315 1221 1869

Gebaumlrmutterhals 364 149 243

Gebaumlrmutter 26 407 714

Eierstock 53 160 274

Tabelle 1

Qu

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

28

keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung

praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend

sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-

voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind

aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-

baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen

nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern

sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Ibadan

Vereinigte Staaten

Schwarze Weiszlige

Dickdarm 34 351 315

Rektum 34 204 225

Leber 272 77 36

Bauchspeicheldruumlse 55 225 124

Kehlkopf 37 193 141

Prostata 134 651 275

Lunge 27 1532 981

Brust 337 1187 1650

Gebaumlrmutter 42 407 714

Malignes Lymphom 133 7 4

Tabelle 2

Qu

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

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Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit

spielen

Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-

fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben

dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt

Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig

auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-

granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die

schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In

den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen

Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-

derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit

einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-

muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-

gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen

und Fetten

Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der

Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-

deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der

Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen

Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch

vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten

Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die

Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den

westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant

wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-

chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit

der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-

gen ist

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

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Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs

Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit

der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser

enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-

mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen

keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das

Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-

gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt

haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen

Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-

teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto

der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-

intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu

90 Prozent betragen

Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-

scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-

flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle

doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung

zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und

einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-

nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-

erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen

dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst

und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-

ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-

erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-

chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit

dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-

pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-

kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst

und Gemuumlse

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

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Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch

eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist

legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit

eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-

ten spielt unter denen der Westen besonders leidet

Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs

Untersuchtes

Nahrungsmittel

Beobachtete

Risiko-

reduktion

Gesamtzahl

der Untersu-

chungen

Prozentsatz () an

Untersuchungen

die auf eine Verrin-

gerung des Risikos

hindeuten

Gemuumlse allgemein 59 74 80

Obst allgemein 36 56 64

Rohes Gemuumlse 40 46 87

Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)

38 55 69

Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)

27 35 77

Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77

Karotten 59 72 81

Tomaten 36 51 71

Zitrusfruumlchte 27 41 66

Tabelle 3

Qu

elle

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UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE

Richard Beacuteliveau Denis Gingras

Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen

Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2

Goldmann

Erscheinungstermin Maumlrz 2010

Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht

Page 23: beliveau krebszellen CS55.indd 1 21.08.2014 07:06:44 · 2016-04-25 · Dr. med. Denis Gingras Krebszellen mögen keine Himbeeren Nahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem stärken

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

23

Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-

lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen

der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist

uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund

einer minimalen Menge von Pestiziden

Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-

trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-

zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-

zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-

gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-

weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-

mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der

Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung

Abbildung 2

Ernaumlhrungsdefizite30

Rauchen30

Andere 1 Umweltverschmutzung 2

Drogen 2

UV-Strahlen 2

Alkohol 3

Infektionen 5

Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5

Berufsbedingte Risiken 5

GenetischeFaktoren

15

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

24

uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der

Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung

Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber

krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden

wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern

und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei

Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren

verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-

wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-

ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-

krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise

veraumlndern

Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten

Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird

eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung

von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-

saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel

Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation

veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-

garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000

Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den

westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-

ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern

Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger

und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des

Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen

Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

25

einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-

figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten

Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-

kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-

schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-

ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs

in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an

waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen

Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-

krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und

West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der

Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-

krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das

Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-

onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart

Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz

Abbildung 3

Qu

elle

GLO

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N 2

00

2

Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)

lt 109

lt 146

lt 191

lt 261

lt 406

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

26

betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger

ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-

geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar

hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen

Hemisphaumlre sind davon betroffen

Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass

diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-

tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern

vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten

verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-

ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In

dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-

kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-

nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der

der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung

verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-

pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart

bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und

naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-

nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-

panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion

mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert

sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene

kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen

Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen

wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-

dert

Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-

fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-

pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll

nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-

keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-

beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

27

voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-

rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich

bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung

als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-

rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs

das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil

die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-

patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Japan

Hawaii

Japaner Weiszlige

Speiseroumlhre 131 46 75

Magen 1311 397 217

Dickdarm 83 371 368

Rektum 93 297 204

Lunge 268 379 962

Prostata 14 154 343

Brust 315 1221 1869

Gebaumlrmutterhals 364 149 243

Gebaumlrmutter 26 407 714

Eierstock 53 160 274

Tabelle 1

Qu

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

28

keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung

praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend

sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-

voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind

aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-

baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen

nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern

sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Ibadan

Vereinigte Staaten

Schwarze Weiszlige

Dickdarm 34 351 315

Rektum 34 204 225

Leber 272 77 36

Bauchspeicheldruumlse 55 225 124

Kehlkopf 37 193 141

Prostata 134 651 275

Lunge 27 1532 981

Brust 337 1187 1650

Gebaumlrmutter 42 407 714

Malignes Lymphom 133 7 4

Tabelle 2

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

29

Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit

spielen

Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-

fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben

dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt

Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig

auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-

granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die

schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In

den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen

Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-

derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit

einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-

muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-

gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen

und Fetten

Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der

Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-

deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der

Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen

Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch

vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten

Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die

Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den

westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant

wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-

chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit

der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-

gen ist

beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

30

Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs

Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit

der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser

enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-

mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen

keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das

Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-

gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt

haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen

Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-

teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto

der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-

intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu

90 Prozent betragen

Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-

scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-

flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle

doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung

zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und

einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-

nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-

erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen

dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst

und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-

ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-

erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-

chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit

dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-

pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-

kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst

und Gemuumlse

beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

31

Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch

eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist

legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit

eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-

ten spielt unter denen der Westen besonders leidet

Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs

Untersuchtes

Nahrungsmittel

Beobachtete

Risiko-

reduktion

Gesamtzahl

der Untersu-

chungen

Prozentsatz () an

Untersuchungen

die auf eine Verrin-

gerung des Risikos

hindeuten

Gemuumlse allgemein 59 74 80

Obst allgemein 36 56 64

Rohes Gemuumlse 40 46 87

Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)

38 55 69

Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)

27 35 77

Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77

Karotten 59 72 81

Tomaten 36 51 71

Zitrusfruumlchte 27 41 66

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UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE

Richard Beacuteliveau Denis Gingras

Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen

Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2

Goldmann

Erscheinungstermin Maumlrz 2010

Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht

Page 24: beliveau krebszellen CS55.indd 1 21.08.2014 07:06:44 · 2016-04-25 · Dr. med. Denis Gingras Krebszellen mögen keine Himbeeren Nahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem stärken

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

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uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der

Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung

Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber

krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden

wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern

und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei

Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren

verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-

wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-

ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-

krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise

veraumlndern

Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten

Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird

eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung

von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-

saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel

Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation

veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-

garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000

Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den

westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-

ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern

Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger

und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner

Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des

Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen

Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

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einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-

figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten

Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-

kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-

schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-

ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs

in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an

waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen

Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-

krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und

West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der

Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-

krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das

Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-

onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart

Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz

Abbildung 3

Qu

elle

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Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)

lt 109

lt 146

lt 191

lt 261

lt 406

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

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betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger

ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-

geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar

hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen

Hemisphaumlre sind davon betroffen

Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass

diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-

tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern

vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten

verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-

ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In

dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-

kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-

nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der

der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung

verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-

pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart

bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und

naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-

nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-

panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion

mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert

sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene

kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen

Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen

wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-

dert

Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-

fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-

pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll

nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-

keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

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voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-

rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich

bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung

als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-

rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs

das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil

die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-

patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Japan

Hawaii

Japaner Weiszlige

Speiseroumlhre 131 46 75

Magen 1311 397 217

Dickdarm 83 371 368

Rektum 93 297 204

Lunge 268 379 962

Prostata 14 154 343

Brust 315 1221 1869

Gebaumlrmutterhals 364 149 243

Gebaumlrmutter 26 407 714

Eierstock 53 160 274

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

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keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung

praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend

sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-

voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind

aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-

baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen

nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern

sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Ibadan

Vereinigte Staaten

Schwarze Weiszlige

Dickdarm 34 351 315

Rektum 34 204 225

Leber 272 77 36

Bauchspeicheldruumlse 55 225 124

Kehlkopf 37 193 141

Prostata 134 651 275

Lunge 27 1532 981

Brust 337 1187 1650

Gebaumlrmutter 42 407 714

Malignes Lymphom 133 7 4

Tabelle 2

Qu

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

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Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit

spielen

Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-

fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben

dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt

Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig

auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-

granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die

schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In

den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen

Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-

derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit

einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-

muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-

gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen

und Fetten

Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der

Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-

deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der

Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen

Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch

vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten

Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die

Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den

westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant

wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-

chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit

der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-

gen ist

beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

30

Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs

Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit

der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser

enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-

mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen

keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das

Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-

gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt

haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen

Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-

teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto

der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-

intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu

90 Prozent betragen

Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-

scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-

flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle

doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung

zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und

einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-

nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-

erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen

dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst

und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-

ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-

erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-

chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit

dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-

pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-

kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst

und Gemuumlse

beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

31

Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch

eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist

legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit

eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-

ten spielt unter denen der Westen besonders leidet

Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs

Untersuchtes

Nahrungsmittel

Beobachtete

Risiko-

reduktion

Gesamtzahl

der Untersu-

chungen

Prozentsatz () an

Untersuchungen

die auf eine Verrin-

gerung des Risikos

hindeuten

Gemuumlse allgemein 59 74 80

Obst allgemein 36 56 64

Rohes Gemuumlse 40 46 87

Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)

38 55 69

Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)

27 35 77

Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77

Karotten 59 72 81

Tomaten 36 51 71

Zitrusfruumlchte 27 41 66

Tabelle 3

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elle

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UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE

Richard Beacuteliveau Denis Gingras

Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen

Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2

Goldmann

Erscheinungstermin Maumlrz 2010

Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht

Page 25: beliveau krebszellen CS55.indd 1 21.08.2014 07:06:44 · 2016-04-25 · Dr. med. Denis Gingras Krebszellen mögen keine Himbeeren Nahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem stärken

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

25

einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-

figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten

Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-

kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-

schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-

ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs

in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an

waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen

Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-

krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und

West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der

Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-

krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das

Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-

onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart

Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz

Abbildung 3

Qu

elle

GLO

BO

CA

N 2

00

2

Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)

lt 109

lt 146

lt 191

lt 261

lt 406

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

26

betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger

ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-

geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar

hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen

Hemisphaumlre sind davon betroffen

Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass

diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-

tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern

vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten

verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-

ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In

dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-

kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-

nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der

der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung

verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-

pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart

bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und

naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-

nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-

panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion

mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert

sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene

kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen

Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen

wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-

dert

Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-

fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-

pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll

nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-

keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-

beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

27

voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-

rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich

bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung

als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-

rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs

das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil

die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-

patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Japan

Hawaii

Japaner Weiszlige

Speiseroumlhre 131 46 75

Magen 1311 397 217

Dickdarm 83 371 368

Rektum 93 297 204

Lunge 268 379 962

Prostata 14 154 343

Brust 315 1221 1869

Gebaumlrmutterhals 364 149 243

Gebaumlrmutter 26 407 714

Eierstock 53 160 274

Tabelle 1

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

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keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung

praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend

sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-

voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind

aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-

baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen

nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern

sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Ibadan

Vereinigte Staaten

Schwarze Weiszlige

Dickdarm 34 351 315

Rektum 34 204 225

Leber 272 77 36

Bauchspeicheldruumlse 55 225 124

Kehlkopf 37 193 141

Prostata 134 651 275

Lunge 27 1532 981

Brust 337 1187 1650

Gebaumlrmutter 42 407 714

Malignes Lymphom 133 7 4

Tabelle 2

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) J

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

29

Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit

spielen

Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-

fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben

dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt

Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig

auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-

granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die

schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In

den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen

Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-

derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit

einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-

muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-

gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen

und Fetten

Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der

Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-

deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der

Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen

Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch

vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten

Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die

Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den

westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant

wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-

chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit

der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-

gen ist

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

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Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs

Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit

der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser

enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-

mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen

keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das

Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-

gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt

haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen

Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-

teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto

der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-

intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu

90 Prozent betragen

Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-

scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-

flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle

doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung

zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und

einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-

nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-

erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen

dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst

und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-

ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-

erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-

chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit

dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-

pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-

kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst

und Gemuumlse

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

31

Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch

eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist

legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit

eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-

ten spielt unter denen der Westen besonders leidet

Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs

Untersuchtes

Nahrungsmittel

Beobachtete

Risiko-

reduktion

Gesamtzahl

der Untersu-

chungen

Prozentsatz () an

Untersuchungen

die auf eine Verrin-

gerung des Risikos

hindeuten

Gemuumlse allgemein 59 74 80

Obst allgemein 36 56 64

Rohes Gemuumlse 40 46 87

Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)

38 55 69

Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)

27 35 77

Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77

Karotten 59 72 81

Tomaten 36 51 71

Zitrusfruumlchte 27 41 66

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UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE

Richard Beacuteliveau Denis Gingras

Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen

Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2

Goldmann

Erscheinungstermin Maumlrz 2010

Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht

Page 26: beliveau krebszellen CS55.indd 1 21.08.2014 07:06:44 · 2016-04-25 · Dr. med. Denis Gingras Krebszellen mögen keine Himbeeren Nahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem stärken

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

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betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger

ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-

geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar

hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen

Hemisphaumlre sind davon betroffen

Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass

diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-

tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern

vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten

verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-

ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In

dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-

kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-

nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der

der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung

verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-

pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart

bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und

naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-

nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-

panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion

mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert

sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene

kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen

Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen

wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-

dert

Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-

fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-

pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll

nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-

keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

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voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-

rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich

bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung

als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-

rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs

das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil

die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-

patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Japan

Hawaii

Japaner Weiszlige

Speiseroumlhre 131 46 75

Magen 1311 397 217

Dickdarm 83 371 368

Rektum 93 297 204

Lunge 268 379 962

Prostata 14 154 343

Brust 315 1221 1869

Gebaumlrmutterhals 364 149 243

Gebaumlrmutter 26 407 714

Eierstock 53 160 274

Tabelle 1

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

28

keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung

praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend

sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-

voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind

aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-

baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen

nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern

sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Ibadan

Vereinigte Staaten

Schwarze Weiszlige

Dickdarm 34 351 315

Rektum 34 204 225

Leber 272 77 36

Bauchspeicheldruumlse 55 225 124

Kehlkopf 37 193 141

Prostata 134 651 275

Lunge 27 1532 981

Brust 337 1187 1650

Gebaumlrmutter 42 407 714

Malignes Lymphom 133 7 4

Tabelle 2

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Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit

spielen

Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-

fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben

dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt

Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig

auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-

granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die

schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In

den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen

Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-

derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit

einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-

muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-

gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen

und Fetten

Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der

Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-

deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der

Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen

Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch

vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten

Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die

Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den

westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant

wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-

chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit

der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-

gen ist

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

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Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs

Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit

der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser

enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-

mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen

keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das

Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-

gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt

haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen

Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-

teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto

der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-

intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu

90 Prozent betragen

Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-

scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-

flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle

doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung

zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und

einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-

nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-

erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen

dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst

und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-

ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-

erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-

chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit

dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-

pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-

kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst

und Gemuumlse

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

31

Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch

eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist

legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit

eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-

ten spielt unter denen der Westen besonders leidet

Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs

Untersuchtes

Nahrungsmittel

Beobachtete

Risiko-

reduktion

Gesamtzahl

der Untersu-

chungen

Prozentsatz () an

Untersuchungen

die auf eine Verrin-

gerung des Risikos

hindeuten

Gemuumlse allgemein 59 74 80

Obst allgemein 36 56 64

Rohes Gemuumlse 40 46 87

Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)

38 55 69

Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)

27 35 77

Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77

Karotten 59 72 81

Tomaten 36 51 71

Zitrusfruumlchte 27 41 66

Tabelle 3

Qu

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UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE

Richard Beacuteliveau Denis Gingras

Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen

Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2

Goldmann

Erscheinungstermin Maumlrz 2010

Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht

Page 27: beliveau krebszellen CS55.indd 1 21.08.2014 07:06:44 · 2016-04-25 · Dr. med. Denis Gingras Krebszellen mögen keine Himbeeren Nahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem stärken

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

27

voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-

rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich

bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung

als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-

rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs

das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil

die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-

patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Japan

Hawaii

Japaner Weiszlige

Speiseroumlhre 131 46 75

Magen 1311 397 217

Dickdarm 83 371 368

Rektum 93 297 204

Lunge 268 379 962

Prostata 14 154 343

Brust 315 1221 1869

Gebaumlrmutterhals 364 149 243

Gebaumlrmutter 26 407 714

Eierstock 53 160 274

Tabelle 1

Qu

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

28

keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung

praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend

sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-

voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind

aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-

baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen

nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern

sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Ibadan

Vereinigte Staaten

Schwarze Weiszlige

Dickdarm 34 351 315

Rektum 34 204 225

Leber 272 77 36

Bauchspeicheldruumlse 55 225 124

Kehlkopf 37 193 141

Prostata 134 651 275

Lunge 27 1532 981

Brust 337 1187 1650

Gebaumlrmutter 42 407 714

Malignes Lymphom 133 7 4

Tabelle 2

Qu

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) J

Na

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

29

Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit

spielen

Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-

fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben

dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt

Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig

auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-

granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die

schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In

den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen

Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-

derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit

einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-

muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-

gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen

und Fetten

Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der

Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-

deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der

Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen

Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch

vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten

Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die

Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den

westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant

wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-

chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit

der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-

gen ist

beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

30

Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs

Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit

der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser

enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-

mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen

keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das

Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-

gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt

haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen

Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-

teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto

der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-

intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu

90 Prozent betragen

Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-

scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-

flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle

doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung

zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und

einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-

nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-

erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen

dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst

und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-

ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-

erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-

chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit

dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-

pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-

kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst

und Gemuumlse

beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

31

Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch

eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist

legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit

eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-

ten spielt unter denen der Westen besonders leidet

Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs

Untersuchtes

Nahrungsmittel

Beobachtete

Risiko-

reduktion

Gesamtzahl

der Untersu-

chungen

Prozentsatz () an

Untersuchungen

die auf eine Verrin-

gerung des Risikos

hindeuten

Gemuumlse allgemein 59 74 80

Obst allgemein 36 56 64

Rohes Gemuumlse 40 46 87

Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)

38 55 69

Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)

27 35 77

Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77

Karotten 59 72 81

Tomaten 36 51 71

Zitrusfruumlchte 27 41 66

Tabelle 3

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UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE

Richard Beacuteliveau Denis Gingras

Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen

Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2

Goldmann

Erscheinungstermin Maumlrz 2010

Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht

Page 28: beliveau krebszellen CS55.indd 1 21.08.2014 07:06:44 · 2016-04-25 · Dr. med. Denis Gingras Krebszellen mögen keine Himbeeren Nahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem stärken

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

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keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung

praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend

sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-

voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind

aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-

baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen

nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern

sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende

Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern

Lokalisierung des

Primaumlrtumors

Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen

Ibadan

Vereinigte Staaten

Schwarze Weiszlige

Dickdarm 34 351 315

Rektum 34 204 225

Leber 272 77 36

Bauchspeicheldruumlse 55 225 124

Kehlkopf 37 193 141

Prostata 134 651 275

Lunge 27 1532 981

Brust 337 1187 1650

Gebaumlrmutter 42 407 714

Malignes Lymphom 133 7 4

Tabelle 2

Qu

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

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Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit

spielen

Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-

fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben

dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt

Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig

auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-

granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die

schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In

den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen

Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-

derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit

einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-

muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-

gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen

und Fetten

Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der

Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-

deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der

Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen

Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch

vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten

Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die

Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den

westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant

wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-

chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit

der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-

gen ist

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

30

Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs

Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit

der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser

enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-

mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen

keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das

Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-

gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt

haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen

Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-

teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto

der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-

intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu

90 Prozent betragen

Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-

scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-

flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle

doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung

zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und

einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-

nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-

erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen

dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst

und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-

ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-

erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-

chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit

dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-

pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-

kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst

und Gemuumlse

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

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Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch

eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist

legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit

eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-

ten spielt unter denen der Westen besonders leidet

Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs

Untersuchtes

Nahrungsmittel

Beobachtete

Risiko-

reduktion

Gesamtzahl

der Untersu-

chungen

Prozentsatz () an

Untersuchungen

die auf eine Verrin-

gerung des Risikos

hindeuten

Gemuumlse allgemein 59 74 80

Obst allgemein 36 56 64

Rohes Gemuumlse 40 46 87

Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)

38 55 69

Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)

27 35 77

Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77

Karotten 59 72 81

Tomaten 36 51 71

Zitrusfruumlchte 27 41 66

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UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE

Richard Beacuteliveau Denis Gingras

Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen

Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2

Goldmann

Erscheinungstermin Maumlrz 2010

Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht

Page 29: beliveau krebszellen CS55.indd 1 21.08.2014 07:06:44 · 2016-04-25 · Dr. med. Denis Gingras Krebszellen mögen keine Himbeeren Nahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem stärken

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

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Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit

spielen

Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-

fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben

dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt

Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig

auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-

granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die

schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In

den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen

Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-

derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit

einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-

muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-

gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen

und Fetten

Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der

Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-

deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der

Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen

Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch

vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten

Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die

Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den

westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant

wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-

chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit

der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-

gen ist

beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723

Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

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Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs

Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit

der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser

enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-

mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen

keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das

Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-

gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt

haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen

Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-

teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto

der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-

intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu

90 Prozent betragen

Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-

scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-

flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle

doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung

zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und

einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-

nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-

erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen

dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst

und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-

ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-

erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-

chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit

dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-

pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-

kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst

und Gemuumlse

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

31

Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch

eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist

legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit

eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-

ten spielt unter denen der Westen besonders leidet

Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs

Untersuchtes

Nahrungsmittel

Beobachtete

Risiko-

reduktion

Gesamtzahl

der Untersu-

chungen

Prozentsatz () an

Untersuchungen

die auf eine Verrin-

gerung des Risikos

hindeuten

Gemuumlse allgemein 59 74 80

Obst allgemein 36 56 64

Rohes Gemuumlse 40 46 87

Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)

38 55 69

Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)

27 35 77

Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77

Karotten 59 72 81

Tomaten 36 51 71

Zitrusfruumlchte 27 41 66

Tabelle 3

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UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE

Richard Beacuteliveau Denis Gingras

Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen

Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2

Goldmann

Erscheinungstermin Maumlrz 2010

Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht

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Teil I Krebs ein schrecklicher Feind

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Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs

Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit

der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser

enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-

mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen

keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das

Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-

gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt

haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen

Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-

teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto

der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-

intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu

90 Prozent betragen

Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-

scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-

flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle

doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung

zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und

einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-

nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-

erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen

dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst

und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-

ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-

erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-

chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit

dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-

pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-

kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst

und Gemuumlse

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Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

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Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch

eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist

legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit

eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-

ten spielt unter denen der Westen besonders leidet

Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs

Untersuchtes

Nahrungsmittel

Beobachtete

Risiko-

reduktion

Gesamtzahl

der Untersu-

chungen

Prozentsatz () an

Untersuchungen

die auf eine Verrin-

gerung des Risikos

hindeuten

Gemuumlse allgemein 59 74 80

Obst allgemein 36 56 64

Rohes Gemuumlse 40 46 87

Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)

38 55 69

Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)

27 35 77

Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77

Karotten 59 72 81

Tomaten 36 51 71

Zitrusfruumlchte 27 41 66

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UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE

Richard Beacuteliveau Denis Gingras

Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen

Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2

Goldmann

Erscheinungstermin Maumlrz 2010

Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht

Page 31: beliveau krebszellen CS55.indd 1 21.08.2014 07:06:44 · 2016-04-25 · Dr. med. Denis Gingras Krebszellen mögen keine Himbeeren Nahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem stärken

Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs

31

Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch

eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist

legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit

eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-

ten spielt unter denen der Westen besonders leidet

Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs

Untersuchtes

Nahrungsmittel

Beobachtete

Risiko-

reduktion

Gesamtzahl

der Untersu-

chungen

Prozentsatz () an

Untersuchungen

die auf eine Verrin-

gerung des Risikos

hindeuten

Gemuumlse allgemein 59 74 80

Obst allgemein 36 56 64

Rohes Gemuumlse 40 46 87

Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)

38 55 69

Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)

27 35 77

Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77

Karotten 59 72 81

Tomaten 36 51 71

Zitrusfruumlchte 27 41 66

Tabelle 3

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Richard Beacuteliveau Denis Gingras

Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen

Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2

Goldmann

Erscheinungstermin Maumlrz 2010

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Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen

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Goldmann

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