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1 1 Welt der Schönheit – Gesichtspflege und Make-up .......................... 3 2 Kosmetische Produkte im Überblick ............................................. 8 3 Präparategrundlagen in der Hautpflege ........................................ 28 4 Präparategrundlagen in der Farbkosmetik ..................................... 41 5 Einsatz und Funktion besonderer Inhaltsstoffe in Pflegekosmetika ....... 62 6 Einsatz und Funktion besonderer Inhaltsstoffe in dekorativen Kosmetika.......................................................... 103 7 Qualitätsanforderungen ........................................................... 126 8 Charakterisierung der Produkte .................................................. 143 Teil A Produkt-Know-how
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A1 Welt der Schönheit – Gesichtspflege und Make-up . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

2 Kosmetische Produkte im Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

3 Präparategrundlagen in der Hautpflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

4 Präparategrundlagen in der Farbkosmetik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41

5 Einsatz und Funktion besonderer Inhaltsstoffe in Pflegekosmetika . . . . . . . 62

6 Einsatz und Funktion besonderer Inhaltsstoffe

in dekorativen Kosmetika. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103

7 Qualitätsanforderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126

8 Charakterisierung der Produkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143

Teil AProdukt-Know-how

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1 Welt der Schönheit –Gesichtspflege und Make-upXenia Petsitis und Katrin Kipper

1.1 Bedeutung der kosmetischenProdukte gestern und heute

Die Ursprünge der Hautpflege gehen bis in dieZeit der altorientalischen Kulturen zurück, inder die Salbung ein Mittel zur Körperpflege undKrankenheilung war. Die Menschen ordnetenÖlen und Fetten magische Kräfte zu. Auf religiö-sem Gebiet war und ist die Salbung ein Weiheri-tus, der dem Geweihten göttliche Gnade über-mittelt und ihm eine Sonderstellung verleiht.Jesus erhielt den Beinamen Christos, ein aus dergriechischen Sprache stammendes Wort, das derGesalbte bedeutet.

Im Mittelalter wurde die Salbung im Abend-land als Teilakt der Thronerhebung verstanden.In Frankreich wurde erstmals Pippin III. (751n. Chr.) zum König gesalbt. Byzantinische Kai-ser folgten diesem Beispiel ab ca. 1000 n. Chr.Die Symbolkraft der Salbe spielt auch heutenoch bei sakramentalen Handlungen christli-cher Religionen mit Chrisam, einem mit Balsamvermischten Salböl, eine große Rolle.

Tierische Fette und pflanzliche Öle sind seitdem Altertum ebenso bekannt, wie die Herstel-lung von Seifen durch Verseifung von Fettsäu-ren oder Ölen mit Alkali. Dennoch dauerte esetliche Jahrhunderte, bis Scheele das im Fett ent-haltene Glycerin entdeckte (1783) und Chevreuldie Struktur der Fettsäuren aufklärte (1813–18)und damit in der Lage war, den Vorgang derVerseifung zu klären. In der heutigen Zeit wer-

den zahlreiche Fette künstlich aus Glycerin undFettsäuren hergestellt, und der Bereich der pfle-genden Kosmetik umfasst mit den Gebieten derGesundheitspflege, Hygiene und Prophylaxe einimmens großes Gebiet. Salben als ein typischesGesichtspflegeprodukt sind nicht mehr einLuxusgut, das nur den Herrschern vorbehaltenist, sondern werden in allen Klassen unsererGesellschaft verwendet.

Im Herbst 2011 hat der IKW (Industriever-band Körperpflege- und Waschmittel e. V.) dasMarktvolumen von Kosmetika in Deutschlandauf 12,6 Milliarden Euro geschätzt. Darin erfasstsind unter anderem 2,8 Milliarden Euro fürHaut- und Gesichtspflege, 3,0 Milliarden Eurofür Haarpflegemittel, über 1,4 Milliarden Eurofür dekorative Kosmetik und ca. 354 MillionenEuro für Seifen und Syndets. Der Bereich Natur-kosmetik entwickelte sich im Jahr 2011 mit einemWachstum von 9 % dynamisch (○Abb. 1.1).

Es werden in Deutschland jährlich etwa 3,8Milliarden einzelne Kosmetika verkauft.

Körperpflege vermittelt neben der Gesunder-haltung Wohlbefinden, Frische und Spannkraft.Der Konsument stellt folglich relativ hoheErwartungen an Kosmetika, denen durch Quali-tät, Wirksamkeit und Sicherheit entsprochenwerden kann.

Die Geschichte der dekorativen Kosmetik istso alt und so facettenreich wie die Menschheitselbst und keineswegs ein kürzlich kreiertesProdukt unserer modernen Gesellschaft. Schon

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1 Welt der Schönheit – Gesichtspflege und Make-up4

die vor über 5 000 Jahren lebenden BewohnerMesopotamiens kannten sich mit der Zuberei-tung kosmetischer Produkte aus. Sesam-, Rizi-nus- und Olivenöl wurden neben tierischen Fet-ten von z. B. Schafen, Gänsen oder Rindern alsBasisrohstoffe verwendet und ergaben zusam-men mit pulverisierten mineralischen Inhalts-stoffen Farbpasten zum Schminken. In den frü-hen Hochkulturen war die farbige Gestaltungvon Gesicht oder Körper ein Luxus, der fast aus-schließlich der wohlhabenden Bevölkerungs-schicht vorbehalten war. Verwendet wurden far-bige Mixturen, duftende Essenzen, Salben, Öleund sogar Seife, die sowohl der Körperpflege alsauch der Gesunderhaltung dienten. Die Anwen-dung farbiger Zubereitungen jedoch hatte größ-tenteils religiöse oder rituelle Gründe.

Die alten Ägypter verfügten, wie Analysender damals verwendeten Mixturen nahe legen,über ein recht umfangreiches chemisches Wis-sen. Als Grün diente z. B. Malachit, Grau undSchwarz wurde auf Basis von Blei- und Anti-monsulfid hergestellt. Bleiweiß stand sogar inunterschiedlicher Feinheit für Matt- und Glanz-effekte zur Verfügung. Nur die zum Teil extremeGiftigkeit einiger Substanzen war bis dahin nochunbekannt, denn auch Blei-, Zinnober- oderAntimonverbindungen wurden zum Betonender Augenlider oder Lippen verwendet.

Die Ägypter schminkten sich hauptsächlich,um den Göttern ähnlicher zu werden. Das

starke Akzentuieren der Augenpartie warbesonders verbreitet – zeitgenössische Relikteund figürliche Zeichnungen belegen dies sehranschaulich. Es gab sogar schon Schminkkäs-ten, in denen sich Tiegelchen und Töpfchen mitfarbigen Pulvern und Pasten zum Anmischenbefanden. Nofretete gilt als das wohl bekann-teste Beispiel einer Frau, die sich durch ihreSchminkkunst eine besondere Aura zu gebenvermochte.

Auch gegenwärtig spielen in den verschiede-nen Kulturkreisen rituelle und traditionelleGründe eine bedeutende Rolle für die Art undAnwendung von Körperfarben. Sogar dieabschreckende Wirkung der Kriegsbemalung istuns als Begriff aus früheren Zeiten erhaltengeblieben, der heute allerdings eher im übertra-genen Sinne für ein offensichtlich überschmink-tes Gesicht verwendet wird.

Die dekorative Kosmetik hat im Laufe derJahrtausende nicht nur Höhen, sondern auchTiefen durchschritten. Wurde die Körperpflegebei den Griechen und im römischen Reich nochkultiviert, so galt das Schminken im Mittelalterals verrucht und verpönt. Im Barockzeitalterwurde in besseren Kreisen wieder zu den farbi-gen Gewohnheiten zurückgefunden und sogardie Herren der Schöpfung benutzten Rouge,Puder und Lippenrot. Im 19. Jahrhundert hinge-gen galt das Make-up schon wieder als sündigund war höchstens bei Schauspielern geradenoch tolerierbar.

Als 1883 auf der Weltausstellung in Amster-dam der Lippenstift in praktischer Stiftform undnicht mehr als angeteigte Farbpaste vorgestelltwurde, erregte das „rote Würstchen“ großesöffentliches Aufsehen. Erst in den zwanzigerJahren des letzten Jahrhunderts kam die herausdrehbare Hülse dazu, die den Stift leichter in derHandhabung machte. In dieser Zeit zählten far-bige Kosmetikartikel aber immer noch zu denteuren Luxusartikeln. Erst mit den Sechzigernkam es im Bereich der dekorativen Kosmetik zueiner bleibenden Bodenbildung. Auf diesemFundament entstand seither eine fast unüber-schaubare Produktpalette, die vor allem durchdie kontinuierliche Erweiterung des Rohstoffan-

○ Abb. 1.1 Noch nie war die Auswahl an Pflege-produkten so groß wie heute.

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1.2 Besonderheiten der Pflegekosmetik 5

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gebotes stetig an Umfang und Dynamik zuge-nommen hat.

Nicht nur die leichtere Verfügbarkeit derGrundsubstanzen und ausgefeiltere Herstel-lungsverfahren, sondern auch die dadurcherschwinglicheren Preise führten dazu, dassFarbkosmetika ihren Luxuscharakter mehr undmehr verloren haben. Hinzu kommt, dass die inden 1950er und 1960er Jahren teilweise nochvorhandenen moralischen Vorbehalte gegen-über geschminkten Frauen endgültig und rest-los ausgeräumt sind. Heutzutage ist das Selbst-verständnis der Frauen so groß, dass die Ver-wendung von Make-up-Produkten ein gutesStück Normalität darstellt. Frauen jeden Altersund jeder Herkunft bieten sich unendlich vieleMöglichkeiten, mit etwas Rouge oder Lippen-stift ihrer Persönlichkeit mehr Ausdruck zu ver-leihen und sie tun dies auch so frei und unge-zwungen wie nie zuvor.

Ein Grund für die breite Akzeptanz von Farb-kosmetika ist, dass sich mit etwas Make-up Posi-tives unterstreichen und Unvorteilhaftes über-spielen lässt (○Abb. 1.2). Sichtbare Effekte, dierelativ schnell zu erzielen sind und das persönli-che Selbstwertgefühl im Nu steigern: EinAbdeckstift kaschiert unauffällig dunkle Schat-ten um die Augen, Mascara lässt sie größer undfreundlicher wirken und ein müder, unregelmä-ßiger Teint kann leicht mit einer Foundationegalisiert werden. Und der Schönmacher Num-mer 1, der Lippenstift, hat sich schon oft als ide-aler kleiner Helfer gegen schlechte Stimmungenerwiesen.

1.2 Besonderheiten derPflegekosmetik

Die pflegende Kosmetik umfasst Maßnahmenzur Bewahrung der natürlichen Struktur undFunktion der Haut im Sinne von Reinigung,Pflege und Schutz. Das Gleichgewicht der Hautsoll erhalten bzw. wiederhergestellt werden,wobei der Goldstandard der Zustand der nor-malen Haut ist. Dabei wird die Haut als intakteBarriere und damit als Schutz der darunter lie-

genden Gewebe und Organe gegen mechanischeund chemische Reize gesehen. Herrscht in die-ser Barriere ein Ungleichgewicht, z. B. durcheinen lückenhaften Säureschutzmantel, so sollenPflegepräparate die Ergänzung der fehlendenKomponenten – in diesem Fall von Lipiden undFeuchthaltefaktoren – ermöglichen. Weiterhinkann die physikalische Funktion der Haut imSinne einer Lichtschwiele und eines Schutzwallsgegen Mikroorganismen und Austrocknungdurch Pflegepräparate unterstützt werden.

Die Pflegekosmetik hat sich in den letztenJahren immer weiter spezialisiert. Während esfrüher primär einfache Fettcremes für diegepflegte Frau gab, werden heute für jeden Haut-typ, jeden Hautzustand, jedes Alter, jede Jahres-zeit, für besondere Witterung und Umweltbe-dingungen, für Tag und Nacht spezielle Pro-dukte – auch für Männer – angeboten. DieBedürfnisse der Konsumenten werden im Zeit-alter des Anti-Aging intensiv beleuchtet undaufgeschlüsselt. Viele Kosmetikanbieter tum-meln sich auf dem Markt und konkurrieren mitinnovativen Inhaltsstoffen, High-tech-Galeni-ken und immer neuen Verpackungen. Es reicht

○ Abb. 1.2 Ein dezentes Make-up sorgt für einepositive Ausstrahlung. La Roche Posay

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nicht mehr aus, wenn ein Produkt nur einenVorteil besitzt, neben dem Primärnutzen soll einSekundärnutzen erreicht werden. Multifunktio-nelle Pflegepräparate nennen sich die Resultate.So wird heute beispielsweise die banale Fett-creme der 1960er Jahre für die Frau um 40 nichtnur durch eine Tagescreme des Typs multipleEmulsion mit Radikalfängern und zusätzlich(Sekundärnutzen) Sonnenschutz ersetzt, son-dern die Pflege wird erweitert um eine perfektabgestimmte Nachtcreme, und das natürlichnicht aus der Aluminiumdose, sondern auseinem geschliffenen Glastiegel.

1.3 Besonderheiten desdekorativen Marktsegments

Die Farbkosmetik wird repräsentiert durch dieBegriffe dekorative Kosmetik (englisch colorcosmetics), Make-up oder Schminke undumfasst alle Produkte, die im weitesten Sinnezur optischen Gestaltung des Gesichts und desKörpers verwendet werden. Mitunter sind dieUnterschiede zwischen Farbkosmetik und denpflegenden Präparaten jedoch schon fließend.Body Lotions und Tagescremes mit Pearleffektsind keine Seltenheit mehr. Dekorative Kosme-tika sind jedoch viel mehr auf visuelle Reize aus-gerichtet. Doch mittlerweile findet auch derPflegeaspekt Einzug: Anit-Falten-Wirkstoffe,UV-Schutzfilter oder feuchtigkeitsbindendeSubstanzen leisten ihr Dienste und werten dieProdukte qualitativ gezielt auf. Hinzu kommtdie attraktive Produktoptik. Nicht nur das Kos-metikum selbst, auch die Verpackung kann sehrpfiffig, praktisch oder so hochwertig und schöngestaltet sein, dass einige durchaus den Statuskleiner Kostbarkeiten genießen und sich alsansprechendes Dekorationsobjekt im Badezim-mer eignen.

In der Welt der Schönheitsfarben etabliertesich im Laufe der letzten Jahre eine Besonder-heit: Es gibt spezielle Produkte, deren Farbschat-tierung sich nach der aktuellen Mode richtet.Dadurch sind zwei getrennt zu betrachtendeFarbbereiche entstanden, die allgemein als Stan-

dardsortiment und Saisonfarben bezeichnetwerden und die von vielen Kosmetikherstellernangeboten werden.

StandardsortimentDas Standardsortiment umfasst das ganzjährigverfügbare, saisonunabhängige Produkt- undFarbangebot eines Kosmetikanbieters. Darinfinden sich alle für ein komplettes Make-uperforderlichen Präparate, die vom Hersteller inunterschiedlichen Farbnuancen angeboten wer-den. Die Auswahl der Farbnuancen sollte dabeiso gestaltet sein, dass aus jeder Farbfamilie eineoder mehrere Nuancen zur Verfügung stehenund jede Frau die ihren Vorstellungen entspre-chende und für ihren Farbtyp passende Farbefinden kann. Dieses Basisprogramm wird vor-zugsweise in speziellen Präsentationsdisplaysangeboten, die zusätzlich mit sogenannten Tes-tern ausgestattet sind. Anhand eines Probeauf-strichs kann damit jede Farbnuance auf ihreFarbwirkung und Textur hin überprüft werden– ein äußerst wichtiger Aspekt, der bei der Pro-duktauswahl eine nicht zu unterschätzendeRolle spielt.

Das gesamte Programmangebot ist imGegensatz zu den Saisonfarben eher auf Lang-fristigkeit ausgelegt, doch richtet sich die Ver-weildauer einzelner Farbvarianten auch nachihrem Verkaufserfolg. Findet eine Farbe gegen-über anderen Farbtönen deutlich wenigerAkzeptanz, so wird diese auch nach zwei oderdrei Jahren schon durch eine andere Nuanceersetzt. Erfolgreich verkaufte Farben aus demSaisonbereich bieten sich hier als Ersatz gera-dezu an, denn so bleibt auch das Farbspektrumdes Hauptsortiments auf einem aktuellen Stand.Es gibt somit keine Garantie auf längere Markt-verfügbarkeit. Das gilt jedoch nicht nur für diedekorative Kosmetik, sondern auch für Pro-dukte der Pflegeserien.

SaisonfarbenZwar ist die Auswahl an saisonalen Farben deut-lich kleiner als die des Standardsortimentes, ihreBedeutung ist dennoch nicht zu unterschätzen.Meist werden Saisonfarben als Extra-Sortiment

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1.3 Besonderheiten des dekorativen Marktsegments 7

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separat angeboten und tragen je nach Marken-name einen anderen Titel. Sie können als Früh-jahr- oder Sommerfarben, Herbst- oder Winter-farben, Mode-, Look- oder Promotionfarbenbezeichnet sein. Eines haben sie jedoch allegemeinsam: Sie bieten trendige oder außerge-wöhnliche Farbneuheiten und Produktkreatio-nen für jüngere, probierfreudige oder sehrmodebewusste Frauen an (○Abb. 1.3). Es han-delt sich dabei meist um ansprechend zusam-mengestellte kleine Ensembles, die zum Kaufanreizen sollen und das Renommee der Markenin puncto Aktualität unterstreichen. Häufig wer-den dazu farbstarke Produkte wie Nagellack,Lippenstift oder Lidschatten kombiniert ange-boten. Hautfarbene Produkte, wie z. B. Founda-tion oder Gesichtspuder spielen in diesem Falleine untergeordnete Rolle, denn der Teint ver-ändert sich nicht nach den Vorgaben der Mode.

Ähnlich wie im Bereich der Oberbekleidungfinden sich bei den sommerlich orientierten Sai-sonfarben meist frischere und hellere Töne wie-der, während für Herbst und Winter gedecktereund dunklere Nuancen vorherrschen. Der Farb-schwerpunkt einer Saison verschiebt sich jedochmit fester Regelmäßigkeit. Die Fashion-Trendsder Modebranche bestimmen, ob und in wel-cher Kombination die Farbrichtungen, wie z. B.Rot, Orange, Pink und Violett getragen werdenund welche Stoffqualitäten und Musterungenaktuell sind.

Nach den Vorgaben der Mode richtet sichauch die Auswahl der kosmetischen Farben. InAbhängigkeit vom Alter und der Struktur derZielgruppe einer Marke ist der Schwerpunkt derFarbnuancen jedoch unterschiedlich ausgerich-tet. Die junge sportliche, die konservativ-ele-gante, oder die mutig-flippige Kundin setzt ihreeigenen Maßstäbe und so bieten verschiedeneKosmetikmarken auch jeweils ihre eigene Farb-trendinterpretation an. Kennzeichnend fürdiese Produktgruppe ist jedoch ihre vergleichs-weise kurze Verweildauer im Markt, die drei bisvier Monate selten überschreitet. Die Bedeutung

von Modetrends und den daraus resultierendenKosmetikprodukten ist für den gesamten Kos-metikbereich nicht zu unterschätzen. In unserenschnelllebigen Zeit gehört „in sein“ für vieleFrauen einfach dazu. Und wer möchte nichtattraktiv und vorteilhaft betont ausehen? Dochein neuer Lippenstift, eine ausdrucksstarke Lid-schattenfarbe ist schnell mal ausgesucht. Wich-tig für die Anwenderin ist, die richtige Auswahlaus dem riesigen Angebot dekorativer Kosmetikzu treffen. Nicht nur Farbnuancen, auch schein-bar immer neue Darreichungs- und Applikati-onsformen konkurrieren im fast monatlichenRhythmus um die Gunst jeder interessiertenKäuferin. Hier sind Produkt-Know-how gefor-dert und Anwendungstipps hilfreich, wie manmit ein paar gekonnten Handgriffen den Teintauffrischt und dem Gesicht eine tolle und natür-liche Ausstrahlung verleiht. Auf diese Bereichewird im Folgenden weiter detailliert eingegan-gen.

○ Abb. 1.3 Welche Kosmetikfarben gerade „in“sind, hängt stark von den Fashiontrends derModebranche ab. La Roche Posay

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3 Präparategrundlagen in der Hautpflege28

3 Präparategrundlagen in der HautpflegeKatrin Kipper und Xenia Petsitis

3.1 Allgemeines

Kosmetikanwender stellen häufig die Frage, obdenn diese oder jene Creme überhaupt wirkenkann. Die Präparategrundlage trägt neben derchemischen Struktur der Inhaltsstoffe entschei-dend zur Tiefenwirkung topischer Darrei-chungsformen bei.

In folgender Reihe nimmt die Tiefenwirkungeiner Pflegegrundlage zu: Paste < Lösung < Hyd-rogel < O/W-Emulsion < W/O-Emulsion <Lipogel.

Je lipophiler ein Inhaltsstoff ist, desto besserkann er penetrieren. Die Größe der Partikelspielt ebenfalls eine wichtige Rolle, so eignensich hochmolekulare Verbindungen nichtbesonders gut zur Penetration in die Epidermis.Es sei an dieser Stelle aber auch nochmals daraufhingewiesen, dass das Ziel eines Kosmetikumsletztendlich nicht – wie bei einigen topischenArzneimitteln – der Wirkstofftransport in denBereich der Blutgefäße der oberen Dermis (Per-meation) oder die Resorption der Wirkstoffe indie Blutgefäße ist, sondern dass kosmetischeMittel reinigen, parfümieren, das äußereErscheinungsbild verändern, Körpergerüchebeeinflussen, schützen und einen guten (Haut-/Haar-)Zustand ermöglichen sollen (entspre-chend Artikel 1, Absatz 1 der Kosmetikrichtli-nie).

3.2 Salben

Das Arzneibuch definiert Salben als streichfä-hige Zubereitungen auf wasserfreier Grundlage(○Abb. 3.1). Typische Salben sind Vaseline, Öleund Silikone.

Chemisch-physikalisch betrachtet sind Sal-ben anisotrope Nebenvalenzgele, d. h. es erschei-nen in polarisiertem Licht unter bestimmtenVoraussetzungen Farberscheinungen und einekristallähnlich geordnete Struktur.

3.2.1 Salben im engeren SinnHydrophobe Salben sind Kohlenwasserstoffgelesowie Lipogele ohne Emulgatoren. Kohlenwas-serstoffgele – auch Carbogele genannt – basierenauf festen und flüssigen Kohlenwasserstoffenz. B. auf flüssigen Paraffinen oder Vaselinen.Flüssiges Paraffin hat öligen Charakter, dringtrasch in die Hornschicht ein, penetriert abernicht weiter und zeigt damit einen Oberflächen-effekt. Da Paraffine chemisch indifferent sind,zeigen darauf basierende Gele selten Unverträg-lichkeiten mit Wirk- und Hilfsstoffen und sindäußerst lange – fast unbegrenzt – haltbar. Dareine Kohlenwasserstoffgele besonders wasser-abweisend sind, werden sie häufig als Haut-schutzsalben eingesetzt. Kohlenwasserstoffgelekönnen auf der Haut Reizungen auslösen, wennihre Grundlagen nicht ausreichend gereinigtworden sind. In einem solchen Extremfall kann

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es zu Irritationen durch kanzerogene Stoffe wiez. B. polyzyklische Aromaten kommen.

Die häufigste Grundlage von Lipogelen bil-den Fette und Wachse. Fette bestehen natürli-cherweise aus Triglyceriden und Fettsäuren, z. B.Stearinsäure, Palmitinsäure und Ölsäure.Wachse sind Ester höherer Fettsäuren und Fett-alkohole, z. B. Wollwachs oder Bienenwachs.Die Fettgrundlagen bedingen, dass nur öllie-bende Substanzen und besonders feine Mikro-pigmente eingearbeitet werden können. Lipo-gele sind besonders hautverträglich und dringen– im Gegensatz zu Carbogelen – leicht in dieHaut ein. Lipogele reduzieren lang anhaltendden transepidermalen Wasserverlust, stabilisie-ren gut Suspensionen und verhindern auch beihöheren Temperaturen die Sedimentation vonInhaltsstoffen wie Zinkoxid. Lipogele beein-trächtigen die Hautatmung nicht, sind aber nurbegrenzt haltbar. Die begrenzte Haltbarkeitberuht auf einer möglichen Autoxidation derFette und einer eventuellen Verseifung enthalte-ner Ester.

Hydrophile Salben sind Kohlenwasserstoff-und Lipogele mit Emulgatoren (□Tab. 3.1). Mit

Wasser mischbare Grundlagen vom Typ festerund flüssiger Polyethylenglykole werden eben-falls zu den hydrophilen Salben gezählt.

3.2.2 EmulsionenEmulsionen begegnen uns täglich und ganzunmittelbar auch außerhalb der Kosmetik, bei-spielsweise als Nahrungsmittel in Form von But-ter, Margarine oder Mayonnaise. Im kosmeti-schen Bereich nehmen Emulsionen eine zent-rale Stellung ein und sind Grundlage der meistenPflegeprodukte für Gesicht und den gesamtenKörper (○Abb. 3.2). Sie enthalten neben Ölkom-ponenten auch wässrige und feuchtigkeitsbin-

○ Abb. 3.1 Salbenschema gemäß DAB (erweitert um multiple Emulsionen)

□ Tab. 3.1 Beispielrezeptur Hydrophile Salbe(pharmazeutische Grundlage)

Ölphase %

Vaseline weißVaseline dickflüssigCetylstearylalkoholNatriumcetylstearylsulfatWirkstoffeKonservierungssystem

34,534,527,03,0q. s.q. s.

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3 Präparategrundlagen in der Hautpflege30

dende Bestandteile, ähnlich wie der natürlicheSchutzfilm der Haut. Emulsionen bieten die ide-ale Voraussetzung, den physiologischen Anfor-derungen Haut gerecht zu werden und sie mitFett und Feuchtigkeit zu versorgen und siegepflegt und geschmeidig zu halten.

Je nach Konsistenz werden kosmetischeEmulsionen auch als Creme oder Lotionbezeichnet. Gängig sind auch die englischenBegriffe Cream, Fluid oder Milk. Die „deutsche“Lotion entspricht der „Milk“, wird jedoch auchgleichzeitig als englischer Ausdruck in Produkt-bezeichnungen verwendet.

Es handelt sich bei Emulsionen, thermody-namisch betrachtet, um metastabile Systeme.Das „Gefüge“ enthält zwei nicht miteinandermischbare Flüssigkeiten bzw. Phasen. Verkürztbezeichnet man die lipophile Phase auch alsÖlphase und mit dem Buchstaben „O“. Die hyd-rophile Phase ist auch als Wasserphase mit derAbkürzung „W“ geläufig. Emulsionen bestehenin der Regel aus der anteilig kleineren Ölphase,die verschiedene Öle, Fette oder auch Wachse insich vereint. Den Hauptanteil macht die wäss-rige Phase aus, die neben Wasser auch anderewasserlösliche Substanzen enthält, wie z. B.Feuchthaltemittel, Verdickungsmittel undandere notwendige Hilfsstoffe.

Besonderes Kennzeichen von Emulsionen ist,dass eine der beiden Phasen in Form feinst ver-

teilter Tröpfchen in der anderen Phase disper-giert ist. Durch die Verwendung von geeignetenEmulgatoren gelingt es, die innere, sogenanntedisperse Phase, in der äußeren, geschlossenenPhase in Schwebe zu halten, d. h. zu stabilisie-ren.

EmulgatortypenDer Auswahl eines geeigneten Emulgatorskommt eine besondere Bedeutung zu, da durchihn der Charakter der Emulsion entscheidendmitbestimmt wird. Das besondere Kennzeichenvon Emulgatoren ist ihr amphiphiler Charakter.Das Molekühl hat sowohl einen fettliebenden,als auch einen wasserliebenden Teil (○Abb. 3.3)und lagert sich als Mittler an den Grenzflächenbeider Phasen an. Die Phasentrennung, diesonst bei nicht mischbaren Flüssigkeiten als„Aufrahmen“ erkennbar ist, wird verhindert.

Je nach Emulgatortyp entstehen Wasser-in-Öl-, oder Öl-in-Wasser-Emulsionen (W/O-bzw. O/W-Emulsionen). Die letztgenanntePhase ist dabei die äußere Phase.

Man unterscheidet anionische, kationische,amphotere und nichtionische Emulgatoren. Nat-riumstearat – die klassische Seife – beispielsweisezählt zum anionischen Typ, da hier eine negativeelektrische Ladung vorliegt. Eine positive elektri-sche Ladung tragen die kationischen Emulgato-ren. Sie kommen kaum als klassischer Emulgatorin Hautpflegeprodukten vor, treten aber häufig inForm quartärer Ammoniumsalze in konditionie-rende Haarbehandlungsmitteln und Shampoosauf, da sie gut auf das Haar aufziehen und auchantistatische Eigenschaften haben.

○ Abb. 3.3 Schematischer Aufbau eines anioni-schen Emulgatormoleküls mit einem hydrophilenund einem lipophilen Teil. Diese Moleküle richtensich an den Grenzflächen der Wasser- und Ölphaseaus und stabilisieren so das System.

○ Abb. 3.2 Emulsionen für die Gesichtspflegewerden meist in Tiegeln angeboten. © MagdalenaŻurawska – Fotolia.com

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Amphotere Emulgatortypen vereinen posi-tive und negative Ladung in einem Molekül undheben sich quasi gegenseitig auf. SogenannteBetaine sind bekannte Vertreter dieser Gruppe.Sie werden vorwiegend in milden Haut- undHaareinigungsmitteln eingesetzt.

Nichtionische Emulgatoren, auch „Nonio-nics“ oder „Niotenside“ genannt, sind hingegensehr verbreitet. In der INCI erkennt man sieleicht an der Abkürzung PEG oder der Endung-eth (z. B. Steareth-21). Ihr Grundkörper besteht,vereinfacht dargestellt, in der Verknüpfungeines Polyethylenglykols (PEG) mit einem Fett-alkohol oder einer Fettsäure. Durch Variationder Kettenlängen der Polyethylenglykole, derFettalkohole oder Fettsäuren erhält man O/W-oder W/O-Emulgatoren mit unterschiedlichs-ten Produkteigenschaften. Genereller Vorteildieser synthetischen Rohstoffe gegenüber derklassischen Seife ist beispielsweise ihre Unemp-findlichkeit gegenüber hartem Wasser.

Aufbau von EmulsionenIhre Grundausrichtung und ihre Haupteigen-schaften erhalten Emulsionen also durch dieEmulsionsbasis, die aus Emollients (Lipiden, diedie Haut weich und geschmeidig machen), derWasserphase und dem passenden Emulgatorbesteht. Der Emulgator, der ggf. noch einen Co-Emulgator für seine optimale Wirkung benötigt,ist in der Regel der maßgebliche Faktor für dieQualität einer Emulsion, ihre Anwendungsei-genschaften, ihre Stabilität und die Erschei-nungsform. Die Komposition der Öl- und derWasserphase übt ihrerseits auch einen gewissenEinfluss aus, ist jedoch weniger richtungswei-send als der Emulgatortyp an sich.

O/W-EmulsionenÖl-in-Wasser-Emulsionen stellen den Großteilder kosmetischen Emulsionen dar. Die inneredisperse Phase besteht aus den öligen Bestand-teilen, die Wasserphase stellt die äußere,geschlossene Phase dar. Sie zeichnen sich imVergleich zu den W/O-Formulierungen durchihr schnelleres Einzugsvermögen in die Hautaus und ihren weniger fettenden Charakter. Da

das Wasser der äußeren Phase schneller ver-dunstet haben sie auch einen kühlenden Ein-fluss. Sie lassen sich leicht auf der Haut verteilenund bilden die Grundlage für Gesichtscremes,Hand-, Körperpflege- oder Reinigungsemulsio-nen (□Tab. 3.2).

TippFür den Verbraucher sind O/W-Emulsionen an ihrereinfachen Wasserverdünnbarkeit und problemlo-sen Abwaschbarkeit von der Haut erkennbar. W/O-Emulsionen sind dagegen nicht mit Wasser misch-bar und erscheinen eher wasserabweisend. Cremes,die reichhaltig und durchaus etwas „fettig“ wirkendürfen, wie z.B. Nachtcremes oder auch Pflege-cremes für die reifere Haut, sind häufig als W/O-Emulsionen konzipiert. Beim Auftragen und Ver-streichen ist häufig eine etwas stärkere Zähigkeit zuspüren, der aufgetragene Film wirkt mitunter auchleicht glänzend. Der Lipidfilm bleibt jedoch besserund länger auf der Haut erhalten und ist gerade fürtrockene und empfindliche Haut als Schutzbarrierewillkommen.

□ Tab. 3.2 Basisrezepturbeispiel einer Tagespfle-geemulsion Typ O/W

Wasserphase %

Wasser, entmineralisiertGlycerolHydroxyethylcelluloseDisodium EDTA (INCI)ButylenglykolKonservierungsmittel

ad 100,004,0–5,0%0,2%0,05%3,0%q.s.

Ölphase %

Cetearyl Alcohol (INCI)SqualaneParaffinölPflanzenöl/synthetischesTriglyceridSteareth-21(INCI)Steareth-2 (INCI)KonservierungsmittelParfümöl

1,5%4,0%6,0%

5–10%1,0%3,0%q.s.q. s.

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3 Präparategrundlagen in der Hautpflege32

Da Fettglanz im Gesicht nicht erwünscht ist,basieren Tagescremes meist auf O/W-Emulsionen. Sie wirken leicht, gut verteilbarund ziehen spürbar schneller ein – ein Effekt,der durch das Verdunsten des Wassers in deräußeren Phase entsteht.○Abb. 3.4 verdeutlicht den Unterschied zwi-

schen einer W/O- und O/W-Emulsion.

W/O-EmulsionenBei der Wasser-in-Öl-Emulsion bildet dieÖlphase die äußere geschlossene Phase des Sys-tems, die disperse wässrige Phase ist die innerePhase (□Tab. 3.3). Der bei der Applikation ent-stehende Fettfilm sorgt dafür, dass das Wasserder dispersen Phase nicht so schnell verflüchtigtund an die Haut abgegeben werden kann. DieseEmulsionsform eignet sich insbesondere für dieAnwendung bei trockener Haut, da der Ölpha-senanteil hier in der Regel auch höher liegt alsbeim O/W-Typ. Diese Grundlage eignet sichneben Nachtpflegecremes auch für reichhaltigeKörperemulsionen, spezielle Abschminklotio-nen, Pflegeprodukte für Babys und die häufigdurch Lipidmangel gekennzeichnete Altershaut.

Ohne Wachse ergibt sich eine flüssigereEmulsion, mit Wachsanteil wird sie viskoser.

Multiple Emulsionen (W/O/W, O/W/O)Emulsionssysteme, in denen Tröpfchen der dis-pergierten Phase ihrerseits fein verteilte Tröpf-chen der anderen Phase enthalten, werden auchmultiple Emulsionen oder Tripelemulsionengenannt (○Abb. 3.5). Auf diese Weise können

W/O/W- sowie O/W/O-Zubereitungen entste-hen. Für den kosmetischen Einsatz ist derW/O/W-Emulsionstyp eher geeignet, da dieäußere Wasserphase das Auftragsverhaltenerleichtert. In der äußersten Wasserphase befin-det sich eine Ölphase und darin wiederum eineWasserphase.

Die Herstellung multipler Emulsionen istaufwendiger als die für einfache Systeme. Sieerfordert eine sorgsame Rohstoffauswahl, umdie Phaseninversion zu vermeiden und eine aus-reichende Lagerstabilität zu erhalten. Es sindsogenannte Ein- und Zweistufenverfahrenbekannt, die hier im Detail jedoch nicht weitererläutert werden. Es wird auf einschlägige Lite-ratur verwiesen.

Solche Emulsionsformen werden insbeson-dere dann gewählt, wenn Wirkstoffe besondersempfindlich oder schwer formulierbar sind,oder ihre Freisetzung aus der Creme verzögertwerden soll. Der O/W/O-Typ wirkt aufgrunddes verhältnismäßig hohen Ölgehaltes deutlichzäher im Auftrag und kommt in der Pflegekos-metik eher selten zum Einsatz.

MikroemulsionenMikroemulsionen sind Systeme, die aus einerwässrigen, einer lipophilen sowie einer amphip-hilen Komponente aufgebaut sind und als ein-phasige Flüssigkeiten vorliegen, die sich spontanbilden. Die Bezeichnung Mikroemulsion istdaher irreführend, da es sich nicht um Emulsio-nen, also Mehrphasensysteme im eigentlichenSinne, handelt, sondern um kolloidale Lösun-

○ Abb. 3.4 Klassisches, vereinfachtes Schemaeiner O/W-Emulsion (A) und einer W/O-Emulsion(B); hell = Wasserphase, dunkel = Ölphase

○ Abb. 3.5 Schema einer W/O/W-Emulsion (A) undeiner O/W/O-Emulsion (B); hell = Wasserphase,dunkel = Ölphase

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gen. Öl und Wasser sind in diesem Einphasen-system in hoher Konzentration enthalten, dasmehr als 80 % des Gesamtvolumens ausmachenkann. Diese in der Regel niedrigviskosen Sys-teme enthalten ferner ein Tensid in Kombina-tion mit einem Co-Tensid, so dass Mikroemulsi-onen sehr gut als universelle Lösungsmittel fürhydrophile und lipophile Bestandteile fungierenkönnen. Als dafür geeignete Emulgatoren die-nen z. B. ethoxylierte nichtionogene Substanzenwie Ceteareth-12 (INCI). Am Kosmetikmarkthaben sich Mikroemulsionen bislang jedochnicht für die breite Anwendung durchgesetzt, dasie formulierungstechnisch aufwendig sind.

EmulsionsherstellungDie Herstellung erfordert ein auf die Bestand-teile und ihre speziellen Erfordernisse abge-stimmtes Verfahren. Beim Emulgieren mussEnergie in das System eingetragen werden, umeine feine Tröpfchenverteilung zu erreichen unddie Öl- und die Wasserphase miteinander zuvereinigen. Temperaturführung, Phasenvereini-gung, Rührgeschwindigkeit, Homogenisierin-tensität und -zeit sind dafür entscheidende Fak-toren.

Herstellungsprozess von EmulsionenDie anzuwendende Technik richtet sich nach demerwünschten Emulsionstyp, dem eingesetztenEmulgator und den Verarbeitungseigenschaften derübrigen Rohstoffe.

Allgemeines Vorgehen bei O/W-Emulsionen:Vorlegen der auf 60–85°C erhitzten Wasserphaseim Kessel. Unter Rühren erfolgt die kontinuierlicheZugabe der auf 70–85°C erwärmten Ölphase, ggf.mit dem darin enthaltenen Emulgator. Bei W/O-Emulsionen kann die auf 70–85°C erhitzte Ölphaseebenfalls im Kessel vorgelegt werden. Unter Rührenwird die ebenfalls erhitzte oder ggf. kalte Wasser-phase langsam zugegeben, d.h. emulgiert. Die sichjeweils anschließende Homogenisierung dient derFeinverteilung der dispersen Phase, der Reduzie-rung der Teilchengrößen und damit der Stabilisie-rung der Emulsion. Die Herstellungsparameter(Temperaturführung, Emulgierzeiten, notwendigeHomogenisier- bzw. Scherenergie) sind für jedeEmulsion spezifisch und bestimmen letztendlichüber die Qualität und Stabilität der Emulsion.

Die Tröpfchengrößen variieren je nach Herstel-lungsprozess und liegen polydispers, d. h. unein-heitlich vor. Die Teilchengröße liegt bei> 1000 nm, bei sogenannten Mikroemulsionenbei 100–500 nm. Zu den Mischformen zähltman die multiplen Emulsionen des TypsW/O/W und die O/W/O.

Die „richtige“ KompositionDie Zusammensetzung von Emulsionen, d. h.die Komposition der Einzelbestandteile der Öl-und Wasserphase sind die entscheidendeGrundlage für die Attraktivität, Applikationsei-genschaften, Wirksamkeit und nicht zuletzt ihreStabilität. Sie müssen sorgsam aufeinanderabgestimmt sein, um alle anwendungstechni-schen Erfordernisse erfüllen zu können.

Die Auswahl kosmetischer Öle ist sehr groß:synthetisch oder natürlichen Ursprungs, klar,gelblich, transparent oder opak oder auch miteinem charakteristischen Eigengeruch. Sie kön-nen hoch-, mittel- oder niedrigpolar sein, was

□ Tab. 3.3 Rezepturbeispiel einer einfachen Basisfür W/O-Emulsionen

Wasserphase %

Wasser, entmineralisiertGlycerolMagnesiumsulfatKonservierungsmittel

ad 100,004,0–5,0%0,7%q.s.

Ölphase %

Glycerinsorbitan-FettsäureesterPolyethoxy-FettsäureesterParaffinölsynthetisches TriglyceridIsopropylpalmitatBienenwachsMikrokristallines WachsKonservierungsmittelParfümöl

2,0%2,0%5,0–8,0%5,0–10,0%5,0–8,0%0–3,0%0–4,0%q.s.q. s.

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3 Präparategrundlagen in der Hautpflege34

nicht nur für die Anwendungseigenschaften,sondern auch für das Gelierungsverhalten beider Emulsionsentwicklung zu berücksichtigenist. Durch Zusätze von mikrokristallinen Wach-sen oder Bienenwachsderivaten (INCI: Stearyl-oder Behenyl Beeswax) kann beispielsweise eineviskositätserhöhend wirkende Ölgelierungerreicht werden. Damit lassen sich verschiedeneEmollients, wie Mono- und Triglyceride, Isop-ropylmyristat, aber auch Pflanzenöle, Mineral-öle oder Silikonöle stabil formulieren. Die resul-tierende Emulsion zeigt in der Regel thixotropesVerhalten, dass sich positiv auf die leichte Ver-teilbarkeit während des Auftragens und auf dieLagerstabilität auswirkt.

Für die Hautpflegewirkung und die optimaleAusrichtung auf das Anwendungsziel (z. B. Fal-tenreduktion, Hautstraffung) spielt die geeig-nete Gesamtkomposition der Emulsion dieHauptrolle (○Abb. 3.6). Die Entwicklungberücksichtigt bei der Rohstoffauswahl in ersterLinie anwendungstechnische Faktoren, wie z. B.die Viskosität, das Verhalten beim Verteilen aufder Haut, die eigentliche Hautpflegewirkungund das gepflegte Gefühl danach. Dies ist für dieVerbraucherakzeptanz, neben einem anspre-chenden Duft, sehr entscheidend. Berücksich-tigt werden aus entwicklungstechnischer Sichtdie Kompatibilität und das Zusammenwirkender Einzelrohstoffe, die mikrobiologische Stabi-lität und die Lagerstabilität der Emulsion sowiedie physiologische Verfügbarkeit der Wirkstoffeüber die Anwendungszeit. Eine Creme, derenPhasen sich nach sechs Monaten trennen, istnicht mehr anwendbar und kann genauso wenigden gewünschten Pflegeeffekt liefern, wie eineSonnencreme keinen Schutz mehr bietet, wenndie enthaltende UV-Filter-Kombination in demSystem instabil ist.

Am Ende der Entwicklung steht dann dieWirksamkeitsprüfung der finalen Formulie-rung, um z. B. Auslobungen über die feuchtig-keitsspendende, straffende oder Falten reduzie-rende Wirkung belegen zu können.

Der Einsatz von Wirkstoffen wie feuchtigkeits-bindenden Substanzen, Antioxidanzien, UV-Filtern, ausgewählten Pflanzenölen, -extrakten

oder anderen Substanzen mit speziellen haut-pflegenden, hautstraffenden oder antiphlogis-tischen Eigenschaften gehört heute zum Standard.

Die Auswahl von hautpflegenden Wirkstof-fen ist nicht nur gemessen an ihrer Substanzviel-falt, enorm groß, sondern auch in Bezug auf ihretatsächliche physiologische Wirkung. Entspre-chend dem aktuellen Trend sind sie essenziellfür die Ausrichtung und Abrundung des Ver-marktungskonzeptes. Neue Hightech-Rohstoffeaus pflanzlichen Stammzellen, exotische Pflan-zenextrakte aus Südamerika oder aus derLebensmittelindustrie bekannte Substanzen wiez. B. Vitamine und Antioxidanzien, sind in derRegel tonangebend für die Marketingstory. Fürdie tatsächliche „Wirksamkeit“ einer kosmeti-schen Emulsion ist die gute, hautpflegendeGesamtkomposition der Rezeptur entschei-dend: Das Transportvehikel, in diesem Fall die

○ Abb. 3.6 In der Kosmetik werden flüssigeO/W-Emulsionen auch als Lotionen bezeichnet.©Franz Pfluegl – Fotolia.com

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Formulierung, muss geeignet sein, die Wirk-stoffe auch an den vorgesehenen Wirkort zutransportieren. Ein äußerst geringer Wirkstoff-zusatz (Einsatzkonzentrationen unter 1 % sindkeine Seltenheit) kann eine suboptimal formu-lierte Creme mitnichten „herausreißen“. Diemessbare und nachweisbare Wirksamkeit vonAktivwirkstoffen durch Anwendungsstudien istdaher nicht nur sinnvoll, sondern auch notwen-dig, insbesondere wenn diese in der Werbebot-schaft entsprechend ausgelobt werden sollen.

Andere Substanzen, die für sensorischeEigenschaften, Emulsionsstabilität oder mikro-biologische Sicherheit verantwortlich sind,rechnet man zu den Hilfsstoffen. Hierzu zählenz. B. Gel- und Filmbildner, pH-Wert-Regulato-ren, Konservierungsmittel sowie Färbemittel,Füllstoffe und Parfümöle. Sie dienen vornehm-lich der stabilen und grundlegenden Abrun-dung des Emulsionskonzeptes, letztere spielenjedoch auch für die gute Verbraucherakzeptanzeine nicht zu unterschätzende Rolle.

3.2.3 Transparente GeleTransparente Gele bestehen aus klar bis opakaussehenden wasserhaltigen Hydrogelen, cre-mig aussehenden Hydrodispersionsgelen undwasserfreien Oleogelen. Gele sind neben Cremesund Lotionen häufigste Grundlagen für kosme-tische Externa. Ein Gel ist ein disperses System,dessen Feststoffphase ein dreidimensionalesGerüst aufbaut, in dem eine Flüssigkeit eingela-gert ist. Nach USP stellen Gele halbfeste suspen-sionsähnliche Systeme aus kleinen anorgani-schen Partikeln oder größeren Molekülen dar,die von einer flüssigen Phase vollkommen

durchdrungen werden. Gele sind ausgesprochenthixotrop, d. h. sie zeigen eine Gel-Sol-Umwand-lung: Durch mechanische Einflüsse löst sich derstrukturierte Gelzustand auf und verflüssigtsich. Durch Stehen verfestigt sich das Systemaufgrund der Brown’schen Molekularbewegungwieder.

HydrogeleHydrogele sind sensorisch besonders leicht. Siebestehen aus einer Feststoffphase, die aus einemorganischen oder anorganischen Gerüstbildnerbesteht, und einer flüssigen wässrigen Phase(○Abb. 3.7). Anorganische Gerüstbildner sindz. B. hochdisperses Siliciumdioxid (Aerosil) undBentonit. Zu den organischen Gerüstbildnernzählen vor allem Alginate, Pektine, Traganth,Celluloseether und Stärke. Polyacrylsäure ist einhäufig verwendeter vollsynthetischer organi-scher Hydrogelbildner (□Tab. 3.4). Für eine sal-benartige Konsistenz des Hydrogels sind über80 % Wasser notwendig. Beim Verdunsten desWassers tritt ein Kühleffekt ein, der z. B. in After-sun-Produkten genutzt wird. Weichmacher wieSorbitol oder Glycerol verhindern ein Austrock-nen des Hydrogels und verbessern seine Streich-fähigkeit. Hydrogele sind transparent und set-

zen Wirkstoffe gut frei, sind aber aufgrund deshohen Wasseranteils anfällig gegen mikrobiellenBefall. Eine Konservierung ist daher unabding-bar.

□ Tab. 3.4 Rahmenrezeptur Hydrogel

Wasserphase %

Wasser demin.Polyethylenglycol 400GlycerinSorbitEthanolPolyacrylsäureNatriumhydroxid

ad 100,05,03,02,01,00,7q. s.

○ Abb. 3.7 Hydrogele sind fettfrei und besitzeneine besonders leichte Konsistenz.

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5 Einsatz und Funktion besonderer Inhaltsstoffe in Pflegekosmetika62

5 Einsatz und Funktion besonderer Inhaltsstoffein PflegekosmetikaKatrin Kipper und Xenia Petsitis

5.1 Basiskomponenten

5.1.1 KohlenwasserstoffeIn kosmetischen Zubereitungen werden sowohlgesättigte als auch ungesättigte Kohlenwasser-stoffe als Grundlage verwendet. In technischemMaßstab werden die gesättigten Kohlenwasser-stoffe beispielsweise durch fraktionierte Destil-lation aus Erdgas oder Erdöl gewonnen. Da dieIsomerenzahl ab einer Kettenlänge von 5 °Cstark ansteigt und eine destillative Trennungdurch überschneidende Siedebereiche schwierigwird, werden reine höhere Kohlenwasserstoffesynthetisch gewonnen. Zu den gesättigten Koh-lenwasserstoffen zählen Mineralöle wie Vaselineund Paraffine (dünnflüssig und dickflüssig) undMineralwachse wie Ozokerit und Ceresin. Vase-line und Paraffine besitzen wasserabweisende,okklusionsartige Eigenschaften. Bei der Ver-wendung dieser Kohlenwasserstoffe muss strengdarauf geachtet werden, dass sie nicht verunrei-nigt sind, da sonst Unverträglichkeitsreaktionender Haut ausgelöst werden können. Durch Ein-arbeiten von Emulgatoren in Paraffinzuberei-tungen wird eine Störung der natürlichen Was-serdampfabgabe der Haut verhindert.

Ozokerit ist ein natürlich vorkommendesErdwachs, das zu Ceresin, gereinigtem Erd-wachs, weiterverarbeitet werden kann(▸Kap. 5.1.2). Ozokerit ist amorph bis mikro-kristallin und wird beispielsweise als Konsis-tenzgeber in dekorativen Lippenstiften, Lippen-

pflegestiften und in W/O-Emulsionen einge-setzt. Ceresin wird auch weißes Salbenwachsoder Mikroparaffin (mikrokristallines Paraffin)genannt und besitzt eine feine, plastische Struk-tur mit einem hohen Ölbindevermögen. In kos-metischen Präparaten dient Ceresin beispiels-weise als Konsistenzgeber und Stabilisator fürlipophile Phasen von Emulsionen.

5.1.2 WachseWachse sind Ester unverzweigter, langkettigerFettsäuren mit höheren, ein- oder zweiwertigenAlkoholen (C16–C36). Wachse lassen sich in dieGruppen natürlicher oder synthetischer Wachseunterteilen, wobei bei den natürlichen Wachsenu. a. solche pflanzlichen und tierischenUrsprungs unterschieden werden. Feste Wachsegrenzen sich von flüssigen Wachsen ab. Zu denfesten Wachsen zählen z. B. Wollwachs, Walrat,Carnauba- und Bienenwachs (○Abb. 5.1). Zuden flüssigen Wachsen zählen unter anderemIsopropylmyristat, Ölsäureoleylester und Jojo-baöl.

Wollwachs wurde früher Wollfett (AdepsLanae anhydricus) genannt. Heute ist es auchunter der INCI-Bezeichnung Lanolin Cerabekannt. Wollwachs wird durch spezielle Aufbe-reitung aus den in der Wolle befindlichenSchweiß- und Talgdrüsenabsonderungen vonSchafen gewonnen. Wollwachs ist zu etwa 95 %ein Gemisch von Estern höherer Alkohole, Hyd-roxysäuren und normalen oder verzweigten

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Säuren. Wollwachs ist ein natürlicher W/O-Emulgator, der die Wasseraufnahmefähigkeiteiner Creme um das Zwei- bis Dreifache seinerEigenmasse erhöht. Da Wollwachs bei längererLagerung autoxidativen Prozessen unterliegt,werden heute bevorzugt Wollwachsalkohole alsEmulgatoren verwendet. Sie sind stabiler undkönnen in einer W/O-Emulsion bis zu 300 %Wasser aufnehmen.

Gemäß DAB 10 wird unter Lanolin nichtWollfett an sich verstanden, sondern eine W/O-Emulsion, die aus 65 % Wollwachs, 20 % Wasserund 15 % dickflüssigem Paraffin besteht. Lanolinwirkt rückfettend und okklusionsartig, es machtdie Haut weich und glatt.

Klassisches Walrat wurde ursprünglichCetaceum genannt und ist heute unter derINCI-Bezeichnung Cetyl Palmitate bekannt.Walrat wurde bis zum Erlass des Artenschutzge-setzes aus den Schädelhöhlen und Hohlräumendes Rückgrates von Pottwalen (Physeter macro-cephalus) gewonnen. Es besteht vorwiegend ausEstern der Palmitin-, Myristin- und Laurin-säure. Ersatzweise wird heute reines Cetylpalmi-tat verwendet, das wie Walrat konsistenzverbes-sernde und emulgierende Eigenschaften besitzt.

Bienenwachs wird aus den Waben vonHonigbienen, anschließendem Schmelzen insiedendem Wasser und Filtration gewonnen. Esbesteht zu zwei Dritteln aus Myricin, einemEstergemisch, und zu einem Drittel aus freienFettsäuren, Kohlenwasserstoffen, Sterinderiva-ten und freien Fettalkoholen. Myricin setzt sich

aus C26-C32-Alkoholen, die mit Palmitin-, Hyd-roxypalmitin, α,β-Dehydropalmitin- und Cero-tinsäure verestert sind, zusammen. Bienenwachsdient nicht nur zur Herstellung von Lippenstif-ten, sondern auch zur Formulierung von soge-nannten Cremes.

Pflanzliche Wachse werden von verschiede-nen tropischen und subtropischen Pflanzen aufBlättern, Stengeln, Früchten und Blüten abge-schieden und dienen der Regulierung des Was-serhaushalts der Pflanze. So wird beispielsweiseCarnaubawachs, ein festes Wachs, in den Blät-tern der brasilianischen Wachspalme gebildetund Jojobaöl, ein flüssiges Wachs, aus Früchtendes Jojobastrauchs gewonnen. Jojobaöl wirdhäufig in Hautpflegeprodukten verwendet, da esgut spreitet, rasch in die Haut einzieht und einhohes Feuchtigkeitsbindevermögen besitzt.Carnaubawachs wird z. B. zur Schmelzpunkter-höhung bei der Herstellung von Lippenpflege-stiften eingesetzt. Candellilawachs ist härter alsBienenwachs und weicher als Carnaubawachsund dient ebenfalls der Einstellung des Schmelz-verhaltens von Lippenstiften.

Isopropylmyristat besitzt ein besonders gutesSpreitungsvermögen und wird daher in Sonnen-schutzmitteln, Insektenschutzölen (Repellen-zien), in Hautcremes und Lippenstiften einge-setzt. Ölsäureoleylester ist auch unter dem Han-delsnamen Cetiol bekannt und ist ein gutesLösungsmittel für lipophile Stoffe. Zudem besitztes ein gutes Spreitungs- und Penetrationsvermö-gen. In der Dermatologie wird Cetiol beispiels-

○ Abb. 5.1 Ozokerit, Bienenwachs, Candelillawachs und Carnaubawachs v. l.n. r.

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weise als Vehikel oder als Austauschstoff für par-affinhaltige Wirkstoffträger bei Unverträglichkei-ten gegenüber Kohlenwasserstoffgrundlagenverwendet. Purcellin-Produkte sind z.B. Gemi-sche von Cetearyl Ethylhexanoate oder StearylHeptanoate und bestehen aus verzweigten Fett-säureestern. Sie besitzen unter anderem sprei-tende, wasserabstoßende, geschmeidig machendeund rückfettende Eigenschaften.

5.1.3 Pflanzliche und tierische Fetteund Öle

Pflanzliche und tierische Fette und Öle(○Abb. 5.2) zählen zur Stoffklasse der Lipideund sind Ester des dreiwertigen Alkohols Glyce-rin mit höheren Fettsäuren (Triglyceride). Esgibt zwar auch Mono- und Diglyceride (je nachAnzahl der Fettsäurereste), in natürlichen Fet-ten kommen jedoch fast ausschließlich Triglyce-ride vor. Diese Triglyceride sind meist gemischt-säurig, d. h. ein Molekül enthält zwei oder dreiverschiedene Fettsäurereste, so dass alle FetteGemische von Triglyceriden sind. Öle fühlensich fettig an, sind unlöslich in Wasser und sindim Gegensatz zu Fetten bei Raumtemperaturflüssig.

In der □Tab. 5.1 sind häufig verwendetepflanzliche Öle und Fette aufgeführt. Als tieri-sches Öl wird in der Kosmetik beispielsweiseNerzöl (Mink Oil) verwendet, wobei der Tier-und Artenschutz nicht vernachlässigt werdensollte.

Traubenkernöl und OlivenölIn jüngster Zeit erfreuen sich Traubenkernöl undOlivenöl in der Kosmetik einer Renaissance. DerWeinstock gilt als älteste Kulturpflanze und sollbereits in der Bronzezeit kultiviert worden sein.Traubenkernöl wird aus Traubenkernen kaltgepresst. Es ist sehr dünnflüssig, reich an ungesät-tigten Fettsäuren und zieht rasch in die Haut ein.Traubenkernöl eignet sich besonders für fettige undempfindliche Haut.Olivenöl diente schon den Minoern 2500 v. Chr. alsHautpflegemittel. Es ist reich an essenziellen Fett-säuren und dickflüssiger als Traubenkernöl. Oli-venöl besitzt einen relativ starken Eigengeruch,eignet sich aber dennoch zur Verarbeitung in Pfle-gemitteln, z.B. für trockene Haut.

○ Abb. 5.2 Einteilung der Öle

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□ Tab. 5.1 In der Hautpflege häufig verwendete pflanzliche Öle und Fette (Fortsetzung)

Pflanzliches Öl/Fett(engl.)

INCI-Bezeichnung(Pflanzenfamilie)

Hauptfettsäuren derGlyceride

Verwendungsbeispiel

Aprikosenkernöl(Apricot Kernel Oil)

Prunus Armeniaca(Rosaceae)

Öl- und Linolsäure Basisöl, z.B. für Hand-pflege- und Babyprodukte

Arganöl(Argan Oil)

Argania Spinosa KernelOil (Sapotaceae)

Ölsäure, Linolsäure,Linolensäure

Basisöl, z.B. für Cremes

Avocadoöl(Avocado Oil)

Persea Gratissima(Lauraceae)

Palmitoleinsäure Basisöl, Einsatz u.a. gegenSchuppen und Verhornun-gen

Borretschöl(Borage Seed Oil)

Borago Officinalis(Boraginaceae)

γ-Linolensäure Rückfetter bei Neurodermi-tis

Erdnussöl(Peanut Oil)

Arachis Hypogaea(Fabaceae)

Öl-, Linol-, Palmitin-und Arachinsäure

Basisöl (z.B. für Emulsio-nen)

Haselnussöl(Hazelnut Oil)

Corylus Americana(Betulaceae)

Öl- und Linolsäure Basisöl

Kokosnussöl(Kukui Nut Oil)

Cocos Nucifera(Arecaceae)

Laurin-, Myristin-,Palmitin- und Ölsäure

Samtartig pflegendes Öl,auch zur Seifenherstellung

Macadamianussöl(Macadamia Nut Oil)

Macadamia Ternifolia(Proteaceae)

Palmitoleinsäure undandere ungesättigteFettsäuren

Rasch einziehendesBasisöl, Spreitungsmittel

Mandelöl(Sweet Almond Oil)

Prunus Dulcis(Rosaceae)

Ölsäure, Linolen- undLinolsäure

Basisöl

Nachtkerzenöl(Evening Prime RoseOil)

Oenothera Biennis(Onagraceae)

Linol, γ-Linolen- undArachidonsäure

Basisöl, v.a. bei Neuroder-mitis

Olivenöl(Olive Oil)

Olea Europaea(Oleaceae)

Öl-, Linol-, Myristin-und Stearinsäure

Basisöl

Palmkernöl(Palm Kernel Oil)

Cocos Nucifera(Arecaceae)

Laurinsäure, Ölsäure Zur Seifenherstellung

Palmöl(Palm Oil)

Cocos Nucifera(Arecaceae)

Öl- und Palmitin-,Linol- undγ-Linolensäure

In Präparaten gegenvorzeitige Hautalterung;zur Seifenherstellung, inHaarpflegeprodukten

Pfirsichkernöl(Peach Kernel Oil)

Prunus Persica(Rosaceae)

Ölsäure Basisöl

Reisschalenöl(Rice Bran Oil)

Oryza Sativa(Poaceae)

Ölsäure, Linolsäure Als Emollienz, alsUV-Schutz

Rizinusöl(Castor Oil)

Ricinus Communis(Euphorbiaceae)

Rizinolsäure (12-Hydro-xyölsäure), Ölsäure

Rückfetter

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5 Einsatz und Funktion besonderer Inhaltsstoffe in Pflegekosmetika66

BabassuölAus der brasilianischen Babassu-Palme (Attaleaspeciosa, Fam. Arecaceae) kann durch Kaltpressungoder durch Kochen und Abschöpfen Babassuölgewonnen werden. Es ähnelt in seiner Zusammen-setzung dem Kokosöl und enthält vorwiegend Lau-rin-, Myristin-, Palmitin- sowie Ölsäure. Bei 22°Cist Babassuöl tendenziell fest, es schmilzt jedochbei Hautkontakt sofort und hinterlässt ein seiden-weiches Gefühl. Für das gute Spreitungsvermögensind unter anderem kurzkettige Capryl- (C8:0-)und Caprinsäuren (C10:0) verantwortlich. Durchden hohen Gehalt an Laurinsäure von etwa 50%soll eine gewisse antimikrobielle Wirkung entste-hen, so dass Babassuöl nicht nur bei trockenerHaut, sondern auch bei unreiner Haut kosmetischverwendet wird.

SesamölSesamöl enthält nicht nur besonders viele unge-sättigte Fettsäuren (Linolsäuren, etwa 45 %),sondern auch die Vitamine B1, B2 und E sowieProvitamin A. Daneben findet sich in SesamölEisen, Kalium, Calcium, Magnesium, Phosphor,Selen und Zink. Sesamöl wird aus weißen undschwarzen Samen des Sesams (Sesamum indi-cum, Pedaliaceae) gewonnen und ist geruchs-und geschmacksneutral. In der Hautpflege wirddas helle, aus naturbelassenen Samen herge-stellte Öl verwendet.

5.1.4 Ätherische ÖleÄtherische Öle (□Tab. 5.2) sind aus Pflanzengewonnene, flüchtige, lipophile Stoffgemischevon ölartiger Konsistenz. Sie besitzen einen cha-rakteristischen Geruch und einen besonderenGeschmack. Ein ätherisches Öl setzt sich meis-tens aus 50 oder mehr Einzelverbindungen

□ Tab. 5.1 In der Hautpflege häufig verwendete pflanzliche Öle und Fette (Fortsetzung)

Pflanzliches Öl/Fett(engl.)

INCI-Bezeichnung(Pflanzenfamilie)

Hauptfettsäuren derGlyceride

Verwendungsbeispiel

Sanddornöl(Sea Buckthorn Oil)

Hippohae Rhamnoides(Elaeagnaceae)

Palmitolein- undOleinsäure, Palmitin-säure, Linol- undLinolensäure

Wegen des hohen Vitamin-C-, β-Carotin- undGerbstoffgehalts inzahlreichen Cremes undHautölen

Schi Butter =Karité-Butter(Shea Butter)

Butyruspermum Parkii(Sapotaceae)

Ölsäure, Stearinsäure Weichmacher der Haut,Spreitungsmittel mit guterHautverträglichkeit

Sesamöl(Sesame Oil)

Sesamum Indicum(Pedaliaceae)

Linol- und Ölsäure Basisöl, Rückfetter

Shoreabutter(Shorea Butter)

Shorea Stenoptera(Dipterocarpaceae)

Palmitin-, Stearin- undOleinsäure

Emollient

Sojaöl(Soybean Oil)

Glycine Soja(Fabaceae)

Linolsäure, Ölsäure,Linolen-, Palmitin- undStearinsäure

Rückfetter

Traubenkernöl(Grapeseed Oil)

Vitis Vinifera(Vitaceae)

Linol-, Öl-, Palmitin-und Stearinsäure

Rückfetter

Weizenkeimöl(Wheat Germ Oil)

Triticum Vulgare(Poaceae)

Linol- und Palmitin-säure

Basisöl

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5.1 Basiskomponenten 67

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□ Tab. 5.2 In Hautpflegepräparaten häufig verwendete ätherische Öle (Fortsetzung)

Ätherisches Öl(latein.; engl.)

Pflanze(Familie)

Pflanzenteile,die zurGewinnungdes Ölsdienen

Hauptinhaltsstoffe Kosmetische Wirkungund Verwendungs-beispiele

Anisöl(Anisi aetherol.;Anis Seed Oil)

Pimpinellaanisum(Apiaceae)Illicium verum(Illiaceae)

Reife Früchte Trans-Anethol Erfrischend, häufig inZahnpasten undMundwässern; alsParfumöl

Arvensisöl(Menthae arvensisaether.; CornmintOil)

Menthaarvensis var.piperascens(Lamiaceae)

FrischesblühendesKraut

(–)-Menthol,Menthylacetat,Menthon, Iso-menthon

Antiseptisch,desinfizierend,kühlend, z.B. inMundwässern undZahnpasten

Citronenöl(Limonis aetherol.;Lemon Oil)

Citrus limon(Rutaceae)

FrischeFruchtschalen

Limonen, Citral,Citronellal,α-Terpineol,Cumarine

Desodorierend,aromatisierend, inParfumölen, Bestand-teil von KölnischWasser

Eucalyptusöl(Eucalpti aetherol.;Eucalyptus Oil)

Eucalyptusglobulus, E.fruticetorum, E.smithii(Myrtaceae)

Frische BlätterundZweigspitzen

1,8-Cineol =Eucalyptol, α-Pinenu.a. Monoterpen-kohlenwasserstoffe;α-Terpineol, Borneol

Antiseptisch,hyperämisierend,insektizid undinsektenabweisend;in Repellents, inSaunaölen

Fenchelöl(Foeniculiaetherol.; FennelOil)

Foeniculumvulgare(Apiaceae)

Reife Früchte Trans-Anethol,Methylchavicol,Fenchon, Anisalde-hyd

Bakterizid (z.B. inAugenbädern), gegenEigengerüche inAerosolen

Irisöl(Irisi aetherol., orris(root) oil

Iris pallida, Irisgermanica bzw.Iris florentina(Iridaceae)

Wurzelstöcke (-)-cis-γ-Iron,(-)-cis-α-Iron

Erfrischend, alsParfumöl z.B. in Eaude Cologne (Kölnisch-wasser), Seifen,Cremes

Kiefernnadelöl (Piniaetherol.; PineNeedle Oil)

Pinus sylvestrisu. anderePinusarten(Pinaceae)

FrischeNadeln,Zweigspitzen,Äste

Monoterpenkohlen-wasserstoffe wie z.B.α-Pinen, Δ-3-Carenund β-Phellandren

Erfrischend, inSchaumbädern undBadesalzen, inSportölen

Kümmelöl(Carvi aetherol.;Caraway Oil)

Carum carvi(Apiaceae)

Reife Früchte D-Carvon, Limonen,Dihydrocarvon,Carveol

Erfrischend, inMund- undZahnpflegemitteln

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5 Einsatz und Funktion besonderer Inhaltsstoffe in Pflegekosmetika68

□ Tab. 5.2 In Hautpflegepräparaten häufig verwendete ätherische Öle (Fortsetzung)

Ätherisches Öl(latein.; engl.)

Pflanze(Familie)

Pflanzenteile,die zurGewinnungdes Ölsdienen

Hauptinhaltsstoffe Kosmetische Wirkungund Verwendungs-beispiele

Lavendelöl(Lavandulaaetherol.; LavandinOil)

Lavandulaangustifolia(= L. officinalis)(Lamiaceae)

Frische BlütenundBlütenstände

Linalylacetat, Linalool Beruhigend, z.B. invielen Herrenduft-wässern und inSportölen mitwürzigholzigem Duft

Lemongrassöl/Zitronengrassöl(Oleum Andropogo-nis citrati.;Lemongras oil)

Cymbopogonflexuosus(citratus),(Poaceae)

Kraut Monoterpenaldehyde(Geranial, Neral),Sesquiterpenole(Farnesol)

Erfrischend, kühlend,belebend, antibakte-riell, desodorierend,vertreibt Insekten,gegen fettige undunreine Haut

Nelkenöl(Caryophylliaetherol.; Clove Oil)

Syzygiumaromaticum (=Eugeniacaryophyllata)(Myrtaceae)

Blütenknos-pen undLaubblätter

Eugenol, Acetyleuge-nol, β-Caryophyllen,Caryophyllenepoxid

Antiseptisch,desinfizierend, insek-tizid, insektenabwei-send; in Repellents,aber auch in vielenDüften und Luxussei-fen

Neroliöl =Orangenblütenöl(Aurantii florisaetherol.; OrangeFlower Oil)

Citrusaurantium(Rutaceae)

Blüten Monoterpene wiez.B. Limonen, Pinen,Camphen

Erfrischend, alshochwertigesParfumöl z.B. inKölnischwasser oderin Aromatherapeutika

Patchouliöl(Pogostemompatchouli (cablin))

Pogostemomcablin(Labiatae)

Blätter Sesquiterpenole,Sesquiterpene,Monoterpene,Ketone, Oxide

Parfumöl; inAromatherapeutikazur Beruhigung undals Aphrodisiakum

Pfefferminzöl(Menthae piperitaeaetherol.; Mint Oil)

Mentha piperita(Lamiaceae)

BlühendeoberirdischeTeile

(–)-Menthol,Menthylacetat,Methon, Menthofu-ran

Kühlend, antisep-tisch, desinfizierend,z.B. in Mundwässernoder kühlendenKosmetika

Rosenöl(Rosae aetherol.;Rose Oil)

Rosa damas-cena, Rosacentifolia(Rosaceae)

Blüten Rosenalkohole wieCitronellol, Geraniolund Nerol

Als besondershochwertigerBlumenduft, z.B. inParfumölen undLuxus-Seifen

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8 Charakterisierung der ProdukteXenia Petsitis und Katrin Kipper

Kosmetische Präparate werden in vielen ver-schiedenen Darreichungsformen mit den unter-schiedlichsten Bezeichnungen und Auslobun-gen angeboten. Der jeweils typische Grundauf-bau von Emulsionen, Pasten und Stiften wurdebereits im Kapitel Präparategrundlagen erläutertund dient als Basisinformation für die folgendenAusführungen. Die zugängliche Information fürKunden und im Kosmetikbereich beratendtätige Personen über die tatsächliche Zusam-mensetzung beschränkt sich auf die INCI-Deklaration, die im Grunde nur mit speziellemFachwissen oder anhand von Fachliteratur zuinterpretieren ist. Das folgende Kapitel ist nacheinzelnen Produktgruppen geordnet und sollpraxisnah konkrete Hilfestellung bei der Aus-wahl des passenden Präparates bieten. Als Leitli-nien dienen die Bezeichnungen der Produkte,ihre Deklaration und die sensorischen undanwendungstechnischen Charakteristika.

8.1 Information aus derDeklaration

Die INCI-Deklaration, auch wenn sie nichtdirekt auf dem Packmittel oder der Umverpa-ckung aufgebracht ist, muss für jedermann beimbzw. vor dem Kauf zugänglich sein. Als sehrpositiv sind Kosmetikartikel zu bewerten, diedie Inhaltsstoffauflistung direkt auf dem Pack-mittel ausweisen. Auf diese Weise hat die Kun-

din auch nach mehrmaliger Anwendung nochdie Möglichkeit, sich über die eingesetzten Roh-stoffe zu informieren. Im Fall der Fälle, z. B. beiauftretenden Unverträglichkeiten, ist auch derbehandelnde Arzt schnell im Bilde. Wenigerverbraucherfreundlich sind Broschüren oderkarteikartenähnliche Blattsammlungen, die nurim Verkaufsraum ausliegen und nicht mit nachHause genommen werden können.

Informationen und Rückschlüsse, die sichanhand der Deklaration relativ einfach erkenn-bar sind, werden nachfolgend aufgelistet. DerBlick in ein Inhaltsstoff-Lexikon, in dem dieINCI-Bezeichnungen einer Rohstoffgruppezugeordnet und ihre Funktion kurz skizziertsind, hilft im Zweifelsfall weiter.

Um welche Produktgrundlage handelt es sich?Diese Frage ist besonders bei pastösen Produk-ten oder auch Stiften interessant. Ist Wasser(Aqua) vorhanden, handelt es sich um eineEmulsion oder Creme. Sie ist tendenziell weni-ger fetthaltig und wirkt eventuell eher feuchtig-keitsspendend als eine ausschließlich auf Lipid-basis formulierte Grundlage. Reine lipidbasie-rende Produkte ohne Wasser sind für fettigeHaut weniger geeignet, während wässrige Geleohne Fettkomponenten für trockene Haut nichtempfehlenswert sind.

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8 Charakterisierung der Produkte144

Sind Konservierungsmittel enthalten?Und wenn ja welche?Sofern eine Kundin bekannte Unverträglich-keitsreaktionen nennt oder einen Allergiepassvorlegt, lassen sich bestimmte Produkte vonvornherein ausschließen (▸Kap. 5.4 Hilfsstoffe,□Tab. 5.8).

Ist ein Parfumölzusatz vorhanden?Erkennbar an der Aufführung von Perfume.Evtl. sind auch einzelne Parfümölbestandteilegelistet, die über ein gewisses allergenes Poten-zial verfügen (▸Kap. 7.3 Hypoallergene Kosme-tika).

An welcher Stelle sind eventuell ausgelobteWirkstoffe genannt?Die Prozentanteile von Inhaltstoffen, die untereinem Prozent liegen, dürfen zwar in beliebigerReihenfolge genannt werden, größtenteils wer-den sie jedoch maschinell erstellt und einfach alsfinaler Packungstext übernommen. Wirkstoffe,die erst nach den Konservierungsmitteln aufge-führt werden, können somit als eher geringdosiert eingestuft werden (< 0,5 %).

Sind natürliche bzw. pflanzliche Bestandteileenthalten?Erkennbar an den lateinischen Linné-Bezeich-nungssystem, bei dem die Gattung und die Spe-zies der Pflanze benannt werden. Avocadoölwird z. B. als Persea gratissima, Jojobaöl alsBuxus chinensis und Bienenwachs als Cera albadeklariert. Unterschieden wird jedoch nicht, umwelchen Pflanzenteil es sich handelt. Wurzel-und Blütenextrakte und Samenöl derselbenPflanze tragen dieselbe Bezeichnung.

Bei Auslobung eines Sonnenschutzfaktors:Handelt es sich um chemische oder physikali-sche UV-Filter?Die chemischen UV-Filter haben in der Regelsehr kompliziert klingende Namen. Relativleicht lassen sich dagegen die mikronisiertenUV-Filter Zinkoxid (Zink Oxide) und Titandi-oxid (Titanium Dioxide) in der Auflistung aus-machen. Sind die Substanzen als Weißpigmente

im Produkt eingesetzt, verbergen sie sich hinterihrer C. I.-Nummer (Color-Index-Nummer),das wären C. I. 77891 für Titandioxid und C. I.77947 für Zinkoxid.

Welche Produktauslobungen sind vorhanden?Sind konkrete Auslobungen wie z. B. „Spendetder Haut nachhaltig Feuchtigkeit“, „Fördert dieElastizität der Haut“, „Wirkt nachweisbar Faltenglättend“ oder Ähnliches vorhanden, so sinddiese Aussagen in der Regel zutreffend, denn derGesetzgeber fordert den entsprechenden wis-senschaftlichen Nachweis. Anzumerken istallerdings, dass messtechnisch beweisbareEffekte (wie z. B. die Faltenglättung) nicht injedem Fall auch mit dem bloßen Auge erkenn-bar sind.

Zu beachten ist ferner, dass zwischen denkonkreten, nachprüfbaren Auslobungen undden sogenannten Soft-Claims ein gewisser qua-litativer Unterschied besteht. Diese beziehensich in ihrer Auslobung auf individuelle Empfin-dungen und Gefühlseindrücke und könnenhäufig (nur) durch die Auswertung von Umfra-gen belegt werden. Dazu zählen beispielsweiseFormulierungen wie „Lässt die Haut jünger undfrischer erscheinen“ oder „Die Haut wirkt sicht-bar gestrafft“. Bei dieser Beschreibung liegt dieVermutung nahe, dass das Produkt keine mess-technisch verwertbaren Ergebnisse liefernkonnte. Der Wortlaut der beschreibendenZusätze kann also als Qualitätshinweis und alsEntscheidungshilfe dienen. Ein gutes Produktsollte aber in jedem Falle einen Hinweis für dengeeigneten Hauttyp tragen.

8.2 Pflegecremes

Bei der Auswahl einer Creme spielen verschie-denene Eigenschaften eine Rolle (○Abb. 8.1). Soist es zunächst wichtig, dass sich die Creme gutaus dem Lagerungsbehältnis, der sogenanntenPrimärverpackung, entnehmen lässt. KleinereSchwierigkeiten können z. B. bei Polyethylentu-ben entstehen, die eine größere Menge desInhalts mit einer kräftigen Luftblase freigeben.

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8.2 Pflegecremes 145

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Ein anderes Beispiel sind Aluminiumtuben, diein manchen Fällen gegen Ende des Verbrauchsdurch Faltung schwer zu handhaben sind.Nichtsdestotrotz bietet jede Verpackung auchihre speziellen Vorteile. So sind Polyethylentu-ben stabil und leicht und daher auch für Reisengut geeignet. In Aluminiumtuben können auchbesonders sauerstoff- und lichtempfindlicheCremes stabil verpackt werden.

Eine Creme soll sich nicht nur gut aus demBehältnis entnehmen lassen, sie soll sich auchgut verteilen lassen. Die richtige Konsistenzhängt eher vom persönlichen Geschmack dennvom Hauttyp ab und kann am besten von derKundin selbst durch Auftragen der Emulsion aufdie Haut beurteilt werden. Im Idealfall wird dieCreme im Gesicht und nicht am Arm getestet,da Gesichts- und übrige Körperhaut verschie-den sind. In der Praxis spielt jedoch häufigbereits aufgetragenes Gesichts-Make-up einehinderliche Rolle. Des Weiteren möchten sichdie Kunden mit eigenen Augen, ohne Spiegel,ein Bild von der Creme auf der eigenen Hautmachen.

Eine geeignete Creme zieht gut in die Hautein. Nach dem Auftragen soll kein Fettglanz,kein Spannungsgefühl oder ein klebriges Gefühlauf der Haut entstehen. Bisweilen kommt esauch bei besonders leichten Formulierungennach dem Auftragen zu einem Krisseln auf derHaut. Dabei bildet sich nach dem Auftragen derEmulsion ein (unerwünschter) Film auf derHaut, der sich im Laufe der Zeit abschält. DesWeiteren kann es in Cremes mit unausgereiftenFormulierungen, z. B. durch einen höherenStearatgehalt, während des Auftragens (späternicht mehr sichtbar) zu unerwünschten Weißel-effekten auf der Haut kommen. Eine normalePflegecreme ist nach dem Auftragen transparentund weitestgehend unsichtbar.

Ein weiteres wichtiges Kriterium für die Qua-lität einer Creme ist ihr Duft. Ein ranzigerGeruch ist ein Hinweis auf Oxidationsprozesse,die den Verderb der Creme vorantreiben. Auchvor Ablauf des Verfallsdatums einer Creme kannes beispielweise durch unsachgemäße Lagerungoder widrige Transportbedingungen zu einem

vorzeitigen Verderb kommen. Um solche nega-tiven Creme-Erlebnisse zu umgehen, empfiehltes sich, die Creme vor dem Kauf an der eigenenHaut zu testen und an der Creme zu riechen.

Ein perfektes Pflegeprodukt beseitigt eventu-elle Spannungsgefühle und macht die Hauteinerseits glatt, samtig-weich und seidig, ande-rerseits aber nicht fettig-glänzend. Präparate fürfettige Haut, Mischhaut und normale Haut sindfettarm (▸Kap. 10). Produkte für normale undfeuchtigkeitsarme Haut tragen häufig dieBezeichnungen moisturiser, silkening moisturi-ser, hydrating cream oder crème hydratant. EinVerweis auf eine Langzeitdauer wie z. B. mit24-Stunden-Wirkung kann prinzipiell als posi-tiv bewertet werden, da für solche Auslobungenaussagekräftige Studienergebnisse vorliegenmüssen. Chemische Landesuntersuchungsäm-ter und Verbraucherschutzverbände haben einrelativ waches Auge auf solch werbeträchtigeHinweise. Produkte für empfindliche Haut(engl.: sensitive skin; franz.: peaux sensibles)werden häufig, aber nicht grundsätzlich als kon-servierungsmittelfrei oder frei von Duftstoffenangeboten.

Produkte für Mischhaut sind nicht nur unterder französischen Bezeichnung spéciales pourdes peaux mixtes im Handel, sondern geben sichbisweilen auch als perfect-combination-Pro-dukte zu erkennen.

Präparate für fettig-feuchte und unreine Hautsind meistens lipidarm und d. h. sie enthaltennur einen geringen Fettphasenanteil, der aussehr leichten, nicht okklusiven und gut in die

○ Abb. 8.1 Die Verpackung richtet sich nach demInhalt, sowie dem ästhetischen Empfinden undden individuellen Bedürfnissen der Kunden.Roger&Gallet

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8 Charakterisierung der Produkte146

Haut einziehende Fettkomponenten besteht.Werden tatsächlich ölfreie Produkte angeboten(z. B. Cremegele), werden diese auch als fettfreioder oil free ausgelobt. Die Bezeichnung purekann ebenfalls auf ein Kosmetikum für unreineHaut hindeuten. Fettfreie und lipidarme Formu-lierungen werden auch als ultraschnell einzie-hende Creme oder als Creme mit superleichterKonsistenz bezeichnet. Im Zusammenhang mitunreiner Haut ist auch der Hinweis nicht kome-dogen sinnvoll.

Bei trockener Haut eignen sich lipidreicheProdukte. Bezeichnungen wie reichhaltig, rich,extra rich weisen auf fettreiche Produkte hin, diegut fettende Öle evtl. auch in höherer Dosierungenthalten. Cremes für die reife Haut, auchCremes für Altershaut genannt, werden z. B.durch Namen wie crème correction rides (franz.:des rides = Falten) ultimate wrinkle cream(engl.: wrinkle = Falten), crème anti-rides/fer-meté (franz.: fermeté = Festigkeit), soin restruc-turant anti-rides (franz.: le soin = die Pflege)oder baume réparateur (franz.: le baume = derBalsam) gekennzeichnet. Besondere Wirkstoffewerden meistens deutlich sichtbar auf demBehältnis oder der Umverpackung ausgelobt, imZweifelsfall hilft auch der Blick auf die INCI. ImKapitel Einsatz und Funktion besondererInhaltsstoffe in Pflegekosmetika dieses Buchswerden Wirkstoffe erklärt und im zweiten Teildieses Buchs im Kapitel „Das richtige Pflegekon-zept“ den Hauttypen und Hautzuständen zuge-ordnet.

8.3 Masken und Peelings

Damit Masken wirkungsvolle Helfer für einegepflegte Gesichtshaut werden können, mussdie richtige Galenik gefunden werden. Maskenauf Hydrogelbasis sind fettfrei und eignen sichin erster Linie als Feuchtigkeitsspender bei fetti-ger oder feuchtigkeitsarmer Haut. Bezeichnun-gen wie hydrierend (griech.: hydor = Wasser),extra leicht, refreshing, erfrischend, belebend,vitalisierend können ein Hinweis auf eine derar-tige Formulierung sein. Gelmasken sollen sich

leicht aus der Packung entnehmen lassen, gutstreichfähig sein und auf der Haut zügig einenFilm mit einer festeren Konsistenz bekommen(▸Kap. 3.2.3). Neben der Beschaffenheit spieltfür den Kunden der Duft eine größere Rolle.Proben sind bei der Auswahl der richtigenMaske besonders hilfreich. Der Kunde lernt mitihnen die Beschaffenheit des Produkts kennen.Kunden, die zu Allergien neigen, sollen dieMaske nicht direkt im Gesicht, sondern eher aneiner unauffälligen Hautstelle, z. B. dem Unter-arm testen. Ein weiteres wichtiges Kriterium füreine Maske ist, dass sie sich problemlos wiedervon der Haut entfernen lässt.

Creme-Masken besitzen ähnliche Eigen-schaften wie Cremes. Unpraktische Spenderkönnen auch hier ein K.o.-Kriterium sein. EineCreme-Maske soll rasch in die Haut einziehenund ein samtig-weiches Hautgefühl hinterlas-sen. Lifting-Masken werden auch mit den Wör-tern glättend, strukturverbessernd, restructu-ring, perfektionierend oder straffend beschrie-ben. Im Gegensatz dazu weisen Wörter wiesanft, beruhigend, entspannend oder Antistresshäufig auf Pflege-Masken für empfindliche Hauthin.

Lipidreiche Produkte (○Abb. 8.2) tragenauch Bezeichnungen wie verwöhnend,lipidspendend oder geschmeidig machend undeignen sich vor allem für trocken-fettarme Haut.

Sie wirken nicht nur rückfettend, sondernbefeuchten die Haut auch und grenzen sich inihrer Formulierung deutlich von Lehm- oderSchlamm-Masken ab. Diese werden als dickePaste auf die Haut aufgetragen und sollen zügigantrocknen. Vorzugsweise werden solche Mas-ken bei unreiner Haut verwendet und werdenals tiefenreinigend, klärend oder adstringierendbezeichnet. Ein weiteres Qualitätskriterium beieiner Lehm- oder Schlamm-Maske ist die leichteEntfernbarkeit. Die Maske soll sich am Ende derBehandlung mit einem warmen Waschlappenoder Mulltuch gut abwaschen lassen.

Bei der Auswahl eines Peelings spielt nichtnur die Art der Schleifpartikel eine Rolle, also obes sich z. B. um Seesand, Polyethylenkügelchenoder zerriebene Obstkernchen handelt, sondern

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8.4 Tensidpräparate 147

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auch in welcher Größe sie vorliegen. Grundsätz-lich gilt je gröber die Körnchen sind, desto stär-ker wird die Haut durch das Peeling strapaziert.Umgekehrt gilt jedoch nicht, je gröber die Parti-kel, desto besser die Schleifwirkung. Zusam-menfassend ist also auf bei der Auswahl einesPeelings auf möglichst sanfte Schleifpartikel miteiner feinen Körnung zu achten.

8.4 Tensidpräparate

Bei keiner anderen Gruppe der Pflegeproduktespielt die auf den Hauttyp und -zustand abge-stimmte Formulierung eine so bedeutende Rolle(○Abb. 8.3). Mit einem falschen Reinigungsver-halten kann der Hydrolipidfilm der Haut nach-haltig geschädigt und die Barrierefunktion der

Haut verschlechtert werden. Je nachdem welcheMake-up-Produkte entfernt werden sollen,empfehlen sich unterschiedliche Tensidpräpa-rate. Grundsätzlich lassen sich Tensidpräparatean der Art der Anwendung erkennen, da siemeistens mit Wasser aufgeschäumt und abgewa-schen werden. Make-up-Produkte lassen sichmit Waschgelen relativ schlecht entfernen. Siekönnen ergänzend zu einer Reinigungsmilchoder Reinigungstüchern verwendet werden, umletzte Make-up-Reste zu beseitigen. Waschgeleeignen sich eher für die fettig-feuchte Haut, daes bei trockener Haut leicht zu einem Span-nungsgefühl kommen kann.

Empfindliche Gesichtshaut kann mit reichhal-tiger Reinigungscreme oder zur besonderenSchonung des Hydrolipidfilms am Morgen nurmit Wasser (auch mit Gesichtswasser) gereinigt

○ Abb. 8.2 Lipidreiche Masken sollen sich leichtauf der Haut verteilen lassen, rasch einziehen undein angenehmes Hautgefühl hinterlassen.Apotheker Walter Bouhon GmbH

○ Abb. 8.3 Tensidpräparate sollen auf denHauttyp abgestimmt sein. La Roche Posay

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8 Charakterisierung der Produkte148

werden. Am Abend kann Reinigungscreme- oder-milch und Gesichtswasser verwendet werden.

Ein Reinigungspräparat soll sich leicht ausdem Behältnis entnehmen lassen. Dies ist nichtimmer selbstverständlich, denkt man beispiels-weise an eine Pumpflasche mit einem relativzähen Waschgel, das nach mehrmaligemGebrauch im Spender antrocknet. Das Produktsoll leicht anschäumbar sein, so dass es sich gutauf der Haut verteilen lässt. Eine gute Benetz-barkeit der Haut gilt als Voraussetzung für einegründliche Reinigung. Die Tenside sollen dabeinicht zu aggressiv sein, um die Haut und dieSchleimhaut nicht unnötig zu strapazieren. Eingutes Produkt ist in erster Linie durch gründli-che, aber schonende Reinigung erkennbar. Trittnach Verwendung des Produkts ein Spannungs-gefühl auf, kann zunächst weniger Tensidlösungverwendet werden. Bessert sich das Gefühldadurch nicht, wirkt das Präparat zu stark ent-fettend und ist für den Hauttyp nicht geeignet.

Bei einem Gesichtsreinigungspräparat mussimmer damit gerechnet werden, dass es in denAugenbereich gelangt, auch wenn das Präparatnicht als Reinigungsmittel für den Augenbe-reich ausgelobt wird. Obwohl alle Kosmetika vordem Verkauf auf ihre Verträglichkeit hin getes-tet werden, schreckt das Brennen von Reini-gungsgel, -milch oder -creme bei Augenkontaktimmer wieder Kunden vor einer weiteren Ver-wendung und einem wiederholten Kauf dieserProdukte ab. Bei der Auswahl des Reinigungs-produkts muss neben den milden Tensidennicht unbedingt auf besondere Wirkstoffegeachtet werden, da die Reinigungspräparatenur kurze Zeit auf der Haut bleiben. Zur Galenikder Tensidpräparate siehe auch ▸Kap. 3.4 undzur hauttypbezogenen Auswahl der richtigenFormulierung ▸Kap. 10.

8.5 Foundations

Unabhängig davon, ob es sich um eine flüssigeoder cremeartige Grundierung handelt, findensich auf dem Markt viele aus dem Englischenoder Französischen abgeleitete Fantasienamen

und Bezeichnungen, die ausgewählte Produktei-genschaften hervorheben. Es wird Bezuggenommen z. B. auf die optische Wirkung nachder Applikation, eine besondere Pflegeleistung,die Konsistenz, das Fehlen oder das Vorhanden-sein bestimmter Roh- oder Wirkstoffe oder denHauttyp. Die ausreichende Versorgung der Hautmit Feuchtigkeit nimmt bei den Produktver-sprechen einen sehr hohen Stellewert ein undsteht auch bei der Verbraucherin hoch im Kurs.Insofern ist es nicht verwunderlich, dass dieAuslobung der feuchtigkeitsspendenden Wir-kung durch Begriffe wie moisture, moisturizing,hydra, hydro oder aqua mit zu den häufigstenZusatzbezeichnungen im Make-up-Bereich zäh-len. Unspezifische Ausdrücke wie natural,smooth, silky passen zu jeder Grundlage undbeschreiben lediglich den optischen oder senso-rischen Eindruck nach der Applikation. Glei-ches gilt für Produkte, die mit antiwrinkle, mat-tifying, natural look oder ultra hold werben. Siebeziehen sich nur auf den zu erzielenden Effekt,um welchen Grundierungstyp es sich dabei han-delt bleibt offen.

Um möglichst allen Ansprüchen gerecht zuwerden, finden sich zunehmend multifunktio-nell ausgerichtete Foundations. Sie egalisierennicht nur den Teint, sie pflegen auch und schüt-zen die Haut vor Umwelteinflüssen. Der Zusatzvon UV-Filtern zählt bei Grundierungen schonfast zum Standard und die ausgelobten Sonnen-schutzfaktoren reichen von 10 bis hin zu 25. Dereingebaute Sonnenschutz durch chemische und/oder physikalische Lichtschutzfilter unterstütztauch gleichzeitig den Claim „Schützt vor licht-bedingter, vorzeitiger Hautalterung“. Unter-mauert wird die Schutzfunktion häufig durchden Zusatz von Antioxidanzien, wie Vitamin E,Vitamin-E-Acetat, Vitamin C und anderen. DieBewerbung dieser Radikalfänger als Free radicalscavanger oder Schutzwirkstoffe gehört mittler-weile schon fast zum guten Ton. Abgesehen vonden Inhaltstoffen ist es trotz allem sinnvoll, diefühl- und sichtbaren Produkteigenschaftenanhand des Testers zu überprüfen, um sie mitdem Kundenwunsch hinsichtlich des Farbtonsund des Deckvermögens abzustimmen. Eine

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8.5 Foundations 149

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gute Grundierung sollte sich an folgendenEigenschaften messen lassen.

Einfache Entnahme: Verpackung und Inhaltmüssen entsprechend ihrer Viskosität aufeinan-der abgestimmt sein. Das Produkt darf z. B.nicht mit einem großen Blubb aus der Flaschefließen oder so fest sein, dass die Aufnahme derMasse erschwert ist.

Gute Dosierbarkeit: Für sehr flüssige Formulie-rungen eignen sich verschiedene Verpackungs-formen, z. B. ein Dosierspender, dessen Pumpebei Betätigung nur eine bestimmte Produkt-menge freigibt. Auch sogenannte Tottles, eineKombination von Tube und Flasche (engl. Tubeund Bottle), geben erst auf Druck Masse ausihrer feinen Öffnung frei und erleichtern dieDosierung.

Leichte Verteilbarkeit: Die Masse muss sehrgeschmeidig und gut gleitend sein und darfnicht zu schnell in die Haut einziehen oderantrocknen. So wird auch einer möglichenRandbildung vorgebeugt.

Kaum Fettglanz nach dem Auftrag: Grundie-rungen, auch die für trockene Haut, sollten nichtvon vorn herein schon ölig glänzend eingestelltsein. Eine fettglänzende Haut wirkt optisch ein-fach ungepflegt und Gesichtspuder lässt sichdann als Finish nur noch mühsam homogenauftragen.

8.5.1 Fluid-FoundationNamenszusätze wie Fluid oder Liquid weisenauf die flüssige Konsistenz einer Emulsion hin,treffen jedoch keine Aussage über ihre Pflegeka-pazität, mattierende oder andere Eigenschaften.Dünnflüssige Foundations werden anhand ihrerAuslobung gern mit einer wie auch immer gear-teten leichten Formulierung in Verbindunggebracht. Je flüssiger die Konsistenz einerGrundlage, desto größer die Assoziation zuFeuchtigkeit, Wasser, einer gewissen Leichtig-keit und Unbeschwertheit. Aus marketingtech-nischen Gründen werden daher gern die beson-ders feuchtigkeitsspendenden Formulierungenals Fluids verkauft. Trotzdem lassen sich feuch-

tigkeitswirksame Eigenschaften nicht einfachpauschal diesem Grundierungstyp zuordnen,denn die Konsistenz spielt im Grunde keineRolle. Auch cremeförmige Präparate könnensich als wirksame Feuchtigkeitsspender erwei-sen.

Der Ausdruck leicht steht in diesem Zusam-menhang aber auch für nicht schwer, nicht spür-bar, unauffällig, nicht zu stark geschminkt undso könnte angenommen werden, dass Fluidsgrundsätzlich transparent eingestellt sind undkeine fettglänzenden Öle enthalten. In der Pra-xis finden sich jedoch auch Foundations unterden Flüssigvarianten, die ein recht hohes Deck-vermögen aufweisen und/oder auf der Hauteinen leichten Glanz hinterlassen. Ein Testauf-strich zur Überprüfung der tatsächlichen Eigen-schaften ist daher in jedem Falle empfehlens-wert.

Einige Fluid-Foundations beziehen sich inihrer Produktbeschreibung lediglich aufAspekte, die ihre Anti-Falten-Wirkung oderihren antioxidativen Schutz herausstellen, ohneweitere Hinweise z. B. auf das finale Schminker-gebnis oder den Hauttyp. Wie eine Formulie-rung nun tatsächlich konzipiert oder für wel-chen Hauttyp sie geeignet ist, ist also nicht vonder Darreichungsform abhängig.

Insbesondere bei Fluid-Foundations ist derBlick auf die speziell ausgelobten Eigenschaftenfür die Produktauswahl hilfreich.

TippNicht nur zur Überprüfung des Farbtons ist es hilf-reich, einen Testaufstrich auf dem Unterarm aus-zuführen. Trägt man gleichzeitig verschiedeneGrundierungen parallel auf, so fällt auch demUngeübten die Einordnung der einzelnen Produkt-eigenschaften leichter: Wie deckend, glänzend,mattierend wirkt der Auftrag, wie gut lässt sich dieFormulierung verteilen, und wie schnell zieht sieein?

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8 Charakterisierung der Produkte150

8.5.2 Creme-FoundationAbgesehen von der unterschiedlichen Konsis-tenz besteht im Grundaufbau der flüssigen undder cremeförmigen emulsionsbasierendenGrundierungen kein wesentlicher Unterschied.Eine Creme (○Abb. 8.4) muss nicht zäher oderschlechter verteilbar sein als ein Fluid. Trotzdemhat die Verbraucherakzeptanz und damit auchdie Marktbedeutung der Creme in den letztenJahren abgenommen, da die meist im Tiegelangebotene Creme-Grundierung eher mit einerunerwünschten Schwere in Verbindung gebracht

wird. Und eine zähe, womöglich noch unnatür-lich wirkende Formulierung steht ganz imGegensatz zur derzeit modernen Produktauffas-sung. Mit einer cremeförmigen Foundationassoziiert die Verbraucherin zwar auch einehohe Pflegeleistung, doch wird diese meist auchmit einem höheren Lipidgehalt gleichgesetzt,was im dekorativen Kosmetikbereich fast auto-matisch das Synonym für unerwünschten Fett-glanz darstellt. Daher werden unter dieser Rub-rik fast ausschließlich Grundierungen angebo-ten, die speziell auf die trockene und fettarmeHaut oder die Altershaut ausgerichtet sind.

8.5.3 Compact-FoundationGegossene Wachs-Öl-Kompositionen werdenhäufig als Compact-Make-up, Fond de TeintCompacte oder Puder-Make-up bezeichnet.Compact- oder Kompakt-Make-ups werdenmeist in flachen Klappdöschen angeboten wobeiauch Bezeichnungen wie Creme-Make-up, Ins-tant-Make-up oder Cream-(to)-Powder-Found-ation auftauchen. Gelegentlich sind auch Namenwie 2-in-1-Make-up für diese gegossenen Grun-dierungen geläufig. Gemeint ist damit, dassPuder und Make-up in einem Produkt vorlie-gen, da hier neben dem relativ hohen Farbpig-mentanteil auch ein höherer Anteil an Puder-grundstoffen vorhanden ist. Diese gegossenenFoundations, die mitunter auch als dicker, her-ausdrehbarer Stift angeboten werden, basierenauf einer wasserfreien Pastengrundlage, die sichin der Regel nicht so fettig anfühlt, wie man esvon der Zusammensetzung her erwarten würde.

Diese Präparate haben ein gutes Deckvermö-gen und eignen sich besonders für die normaleund trockene Haut. Aufgrund ihrer Zähigkeiterfordern sie zum gleichmäßigen Auftrag mitdem Schwämmchen jedoch etwas Übung(○Abb. 8.5). Stiftpräparate werden direkt auf dasGesicht appliziert und dann mit den Fingernsorgfältig ausgestrichen. Das Deckvermögenkann mittel bis sehr stark sein, so dass sich dieseGrundlage gut für die reife Haut und die Hautty-pen eignet, bei denen die Kaschierung kleinerUnregelmäßigkeiten erwünscht ist.

○ Abb. 8.5 Die Compact-Foundation wird immermit einem Schwämmchen aufgetragen. Beauty-press

○ Abb. 8.4 Cremes-Foundation in unterschiedli-chen Farbtönen. La Roche Posay

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9 Hauttyp erkennenKatrin Kipper

9.1 Hauttypen

9.1.1 Normale HautWer träumt nicht von einem strahlenden Teintund makelloser Haut? Wenn Talg- und Schweiß-drüsen ausgeglichen arbeiten, die Poren kleinsind und der Feuchtigkeitsgehalt der Haut aus-gewogen ist, wird von normaler Haut gespro-chen. Dabei enthält die obere Epidermis etwa13 % Wasser, das vor allem durch NMF (naturalmoisturizing factors) gebunden wird. NMFbestehen vorwiegend aus Harnstoff, Allantoin,Aminosäuren und Lactaten.

Gesunde Haut hat an der Oberfläche einenHydrolipidfilm, der vorwiegend aus Schweiß,Wasser und Lipiden besteht. Durch Schweißwerden neben Wasser vor allem Kochsalz,Milchsäure, Citronensäure sowie Ascorbinsäurefreigesetzt. Durch Talgsekretion werden an derHautoberfläche Lipide wie z. B. Squalen und inder tiefen Schicht des Stratum corneum Lipidewie Cholesterol gebildet. Aus den Verhornungs-prozessen der Haut entstehen Keratin- undEiweißspaltprodukte, die, neben den obenerwähnten Säuren, Feuchtigkeit binden können.

Normale Haut (○Abb. 9.1) ist glatt undgeschmeidig, fühlt sich prall an und spanntnicht. Ein intakter Säureschutzmantel mit einempH-Wert zwischen 5,4 und 5,9 im Bereich desHydrolipidfilms und der Hornschicht sorgt für

eine Barrierewirkung gegen Austrocknung,Krankheitserreger und Umweltschadstoffe.Normale Haut wird gut durchblutet und ist nichtbesonders anfällig für Unreinheiten.

○ Abb. 9.1 Wer träumt nicht von schöner Haut?Normale Haut ist seidig, glatt und ebenmäßig.Lancaster

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9 Hauttyp erkennen174

Merkmale normaler Haut󠀂 Seidig, glatt und ebenmäßig,󠀂 unempfindlich,󠀂 gleichmäßig transparent,󠀂 kein Fettglanz,󠀂 keine Spannungsgefühle,󠀂 intakter Hydrolipidfilm.

9.1.2 Fettig-feuchte und fettig-feuchtigkeitsarme Haut

Fettige Haut entsteht besonders häufig in derPubertät, in der Schwangerschaft und nachAbsetzen von Kontrazeptiva. Dies deutet aufeinen hormonellen Zusammenhang hin.

Mit zunehmendem Alter wird ein fettigerHautzustand immer seltener. Grundsätzlichunterscheidet sich die fettig-feuchte Haut(Seborrhoe oleosa, lat.: oleosa = fettig) von derfettig-feuchtigkeitsarmen Haut (Seborrhoesicca, lat.: sicca =t rocken). Eine fettige Haut istzwar in den meisten Fällen auch feucht, kannaber beispielsweise durch äußere Umstände,z. B. klimatische Bedingungen, Stress oder fal-sche Pflegegewohnheiten, in einen feuchtig-keitsarmen Zustand versetzt werden. Ein Haupt-problem bei der Seborrhoe sicca ist die Parake-ratose, eine Verhornungsstörung, bei dernatürliche Feuchthaltefaktoren der Haut verlo-ren gehen.

Die Hauptursache für fettige Haut ist einegesteigerte Talgproduktion (Seborrhoe). Dervermehrte Talg wirkt sich günstig auf den Hyd-rolipidfilm aus, so dass fettige, insbesondere fet-tig-feuchte Haut, sehr widerstandsfähig ist.Dennoch wird die übermäßige Talgproduktionvon den Betroffenen wegen des Fettglanzes derHaut und der Anfälligkeit für Unreinheiten alsstörend empfunden (○Abb. 9.2).

Merkmale fettiger Haut󠀂 Großporig,󠀂 glänzend (bei fettig-feuchter Haut),󠀂 matt, schuppig (bei fettig-feuchtigkeitsarmer

Haut),󠀂 widerstandsfähig,󠀂 fahl, geringe Transparenz,󠀂 anfällig für Unreinheiten.

9.1.3 Trockene (lipidarme) HautTrockene Haut (Sebostase, ○Abb. 9.3) tritt vor-wiegend in jungen Jahren und im höheren Alterauf. Die Betroffenen empfinden diesen Hautzu-stand als unangenehm und klagen über Span-nungsgefühle und erhöhte Hautempfindlichkeit.Trockene Haut ist rau, schuppig und zeigt feineEinrisse.

Auch Diabetiker haben häufig trockene Haut.Durch den erhöhten Blutzucker haben Sie ver-mehrt Ablagerungen in Blutgefäßen und anNerven. Dadurch haben sie häufig Empfin-dungsstörungen und eine verminderte Schweiß-und Talgdrüsenaktivität. Dadurch dass die Hautbei Diabetikern weniger durchblutet wird, hei-len Wunden schlecht ab. Besonders betroffen istdie Haut an Beinen und Füßen. Eine typischeErkrankung ist z. B. der diabetische Fuß. 4 von 5Diabetikern sollen Hautprobleme haben. DieHaut von Diabetikern ist häufig rot, schuppigund neigt zu Juckreiz. Auch Ekzeme oder Ver-hornungen treten vermehrt auf.

Bei trocken-lipidarmer Haut ist der Hydroli-pidmantel durch eine verminderte Talg- undSchweißproduktion gestört. Trockene (lipi-darme) Haut ist fettarm und gerät leicht in denZustand feuchtigkeitsarmer Haut. Dann stehennicht mehr ausreichend NMF (natural moisturi-

○ Abb. 9.2 Gegen den Glanz einer fettig-feuchtenHaut hilft eine lipidarme Pflegecreme. La RochePosay

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9.2 Hautzustände 175

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zing factors) zur Verfügung, so dass das Wasser-bindevermögen der Haut herabgesetzt ist.

Merkmale trockener (lipidarmer) Haut󠀂 Rau,󠀂 feinporig,󠀂 schuppig,󠀂 Spannungsgefühl,󠀂 dünne Haut,󠀂 feine Einrisse.

9.1.4 MischhautBei der Mischhaut wechseln fettige Hautstellenmit trockenen Stellen. In der mittleren Zone, dersogenannten T-Zone (Stirn, Nase, Kinn) ist dieHaut fettig und großporig und neigt zu Unrein-heiten. An den Wangen ist die Haut hingegentrocken und spröde, und es treten manchmalerweiterte Äderchen (Couperose) auf.

Merkmale der MischhautIm Bereich der T-Zone (Stirn, Nase, Kinn):

󠀂 fettig,󠀂 glänzend,󠀂 großporig,󠀂 fahl, geringe Transparenz,󠀂 Mitesser, Unreinheiten.

Im Bereich der Seiten:

󠀂 rau,󠀂 trocken,󠀂 feinporig,󠀂 dünne Haut,󠀂 Schüppchen,󠀂 feine Einrisse,󠀂 Spannungsgefühl.

9.2 Hautzustände

9.2.1 Feuchtigkeitsarme HautBei feuchtigkeitsarmer Haut liegt eine Störungdes Hydrolipidfilms vor. Dies kann einerseitsdurch externe Einflüsse wie falsche Reinigungs-gewohnheiten, klimatisierte Räume und tro-ckene Heizungsluft entstehen oder andererseits

durch interne Faktoren wie Krankheit undStress. Auch bei übermäßigem Kontakt mitWasser gerät der Hydrolipidfilm und damit derWasserhaushalt der Haut aus dem Gleichge-wicht. Dabei werden der Haut natürlicheFeuchthaltesubstanzen (NMF) wie Harnstoff,Allantoin, Aminosäuren und Lactate entzogen.In Zusammenhang mit feuchtigkeitsarmer Hautwurden in den letzten Jahren Aquaporineerforscht. Aquaporine sind zelluläre Wasserka-näle, die einen schnellen und selektiven Trans-port von Wasser durch Zellmembranen ermög-lichen. Bei Aquaporinen handelt es sich umintegrale Membranproteine. Einige Aquaporinekönnen an Stelle von Wasser auch spezifischGlycerol oder Harnstoff durch Membranenschleusen. Je mehr Wasserkanäle die Zellmemb-ranen aufweisen, desto mehr Feuchtigkeit kannverteilt werden. Bestimmte Moleküle wie Gluco-Glycerol scheinen Aquaporin-3-Kanäle zu sti-

○ Abb. 9.3 Trockene Haut. Medienbüro IreneScharditz

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9 Hauttyp erkennen176

mulieren, so dass positive Effekte bei trockenerHaut erreicht werden. Der Feuchtigkeitsgehaltder Haut wird verbessert und die Barrierefunk-tion der Epidermis wird gestärkt. Bei der Sebor-rhoe sicca (▸Kap. 9.1.2) ist die Haut fettig undhat einen Feuchtigkeitsmangel, der durch eineVerhornungsstörung, eine sogenannte Parake-ratose, begünstigt wird.

Merkmale feuchtigkeitsarmer Haut󠀂 Wassermangel,󠀂 Spannungsgefühl,󠀂 Verlust an Spannkraft,󠀂 verringerte Widerstandskraft,󠀂 fest sitzende, schwer entfernbare Komedonen

(insbesondere bei Seborrhoe sicca).

9.2.2 Unreine HautAuf fettiger Haut bilden sich durch vermehrteTalgproduktion und Hyperkeratose besondersschnell Unreinheiten. Wenn Follikel verstopfen,wird auch von Mitessern oder Komedonen (lat.:comedo = Vielfraß) gesprochen. Es wird unter-schieden in weiße (geschlossene) und schwarze(offene) Mitesser. Beide bilden sich aus einemPfropf aus Talg und Hornabschilferungen,wobei zum Abtransport des Talgs zu wenigHauttalgemulgatoren zur Verfügung stehen.Beim offenen Mitesser befindet sich der Pfropfan den erweiterten Öffnungen der Talgausfüh-rungsgänge, wobei sich in Kontakt mit Sauer-stoff und Schmutz schwarze Anlagerungen bil-den. Beim geschlossenen Mitesser hingegensind die Talgsausführungsgänge in der Tiefeverstopft, und es werden weiße Talgknötchenunter der Haut sichtbar.

Durch die starke Vermehrung von Bakterien(z. B. Propionibacterium acnes) in den Komedo-nen kann es zu Entzündungserscheinungen unddamit zu Hautrötungen im umliegendenGewebe kommen. Besonders häufig entstehenPapeln (Knötchen), Nodi (Knoten) und Pusteln(Bläschen).

Merkmale unreiner Haut󠀂 Meistens Fettglanz,󠀂 schwarze und weiße Mitesser,

󠀂 Talgretentionszysten,󠀂 Hautrötungen,󠀂 Papeln, Nodi und Pusteln,󠀂 große Poren.

9.2.3 Empfindliche HautEmpfindliche Haut ist immer weiter auf demVormarsch. Umweltschadstoffe nehmen zu,Luftverschmutzung wie Autoabgase und Smogsind keine Seltenheit mehr. Die Menschen ver-bringen zunehmend Zeit vor dem Computer,setzen ihre Haut Bildschirmstrahlung undkünstlichem Licht aus und sitzen in klimatisier-ten oder schlecht belüfteten Räumen. Bei kei-nem anderen Hautzustand spielt der individu-elle Lebensstil eine so große Rolle wie bei emp-findlicher Haut. Regelmäßiger Alkoholkonsumund Rauchen machen die Haut ebenfalls emp-findlich. Alkohol entzieht dem Körper (durchHemmung des antidiuretischen Hormons)mehr Wasser als es zuführt, und Nicotin ver-mindert die Hautdurchblutung. Zudem fördernStress und falscher MedikamentenkonsumHautirritationen. Empfindliche Haut ist anfälliggegenüber chemischen und physikalischen Rei-zen, neigt zu Fett- und Feuchtigkeitsmangel undentwickelt häufig Ekzeme und Hautentzündun-gen. Einerseits ist die Haut reizempfindlicher alsim Normalzustand, andererseits zeigt sie überdas normale Maß hinausgehende Reizbeant-wortung.

Auch das Hautbild der Seborrhoe sicca kannempfindlicher Haut zugeordnet werden(▸Kap. 9.1.2).

Wenn die Haut gerötet ist, zahlreiche erwei-terte Äderchen vorhanden sind und eine diffuseRötung des Nasenbereichs besteht, liegt eineCouperose vor. Ursachen liegen z. B. im hormo-nellen und psychischen Bereich, sie gehen häu-fig mit veränderten Magensäurewerten undeiner schwächeren Leber- und Bauchspeichel-drüsenaktivität einher, auch Erfrierungen füh-ren zu Couperose. Auch bei der Rosacea ist dieHaut gerötet, es bilden sich Teleangiektasien(erweiterte Äderchen), kleinere Schuppen, Pus-teln und Papeln. Die Haut ist entzündet und

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empfindlich. Rosacea sollte dermatologisch undkosmetisch behandelt werden.

Merkmale empfindlicher Haut󠀂 Irritationen,󠀂 Juckreiz,󠀂 Hautbrennen,󠀂 Spannungsgefühle,󠀂 häufig Feuchtigkeitsmangel, seltener Fett-

mangel,󠀂 Rötungen,󠀂 Erweiterung der Äderchen (insbesondere bei

Couperose).

9.2.4 AltershautIm Alter baut die Haut wichtige Bestandteile wiez. B. elastische Fasern ab. Typische Altershaut istrunzlig und faltig. Neben feinen Fältchen, z. B.im Augenbereich, entstehen tiefere Falten, z. B.in der Nasolabialgegend (○Abb. 9.4). Im Rah-men der Atrophie wird die Haut im Alter dün-ner, die Oberhaut verkleinert sich, das Unter-hautfettgewebe und das Bindegewebe bildensich zurück. Eine Abnahme von Elastin undKollagen führt zu einem Elastizitätsverlust undeiner Atonie, die vor allem durch Umweltbelas-tungen wie UV-Strahlen (aggressive freie Radi-kale) gefördert werden. Häufig entstehendadurch auch störende Altersflecken.

Der Wasserverlust der Altershaut ist höherals ihr Wasserangebot. Da sich mit zunehmen-den Jahren die Hautoberfläche durch Falten ver-größert, vermehrt sich die Wasserverdunstung.Weiterhin wird das Wasserangebot verringert,da sich die Kontaktfläche von Oberhaut undDermis verkleinert. Zudem verhärtet sich dieOberhaut. Der Hydrolipidmantel ist nicht mehrvollständig intakt. Da Talg und Schweiß ingeringerem Maße als in jungen Jahren produ-ziert werden, fehlen dem Hydrolipidfilm nicht

nur Wasser und wichtige Bestandteile der NMF(Fettsäuren, Anionen, Kationen, Harnstoff,organische Säuren), sondern auch Lipide.Altershaut ist daher häufig fett- und feuchtig-keitsarm.

Da nur der vollständige Hydrolipidfilm einewichtige Schutzbarriere der Haut ist, reagiertAltershaut empfindlich auf chemische und phy-sikalische Reize.

Merkmale der Altershaut󠀂 Falten, Runzeln,󠀂 Trockenheit,󠀂 erhöhte Empfindlichkeit,󠀂 Mitesser,󠀂 Fett- und Feuchtigkeitsarmut.

○ Abb. 9.4 Reife Haut. Kaspar Müller-Bringmann

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12 Typgerechtes Make-up198

12 Typgerechtes Make-upXenia Petsitis

12.1 Frauentyp

Der persönliche Stil einer Frau wird in ersterLinie durch ihr äußeres Erscheinungsbildgeprägt. Ihr Auftreten, ihre Frisur und ihre Klei-dung verraten dabei schon sehr viel. Der ersteEindruck dient als Anhaltspunkt und gleichzei-tig als Einstieg für individuelle Produkt- undFarbempfehlungen. Eine Frau, die bereits beider Auswahl ihrer Garderobe Wert auf ein har-monisches Ganzes legt, wird dies auch bei ihrenKosmetikartikeln tun. Die beruflich eingebun-denen, dynamisch oder sportlich wirkendenFrauen bevorzugen meist praktische undunkomplizierte Produkte, die leicht anzuwen-den sind, eine gute Haftfestigkeit haben undnicht verwischen. Eine vielbeschäftigte Frau undMutter beschränkt sich vielleicht nur auf einenLippenstift während Teens und Twens nochexperimentierfreudig sind und gern das eineoder andere Produkt ausprobieren. Frauen, diesich dezent und zurückhaltend kleiden, bevor-zugen auch häufig die eher unauffälligen Kos-metikfarben. Wichtig bei Produktempfehlungenist auch, den Erfahrungsschatz der Kundin miteinzubeziehen. Ist sie bereits geschminkt, kön-nen einige Erfahrung im Umgang mit Farbkos-metika vorausgesetzt werden. Das hat den Vor-teil, dass sie dann auch recht präzise formulierenkann, worauf sie besonderen Wert legt. Zuvor istes sinnvoll, sich ein genaues Bild über die Wün-sche und Vorstellungen der Kundin zu machen:

󠀂 Hat sie bereits Erfahrung im Umgang mitdekorativer Kosmetik und wenn ja, worauflegt sie am meisten Wert?

󠀂 Welcher Hauttyp liegt vor?󠀂 Sucht sie nach einer bestimmten Farbe, oder

einem Produkt mit einer bestimmten Aus-richtung/Wirkung?

󠀂 Soll das Produkt reise- oder sporttauglichsein?

󠀂 Legt sie Wert auf besondere Verträglichkeit,liegen Allergien vor?

󠀂 Hat sie möglicherweise schon negative Erfah-rungen gemacht? Wenn ja, welche sind das?

Sehr probierfreudige Kundinnen kaufen sichauch gerne einfach so eine modische Lippen-stift- oder Lidschattenfarbe, ohne dass sie aus-giebige Beratung wünschen bzw. benötigen.Frauen, die im Umgang mit dekorativer Kosme-tik weniger erfahren sind, nehmen Empfehlun-gen und Tipps, die nachfolgend näher beschrie-ben werden, meist gern entgegen.

12.2 Schminkutensilien

Für ein gelungenes Make-up ist keine umfang-reiche Utensilienausstattung notwendig. Profi-Visagisten empfehlen zwar gern eine Reihediverser Applikatoren, wie z. B. Latexschwämm-chen zum Auftragen der Teintgrundierung,langstielige Pinsel und/oder Schwämmchen für

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Lippenstift bzw. Lidschatten, flauschige Quastenfür losen Puder und große Pinsel für Puder-Rouge (○Abb. 12.1). Im Normalfall sollte jedochjedem Produkt, sofern erforderlich, der pas-sende Applikator beigefügt sein. Er ist auf dieFormulierung abgestimmt und sorgt für denoptimalen Auftrag. Der ersatzweise Auftrag miteinem anderen Applikator kann mitunterschlechter oder besser sein als mit dem Original,eine grundsätzliche Empfehlung lässt sich andieser Stelle nicht aussprechen. Es gibt unzähligeverschiedene Materialien, die äußerlich zwargleich aussehen, doch beim Schminken ganzandere Anwendungseigenschaften aufweisen.Lidschatten, die zur Nass- und Trockenapplika-tion bestimmt sind und mit einem Schwämm-chenapplikator ausgestattet sind, könnten miteinem anderen Schwämmchenmaterial im Ext-remfall zu einem schmierigen oder sehr inho-mogenen Auftrag führen.

Wird häufig Puder verwendet, ist dieAnschaffung eines großen Puderpinsels für dasGesicht und die eines mittelgroßen für den Auf-trag von Puder-Rouge empfehlenswert. Die bei-gefügten Pinsel sind meist viel zu klein und kön-nen leicht zu einem streifigen Auftrag führen.Besonders praktisch, auch für unterwegs, sindPinsel, die sich in einer Hülse befinden und wieein Lippenstift heraus- und wieder hineinge-dreht werden können. Sie sind platzsparend undstauben ihre Umgebung nicht ein.

Einfache Basisausstattung󠀂 Großer Puderpinsel zum Auftragen von losem

oder gepressten Puder,󠀂 Mittelgroßer Puderpinsel für Puder-Rouge,󠀂 Minikamm zur Separierung von mit Mascara ver-

klebten Wimpern und/oder zum Kämmen derAugenbrauen,

󠀂 Bei Bedarf: Schwämmchen zum Auftragen vonCompact-Foundation,

󠀂 Wattestäbchen zum Korrigieren,󠀂 Trockene Kosmetiktücher zum Abtupfen über-

schüssiger Foundation oder Lippenstift.

Ein Minikamm kann zur Informbringung undSeparation der Wimpern beim Mascaraauftraggute Dienste leisten und eignet sich auch gleich-zeitig zum Bändigen der Augenbrauen. Als uni-verselle Hilfsmittel eignen sich Wattestäbchenund trockene Kosmetiktücher zum Korrigierenoder Abtupfen.

Zu beachten ist generell, dass alle Utensilienauch regelmäßig gereinigt werden müssen, ins-besondere wenn sie Kontakt zu Feuchtigkeithaben. Schwämmchen für das Make-up solltennach dem Auftrag durchtrocknen, also offengelagert werden – regelmäßiges Waschen vor-ausgesetzt.

12.3 Qual der Wahl

Die einzelnen Kosmetiklinien richten sich durchihr Farbsortiment, ihre Aufmachung und ihrPreisniveau jeweils an einen speziellen Kunden-kreis. „Junge“ Marken sind in vielen Kaufhäu-sern, Supermärkten und Drogerieketten zuhaben und teilweise auch dort, wo Teens undTwens häufig anzutreffen, wie z. B. in Beklei-dungsgeschäften. Diese Kosmetikprodukte sindrecht preisgünstig zu haben und bieten neben

○ Abb. 12.1 Kosmetisches Arbeitsmaterial: EinePuderquaste aus Samtvelours (links im Bild),Schminkschwämmchen aus Silikonkautschuk inunterschiedlichen Dicken und ein Lidschatten-Applikator mit langem Stiel.

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12 Typgerechtes Make-up200

den Basisfarben optisch reizvolle Eyecatcher.Der mittlere Preisbereich wird in Drogerien,z. T. auch in großen Supermarktketten undKaufhäusern angeboten und ist hinsichtlich derProduktauswahl etwas konventioneller ausge-richtet, um für Frauen jeder Altersklasse attrak-tiv zu sein. Dekorative Apothekenkosmetikrichtet sich in erster Linie an Frauen, die beson-ders verträglich bzw. allergiegeprüfte Produktesuchen.

Das Hochpreissegment findet sich nur in gutsortierten Drogerien, Parfümerien und Parfü-merieabteilungen großer Kaufhäuser. Daruntergibt es einige Marken, die sich als Trendsettereinen Namen gemacht haben und die es sicherlauben können, extravagante Farben undArtikel in luxuriöser Verpackung anzubieten.

Kennzeichnend für die dekorativen Kosme-tiklinien aus der Apotheke ist die vergleichs-weise gut überschaubare Range an Make-up-Produkten. Die Vielfalt an Farbvarianten istetwas begrenzter als bei Marken, die ihre Palettein kurzen Zeitabständen auf jeden aktuellenModetrend ausrichten und regelmäßig Innova-tionen offerieren. Die Apothekenkosmetik istmehrheitlich auf die Basisprodukte ausgerichtet,berücksichtigt dafür den Pflegeaspekt und diebesondere Verträglichkeit stärker als anderehandelsübliche Marken. Hier steht die Beratungim Vordergrund, die auch fachkundig überInhaltsstoffe und ihre Wirkung Auskunft gibt.

Um ein Produkt gezielt auswählen zu kön-nen, ist es notwendig, sich direkt auf der Hautein Bild von der Beschaffenheit der betreffendenFormulierung zu machen. Das geschieht ambesten mit Hilfe der Testmuster, die es für jedesProdukt und jede Farbe gibt. Bei Cremes wirdein kleiner Klecks auf den Handrücken oder deninneren Unterarm gegeben und mit den Fingernverstrichen. Werden mehrere Produkte neben-einander aufgetragen, sind Texturunterschiedebesser zu erkennen. Puder werden anders als beider späteren Anwendung ohne Applikator zumTesten angeboten. Die Puderoberfläche wirdeinfach mit der Fingerspitze gut angerieben undmit leicht kreisenden Bewegungen auf die Hautaufgetragen. Lippenstifte werden direkt auf den

Handrücken appliziert, indem der Stift zwei- bisdreimal hin und her bewegt wird.

VorgehenBeurteilung der Konsistenz: Ist sie angenehm –nicht zu weich, hart, spröde oder zäh?

Verteilbarkeit: Wie leicht gleitend odergeschmeidig ist das Produkt; bleibt der Filmlange offen oder zieht das Produkt zu schnellein?

Deckvermögen: Gefällt das Produkt in seinemDeckvermögen, ist es zu stark deckend oder zugering?

Optische Wirkung: Wie wirkt das Produkt aufder Haut, ist es matt, stumpf oder ölglänzend?Ist ein Perlglanz vorhanden, ist er zu stark oderschwach? Wie wirkt der Farbton auf der Haut?Bei wasserhaltigen Formulierungen, wie z. B.Emulsions-Foundations ist es auch wichtig, denAuftrag etwas antrocknen zu lassen. Der Far-beindruck kann sich dadurch noch einmaländern.

Eigengeruch: Ist der Duft angenehm, oderriecht das Produkt evtl. unangenehm, überpar-fümiert oder sogar muffig?

Lichtverhältnisse beachten: Besonders einigeRottöne können im Neonlicht, gelblichen Glüh-lampenlicht oder in direkter Sonne extremunterschiedlich wirken. Am besten werden zweioder drei in Frage kommende Farben auf demHandrücken nebeneinander aufgetragen undam Tageslicht die Farbwirkung noch einmalkontrolliert.

Hauttyp-Empfehlung: Der Hauttyp sollte beider Auswahl beachtet werden. Sehr fetthaltigeProdukte sind für sehr fettige Haut nicht so gutgeeignet, wie z. B. Creme-Rouge, Compact-Foundation, Lipgloss.

Passender Farbton: Hautfarbene Produkte, wieGesichtspuder oder Foundation müssten zumFarbvergleich idealerweise dort aufgetragenwerden, wo sie zur Anwendung kommen, d. h.im Gesicht. Doch in Verkaufsräumen ist das

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12.4 Aspekte der Farbauswahl 201

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eine wenig praktikable Methode. Alternativkann etwas Masse auf den Handrücken gestri-chen werden, da Hände und Gesicht meist den-selben Bräunungsgrad aufweisen. Der Testauf-strich im Innenbereich des Unterarms ist weni-ger empfehlenswert, wenn die Haut dortdeutlich blasser ist.

Harmonie der neuen Farbe mit den bereits vor-handenen Make-up-Produkten: Warme bzw.kalte Farbtöne harmonieren untereinander ambesten.

12.4 Aspekte der Farbauswahl

Nicht nur die Kleidung, auch die Wirkung vonAugen, Mund und dem Gesicht als Ganzes ent-scheiden darüber, wie man bei seinem Gegen-über ankommt. Ein gelungenes Make-up verän-dert auch die persönliche Ausstrahlung und istvergleichbar mit einer individuell gestaltetenVisitenkarte. Was jedoch gut aussieht hängtnicht allein von eigenen Vorlieben und geradevorherrschenden Modetrends ab. Für ein typge-rechtes Make-up sollten die folgenden Faktorenberücksichtigt werden:

󠀂 Die Auswahl der Farben (z. B. kräftige,leuchtende oder dezente Töne),

󠀂 die Farbharmonie (Make-up-Farben unterei-nander und passend zur jeweiligen Garde-robe),

󠀂 den Anlass (das Abend-Make-up darf kräfti-ger ausfallen als das Tages-Make-up),

󠀂 die Gesichtsform und Gesichtszüge,󠀂 das Alter.

Ein passend abgestimmtes Make-up hebt Vor-züge positiv hervor und kaschiert Unliebsamesauf dezente Weise (○Abb. 12.2). Es sollte wedermaskenhaft noch überschminkt wirken. Ineinem Beratungsgespräch lässt sich natürlichkeine umfassende Farb- und Stilberatung durch-führen, doch es gibt auch allgemeingültigeGrundsätze, die es zu beachten lohnt.

Alle hautfarbenen Produkte, wie Abdeck-stifte, Foundation oder Gesichtspuder sind von

der Farbauswahl her modeunabhängig, dennhier ist der Unterton der Haut entscheidend.Eine getönte Tagescreme oder eine Grundie-rung muss jedoch nicht nur von der Helligkeither zum Teint passen, vor allem sollte sie auf denrosigen oder gelblichen Unterton der Haut abge-stimmt sein. Es ist sehr wichtig, die entspre-chende Farbrichtung bei der Auswahl zuberücksichtigen, ansonsten wirkt das Make-upaufgesetzt und unnatürlich.

Am schwierigsten ist der Hautton zu ermit-teln, wenn das Gesicht farblich unregelmäßigeZonen aufweist. Der Teint wirkt z. B. durch roteÄderchen (Couperose) im Wangenbereich aufden ersten Blick rötlicher, ebenso wie empfindli-che Haut im Wangen- und Nasenbereich ofteinen rötlicheren Ton hat. Für den Farbabgleichist daher der Produktauftrag auf dem Handrü-cken nicht nur praktisch, sondern auch sinnvoll,weil die Haut dort in der Regel weniger Rötun-gen aufweist.

○ Abb. 12.2 Abgestimmte Make-up-Farben: Dergräulich-rauchige Eyeshadow betont die Augen,ohne aufdringlich zu wirken, die klare Lippenfarbeharmoniert perfekt mit der Kleidung. Beautypress

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Auch für farbstarke Lippenstifte, Nagellacke,Eyeliner und Lidschatten ist der Basiston derHaut wichtig. Bei Auswahl einer Lippenstiftfarbegibt es sogar noch einen Aspekt, der allgemeinrecht wenig Beachtung findet und nur seltendirekt angesprochen wird: Es ist die Farbe derZähne. Bei schönen weißen Zähnen spielt dieLippenstiftfarbe keine Rolle, tendiert die Zahn-farbe jedoch sehr ins gelbliche, so sollte manblaustichige Pink-, Mauve- oder Violetttönemeiden. Der Kontrast zwischen dem warmenGelbton und der kalten Lippenfarbe wird betontund die Zahnfarbe optisch hervorgehoben.

Ob aktuelle Modetrends z. B. die Lippenfar-ben jedoch glossig glänzend oder dezent mattvorschreiben, mehr bräunliche, violette oderpastellige Töne propagieren sollte bei der indivi-duellen Farbauswahl eine untergeordnete Rollespielen. Viel wichtiger ist es, die wirklich zumTyp passenden Nuancen herauszufinden(○Abb. 12.3).

Rosiger Teint: Zu diesem Typ passen kalte Far-ben z. B. in Richtung Rosa, Violett, bläulichesRot oder Mint sowie rauchig-graue oder silbrigeTöne.

Gelblicher Teint: Der überwiegende Teil derFrauen gehört diesem Farbtyp an. Passend sindalle warmen Farben mit einem Gelbanteil. Dazuzählen z. B. Töne in Richtung Orange, Gold,Kupfer, ein gelbliches Rot oder rötlich-gelbeBrauntöne.

Olivfarbener Teint: Auch hier erscheinenwarme Farben in Braun, Bronze oder in RichungOlivgrün passend, aber auch kräftigere karmin-rote oder orange Töne können interessanteAkzente setzen. Dabei gilt, je dunkler die Haut-farbe, desto stärker darf die Farbintensität unddas Deckvermögen sein.

Erfrischend klare Farben können interessanteAkzente setzten, springen optisch jedoch sofortins Auge. Für ein weniger auffälliges Make-up

○ Abb. 12.3 Kosmetikfarben lassen sich bestimmten Farbgruppen zuordnen

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empfehlen sich Beige, leicht bräunliche undrosige Farbnuancen. Frauen mit blasserGesichtshaut sollten sehr dunkle oder starkeFarben wie z. B. Bordeaux, Azurblau oder Pinksparsam dosieren oder ganz auf sie verzichtenund sanfteren Tönen den Vorzug geben. DerFarbkontrast zur hellen Haut ist sonst zu stark.

TippSchmutzige bzw. gedeckte Töne wirken immerdezenter und unauffälliger als beispielsweise klare,leuchtende Farben.Sehr dunkle Farben fallen optisch stärker insGewicht und erfordern nicht nur mehr Präzisionbeim Auftrag, sie wirken mitunter auch recht hartund aufgesetzt.

Das Schminken sollte auch möglichst bei natür-lichem Tageslicht stattfinden, da künstlicheBeleuchtung scheinbar die Farbe schluckt undso die Gefahr besteht, unabsichtlich zu viel auf-zutragen. Auch beim Schminken gilt, dass weni-ger auch mehr sein kann.

12.5 Gesichtsformen

Auffälliges Merkmal eines Gesichts ist seineäußere Kontur. Da die Frisur auch einen gewis-sen Einfluss auf die Gesichtsform hat, lässt siesich am leichtesten zuordnen, wenn die Haarenass sind und glatt zurückgekämmt werden, sodass sie eng am Kopf anliegen (○Abb. 12.4). Eineleicht längliche, ovale Gesichtsform wird alsideal angesehen, sie erfordert keine besondere

○ Abb. 12.4 Die häufigsten Gesichtsformen

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Korrekturmaßnahme. Die Kontur kann aberauch ausgeprägt viereckig, rund, herzförmigoder dreieckig sein. Durch die richtige Schmink-technik und eine passende Frisur lassen sichsehr markante Gesichtszüge optisch etwasabmildern.

Das gesamte Make-up kann durch diegeschickte Platzierung dunklerer und hellererFarbtöne die Proportionen etwas zurechtrückenund das Gesicht in Richtung Idealform ausglei-chen (○Abb. 12.5). Dabei gilt:

󠀂 Dunkel kaschiert, tritt optisch zurück, hellbetont und hebt hervor.

󠀂 Senkrechte und diagonale Linien strecken dieGesichtsform, waagerechte verbreitern.

Breite oder zu dominante Partien werden ein-fach mit einer etwas dunkleren Grundierung

versehen und sorgfältig (übergangslos) verstri-chen. Auch mit Rouge und hellem und dunkle-rem Gesichtspuder lassen sich unsichtbar leichteoptische Korrekturen vornehmen. Das Schattie-ren mit Foundation oder Gesichtspuder erfor-dert nur ein wenig Übung.

12.6 Tages-Make-up

Die Grundierung ist ein Muss, wenn es um gutesAussehen geht. Die Gesichtshaut verrät viel übereine Person, ihre momentane Befindlichkeit, ihrAlter und sogar eventuelle Krankheiten. Mitzunehmendem Alter wird sie transparenter, hierund da kommt ein Pigmentfleck dazu, Sommer-sprossen, rote Äderchen oder grobporige Zonenbestimmen das Erscheinungsbild. Eine Person

○ Abb. 12.5 Schminktipps für die verschiedenen Gesichtsformen

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erscheint immer dann besonders gesund undfrisch, wenn sie eine an allen Stellen gleichmä-ßige Gesichtsfarbe hat. Bei von Natur aus sehrebenmäßiger Haut reicht auch eine getönteTagescreme, ansonsten sind Formulierungenmit mittlerem Deckvermögen geeignet. Die ein-fache Basisausstattung umfasst:

󠀂 Foundation oder getönte Tagescreme,󠀂 je nach Hautbeschaffenheit: evtl. ein Abdeck-

produkt und/oder Gesichtspuder,󠀂 Mascara,󠀂 Eyeliner,󠀂 Lippenstift.

Ein Abdeckprodukt kann z. B. bei dunklenAugenringen oder stark sichtbaren roten Äder-chen die richtige Empfehlung sein. Es wird dannvor oder nach der Grundierung aufgetragen undleicht eingeklopft. Die Haut rund um die Augen-partie ist sehr dünn und kann so transparentsein, dass rötliche oder bläuliche Äderchendeutlich zum Vorschein kommen. Im Augenau-ßen- und -innenwinkel (zur Nase hin) kann einTupfer eines aufhellenden Concealers dieAugenpartie auffrischen. Die Masse wird sanftleicht eingeklopft und sanft verstrichen.

Bei fettiger oder Mischhaut ist ein Gesichts-puder (lose oder gepresst) eine passende Ergän-zung, jedoch kein unbedingtes Muss. Um natür-lich gut auszusehen, eignet sich Mascara inBraun oder Grau für hellere Haartypen, inSchwarz für die dunkleren. Getuschte Wimpernöffnen die Augen und lassen die Augen größerund wacher erscheinen. Sie tragen außerdemvorteilhaft und unaufdringlich zur Konturie-rung der Gesichtszüge bei. Eine dezente Lippen-stiftfarbe rundet das Basis-Make-up perfekt ab.

Ein effektvolles und doch natürlich wirken-des Make-up beinhaltet eher schmutzig wir-kende, matte Farbnuancen. Dunkle rauchig undgedeckt wirkende Farben können sehr interes-sante und unaufdringliche Akzente setzten. Aufintensive blaue oder grüne Lidschatten oderkräftige klare Lippenfarben sollte nur dannzurückgegriffen werden, wenn es auch zumAnlass und zur Garderobe passt.

Die Betonung der Augen lässt sich schlicht,z. B. nur mit etwas Wimperntusche, oder auf-wendig gestalten. Dunkle Bereiche rund um dasAuge wirken müde und abgespannt. Abhilfeschafft hier z. B. ein hellbeiger Lidschattenpuderoder zarte Pastelltöne in Rosé oder Vanille.Diese Farben dienen auf dem gesamten Augen-lid als Untergrund für dunklere Lidschattenfar-ben und wirken im Innenbereich des Lids auf-hellend und frisch. Zum Modellieren derAugenpartie reicht ein zweiter dezenter, etwasdunklerer Ton mit bräunlichem Touch, der aufdem Jochbogen halbkreisförmig aufgetragenwird. Der dunklere Jochbogen lässt das Augetiefer erscheinen und betont die Augenpartiedadurch sehr vorteilhaft. Häufig werden Lid-schatten bereits als Duos mit jeweils einer helle-ren und einer dunkleren Nuance angeboten.Auch kräftige Farben in Anthrazit-, Blau-,Grün- oder Lilaschattierungen wirken interes-sant, wenn sie gut dosiert und platziert sind,zum Beispiel als kräftige Linie direkt am oberenoder unteren Wimpernkranz.

Eyeliner wird direkt über oder unterhalb desoberen bzw. unteren Wimpernkranzes aufgetra-gen. Mit ihm werden auffälligere Akzentegesetzt, das Auge erhält mehr Kontur und seineForm wird optisch hervorgehoben.

Ein Lippenstift in einem kräftigeren Ton alsdie Lippenfarbe, evtl. in bräunlicher oder rosé-farbener Ausrichtung oder einem bronzenenUnterton, runden das Ganze harmonisch ab.

12.6.1 Akzente setzenFür ein ausdrucksvolles Tages-Make-up solltenur ein Schwerpunkt gesetzt werden, anstattAugenlider und Lippen gleichzeitig in kräftigenTönen zu schminken, getreu dem Motto weni-ger ist mehr. Als kräftige oder ausdrucksstarkeFarben gelten nicht nur dunklere Nuancen, son-dern auch klare Töne in Richtung Rot, Blau,Grün, Orange, Lila usw. Das Abend-Make-upkann in farblicher Hinsicht immer etwas gewag-ter ausfallen, schummriges Licht verschlucktohnehin ein Großteil der Farben.


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